Soziale Medien haben es jetzt auch auf die Titelstory des Spiegel geschafft: „Fremde Freunde – Vom zweifelhaften Wert digitaler Beziehungen“. Der Titel ist natürlich gewohnt überspitzt formuliert. Trotzdem ist der Text an sich nicht so schlecht, wie man es nach lesen des Titels denken würde. Verschiedenste Ereignisse wie Mumbai, Gaza-Krieg, etc. kommen darin vor. Und noch mehr Wissenschaftler, vor allem aus den USA werden zitiert. Nach dem lesen bleibt trotzdem eine Frage: „So what?“
Wie das so üblich ist, werden vor allem die negativen Seiten beleuchtet: Menschen exhibitionieren sich im Netz, man bekommt viele Informationen nicht mehr heraus, wenn sie mal im Netz stehen. Und auch der Datenschutz spielt keine große Rolle in sozialen Netzwerken (Was sich ändern muss). Das sind gesellschaftliche Fragen, die thematisiert und diskutiert werden müssen. Aber alles ist auch nicht schlecht daran. Und die zitierten „Trivialitäten“ und „Peinlichkeiten“ füllen natürlich auch mit das Internet. Aber diese sind auch Bestandteil von zwischenmenschlicher Kommunikation in der analogen Welt. Und nichts anderes ist die zwischenmenschliche Kommunikation in der digitalen Welt. Sie wird nur offensichtlich, wenn man die eigenen Datenschutzeinstellungen nicht scharf stellt.
Nach dem lesen des Artikels bin ich trotzdem etwas enttäuscht. Wo bleiben die Antworten? Wer wundert sich noch daran, dass (junge) Menschen teilweise etwas hilflos reagieren und kommunizieren, wenn ihnen niemand die notwendige Medienkompetenz beibringt? Das muss schon früh im Unterricht erfolgen. Aber wer schult die Lehrer und Eltern? Das Problem muss gelöst werden. Besser früher als später.
Kleiner Spass am Rande: Der Tagesspiegel hat heute ein kurzes Interview mit Dirk Kurbjuweit, dem Leiter des Hauptstadtbüros des „Spiegel“ veröffentlicht. Eine der Fragen und Antworten:
Welche Website können Sie empfehlen?
Ich bin so gut wie gar nicht im Netz unterwegs und kann deshalb keine Website empfehlen. Stattdessen empfehle ich die Monatszeitschrift „Merkur“. Dort finden sich immer ausgeruhte, kluge Essays.
Na das klingt ja mal positiv. Die Negativ-Variante ist ein Facebook-Test im SZ-Magazin:
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/28281
So als ob man die Süddeutsche ungelesen auf dem Klo liegen lässt und sich nach drei Wochen über den Gestank beschwert.
Natürlich brauchen wir jemanden, der die kommenden Generationen, vor allem jetzige Jugendliche und Kinder, auf die neuen Möglichkeiten des Internets vorbereitet und warnt, denn die erste Generation hat ihre Erfahrungen alleine sammeln müssen. Aber was ist, wenn die heutigen erwachsenen Lehrer noch überhaupt keine Ahnung von diesen Möglichkeiten haben, weil sie nicht damit aufgewachsen sind? Hier kommt die Verantwortung der jüngeren Lehrer ins Spiel und vor allem die Erschaffer der Lehrpläne! Trotzdem ist die Lage nicht so schlimm, wie der Spiegel sie macht! Wenn man verantwortungsvoll mit allem um geht und sich so verhält, wie man es auch in der realen Welt tun würde, kann nichts passieren! Dann ergeben sich auch gute positive Chancen!
wenns bei spiegel-online ne öffentliche kommentarfunktion gäbe, dann wäre dem ehemaligem Nachrichtenmagazin vielleicht bewusst, dass man deren Mist nicht mehr lange aushält
Der Fairness halber sollte man schon sagen, dass ein Politik-Redakteur / Korrespondent, der aus Berlin berichtet, genau die Aufgabe hat, Sachen rauszufinden, die es noch nicht im Netz gibt. Herr Kurbjuweit wird vor allem Telefon und persönliche Treffen als Quelle nutzen (müssen). Interessantes Zeug aus dem Netz fischen können auch seine Kollegen in der Hamburger Zentrale. Wir als Netizens dürfen nicht immer davon ausgehen, dass alle anderen Berufe oder Berufungen auch so viel online-Zeit benötigen oder vertragen. Insofern ist auch unsere Perspektive auf die „Internet-Ausdrucker“ /manchmal/ zu egozentrisch.
ich lese das dann auch mal. thomas knüwer war ja etwas zugespitzter.
Wer die Vorteile der sozialen Netzwerke erkannt hat und (mehr oder weniger) intelligent nutzt, fühlt sich von einem Artikel wie diesem aus dem Spiegel nicht nur nicht ernst genommen, sondern schon fast als exhibitionistisch veranlagter Volltrottel abgestempelt, dem nicht bewusst ist, welchen Schaden er sich selber zufügt.