Breitbandausbau: Nur drei Prozent der Fördermittel kommen an

Hunderte Millionen wollte die Bundesregierung im Vorjahr in den Breitbandausbau stecken, doch nur ein Bruchteil davon ist angekommen. Das unterstreicht aufs Neue, wie hoch der Nachholbedarf bei der digitalen Infrastruktur ist. Radikal umdenken will die geplante neue Bundesregierung aber nicht und schafft stattdessen neue Baustellen.

Mehrere Milliarden Euro will die Bundesregierung für den Breitbandausbau ausgeben. Doch von dem Geld kommt nur ein Bruchteil an. Es ist zum Haare raufen. – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Tim Gouw

Weiterhin kommen die für den Breitbandausbau gedachten öffentlichen Mittel nur tröpfchenweise bei den ausbauwilligen Kommunen an. Mehr als 689 Millionen Euro waren dafür im Bundeshaushalt 2017 bereitgestellt, aber nur 22 Millionen Euro hat das Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur tatsächlich ausgeschüttet – knapp mehr als drei Prozent. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage (PDF) des grünen Haushaltsprechers Sven-Christian Kindler hervor, über die der Bayerische Rundfunk bereits am Freitag der Vorwoche berichtete.

Ursprünglich war von nur 15 Millionen Euro die Rede, was aber mittlerweile um sieben Millionen Euro nach oben korrigiert wurde. Wesentlich verbessern wird das die desaströse Bilanz des verantwortlichen Ex-Bundesministers Alexander Dobrindt (CSU) freilich nicht. Sven-Christian Kindler kommentiert gegenüber netzpolitik.org:

Es rächt sich, dass die Bundesregierung keine sinnvolle, langfristige Investitionsstrategie entwickelt hat. Diese kopflose Politik von CDU, CSU und SPD kommt uns alle später teuer zu stehen. Die Investitionen, die heute nicht durchgeführt werden, sind die Kosten von morgen.

Von einem Kurswechsel ist nichts zu sehen

Offensichtlich ist sich die geplante schwarz-schwarz-rote Regierung der Problematik bewusst und hat im Koalitionsvertrag (PDF) die Absicht festgehalten, das „äußerst komplexe Antragsverfahren“ zu vereinfachen:

Die Förderverfahren werden wir so gestalten, dass unterversorgte Gebiete in ländlichen Regionen systematisch ausgebaut werden. Dafür werden wir unsere Förderbedingungen vereinfachen und so verändern, dass eine zeitnahe Realisierung möglich wird. Die Aufgreifschwellen werden wir für eine Förderung an diese Zielvorgaben anpassen. Bei der Förderung wollen wir Synergien mit den Ländern sicherstellen.

Aber allein der erste Satz lässt einen ratlos zurück. Schließlich ist es einziger Sinn und Zweck des Bundesförderprogramms, unterversorgte Gebiete, die sich insbesondere in ländlichen Regionen befinden, systematisch auszubauen. Und selbstverständlich hätte bereits von Beginn an sichergestellt sein müssen, für möglichst viele Synergien mit den Ländern zu sorgen. Zudem stimmt einen das Wörtchen „wollen“ nicht unbedingt zuversichtlich, dass dies auch wirklich gelingen wird. Vom in Aussicht gestellten Sprung an die „Weltspitze im Bereich der digitalen Infrastruktur“, wie es im Koalitionsvertrag heißt, ganz zu schweigen.

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Mit insgesamt 4 Milliarden Euro ist das Bundesförderprogramm derzeit ausgestattet, zehn bis zwölf Milliarden will die künftige Bundesregierung in der nächsten Legislaturperiode für den Breitbandausbau ausgeben. In Anbetracht der stetig steigenden Tiefbaukosten und der mangelnden Kapazitäten, mit der die Branche ohnehin zu kämpfen hat, könnte sich selbst diese Schätzung als viel zu unterdimensioniert herausstellen.

Es wird schon einiges an Aufwand benötigen, nur um die gut dokumentierten Versäumnisse aufzuholen. Dass die Koalition in spe aber nicht einmal die Absicht hat, Fehlentwicklungen zu begradigen, unverändert an der bisherigen Kupferpolitik festhält und zudem droht, mit ihrem Deregulierungsansatz neue Monopole bei echten Glasfasernetzen zu schaffen, lässt nichts Gutes hoffen.

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3 Ergänzungen

  1. Ich beobachte seit einiger Zeit den „Breitbandausbau“ in unserer zukünftigen Heimatgemeinde (in Bayern auf dem Land) und ehrlich gesagt wundert mich das leider überhaupt nicht…

  2. Was soll dieser Kommentar zum Breitbandausbau und dessen Förderprogramm?
    In dem Text wird hauptsächlich geklagt und die Bundesregierung kritisiert. Aber kein Vorschlag, keine Idee, keine Vision, was sie hätte besser machen können.
    Es kommen noch nicht einmal die Kommunen zu Wort, die die eigentlichen Nutznießer des Förderprogramms sind. Stattdessen pocht der Autor nur auf seine einseitige Meinung.

    Die Regierung allein anzuklagen und gar nicht auf den Punkt einzugehen, WARUM die Kommunen die Fördergelder nicht abrufen, das bleibt völlig unklar. Aber genau an diesen Punkt muss doch ein Journalist ansetzen und nachhaken.

    Selten so einen nutzlosen und sinnlosen Artikel gelesen.

  3. Der schnellste und wirtschaftlichste Weg zu einem flächendeckendem Breitbandnetz ist die Aufrüstung des Kupfernetzes mit Vectoring auf bis zu 100 Mbit/s. Weitere Leistungssteigerungen sind zu erwarten. Swisscom experimentiert bereits mit 400 Mbit/s.

    Bayern fördert mit Rücksicht auf das Kabelnetz Schwarz-Schillings, das zur Zeit aufwendig vom Verteil- zum Kommunikationsnetz umgerüstet wird, nur Anschlüsse bis zu 50(!) Mbit/s. Die meisten Gemeinden verzichten deshalb auf die „Förderung“ des bayerischen Finanzministers und erhalten ohne eigene Ausgaben von den Netzträgern („in Eigenleistung“) das leistungsfähigere Vectoring mit bis zu 100 Mbit/s.

    Durch diese Fehlsteuerung der bayerischen Staatsregierung ist in ganz Bayern ein Flickenteppich aus Ortsteilen mit 50 und 100 Mbit/s entstanden, zu besichtigen in der „Übersicht Breitbandversorgung“ der Telekom. Wer in einem „Fördergebiet“ wohnt, hat Pech!

    Bemerkenswert auch der bürokkratische Aufwand, den sich Bayern für dieses Chaos leistet: Die Leiter der Vermessungsämter wurden zu „Breitbandmanagern“ ernannt, in Amberg wurde ein „Breitbandzentrum“ eingerichtet, und weil es überall an Sachverstand fehlt, gibt es Heerscharen von Sachverständigen, die wie man hört einen Großteil der Fördergelder kassieren.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.