Gefährden intelligente Stromzähler die Privatsphäre?

Die Washington Post berichtet über eine neue Studie zu Datenschutzbedenken bei der Einführung von intelligenten Stromzählern.

In dem Report wird davor gewarnt, dass die Energieversorger mit der Einführung von „Smart Grids“ umfangreiche Informationen über den Stromverbrauch ihrer Kunden erhalten, weil der Stromverbrauch in kürzeren Abständen gemessen wird:

Even if electricity use is not recorded minute by minute, or at the appliance level, information may be gleaned from ongoing monitoring of electricity consumption such as the approximate number of occupants, when they are present, as well as when they are awake or asleep.

Je kürzer die Messintervalle sind, desto mehr Informationen lassen sich aus den Daten herauslesen. So haben Wissenschaftler bereits das Ladeverhalten verschiedener Geräte aufgezeichnet und dabei erkennbare Unterschiede festgestellt. Diese Graphik zeigt einen typischen Tagesverlauf mit Informationen, die sich aus dem Stromverbrauch ablesen lassen. Die WaPo schreibt:

According to the study, examples of information that utilities and partner companies might be able to glean from more granular power consumption data include whether and how often exercise equipment is used; whether a house has an alarm system and how often it is activated; when occupants usually shower, and how often they wash their clothes.

Other privacy risks could result from the combination of information from two separate users of the smart grid: For example, roaming smart grid devices, such as electric vehicles recharging at a friend’s or acquaintance’s house, could create or reveal additional personal information.

Jules Polonetsky vom Future of Privacy Forum mahnt an, dass – in diesem Fall in Canada – Richtlinien für die Speicherung der durch Smart Grids anfallenden Daten geschaffen werden müssen. „[C]omprehensive and consistent definitions of personally identifiable information do not generally exist in the utility industry“, heißt es dazu in der Studie.

In Deutschland sollen intelligente Stromzähler ab kommendem Jahr zuerst in Neubauten und später graduell flächendeckend eingeführt werden. Auf einer Veranstaltung am vergangenen Mittwoch erklärte der Berliner Datenschutzbeauftragte Dr. Alexander Dix, die neue Technologie biete mehr Transparenz für die Kunden. Zugleich warnte er allerdings vor Problemen beim Datenschutz.

(via)

13 Ergänzungen

  1. hier mein etwas älterer senf dazu.
    ich soll anfang des jahres so’n ding kriegen. mein verhältnis zu meinem vermieter ist daher zur zeit etwas, hm, angespannt. bei mir geht es, wie sicher bei vielen anderen auch, darum, dass ich als stromverbraucher die daten noch nicht einmal zu sehen bekomme – die kriegt der vermieter, der ja aufgrund dieser daten mit mir abrechnet. soviel zum datenschutz. mal abgesehen vom grundsätzlichen, ist das auch noch ein typ, der sowieso am liebsten allen alles vorschreiben würde. und der sieht dann, wann ich was wie lange mache?
    nö.

    1. „Im überwachungsfreudigen England sind diese Zähler bereits vorgeschrieben.“

      Echt jetzt? Und warum habe ich dann so ein Ding noch nicht?

      Es gibt Plaene die Dinger bis 2020 ueberall einzufuehren, was wahrscheinlich in der Realitaet bedeutet dass bis 2030 50% der Haeuser welche haben. Hier haben noch nicht einmal alle Haeuser eine Wasseruhr…

  2. Eigentlich ist mir der Datenschutz sehr wichtig. Hier allerdings sehe ich noch wesentlich mehr Potential der Energieeffizienz und der Einsparungsmöglichkeiten. Damit finde ich diese Entwicklung 100% gut.

    Jeder der Bedenken wegen den Datenschutz hat, kann ja eine Batterie verwenden, diese Laden und den Strom dann „Anonym“ verwenden oder „Verleihen“. Oder sich eben selber in kleinen Mengen Strom erzeugen und diesen Verwenden.

    Würde jetzt jemand heimlich einen Strom-Messgerät ins Netz Einschleusen, würde er die selben Informationen über den Stromverbrauch erhalten.

