YouTube-Videos einbetten künftig kostenpflichtig? [Update: GEMA-Stellungnahme]

Vor fast genau einem Jahr berichteten wir hier, dass die niederländische Verwertungsgesellschaft BUMA/STEMRA ankündigte zumindest von kommerziellen Webseiten eine Vergütung für das Einbetten von YouTube-Videos zu fordern – und zwar zusätzlich zu der dort zwischen Google und der Verwertungsgesellschaft vereinbarten Vergütung. Außerdem könnte der Rechtsmeinung von BUMA/STEMRA zu Folge prinzipiell auch von privaten Blogs eine Vergütung für die Einbettung gefordert werden.

Tatsächlich ist rechtlich umstritten, wie das Einbetten von Inhalten wie Videos oder Bildern, die auf Drittplattformen gehostet werden, rechtlich überhaupt zu qualifizieren ist – von automatischen Einbettungen wie bei Facebook oder Twitter ganz zu schweigen (vgl. auch ein diesbezüglich laufendes Verfahren vor dem EuGH). Das betrifft vor allem jene auf YouTube häufigen Fälle, in denen Inhalte ohne explizite Zustimmung der Rechteinhaber hochgeladen wurden. In so einem Fall haben diese natürlich auch nicht den YouTube-Nutzungsbedingungen zugestimmt, die ein Einbetten erlauben.

Anlässlich der laufenden EU-Konsultation zum Urheberrecht bekommt diese Frage neue Brisanz. Wie Patrick Dax bei Futurezone berichtet, spricht sich das österreichische GEMA-Pendant AKM für eine Vergütungspflicht beim Einbetten von Videos aus:

Konkret heißt es in der Frage 11 des Konsultationsdokuments: „Sollte das Bereitstellen eines Hyperlinks, welcher zu einem urheberrechtlich geschützten Werk oder anderen Inhalt führt, entweder im Allgemeinen oder unter bestimmten Umständen die Erlaubnis des Rechteinhabers erfordern?“

In dem von der Verwertungsgesellschaft an ihre Mitglieder versandten Konsultationsdokument der EU wurden die Antwortmöglichkeiten „Nein“ oder „Keine Meinung“ von der Rechtsabteilung der AKM entfernt und einzig die Antwortmöglichkeit „Ja“ belassen. In einer für die Mitglieder vorformulierten Antwort, die praktischerweise gleich in das Dokument kopiert wurde, wird ein „angemessener Ausgleich“ für Musikvideos gefordert, die „in fremde Websites eingebettet“ werden.

Jedenfalls dokumentiert der Futurezone-Bericht die beträchtlichen Anstrengungen von Seiten der Verwertungsgesellschaften, ihre Mitglieder zur Teilnahme an der EU-Konsultation zu bringen – mit Vorschlägen, die ein ohnehin restriktives Urheberrecht weiter zu verschärfen suchen. Umso wichtiger wäre es, dass sich auch andere über Tools wie youcan.fixcopyright.eu an der Konsultation beteiligen.

[Update, 4.2.2014, 16.30 Uhr]

Eine Anfrage meinerseits bei der GEMA, ob dort dieselbe Meinung vertreten bzw. dieselbe Antwort empfohlen wird, blieb bislang unbeantwortet. hat inzwischen bestätigt, dass GEMA und AKM in der Regel sehr ähnliche Positionen vertreten. Ursula Goebel von der GEMA:

Wir sehen das wie die AKM.
Im Gegensatz zu einfachen Hyperlinks, die für uns keine relevante Nutzungshandlung darstellen, sollte Embedded Content lizenziert werden. Denn hier ist für den Nutzer nicht klar ist, dass die Datei von einer anderen Seite stammt.

Zwei Fragen stellen sich hier: Erstens, warum sollte das den Nutzern nicht klar sein? Zweitens, wie sollen dann doppelte Vergütungen vermieden werden, einmal für die Abrechnung via Google und dann noch einmal für die Einbettung? Umgekehrt ist aber zu erwarten, dass es vor allem zu einem Rückgang der Nutzung der Embedding-Funktion führen dürfte, sollte das Einbetten von Videos wirklich lizenzpflichtig werden. Ob das im Interesse jener Rechteinhaber ist, die ihre Videos auf YouTube monetarisieren, ist wohl eine andere Frage.

