Report: Internet in Kuba

Harvards Berkman Center for Internet & Society hat im Zuge des Internet Monitor Projektes einen Report zur Lage des Internets in Kuba diese Woche veröffentlicht.

Das staatliche Telekommunikationsunternehmen ETECSA ist auch gleichzeitig der einzige Internet-Provider in Kuba. Bis 2013 war das Land ausschließlich über Satellit an das Internet angebunden. Erst dieses Jahr wurden im Zuge einer Partnerschaft mit Venezuela zwei Glasfaser-Unterseekabel in Betrieb genommen. Außerdem besteht seit diesem Jahr eine internationale Datenverbindung zu Jamaica, die aber wohl nur als ‚Backup‘ genutzt werden wird. Durch diese wenigen Datenverbindungen und den Umstand, dass alle Verbindungen durch ETECSA staatlicher Kontrolle unterliegen, verwundert es nicht, dass Renesys die Gefahr eines Internet-Blackouts (im Falle einer Revolution) als schwerwiegend einstuft.

Ähnlich zu Iran und China versucht Kuba den internationalen Datenverkehr zu beschränken und zu kontrollieren – auf verschiedenste Art und Weise.

Cuban authorities have openly raised concern about the Internet and have declared that the government must protect Cubans from “damaging” and “imperialistic” content on the web, which is often called a “media weapon” of the United States.

Zum einen hat Kuba ein eigenes Netzwerk, zu dem jeder Zugang hat, das aber völlig abgeschottet ist vom Internet. Ziel ist der wissenschaftliche und medizinische Austausch und es dient nicht als Ort der Sozialisation, Vergnügung oder des privaten Austauschs. Außerdem obliegen alle .cu Domains der inhaltlichen Kontrolle des Department of Revolutionary Orientation.

Zugang zum „echten“ Internet erhalten nur Akademiker, Doktoren und Politiker am Arbeitsplatz und internationale Hotels. Um einen privaten Internetanschluss zu erhalten, muss man sich beim Ministry of Information Technology and Communications (MINTIC) anmelden. Dies in Verbindung mit dem Umstand, dass ein Internetzugang unermesslich viel kostet, führt dazu, dass etwa nur 0.4% der kubanischen Haushalte einen Internetzugang besitzen.

Letzten Monat hat ETECSA 118 neue Internetcafés eröffnet: Eine Stunde Intranet kostet 0.70USD, eine Stunde Internet 5.00USD. Wobei der Monatslohn in Kuba bei 12-25USD liegt.

Diese Besonderheiten führen dazu, dass gerade unter den jüngeren Kubanern eine Art „offline“ Internet entstand – Neuigkeiten, Blog-Posts, Videos o.ä. werden auf USB-Sticks, CDs und per SMS verbreitet. Außerdem gibt es einen Schwarzmarkt für Kontingente in Internetcafés und Handel mit Internetzugängen.

[…] bloggers routinely send their posts to Cuban friends and family via email (the state email system is separate from the Internet and can be accessed wherever Intranet connections are found.) Some will load their writings, as well as news and other media from the web, to CDs or pen drives that they trade among friends… Bloggers have reported that Cubans are increasingly able to access the Internet through unofficial channels. Cubans who work in hotels obtain Internet café access cards in bulk and sell them for reduced prices on the black market.

Durch die strickte Kontrolle der Regierung, hartes Durchgreifen bei Verstößen und studentischen ‚Brigaden‘, die das Netz nach Letzterem durchsuchen, zeigen viele Blogger ihren Personalausweis im Netz.

[…] by blogging anonymously, a writer suggests that he or she is saying something that the state may find objectionable; this would likely only increase state suspicion.

Der Bericht des Berkman Center illustriert auf interessante Weise die Hürden einer marxistisch-leninistischen Diktatur im ‚Informationszeitalter‘. Der Anschluss an das globale Informationsnetz ist für ökonomischen Wachstum essenziell. Gleichzeitig wird die Bevölkerung dadurch stärker denn je fremder Ideologie ausgesetzt. Wie in anderen Staaten auch, versucht Kuba den Informationsaustausch durch verschiedenste Maßnahmen zu reglementieren.

The group to watch will be the island’s tech-savvy minority. While
the flow of technological commodities and know-how through underground channels may seem irreversible, it could one day trigger tighter government controls on technology; increased access to the Internet could yield an increase in digital surveillance.

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