Soundcloud: Musikindustrie bekommt direkten Zugang, löscht Inhalte

scTechDirt berichtet diese Woche, dass Rechteinhaber auf der Musikplattform SoundCloud mittlerweile fast unbegrenzte Freiheiten genießen, um gegen mutmaßliche Urheberrechtsverletzungen vorzugehen. In einem Antwortschreiben an einen britischen DJ gab SoundCloud zu, dass Universal Music direkt und ohne weitere Kontrolle Inhalte löschen kann.

Wer im Netz nach den Begriffen „Universal Music“ und „Urheberrecht“ sucht, sieht schnell, dass die Firma zu den fleißigeren Abmahnern gehört und Urheberrechtsverletzungen mit allen Mitteln bekämpft.

Wie auch bei vielen anderen Anbietern, gibt es auf SoundCloud die Möglichkeit, geschützte Werke löschen zu lassen. Das Berliner Start-Up SoundCloud hat sich in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Musik-Streaming-Dienste entwickelt. Seit 2011 verärgert jedoch das verstärkte Vorgehen des Unternehmens vermehrt die Künstler und Kreativen. Unmut gab es beispielsweise mit der Erkennungssoftware, die Uploads automatisch filtert und löscht. Jetzt geht Soundcloud sogar noch einen Schritt weiter.

Am 15. Juni wurde das Nutzer-Konto des britischen DJ Brainz von der Plattform gelöscht, welcher dort alle zwei Wochen Radioshows veröffentlichte. In dem Schreiben von SoundCloud heißt es

Ihre Uploads wurden direkt von Universal entfernt. Dies bedeutet, dass SoundCloud hierüber keine Kontrolle hatte, und sie erklären uns nicht, welcher Teil Ihres Uploads Urheberrechte verletzt hat.

soundcloud-takedown

 

Trotz der Kritik weist SoundCloud jetzt darauf hin, dass man als Nutzer einfach manchmal Pech haben kann und es ja auch möglich sei, die Löschung anzufechten.

As a responsible hosting platform, we work hard to ensure that everyone’s rights are respected. In the case of rights holders, that means having processes in place to ensure that any content posted without authorisation is removed quickly and efficiently.

In the case of users, that means having separate processes in place to ensure that any content removed in error can be reinstated equally quickly. If any user believes that content has been removed in error – for example, because they had the necessary permissions from Universal Music and/or any other rights holder – then they are free to dispute the takedown.

Aber das ist leider manchmal leichter gesagt als getan.

11 Ergänzungen

  1. wurde soundcloud als platform nicht groß dass es die rechtliche situation aufgrund schnellen wachstums nicht so richtig eingehalten hat… und nun gehts ums geld machen mit der platform und da muss man sich schon kooperativ verhalten.
    ich kenne viele djs die damals soundcloud bevorzugt haben weil ihre sets dort nicht gelöscht wurden, im vergleich zu anderen plattformen wo bei upload von einzelnen tracks im set beanstandet wurde dass es keine recht dafür gibt und diese gelöscht werden.

  2. Danke sehr. Das ist wiederholt sehr erhellend & super Recherche!

    Es wird Zeit dass immer mehr Musiker Mitglied bei der C3S werden, der fairen GEMA alternative.

    Tun kann man das unter https://www.c3s.cc

    Zitat:
    „Die C3S ist eine europäische Genossenschaft mit dem Ziel als Verwertungsgesellschaft tätig zu werden. Es ist geplant sowohl musikalische Werke, die unter einer Creative-Commons-Lizenzen veröffentlicht wurden, als auch Werke, die unter keiner expliziten Lizenz stehen zu verwalten.

    Die C3S wird gemeinschaftlich von allen Mitgliedern auf Basis ihres vollen und gleichen Stimmrechts geformt. Jedem Mitglied steht es frei, der C3S nur ausgewählte Werke zur Verwertung und Verwaltung zur Verfügung zu stellen – die C3S beabsichtigt keine exklusive, personenbezogene Lizenzierung.

    Kurzfristiges Ziel ist die Verwaltung von Online- und Live-Lizenzen, in einem zweiten Schritt sind Lizenzrechte für den B2B-Bereich und die mechanische Vervielfältigung vorgesehen. Vermutlich erst langfristig kann die Lizenzierung im Rundfunk berücksichtigt werden.

    Das Monitoring, Reporting (Playlisten-Übermittlung), ebenso wie Lizenzierungs- und Abrechnungsabläufe werden durch den Einsatz aktueller technologischer Lösungen automatisiert, vereinfacht und gestrafft – OpenSource bevorzugt.“

  3. Das ist schon richtig bösartig, gerade für Leute, die Samples benutzen, remixen oder Musik einfach nur zum Spaß machen wollen. Ich hoffe nicht, dass das jetzt zu einem zweiten YouTube wird, aber das scheint sich ja nicht vermeiden zu lassen.

    Wenn Soundcloud in den Löschungsprozess noch nicht mal involviert ist, kann man das mit dem Anfechten ja eigentlich vergessen. Ich hab auf Soundcloud schon mal eine Löschung erfolgreich angefochten, aber da hab ich mit der Band direkt kommuniziert und die haben mir das OK gegeben. Als ob das bei Universal jemals jemand machen würde…

    Wünsche Soundcloud auf jeden Fall viel Glück mit der neuen „Strategie“. Ich glaube, die Abwanderungswelle ist vorprogrammiert, wenn die das durchziehen.

