Vor sechs Jahren durchsuchte das Stuttgarter Landeskriminalamt mehrere Räume in Freiburg. Das Bundesinnenministerium hatte die Plattform Indymedia Linksunten verboten und sich dabei auf die Existenz eines vermeintlichen Vereins gestützt. Seit 2020 lässt sich unter linksunten.indymedia.org wieder ein Archiv der Open-Posting-Seite aufrufen, es erscheinen jedoch keine neuen Beiträge. Nun durchsuchten Polizist:innen erneut Räume von fünf Personen, die bereits 2017 betroffen waren.
Sie stünden „im Verdacht, sich wegen der Aufrechterhaltung des organisatorischen Zusammenhalts dieser verbotenen Vereinigung strafbar gemacht zu haben“, heißt es in der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe und des baden-württembergischen Landeskriminalamts (LKA). Die Behörden vermuten offenbar, dass die fünf Personen die Archivseite betreiben. Laut einer Mitteilung der Autonomen Antifa Freiburg wurden etwa ein Dutzend Mobilgeräte und ein halbes Dutzend Computer beschlagnahmt.
Dass hinter Linksunten Indymedia ein Verein stecken soll, bestritten die Betroffenen immer wieder. Die Bürgerrechtsorganisation Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) bezeichnete den Fall als einen „Missbrauch des Vereinsrechts“. Das Bundesverwaltungsgericht wies Klagen der Betroffenen jedoch ab, weil der vermeintliche Verein selbst klagen müsse. Ebenso scheiterte eine Verfassungsbeschwerde, die das Bundesverfassungsgericht im März 2023 nicht zur Entscheidung annahm.
Nachrichtenbeitrag als angebliche Unterstützung einer verbotenen Vereinigung
Im Januar dieses Jahres durchsuchte die Freiburger Polizei dann überraschenderweise Räume des freien Senders Radio Dreyeckland (RDL). Ein Redakteur hatte das Linksunten-Archiv in einem Beitrag verlinkt. Er würde damit die verbotene Vereinigung unterstützen, lautete der Vorwurf. Nachdem zunächst das Landgericht Karlsruhe dem angestrebten Verfahren eine Absage erteilte, kippte das Oberlandesgericht Stuttgart dessen Beschluss wieder. Ein Redakteur des Senders soll sich nun vor Gericht verantworten.
Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft wirft auch die Frage auf, wie eine nicht mehr existierende Vereinigung unterstützt werden kann. Mit der gestrigen Durchsuchung signalisiert die Staatsanwaltschaft, dass sie der Auffassung ist, es gebe diese.
Strafrechtsanwalt Lukas Theune vertritt eine der betroffenen Personen und kritisiert das Vorgehen. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe führe ein politisch motiviertes Verfahren gegen einen Redakteur des Radio Dreyeckland, schreibt er auf Anfrage von netzpolitik.org. „Weil dort aber Voraussetzung für eine Strafbarkeit wäre, dass eine Vereinigung noch existiert, die überhaupt durch einen journalistischen Beitrag unterstützt werden könnte, versucht sie nun verzweifelt, eine solche Vereinigung zu finden.“ Gegen den Durchsuchungsbeschluss habe er für seinen Mandanten bereits gestern Beschwerde eingelegt.
Auch David Werdermann von der GFF zweifelt an der Motivation für das neuerliche Vorgehen. Die Organisation unterstützt Radio Dreyeckland in ihrem Verfahren. „Nachdem das Oberlandesgericht die Anklage gegen den RDL-Journalisten doch noch zugelassen hat, ist die Staatsanwaltschaft anscheinend verzweifelt auf der Suche nach weiteren Beweismitteln für die Fortexistenz des verbotenen Vereins“, schreibt Werdermann. „Jedoch wurde schon das Verfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung eingestellt, weil keine Beweise gefunden wurden. Warum sollte das jetzt anders sein?“ Man bekomme den Eindruck, „dass es der Staatsanwaltschaft vor allem darum geht, die linke Szene in Freiburg zu schikanieren“.
Auslöschung linker Bewegungsgeschichte
Werdermann weist darauf hin, dass das Archiv nicht das gleiche sei wie die frühere Seite. „Ein statisches Archiv zu Dokumentationszwecken unterscheidet sich deutlich von einem dynamischen Nachrichtenportal“, schreibt der Jurist. „Es handelt sich also nicht um eine Fortführung des verbotenen Vereins, unabhängig davon, ob dieselben Personen dahinterstecken oder nicht.“
Linksunten Indymedia war früher eine der wichtigsten Medien der deutschsprachigen Linken bis Radikalen Linken, wo Nutzer:innen anonym Beiträge publizieren konnten. Das Archiv dokumentiert daher auch eine jahrelange Geschichte linker Bewegungen: Es erschienen Demonstrations- und Aktionsaufrufe, tiefgehende Recherchen zur rechten Szene, aber auch Bekenner:innenschreiben zu militanten Anschlägen und Outings von Personen. Gegen etwaige rechtswidrige Inhalte waren die Behörden offenbar nicht im Einzelnen vorgegangen, sondern sie verboten die Plattform gleich als Ganzes. Das bemängelten schon 2017 mehrere Jurist:innen.