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16 Ergänzungen

  1. Na das ist doch toll! Das gebe ich gleich mal bei der Urheberrechtsumfrage der EU bei den entsprechenden Fragen an. Ich mache mir auch Mühe sie alle durchzuarbeiten (ist ja noch Zeit bis März).
    So ein Unfug, den hier diese Pseudobehörden anmelden.

    Im Prinzip kann man ja nur hoffen, dass diesen Wegelagerern und Raubrittern aka GEMAs und wie auch immer endlich der Hahn zugedreht wird und die Künstler sich endlich selber Veröffentlichen bzw. auf Alternative Vergütungsmethoden umsteigen. GEMA und Schwestern haben eben die big five im Rücken (deshalb auch das Dauergedudel auf Englisch in allen Radios).

    Private Blogs, die für diese garstigen Flasheinbindungen (Flash ist Cancer) auch noch Doppelsteuer zahlen sollen obwohl ja bereits auf Festplatten, Speichersticks und und und Abgaben (Erpressungsgelder) geblecht werden – Klartext: Der Serverbetreiber zahlt die Pauschalen bei der Anschaffung, beim ersetzen und ausrangieren der Altplatter, auf jeweilige Flashspeicher/Cachefestplatten, dann natürlich die Anzahl der Zugriffe auf bestimmte GEMA geschützte Inhalte.
    Der Konsument zahlt auf seine Ausrüstung. Von MicroSD über Stick bis hin zu den SSD/HDD und natürlich die Leermedien oder Pirateriepauschale … man könnte ja schließlich mal…

    Die haben doch schon eine Einigung mit Youtube. Was wollen die noch? GEMA hat doch bereits fast eine Milliarde € an Einnahmen pro Jahr.
    Sry für das Gebashe aber diese Schnorrer haben es nicht anders verdient. FAIR USE ist denen ein Fremdwort und das ein Klick auf ein Video nicht auch gleich die vollständige Ansicht des Videos geschweige denn der Einblendung irgendwelcher Gewinne durch Werbeeinblendungen bedeutet ist denen auch egal. Pack.

    1. Habe ich mich auch schon oft gefragt. Wir zahlen doch alle eine Pauschale auf Leermedien wieso müssen wir dann nochmal zahlen.

      Die bekommen einfach den Hals nicht voll.

    2. Hab ich was verpasst? Wann soll sich die GEMA mit Youtube geeinigt haben? Mein Stand ist, die Verhandlungen laufen noch, oder warum sehe ich bei den seltenen Fällen, wo ich mit deutscher IP (aus Versehen VPN abgestellt) unterwegs bin immer mal wieder „dieses Video ist für die GEMA gesperrt“ (sinngemäss) auf Youtube?

  2. „Eine Anfrage meinerseits bei der GEMA, ob dort dieselbe Meinung vertreten bzw. dieselbe Antwort empfohlen wird….“

    Wardas eine gute Idee? Eventuell hat man dort nun eine Idee bei der GEMA in die Köpfe gebracht, die noch gar nicht vorhanden war.

    Diese Läden sind für gewöhnlich ziemlich träge. Alleine die Anfrage kann jetzt etwas ins Rollen gebracht oder beschleunigt haben.
    Eine Anfrage bei Youtube/Google wäre eventuell besser gewesen.

  3. Es ist immer das gleiche Problem. Egal welches soziale Netzwerk man besucht, überall verletzten Privatleute das Urheberrecht. Aber es besteht natürlich kein Reformbedarf.

  4. Wenn man sämtliche Fragen auf youcan.fixcopyright.eu beantwortet hat und auf ‚Schicke das Formular‘ drückt, werden die Antworten dann schon direkt verschickt oder muss man noch etwas mit dem Textdokument anstellen, dass man dann zum Download angeboten bekommt?
    Außerdem ist mir nicht klar in welcher Sprache die Fragen beantwortet werden sollen. Die Fragen sind auf deutsch gestellt. Kann man dementsprechend auch auf deutsch antworten?

