Neue Internetzensur rund um den Globus

Diverse Länder haben in den letzten Tagen neue Zensurmaßnahmen eingeführt. Eine kleine Zusammenstellung:

Der Guardian berichtet über das Vorgehen gegen pornographische Inhalte in Indien. Dort hat eine Gesetzesänderung im Oktober diverse Internetanbieter für die Verbreitung von „lasziven“ Inhalten haftbar gemacht. Unternehmen wie Yahoo und Microsoft haben dem fleißig Folge geleistet: Indische Nutzer können nun auf Flickr die „Safe Search“-Funktion nicht mehr abstellen, wer mit Bing nach Pornographie sucht, bekommt diese Antwort:

Your country or region requires a strict Bing SafeSearch setting, which filters out results that might return adult content.

Mit Algerien hat ein weiteres Land der MENA-Region (Middle East & North Africa) Internetzensur eingeführt. Betroffen sind die Seiten der oppositionellen „Rachad“-Bewegung. Damit bleiben in der Region lediglich Israel, der Iraq, der Libanon, Libyen und Ägypten ohne Internetzensur. Gerade letzterer Staat gehört allerdings zu den stärksten Feinden politischer Blogger, in dem es immer wieder zu Repressionen und Festnahmen kommt.

Bahrain und Tunesien haben ihre Internetzensur unterdessen auf einzelne Nutzerseiten ausgeweitet. Ähnlich war auch Saudi-Arabien Mitte letzten Jahres vorgegangen. Zu den jetzt zensierten Twitter-Accounts gehört der des im Exil lebenden Aktivisten Sami ben Gharbia von Global Voices Advocacy.

Der „Cyber-Pessimist“ Evgeny Morozov kündigt das Ende der Flashmobs an, nachdem die chinesische Regierung eine effektive Vorgehensweise gegen die Verbreitung von Kettenbriefen via Mobiltelefonen gefunden zu haben scheint. Vorwand ist ausnahmsweise einmal nicht die Bekämpfung von Pornographie, sondern die von Spam. Das Konzept: Wer zu vielen Menschen die gleiche Nachricht per Handy schickt, dessen SMS-Konto wird für 24 Stunden gesperrt. Ohne Massen-SMS aber, so Morozov, sei es schwer, einen Flashmob zu organisieren. Das stimmt natürlich besonders für Länder, in denen Internetzugang weniger üblich ist.

11 Ergänzungen

  1. Ich frage mich, woher kommt auf einmal die Technik die solche Zensurmaßnahmen ermöglicht?
    Das kann doch im Prinzip kein Zufall sein, daß sich diese Zensurwelle, nahezu zeitgleich durch alle möglichen Länder zieht.
    Wäre wirklich mal interessant zu wissen wer diese Technik, Wissen etc. liefert.

  2. „Mit Algerien hat ein weiteres Land der MENA-Region (Middle East & North Africa) Internetzensur eingeführt. … Damit bleiben in der Region lediglich der Iraq, der Libanon, Libyen und Ägypten ohne Internetzensur.“

    Naja laut Wikipedia gehört Israel auch zur MENA (http://de.wikipedia.org/wiki/MENA-Region). Und mir sind keine Internetzensur-Maßnahmen dort bekannt. Oder irre ich mich da? (Siehe z.B. hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Internet_censorship#Israel)

  3. Weissrussland fehlt hier glaube ich noch…

    „Internet-Nutzer in Weißrussland müssen sich demnächst wohl bald registrieren lassen. So soll eine effektivere Überwachung von bereitgestellten Inhalten und ihrer Herkunft sichergestellt werden.“

    Quelle: http://winfuture.de/news,52540.html

  4. @ir

    danke für den Hinweis, Israel fehlt in der Tat in der Aufzählung. Ein kleiner Übersetzungsfehler – im Original war von der „arabischen Welt“ die Rede, was ich für einen unsachlichen Begriff halte. Wird nachgetragen.

  5. Seit wann ist das was Neues? Es fing doch vor einigen Jahren in China an. Ich möchte jetzt nicht anfangen von den Möglichkeiten zu erzählen nur soviel: Die Welt lernt von China.

  6. @malo (#1) Die Nachfrage regelt den Markt. Die Regierungen (ich möchte behaupten) aller Staaten liebäugeln mit Instrumenten der besseren Machtausübung. Kontrollmechanismen und Überwachungsmethoden waren schon vor der digitalen Revolution sehr begehrte Mittel dazu. So wäre es geradezu fahrlässig (aus Sicht der Machthaber) einfache automatisierte Soft- und Hardwaretechniken zu ignorieren. Der Einsatz ist nur eine Frage der Zeit und bedarf besonders in Demokratien dem Zuspruch des (dummen) Volkes, der durch Panikmache und Lügenkonstrukte früher oder später herbeigeführt wird. Wenn’s gerade mal nicht (direkt) mit Internetsperren klappt, muss man halt etwas anderes für den Einstieg suchen. Nacktscanner sind gerade sehr gefragt, wobei Vorratsdatenspeicherung, Elena, RFID u.v.m. das Arsenal abrunden und auch Deutschland mit einer CDU- geführten Regierung ins Ranking der „sichersten“ Nationen geführt wird.

  7. sowas wird sich leider weiter ausbreiten…….
    man muss dann halt wege finden solche sperren zu umgehen.
    zu china:
    mir fallen spontan mehrere wege ein das zu umgehen.
    -zufällige zeichen am ende anhängen (auch wenn das sehr wahrscheinlich nicht klappt)
    -sms verschlüsseln. es reicht ja ein caesar-code aus.

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