Ver.dis Bild von digitaler Bildung: Wissenschaftsschranke ist wie Rechner requirieren

Morgen wird im Bundestag ein gemeinsamer Antrag von CDU/CSU und SPD zu digitaler Bildung eingebracht. Teil des Antrags ist eine schwammige Aufforderung an die Bundesregierung, die „Arbeit an einem bildungs- und forschungsfreundlichen Urheberrecht als Grundlage der digitalen Lehrmittelfreiheit sowie damit verbunden der Einführung einer einheitlichen Bildungs- und Wissenschaftsschranke“ fortzusetzen. Soweit, so harmlos.

Frank Werneke, stellvertretender ver.di-Vorsitzender, fühlte sich dennoch bemüßigt, heute via Pressemeldung einen Schuss vor den Bug zu knallen. Unter der Überschrift „Digitale Bildung fördern – aber nicht zu Lasten von Urheberinnen und Urhebern“ wird dann tief in die Metapherntrickkiste gegriffen (Hervorhebung von mir):

„Wenn die Große Koalition in ihrem Antrag ein ‘bildungsfreundliches Urheberrecht‘ und den Zugang zu Inhalten fordert, hat sie unsere volle Unterstützung. Aber das kann es nur in Verbindung mit einer angemessenen Vergütung der Urheberinnen und Urheber geben. Man betritt ja auch keinen Elektrofachhandel und trägt dort Rechner für Schulen heraus, ohne zu bezahlen„, sagte Werneke.

Abgesehen davon, dass auch im Wissenschafts- und Bildungsbereich Pauschalvergütungen (z.B. über Geräteabgaben auf Kopiergeräte und Speichermedien) anfallen, geht es bei einem wissenschaftsfreundlichen Urheberrecht vor allem darum, Dinge zu legalisieren, die im öffentlichem Interesse sind und gleichzeitig die herkömmliche Verwertung von Werken nicht beeinträchtigen. Abgesehen davon gibt es ein schönes Video der Künstlerin Nina Paley zum Thema, warum Kopieren kein Diebstahl ist:

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Irgendwie passen diese Einlassung von Ver.di aber zu einem rabenschwarzen Tag für rote Urheberrechts– und Netzpolitik.

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8 Ergänzungen

  1. Also tatsächlich gab es mal eine Zeit, wo Schulen mit Spenden aus der Wirtschaft ausgestattet wurden.

    Ich bin mir aber nicht sicher, ob er stehlen meint, vielleicht ging es ihm um Vergesellschaftung bzw. Enteignung wäre vermutlich der präferierte Ausdruck. Dennoch schönes Video.

    1. Stimmt, er meint wie im Titel angedeutet eher sowas wie entschädigungsloses „requirieren“. Bei dem Video geht es mir eher um den Unterschied zwischen materiellen und immateriellen Gütern, den die Ver.di-Metapher komplett ignoriert.

  2. Ich gebe mein Lieblingslied dazu: wenn Angestellte oder Beamte als Lehrer während ihrer Arbeitszeit Content erstellen, dann kann man den im amtlichen Interesse streng nach Urhebergesetz §5 urheberrechtsfrei veröffentlichen. Verdi sollte Zusatzvergütungen in Tarifverhandlungen fordern und nicht hinterfotzig mit einer einseitigen (privatwirtschaftlichen) Auslegung den öffentlichen Dienst zu entkernen versuchen zu missbrauchen. Insbesondere in einer Zeit, wo Lehrmittel als MOOCs weltweit ohne urheberrechtliche Restriktionen global bereitgestellt werden, ist das Verhalten von ver.di extrem reaktionär und gegen die Arbeitsplätze der Digitalisierung gerichtet. Wir müssen jetzt schon Milliarden europäischer Steuergelder aufbringen, um durch öffentlich geförderte zu den US-Verhältnissen aufzuschliessen. Das sind messbare Schäden, die ver.di mit seiner gegen die die Digitalisierung und die Moderne gerichteten Verweigerungshaltung anrichten. Die Schäden im Bildungssystem durch solche Saboteure werden regelmäßig bei Bildungsbenchmarks aufgezeigt.
    Man kann hier nur auf den demografischen Wandel hoffen, dass die übersatten, fortschrittsfeindlichen Babyboomer alle in Rente gehen, aussterben und ihr perverses Unwesen nicht mehr treiben zum Schaden der deutschen Gesellschaft.
    Das war unter Willy Brandt ganz anders, da hatte Bildung einen hohen Wert, aber eine SPD, die sich Lügner (Norwegenlüge mit VDS) wie Gabriel leistet, leistet sich auch den gesellschaftlichen Stillstand mit. Wie können nur auf griechische Verhältnisse hoffen: Sozis unter 5% und Konservative in der Wüste.

