#np13 – Bildung für eine digitale Gesellschaft braucht vor allem Partizipation

Bei der Digitalisierung der Bildung läuft noch vieles falsch. Daniel Seitz von der Agentur „Mediale Pfade“ erzählt, wie es besser gehen kann und warum es wichtig ist, dass die Schüler an der Ausgestaltung des Bildungssystems beteiligt sind.

Daniel Seitz bei seinem Vortrag auf der „Das ist Netzpolitik!“-Konferenz CC-BY-SA 4.0 Jason Krüger für netzpolitik.org

Am 1. September 2017 fand unsere vierte „Das ist Netzpolitik“-Konferenz im Kosmos in Berlin statt. Alle Vorträge finden sich als Audio und Video auf media.ccc.de und Youtube.

Daniel Seitz, Geschäftsführer der Agentur „Mediale Pfade“, erläutert in seinem Vortrag auf der „Das ist Netzpolitik!“-Konferenz, wie ein Bildungssystem für eine digitale Gesellschaft aussehen kann und wie die verschiedenen Akteure hier zusammenarbeiten können. Wichtig ist ihm, dass die Schüler in die Ausgestaltung des Unterrichts mit einbezogen werden.

Gleich zu Beginn erzählt Seitz, was digitale Bildung nicht sein darf: Man kann das Bildungssystem nicht einfach nur digitaler gestalten, da damit häufig auch eine Kapitalisierung einhergeht. Laut Seitz „kann es kein Ziel von Bildung sein, dass wir stärker verwertbare Menschen aus einem Bildungsapparat bekommen, die dann besser in der Wirtschaft agieren können“.

Des Weiteren sei Bildung ein sehr komplexes Gebiet, daher brauche Digitalisierung ein klares Konzept. Auch dass jeder Programmieren können sollte, ist laut Seitz kein Endziel. Viel wichtiger ist die Motivation des Einzelnen.

Beutelsbacher Konsens als Grundlage

Jedes Bildungsangebot muss reflektieren: Also Menschen, die gebildet werden, sollten aus dieser Situation stärker herausgehen. Und zwar nicht stärker in der Abhängigkeit von mir als Bildungsinstitution, sondern stärker als Individuum.

Seitz appelliert an den Grundgedanken der Schule: junge Menschen dazu befähigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Dafür sind Grundhaltung und Prinzipien wichtig, etwa der Beutelsbacher Konsens, der die Grundsätze der politischen Bildung in Deutschland festlegt. Gerade das darin enthaltene Überwältigungsverbot, nach dem Lehrende Schülern ihre Meinung nicht aufdrängen dürfen, sei im netzpolitischen Kontext schwer einzuhalten. Denn oftmals möchte man als Aktivist Dinge verändern und andere von seiner Meinung überzeugen. Die Frage ist, wo man hin will und wie man das erreichen kann. Außerdem müssen alle Themen auch in ihrer gesellschaftlichen Breite dargestellt werden. Zum Beispiel beim Thema Überwachung: Hier müssen im Unterricht nicht nur Argumente gegen Überwachung genannt werden, sondern auch für Überwachung.

Schließlich ist es wichtig, dass Bildung schülerzentriert stattfindet, also die Interessen der Schüler im Vordergrund stehen. Hier sind Grundlagen wie der Pressekodex oder die Hackerethik wichtig. Letztendlich ist es laut Seitz notwendig, dass es „breite Diskurse für unsere Grundsätze für eine Bildung für eine digitale Gesellschaft gibt“.

Wichtig ist laut Seitz auch, dass die Schüler an Gestaltung und Zielen von Bildungsräumen beteiligt werden. Zu oft finde hier noch eine Alibi-Partizipation statt, bei der die Schüler instrumentalisiert werden. Als positiven Ansatz für mehr Partizipation nennt er unter anderem AULA, eine Liquid-Democracy-Software, bei der die Schüler demokratisch mitdiskutieren und abstimmen dürfen.

Das, was wir in der Schule seit sehr langer Zeit lernen, ist am Ende Konkurrenz, ist am Ende sich gegenüber anderen behaupten, ist hohe Anpassungsleistung. Das sind, glaube ich, nicht die Kompetenzen, die wir für die Zukunft brauchen.

Den Vortrag gibt es auch als Audio:

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