Die US-Präsidentschaftswahl wird sehr knapp, und es steht sehr viel auf dem Spiel. Es geht um eines der mächtigsten politischen Ämter der Welt – und darum, ob die USA in den Faschismus abrutschen. Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch kann Antworten liefern.
Zahlreiche Medien veröffentlichen Infografiken zur Wahl: Welche Swing States sind für die Wahl entscheidend? Was sagen die Zwischenergebnisse? Und wann darf man – vielleicht, hoffentlich, endlich – erleichtert aufatmen? Hier kommt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, eine Auswahl sehenswerter Visualisierungen.
1. NPR: Knapp und übersichtlich (Englisch)
Was gibt es zu sehen? Eine US-Karte zeigt die einzelnen Bundesstaaten, eingefärbt in blau (Demokraten) und rot (Republikaner). Ein dunkler Farbton stellt dar, ob der Staat als gewonnen gilt; ein heller Farbton, ob eine Partei vorne liegt. Ein Schieberegler zeigt an, welche Seite bereits wie viele Wahlleute gesammelt hat – insgesamt braucht es 270 von ihnen zum Sieg. Separate Reiter führen unter anderem zu den Ergebnissen für Senat und Repräsentantenhaus.
Wer steckt dahinter? NPR (National Public Radio) ist ein Zusammenschluss nicht-kommerzieller Hörfunksender in den USA und lässt sich – zumindest entfernt – mit öffentlich-rechtlichem Rundfunk vergleichen. Das Geld kommt allerdings nicht von Gebühren, sondern von Firmen und Stiftungen.
Für wen ist das gut? Richtig aufgehoben ist hier, wer einfach nur mit wenigen, schlichten Grafiken am Ball bleiben will. Eine ähnlich knappe Übersicht auf Englisch bietet der staatlich finanzierte kanadische Rundfunk CBC.
🥤 Infodurst-Fazit: Das Leitungswasser unter den Angeboten – eine solide Grundversorgung.
2. BBC: Der Weg zur Mehrheit (Englisch)
Was gibt es zu sehen? Die BBC schlüsselt in simplen Grafiken auf, wie Demokraten und Republikaner bei der US-Wahl jeweils die Mehrheit der Wahlleute gewinnen können. Zunächst wird die Rolle der Swing States erklärt, bei denen im Vorfeld keine sichere Mehrheit für eine Partei absehbar ist. Welche Staaten sind für Harris Schlüsselstaaten, welche für Trump?
Wer steckt dahinter? Die BBC ist eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt aus Großbritannien, hauptsächlich durch Rundfunkgebühren finanziert.
Für wen ist das gut? In der Live-Berichterstattung werden immer wieder die aktuellen Zahlen aus den Swing States kursieren. Der BBC-Artikel liefert eine leicht verständliche Einordnung, was diese Staaten für die Wahl zu bedeuten haben.
🥤 Infodurst-Fazit: Ein bekömmlicher Aperitif für die Wahlnacht.
3. CNN: Szenarien durchspielen (Englisch)
Was gibt es zu sehen? CNN bietet mit dem Election Center gleich mehrere grafische Info-Angebote. Besonders anschaulich ist eine interaktive Übersicht, in der Nutzer*innen per Mausklick den Wahlausgang jedes US-Staats anpassen können. Auf diese Weise lässt sich erkunden, wie sich welcher Bundesstaat auf das Wahlergebnis auswirkt. Die Wahlergebnisse von 2020 und 2016 sind nur einen Klick entfernt.
Wer steckt dahinter? CNN ist ein US-amerikanischer Fernsehsender mit Sitz in Georgia, der als tendenziell links-liberal gilt.
Für wen ist das gut? Wer die verschiedenen Szenarien rund um die Wahlausgänge in den Swing States nicht nur lesen und hören, sondern auch selbst ausprobieren möchte, kann sich hier regelrecht austoben. Auch geeignet für alle, die gegen die Nervosität einfach etwas mit den Fingern tun möchten.
🥤 Infodurst-Fazit: Süffig.
4. NYT: Infografik-Overload (Englisch)
Was gibt es zu sehen? Die New York Times packt wohl so ziemlich alles in Grafiken, was sich grafisch darstellen lässt. Der „Poll Tracker“ zeigt minutiös, wie sich Harris und Trump national und in den Swing States in Umfragen schlagen und welche Szenarien daraus erwachsen können. Auch fürs Rennen um Sitze in Senat und Repräsentantenhaus gibt es eigene Sektionen.
Wer steckt dahinter? Die NYT mit Sitz in New York zählt zu den größten und renommiertesten Tageszeitungen der Welt. Sie hat eine Wahlempfehlung für Kamala Harris ausgesprochen und zusätzlich vor Donald Trump als Bedrohung für die Demokratie gewarnt.
Für wen ist das gut? Wer von Infografiken nicht genug bekommt, wird hier bedient. Allerdings hat die New York Times eine flexible Paywall. Bei unserem Besuch am Dienstagnachmittag reichte eine kostenlose Registrierung per E-Mail-Adresse.
🥤 Infodurst-Fazit: Wie eine Cocktail-Flatrate – da kann einem auch mal der Kopf schwirren.
5. Reuters: Im Inneren der Swing States (Englisch)
Was gibt es zu sehen? Die Swing States sind das Zünglein an der Waage: Weil bei einem Großteil der US-Bundesstaaten die Mehrheiten als sicher gelten, richten sich alle Blicke auf Staaten wie Pennsylvania oder North Carolina. Reuters schlüsselt in Grafiken auf, was die jüngere Vergangenheit über die Staaten verrät: Wie schnitten unter anderem Bush, Obama, Trump, Clinton und Biden in den vergangenen Wahlen ab? Wie haben sich Bildung und Zusammensetzung der Bevölkerung verändert?