  3. Ich hab manchmal das Gefühl, das Urheberrecht ist ungefähr so, als ob man Farben, Papier und Pinsel kaufen darf oder das fertige Bild, aber Farben, Papier und Pinsel darf man nicht zusammen nutzen, weil man ja das fertige Bild kopieren könnte …

  4. Das Gewerkschaften Konzerninteressen vertreten ist ja auch nur konsequent, wer hätte da auch etwas anderes erwartet ?

  5. Der Glaube daran, dogmatische Extrempostionen im Sinne von „Pirate Bay“ Thesen ,mit Hilfe von ein paar Blogs, ein paar Nachwuchs Juristen, Geld großer Industrie Brüder aus US, und einer vor sich hin brüllenden Twittersekte, tatsächlich in Gesetze umzuwandeln, war nicht nur harmlos und Grottennaiv. Leider führte das auch dazu, daß Typen wie Gorny oder manch anderen finsteren Kommerz Gestalten der Alten Welt der Weg frei geräumt wurde. Wenn man über Jahre solch eindeutig Nicht umsetzbare Extrempositionen vor sich trägt, wie in diesen Blog, und besonders bei Herrn Dobusch , dann braucht man sich nicht zu wundern, daß man am Ende 0% mehr ernst genommen wird. Leider liegt der Schaden bei den Menschen, die sich vernünftige Lösungen wünschen, anstatt ein Spielball der Interessen der Alten und der Neuen Verwerter zu sein. Das Spiel haben die selbsternannten „Netzpolitiker“ ,mit Kollateralschaden aller, nun krachend verloren. Auch das Mädel in Brüssel heult vermutlich täglich bzgl. der Erkenntnis, daß Ihr Übermut, und Ihre Lobbygesteuerten Berater Sie allzuleicht in die Falle haben laufen lassen. Sie hat die Rolle des Mülleimers, der dafür herhalten muss, so einiges an Dreck zu entsorgen, freudestrahlend angenommen, anstatt vorrauschauend das Spiel zu durchschauen.

    1. Ha, ha. Wir haben beim Zugangserschwerungsgesetz gesehen, welche digitaliserungsfeindliche, rückwärtige Politiker die GroKo-Parteien verlogen. Das waren die extremistischen Positionen, die Parlament und Regierung vertraten:
      – jeder Webzugriffe jeden Bürgers sollte überwacht werden
      – die Zugriffe sollten mit einer geheimen Liste verglichen werden, deren Weitergabe an Jugendschutzfilterhersteller als Ordnungswidrigkeit verboten war
      – was Kinderpornografie sei, sollte nicht mehr ein Richter entscheiden, sondern geheim die Polizei (was dabei herauskommt, haben wir bei Edathy gesehen)
      – die Extremisten Ziercke, SPD, vom BKA, Flintenuschi, CDU, und der Betrüger Guttenberg von der CSU wollen den echten Kinderpornodreck nicht löschen lassen, obwohl der Polizei der Ablageort bekannt war. Flintenuschi log uns dreckig an (wie Merkel mit den Massenvernichtungswaffen im Irak und jetzt mit der KfZ-Maut oder Gabriel mit seiner Spinnerei über die VDS in Norwegen) und sagte, dass in Indien Kinderpornografie nicht strafverfolgt würde.

      Und dann? Dann mussten dieser Blog, die FDP und 140.000 Unterzeichner einer Online Petition mit ihrer Extremposition von Law and Order, Rechtsstaat und Demokratie diese überwältigende Mehrheit von Spinnern und Mördern des Rechtsstaates wieder auf den Boden von Freiheit und Demokratie zurückholen. Und die gleichen Spinner, die vorher für das Zugangserschwerungsgesetz gestimmt haben, stimmten zu ihrer eigenen Verächtlichmachung nach dem Kulturschock mit dem Bürger, kruz danach das exakte Gegenteil im Bundestag. Diese Menschen haben mit ihren Ansichten der Freiheitlich Demokratischen Grundordnung aus dem Parlament heraus erheblich geschadet und musste durch den Bürger zur Ordnung gerufen werden.

      Das Leben ist so. Da hefen keine Halluzinationen oder Demagogie.

      Und genauso ist es mit den Gegenwartsverweigerung bei ver.di. Die Gewerkschaften werden weiter schrumpfen mit ihren rückwärtsgewandten Positionen. Gabriel wird bald verjagt werden, wie er in Niedersachsen verjagt wurde, wo er auch die SPD die Macht gekostet hat. Wir werden auch keien VDS bekommen wie im Rest Europas, die deutschnationalen werden sich nicht durch setzen. Wir werden auch weiter Netzneutralität haben wie in den USA. Die Blockierer und Verhinderer werden sich nicht durchsetzen. Sie kosten nur Zeit und Arbeit und schaden Land. Täglich kann man in Statistiken lesen, wie wir durch die Zersetzer des Staates zurückfallen statt voranzuschreiten, wie es Gründungsmythos von Gewerkschaften und SPD vor 150 Jahren war.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.