(Digital) Revolution: Ein Museum, das immer da ist, wo du bist.

Für manche Dinge kommt man einfach zu spät.

Diese Weisheit gilt auch für spannende Ausstellungen, für die man sich versehentlich außerhalb des als relevant angesehenen Radius‘ der Öffentlichkeitsarbeit befand- vielleicht aufgrund geografischer Entfernung. Und deshalb erst von ihnen hört, wenn sämtliche Objekte schon wieder ihres thematischen Kontextes beraubt in thermostabilen Depots einlagern.

Zum Beispiel hier, heute morgen aus dem Internet gefischt: „Digital Revolution“. Klingt spannend, ich wäre gerne dabei gewesen. Leider ist die Ausstellung seit September beendet.

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Welcome to Digital Revolution from Barbican Centre on Vimeo.

Ich finde ja -im Dienste der Relevanzsicherung durch Sichtbarkeit: Jeder Besucher ist ein guter Besucher. Das ist aber aktuell, so glaube ich, noch eine exaltierte Einzelmeinung, die im kulturpolitischen Mainstream vielleicht erst richtig ankommt, wenn dramatischere Verteilungskämpfe um Finanzierung des Guten, Wahren, Schönen ausbrechen.

Auf die Gefahr hin abzuschweifen: Wer schlau ist und Kunst etc. zeigt, der sollte im Dezember hier sein:  Auf der „Zugang gestalten“. Das ist aber erstmal nur die Anbieterseite.

Was tun nun also als „Late Adopter“ im Besucherbiz?

Archäologisch gewandt kann man entweder konservierte Werkschauen in 21 kg Coffeetable-Wälzern aus dem Museumsshop oder der favorisierten Buchhandlung nach Hause tragen, sie stapeln und nie wieder ansehen. Nach Spuren der Existenz in Rezensionsform in Zeitungsarchiven forschen bis die Augen müde sind, dann hat man aber immer noch kein einziges Kunstwerk gesehen.

Oder: Findige Kuratoren machten sich um die Geburt und Aufzucht eines hybriden Zwillings der gezeigten Kunst verdient. Denn in der Informationsgesellschaft ist es auch so: Was man online nicht findet, das existiert nicht.

Für das netzpolitik.org-Umfeld gilt: Been there, done that. Deswegen hat die Digitale Gesellschaft z.B. schon vor einiger Zeit ein Online-Museum gegründet.

Aus Gründen der Vermeidung einer Text-Bild-Schere, wenn etwas schon „Digital Revolution“ heisst, gibt es zum Glück aber auch auf den Barbican-Seiten einen Explore-Bereich über den es heisst: „Delve deeper into the Digital Revolution with our specially selected highlights from across the World Wide Web“.

Zu sehen sind wunderbare Versatzstücke digitaler Kultur, in denen man sich stundenlang, zumindest aber über die Mittagspause, verlieren kann. Schön aufbereitet und eingeordnet sollte diese Metaausstellung noch von viel mehr Menschen beachtet werden.  Also: Spread the Word!

Bei genügend Outreach finden nämlich meist auch die Herrscher über die Fördertöpfe, dass sich die Investition gelohnt hat. Und dann muss man sich vielleicht künftig noch weniger ärgern, wenn man etwas in der Kulturszene verpasst hat.

PS: Wer diesen Artikel mag: Liest auch gerne die Schriften von Jan und Aleida Aßmann. Gibt es auch online.

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