  3. mal im ernst im grossen und ganzen is mir das egal ob der chart im strohmzähler aufzeichnet wie oft die waschmaschine oder der ofen / kühlschrank läuft.

    ungemütlich werde ich erst dann wenn der stromzähler aufzeichnet steckdose 2 raum 3 gerät tv läuft pro tag 6h.

    das sind dinge die nicht gehen aber eine messung und steuerung spezieller haushaltsgeräte finde ich gut und sinnvoll.

    jedoch wird es auch interresant sein wie genau die geräte die ströme aufzeichnen den an den stromflusskurven und den ferquenzen läst sich auch wenn genau genug aufgezeichnet wird herauslesen welches gerät gerade läuft ohne das man genau wissen mus welche steckdose was bedient.

    noch interresanter wird es beim pc!

    sollte die auflösung der stromaufzeichnung genau und detailiert genug sein kann man bei pc systemen die ps2 tastaturen und mäuse verwenden die tasten anschläge über das stomnetz auslesen da die ps2 systeme mit dem netzteil in direckter verb. stehen.

    man sollte doch mal nachdenken was man sich so alles ins haus holt aber die menschen werden schon noch sehen wo die ganze überwachung hinführt das nimmt nochmal ein ganz böses ende.

  4. Nun, aus Datenschutzsicht sehe ich diese technische Möglichkeit nicht als primäres Problem an. Da gibt es reichlich andere Baustellen wo der Schuh massiv stärker drückt.

    Auf der anderen Seite bekommt der Bürger, welcher sich mehr um Datenschutz informiert, einen dicken Hals darüber, WO überall mit (seinen) Daten gehandelt und hausiert wird. Und WO kräftig daran gearbeitet wird, zukünftig mehr Daten aus dem Volk heraus zu pressen.

    Dieses erzeugt ein zunehmendes Unwohlsein, ich will nicht sagen dass man gleich paranoid wird. Aber dass man dann eher dazu neigt, weitere technische Möglichkeiten zur Datenerhebung vorweg erstmal pauschal abzulehnen oder zumindest dem sehr kritisch gegenüber steht.
    Auch ich habe mittlerweile die Grundhaltung, dass WIRTSCHAFT und/oder POLITIK früher oder später die Möglichkeiten nutzen wird, oder zu nutzen versucht.
    Solange der Trend zur Bespitzelung und Überwachung bei POLITIK und WIRTSCHAFT gegeben ist, nicht mal ansatzweise ein Vertrauen in diese beiden Bereiche gegeben werden kann, solange werde ich solche ‚technischen Innovationen‘ eher ablehnen.

    Ein bisschen OT:

    Zur Thematik Energiebewusstsein bzw. Energiesparen…. man kann einfach den klassischen vorhandenen Stromzähler z.B. am ersten eines jeden Monats selber ablesen. Dann nimmt man sich ein Tabellenkalkulationsprogramm seiner Wahl zur Hilfe und kann sich so auch einen guten Überblick über sein Energieverhalten bilden.
    So mache ich es und ihr glaubt nicht wie mir die Augen auf gegangen sind.

    Eine zweite Maßnahme, die ich JEDEM empfehlen kann: Holt euch aus dem Baumarkt ein Verbrauchsmessgerät (ca 13€) und checkt mal eure E-Geräte. es kommt nicht auf die Genauigkeit von 0,5W an.

    Folgende Werte habe ich mit solch einem gerät bei mir selbst ermittelt.

    Waschmaschine (ausgeschaltet) = 13 W
    Senseo (ausgeschaltet) = 9 W
    PC (ausgeschaltet) 13 W

    Macht zusammen 35W. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr.
    Sind dann ca. 420KWh/Jahr. Bei 19ct/KWh hat man dann knapp 80€ UNNÖTIGE Stromkosten.

    Eine einfache Klick/Klack-Steckdose stoppt diesen schwachsinnigen Verbrauch. Vertraut nicht darauf dass die Geräte „ausgeschaltet“ sind. Sehr viele PC-Netzteile saugen noch immer mit ca 13W, selbst wenn hinten am Netzteil der Schalter auf AUS steht. Ich habe es selber nicht geglaubt… ist aber so!

    Munter bleiben
    Briareos

  5. Also Smart Grids halte ich prinzipiell aus ökologischer Sicht für sehr sinnvoll. Aber mann könnte sich auch ein datenschutzfreundliches System überlegen. Spontane Idee: Das Netz sendet meinem Stromzähler regelmäßig den aktuellen Strompreis (der halt gegen 12 Uhr besonders hoch, um 4 Uhr morgens besonders niedrig ist). Der Stromzähler kann daraus den Wert des verbrauchten Stroms berechnen und dieser wird dann auf herkömmliche Weise an den Stromversorger übermittelt. Geräte, die nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt laufen müssen, kann man dann auch so einstellen, dass sie erst ab einem bestimmten Strompreis Energie nutzen (z.B. Ladegerät für Elektrofahrzeug) oder ihren Energiebedarf an den aktuellen Strompreis koppeln (Kühlschränke kühlen bei billigem Strom dann halt 1-2°C weiter nach unten, als eigentlich eingestellt und brauchen später weniger Energie).

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