Ob Rechenzentren, Websuche, soziale Medien oder Betriebssysteme – digitale Infrastruktur ist so wichtig für das Funktionieren von Alltag und Demokratie, ähnlich wie Straßen, Brücken oder Stromnetze. Menschen verlassen sich jeden Tag darauf. Doch was ist, wenn die Infrastruktur sich dem Einfluss der Öffentlichkeit entzieht?
Spätestens mit Beginn der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump ist die Frage nach Europas Abhängigkeit in Sachen digitale Infrastruktur drängender denn je. Die Gesellschaft für Informatik spricht gar von der Gefahr eines Killswitchs, wonach Trump die Macht besäße, Big-Tech-Unternehmen wie Microsoft dazu zu bringen, ihren Support für Software in Deutschland einzustellen – und damit ganze Behörden lahmzulegen.
Doch auch, wenn dieses Szenario nicht eintritt, birgt der Einfluss von Tech-Riesen wie Microsoft und Oracle in EU-Staaten wie Deutschland zunehmend Risiken. Gut 96 Prozent der Behörden auf Bundesebene nutzen in Deutschland etwa die Bürosoftware von Microsoft und sind damit auch der Preispolitik des Konzerns ausgeliefert. Zudem sind viele Datenbanken des Bundes auf Software von Oracle angewiesen.
Vier EU-Staaten wollen Kräfte bündeln
Gegen diese Übermacht regt sich Widerstand, etwa in Schleswig-Holstein. Das Bundesland hat mit seiner Open-Source-Strategie Microsoft abgeschworen. Und auch die Region Lyon in Frankreich hat den Wechsel zu Linux gewagt.
Um gemeinsam eine digitale Infrastruktur aufzubauen, die sich von US-Herstellern unabhängig macht, wollen die EU-Mitgliedstaaten Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Italien Kräfte bündeln. Diese Woche haben sie das Papier zur Gründung eines neuen europäischen Konsortiums unterschrieben. Es geht um Digitale Infrastrukturen für digitale Gemeingüter, auf Englisch: „European Digital Infrastructure Consortium for Digital Commons“ (DC-EDIC).
Die Initiative wird vom Europäischen Konsortium für digitale Infrastruktur (EDIC) unterstützt und hat zuvor von der EU-Kommission grünes Licht bekommen. Das DC-EDIC finanziert sich aus den Beiträgen der Mitglieder und soll digitale Gemeingüter entwickeln, pflegen und nachhaltig finanzieren. Zudem soll es die Community rund um digitale Gemeingüter zu stärken.
Alternativen zu Microsoft
Konkrete Projekte sind beispielsweise Microsoft-Alternativen wie La Suite Numerique aus Frankreich oder die Kollaborationssoftware openDesk, ein Projekt des öffentlich finanzierten Zentrums für digitale Souveränität (ZenDiS). Das ZenDiS hat die Initiative für das neue DC-EDIC selbst mitangestoßen, zusammen mit der ebenso vom Bund finanzierten Sovereign Tech Agency (STA).
Die gemeinnützige europäische Organisation Open Future setzt sich für digitale Gemeingüter ein und begrüßt die Initiative. Europa mangele es derzeit unter anderem an einer interoperablen Cloud-Infrastruktur, Tools zur Wahrung der Privatsphäre und offenen Protokollen für soziale Netzwerke. Nur auf dieser technologischen Basis könne man „das öffentliche Interesse schützen und Konzentration von Macht verhindern“. Das Konsortium könne künftig eine entscheidende Rolle spielen.
Gemeinsam mit den Partnern wolle man nun das DC-EDIC zügig errichten, heißt es von der STA auf Anfrage. In Deutschland werde die STA diesen Prozess zusammen mit dem Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung und dem ZenDiS voranbringen.

Danke für diesen Beitrag
Ich hoffe es wird kein „europäisches Google“ oder so ein Blödsinn. Wenn wir nicht aus den Fehlern lernen und die Nachteile vermeiden, wird das böse enden.
Open-Source wäre schon mal eine grundlegend interessante Richtung…
Steuererklärung mit WIN10/11? NEIN danke.
Steuererklärung per Web? NEIN danke, kommt aufs gleiche raus, da am anderen Ende M$ Server … AZUR und Co. KG stehen. Die letzten zwei dank Wine erfolgreich erledigt.