  4. Eine tolle Alternative ist auch hearthis.at…extrem günstig und Musik ist downloadbar : )

    1. bin selbst bei hearthis.at und hab dort ein premiumaccount für kleines geld bekommen. aber machen wir uns nix vor….wenn hearthis wächst wird es früher oder später auch mit diesem problem zu tun haben…
      vor diesem gestank wegzurennen den diese contentmafia verbreitet ist also nur eine temporäre lösung.

  5. Das sind keine schöne Neuigkeiten. Dagegen wird man wohl nichts zu tun. Es gibt neben heathis.at natürlich noch weitere Alternativen. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, wann diese die Selbe Strategie verwenden werden. Alle guten Dinge halten nun mal nicht für einen längeren Zeitraum sondern so lange bis viele sich dem Service angeschlossen. Sobald der Anbieter ein wenig Macht spürt, setzt es gnadenlos all das um, was für den Benutzer nicht schön ist.

  6. Soundcloud verlangt keine Komplettfreigabe der Nutzungsrechte in den AGBs wie es YouTube beim Einstellen verlangt, ebenso wie VIMEO das für die Videoanwender nicht tut. Deshalb werden diese beide Plattformen von Musikern und Videomenschen immer mehr genutzt. Hinzukommt die Rechtssicherheit für die Nutzer, da beide im Gegensatz zu YouTube Rahmenvereinbarungen mit Pauschalen Rechetverwertern, z.b der GEMA, abschließen. Als Musiker sehe ich direkt, ob jemand einen Remix meiner Musik vorschlägt ( was mir bisjetzt immer sehr gut gefallen hat ) , oder die Parteien können sich auf sehr kurzen Weg miteinander verständigen und abstimmen. SoundCloud ist ein wesentlich moderner Schritt, was den Wunsch nach Verfügbarkeit und fairem Teilen von Musik durch die Nutzer, und der Eigentümerschaft der Rechteinhaber angeht. Das YT Modell pfeift in der Hoffnung, daß sich doch noch jemand unbedarftes findet., der einen Zwangs Transfer von Wertschöpfung weg von den Machern, hin zu Google fordert, qualitativ aus dem letzen Loch. Es ist eine Frage der Zeit,. bis sich die Rechteinhaber, die aktuell durch das komplizierte und teuere Notice und Takedown Verfahren benachteiligt sind, sich weiter organisiert haben, und all die Illegal eingestellten Qualitätsinhalte aus YT entfernt sind. Dann ist es gut , faire Qualitäts Plattformen zu haben. Dann gibt es einen gütlichen Austausch zwischen Machern und Nutzern, und Oma Gerti hat viel Platz auf YT für all die Katzenvideos.

    1. Das ist aber eine schön gebrochene Lanze für SoundCloud, Hut ab. Ich hoffe, du wirst dafür bezahlt oder bist wenigstens ein großer Fan.

      An dem hier diskutierten Problem, das SC einknickt und einzelnen großen Rechteverwaltern exklusive Löschrechte einräumt, ohne dass es Konsequenzen gibt, wenn sie es (wie so oft) maßlos übertreiben, … geht dein Kommentar vollkommen vorbei.
      SCNR!

  7. Hi lieber Lauscher, nein leider keine Bezahlung, und das mit „Fan“ sein hält sich bei mir bei allerhand immer sehr in Grenzen. Das Rechteverwalter ohne Befugnis einfach so grundlos irgendwas löschen, wird hier nur behauptet, aber nicht belegt. Ich gehe davon aus, dass zu überwiegend mit Befugnis stattfindet. Ich glaube, daß die Logik von SC modern auf die Problematik hin programmiert ist, daß es eine Kommunikation zwischen Rechteinhaber und Nutzer, als auch Remixern geben soll. Der Unterschied zu YT sind eben die AGBs , die es bei SC den Rechteinhaber freistellt, wie er selbst seine Rechte der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, und dabei dennoch, zunächst mal die Musik für jeden zugänglich macht. Ich habe bzgl. der Löschrechte gegenüber YT eine ganz andere Wahrnehmung. Aktuell wurde seitens YT versucht die Indie Labels mit den Argument zu erpressen, entweder Ihr lasst Euch ohne Diskussion auf unseren Lizenzvorschlag ein, oder Ihr bekommt gar nichts, und die YT Nutzer bedienen sich der zigtausenden Einstellungen anderer, die kein Recht für einen Upload haben, dies aber dennoch tun . Und folgend viel Spaß bei Notice und Takedown zu wünschen, wissend, daß dies für kleine Indies personell nicht zur Bewerkstelligen ist. Soweit ich den Überblick habe, wurde dieses Verhalten seitens YT hier nicht kritisiert. Aber SC wird kritisiert, obwohl dort unter Wahrung der Rechte der Macher, dennoch alles den Nutzern kostenlos und rechtssicher zur Verfügung gestellt wird. Da fällt mir das Argument der Digital Leute ein, daß es nicht Aufgabe des Internets ist, überholte Geschäftsmodelle zu bewahren. Stimmt, ich finde das trifft im Fall YT, und anderer Versuche die Rechteinhaber zum Verschenken Ihrer Nutzungsrechte zu zwingen, in erheblichen Maße zu. Deshalb unterstütze ich völlig ohne Bezahlung, und noch nicht einmal Aufnahme unter Ehrenmitgliedschaft im Fan Club, faire Plattformen wie SoundCloud oder Vimeo auf der Videoseite. Gibt bestimmt noch mehr, sorry, wenn ich dieses Auslasse, aber die beiden kenne ich halt.

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