Wer steckt dahinter? Reuters mit Sitz in London ist eine der weltgrößten Nachrichtenagenturen, die Medien in mehreren Sprachen mit Inhalten beliefert.
Für wen ist das gut? Für alle, die nicht nur blanke Zahlen hören möchten, sondern auch etwas über gezielte Hintergründe in den Swing States erfahren.
🥤 Infodurst-Fazit: Eher etwas für Feinschmecker*innen.
6. ntv: Aktueller Überblick (Deutsch)
Was gibt es zu sehen? Der Nachrichtensender ntv will die US-Wahl auf seiner Website ausführlich mit Infografiken begleiten. Hier sollen in den Abendstunden aktuelle Zahlen zu Stimmabgaben und Wahlleuten erscheinen. Zuvor gibt es Umfragewerte mit besonderem Blick auf die Swing States.
Wer steckt dahinter? ntv ist ein Sender mit Sitz in Köln, der zu RTL gehört. Im Unterschied zu manch deutschen Tageszeitungen sind die Grafiken auf der Website nicht hinter Paywalls versteckt. Weitere aktuelle Grafiken ohne Paywall plant auch das Handelsblatt.
Für wen ist das gut? Wer aktuelle Grafiken lieber in deutscher Sprache verfolgen möchte, wird hier bedient.
🥤 Infodurst-Fazit: Ebenso Leitungswasser, wenn auch aus deutscher Quelle.
7. The Onion: Analyse bis ins kleinste Detail (Englisch)
Was gibt es zu sehen? Im Satire-Video von The Onion wird der schier unstillbare Informationsdurst von Nachrichtenmedien und Publikum aufs Korn genommen. Der Wahlexperte gibt sich nicht mit dem Blick auf einzelne Swing States oder Wahlbezirke zufrieden. Oh nein, er treibt die Analyse immer weiter, bis in die Gehirnwindungen eines einzelnen Wählers hinein, die sich selbstverständlich ebenso in blaue und rote Regionen einteilen lassen.
Wer steckt dahinter? The Onion ist eine US-amerikanische Satireseite, die sich am ehesten mit dem deutschen Postillon vergleichen lässt.
Für wen ist das gut? Für alle, die gerade weil die Lage so ernst ist, einmal herzlich lachen möchten.
🥤 Infodurst-Fazit: Das lässt sich schnell zwischendurch wegzischen.
8. Pew Research Center: Was US-Wähler*innen sagen (Englisch)
Was gibt es zu sehen? Im Vorfeld der Wahl haben Meinungsforscher*innen das Stimmungsbild von Menschen in den USA erfasst. Wie würden Harris oder Trump wohl auf eine Niederlage bei der Wahl reagieren? Würden Dinge je nach Ausgang der Wahl besser oder schlechter? Wie ticken die Wechselwähler*innen? Die Grafiken der Umfrage-Ergebnisse zeichnen das Bild einer verunsicherten und polarisierten Gesellschaft.
Wer steckt dahinter? Das gemeinnützige Pew Research Center mit Sitz in Washington, D.C. bezeichnet sich selbst als überparteilich. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über prägenden Themen, Einstellungen und Trends zu informieren.
Für wen ist das gut? Die Grafiken machen anschaulich, was Menschen in den USA mit Blick auf die Wahl umtreibt. Wer einfach nur wissen will, wie weit die US-Demokratie von der Katastrophe entfernt ist, wird hier keine Antworten finden.
🥤 Infodurst-Fazit: Mild wie ein Kräutertee.
9. Google: Suchmaschine als Barometer (Englisch)
Was gibt es zu sehen? Wer, wenn nicht Google kann messen, was potentielle US-Wähler*innen im Internet suchen? Auf einer großen Infoseite präsentiert der Konzern, welche Themen Menschen in den USA offenbar beschäftigen, etwa Abtreibung, Gesundheitsfürsorge und Einwanderung. Wer noch tiefer eintauchen will, kann sich das sogar aufgefächert nach US-Staaten anschauen.
Wer steckt dahinter? Mit seinen „Google Trends“ münzt Suchmaschinen-Oligarch Google aus Kalifornien das ausführliche Nutzer*innen-Tracking immer wieder in unterhaltsame Statistiken um.
Für wen ist das gut? Die Statistiken der „Google Trends“ basieren nicht auf repräsentativen Meinungsumfragen und sind deshalb mit Vorsicht zu betrachten. An einem Abend, den man ohnehin nur vorm Bildschirm verbringt, sind sie aber durchaus einen Blick wert.
🥤 Infodurst-Fazit: Wie der O-Saft beim Stehempfang – man kann zugreifen, wenn er sich anbietet.
Ihr habt weitere Grafiken und Visualisierungen gefunden, die auf besondere Weise den Infodurst stillen? Teilt sie gerne in den Kommentaren.
Entspannende Grafiken zur US Wahl habt ihr nicht im Angebot?
https://www.emergencykitten.com/ ?
Super Aufstellung, vielen Dank!
Tja, Trump hat alle sieben swing states und die public vote gewonnen.
Oder vielleicht besser: die Dems haben alle sieben swing states und die public vote verloren, gegen einen bekannt schlechten (ex)Präsidenten Trump.
Offensichtlich reicht es nicht, primär mit dem Versprechen des systemtreuen kleineren Übels anzutreten, wenn die Leute sich von dem System benachteiligt fühlen. Und der demonstrative Kampf für kleine Minderheiten gewinnt keine Wahlen, wenn die meisten Leute mit anderen Problemen beschäftigt sind.
Daraus sollte man Lehren ziehen, solange man noch wirksam reagieren kann. Ist halt unbequem und schmerzhaft.