  5. Naja, dann gibt es halt keine Musikblogs mehr und weniger verkaufte Alben, weil der Werbeeffekt fehlt. Sollen die doch Werbung bezahlen statt kostenlose bekommen, wenn es der GEMA und ihren Mitgliedern so recht ist. Diese Versager haben bis heute nicht kapiert, wie Marketing im Internet funktioniert. Hätten die großen Plattenfirmen kein Quasi-Monopol, sie wären auf einem freien MArkt längst abgeschmiert.

  6. Es ist um das viele Geld schade, dass die EU für Ihre Bürgerbeteiligung im entsprechenden Fall investiert hat. Die auch hier, im Schulterschuß mit Verbrecherseiten alla kinox.to, movie4k.to etc. etc. beworbene „click und hopp „Seite, ist die Zurverfügungstellung einer niderschwelliger Deppenmeinung Sammlung, um damit eine “ Mehrheit “ zu suggerieren. Natürlich will Kalle seine Filme umsonst sehen, und Uschi will für Musik auch nicht zahlen. Denen und den anderen gibt man somit ein vorgefertigtes, 10 Sekunden und weg Tool in die Hand und meint, dass der rest der Welt diesen Schwachsinn als Meinung von informierten “ Bürgern “ fressen wird. So in etwa hat wohl auch Ceaușescu Wahlhilfe beim richtigen Wahlkreuchen gemacht. Das eine ist, dass man sich nicht schämt, soetwas auch noch zu bewerben, dass andere, dass der gut gemeinte Ansatz einer Bürgerbeteiligung der EU direkt in die Mülltonne gekickt wird. Herzlichen Glückwunsch.

    1. Ja mich interessiert das! Ich arbeite bei einer kleinen Skifilm-Produktion und für uns ist es mega wichtig dass Online Medien darüber berichten und unsere Filme in ihre Artikel einbetten!

  7. Interessiert mich nicht.

    Youtube hat das sagen auf ihrer Seite , nicht die Gema.
    Ich würde kein Cent an die Gema zahlen.

    Wenn se was wollen dieser Abschaum sollen sie bei
    mir klingeln dann gibt nen Schlag in die Fresse aber kein Geld.

  8. Freu mich schon über die Musiker die dann für ihre eigenen Videos die sie bei youtube zum promoten posten und auf ihrer eigenen Webseite einbauen zahlen dürfen.

    1. Das ist schon heute so. Da müssen Musiker Beträge an die GEMA abführen wenn sie ihre eigenen Lieder live spielen. Angeblich bekommen sie dann auch anteilig etwas wieder.

  9. Hmm, also ich bin dagegen, ohne Frage.
    Die Frage, die sich jetzt mir stellt ist aber, ob dan Pauschal gezahlt werden muss, oder ob nur auf die Videos, an denen die GEMA rechte besitzt, diese Gebühren gezahlt werden müssen. Wäre das nähmlich der Fall, liegt doch eigentlich sogar eine Rechtsverletzung von Seiten der Gema vor. Man stelle sich vor, ich lizensiere mein Video mit CC BY-NC-ND?
    Dann würden die doch mit meinem Video Geld verdienen, was sie garnicht dürften, oder?

    Alles in allem geht mir die GEMA – sorry die Fromulierung – auf’n Sack. Wenn wir an unserer Schule ein Konzert einer lokalen Band mit ihren eigenen Liedern veranstalten, welche alle auf keiner Weise eigentum der GEMA sind, dann sehen wir und plötzlich mit Anwaltlichen schreiben konfrontiert, OBWOHL wir einen Mitschnitt vom Konzert haben, der beweisst, das die Musik GEMA-frei ist. Und dann noch der Punkt, dass das Schüler sind, die das betrifft…
    Wenn jetzt solche Bands auch noch Geld dafür zahlen müssen, dass sie Ihre eingene Musik auf ihren eigenen Websites veröffentlichen mit youtube-embed…
    Die GEMA hat einfach die heutige Welt nicht verstanden…

    Das wollt ich mal gesagt haben.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.