Ggf. den Support des Steuerprogramms kontaktieren und Druck machen. Sonst ändert sich für die Zukunft die Richtung und das Denken nicht, die wollen ja auch nur Geld mit den Programmen machen.
Das wäre übrigens ein gütlicher Schritt, dass man sagt, solche Software hat unter Linux+Wine zu laufen. Dann ohne Ausnahmen! Alles was an Behörden geht hat dort zu laufen.
Ausnahmen mögen all zu spezifische Plugins/Erweiterungen für spezifische Microsoftprodukte sein, die man auf Linux besser nicht erst installiert :p. Dabei kann man aber Designtechnisch Randbedingungen für alle Behördenaufträge setzen, die eine Portierung ermöglichen.
Allgemein gilt: weg von spezfischen Herstellern.
>“Die Gesellschaft für Informatik spricht gar von der Gefahr eines Killswitchs, wonach Trump die Macht besäße, Big-Tech-Unternehmen wie Microsoft dazu zu bringen, ihren Support für Software in Deutschland einzustellen – und damit ganze Behörden lahmzulegen.“
>>Gefahr eines Killswitchs
Man mag nicht glauben, wo diese Funktion heute bereits schon integriert ist. In Betriebssysteme von allen Geräten, hier nur mal als Beispiel (Smartgeräten, Wechselrichter, Heizungen und Wärmetauscher, Autos und Busse, Kameras und Alarmanlagen, Rechner, Drucker, NAS, usw. usw.)
In einigen Kundenausschreibungen steht der Wunsch zu einer verbindlichen Garantie, das die angebotenen Geräte „Killswitch“ frei sind.
Auch das die Geräte wie beim dual BIOS nach einem Umschalten, wieder inbetrieb gehen können.
Warum müssen bitte Mainboards „BIOS-Einstellungen“ per online KI Unterstützung optimiert werden?
Linux müsste vor allem mal Nutzerfreundlicher werden, dann wäre das als Alternative auch einfacher zu vermitteln.
Für den normalen Arbeitsalltag gibt es ja einige benutzerfreundliche Distributionen. Man ist eben den Umgang mit Linux nicht so gewohnt wie wir es mit Windows sind und muss sich ein bisschen damit beschäftigen. Das Problem ist dass Viele zu bequem sind dies zu tun und erwarten dass sie alles serviert bekommen.
Wenn man sich aber überlegt welche Kosten man mit Linux spart und dazu noch die Nerven schont da man keine fehlerhaften Windows-Updates mehr hat – dann lohnt sich der Aufwand eigentlich – oder?
Menschen sind Gewohnheitstiere, daher empfindet man Änderungen als eine Hürde.
Um die Hürde so klein zu halten wie möglich, rate ich Dir eine Wochen mit (nur) Linux Mint die LMDE Version „Linux Mint Debian Edition“ zu arbeiten.
Trau Dich, auch Du schaffst es! Überwinde die innere Hürde.
Als jemand, der beides einsetzt: entsprechende Linux Distributionen sind bereits nutzerfreundlicher. Bei Windows haben sich nur alle daran gewöhnt, mit den Problemen zu leben und sich von Microsoft in jeder Beziehung über den Tisch ziehen zu lassen. Das wird dann als alternativlos dargestellt, sonst wäre man ja zugegeben blöd…
Das ist wohl wahr – aber unsere öffentlichen Verwaltungen hängen auch alle am Microsoft-Tropf. Soviel ich weiß setzt nur Schleswig-Holstein in der Verwaltung auf OpenSource.
Aber auch an den Schulen müssen es meist Apple-Tablets sein. Da frage ich mich auch wieso dass so sein muss? In allen Fällen gäbe es praktikable Alternativen.
PS: Ich bin gerade auch mitten in der Umstellung der PC´s auf Linux. Leider ist beim Smartphone alles etwas schwieriger.
Währenddessen stellt man in Katalonien alle Nutzer von Pixel-Smartphones unter Generalverdacht, weil sich darauf Grapheneos installieren lässt
https://www.derstandard.de/story/3000000278495/katalanische-polizei-geht-gezielt-gegen-nutzer-von-pixel-smartphones-vor