„Archive sind das Gedächtnis der Gesellschaft – das gilt offline wie online“, schreibt Werdermann. „Wer diese Dokumentation als ‚Fortführung einer verbotenen Vereinigung‘ kriminalisiert, will einen Teil linker Bewegungsgeschichte auslöschen.“ Bis zum Erscheinen dieses Textes war das Archiv weiter aufrufbar.
In BaWue ist mW noch nie ein StA fuer die maximal konsequente Untersuchung linker Umtriebe sanktioniert worden. MP Kretschmann setzt hier bewaehrte Traditionen ebenso konsequent fort.
in Baden Württemberg gibt es sogar explizit eine übergordnete Gesinnungsstaatsanwaltschaft die für linke*** Umtriebe zuständig ist. Der dort zuständige heißt passendereweise Greulich und ist nicht unbedingt für seine solide und faire herangehensweise bekannt – eher für Graubereiche schaffen und Rechtsdehnung.
Was also würde eine KI mit BaWü machen?
Das pitoreske Rufen nach KI in BaWü wird zuverlässig von schlicht Strukturierten verstärkt und weiter befördert:
Intelligenz im Ländle ist eine rare Ressource und Defizite müssen (zwanghaft) ausgeglichen werden.
Das ist halt Blödsinn. Bequem, arrogant, selbstbestätigend und letztlich fatal.
Die Leute sind schon clever, ihre Ziele sind halt andere.
Falls Staatsanwaltschaften in BaWü linke Szenen nicht maximal drangsalieren würden, hätten sie wohl freie Arbeitskapazitäten, sich angemessen um jene zu kümmern, die sich am entgegengesetzten Ende des politischen Spektrums mit umstürzlerischen Gewalttaten und deren Organisation befassen. Gesinnungen in Amtsstuben verhindern, dass dieser Blickwinkel in eine operationale Phase tritt, aber ersatzweise muss ja irgendeiner Tätigkeit nachgegangen werden, die zudem noch politische Befriedigung ermöglicht.
nochmal freundlichst darauf hinweisen , das Archiv kann auch seperat heruntergeladen werden.
daher aus Gründen …
„Download
https://linksunten.indymedia.org/README
https://linksunten.indymedia.org/SHA256SUMS
https://linksunten.indymedia.org/linksunten-html.zip (1 GB)
https://linksunten.indymedia.org/linksunten-media.zip (85 GB)
https://linksunten.indymedia.org/linksunten-json.zip (300 MB) “
#Linksunten #netzpolitik #archiv #zensur #ccc
Hier handelt es sich eindeutig auf Angriffe von Seiten des Staates bzw. staatlicher Vertreter auf die Pressefreiheit und auf für die öffentliche Bildung und für die Geschichtswissenschaften relevanten Zugänge zu Archiven und Quellenmaterialien. Trotzdem ist es bemerkenswert still dazu aus rechten und linksliberalen Kreisen, vielen Medien und staatsnahen Stiftungen, die sich doch sonst sehr lautstark über Angriffe auf die Pressefreiheit beschweren, wenn diese von ihren politischen Gegner:innen kommen. Merkwürdig.
Darüber hinaus sollte bemerkt werden, dass dieser Vorgang in einem grün-dominierten Bundesland geschieht und sich hierbei schon wieder zeigt, dass die Grünen in Regierungsverantwortung beim Thema Angriffe auf Grundrechte nicht viel mehr sind, als eine CDU auf Steroiden.
https://en.wikipedia.org/wiki/Indymedia#Europe
In the aftermath of the 2017 G20 Hamburg summit protests, the German Federal Ministry of the Interior, Building and Community banned a chapter of the network called Linksunten. This had been set up in 2008, in southwestern Germany.[33] The ministry described the network as „the central communications platform among far-left extremists prone to violence“ and stated that it was used to spread information about violent protest tactics.[34] German internet service providers were ordered to block communication to the website, on which police were referred to as „pigs“ and „murderers“ and instructions for making Molotov cocktails could be found.[33][34] The German police also raided the home addresses of several activists in the Baden-Württemberg region, seizing computers and weapons.[34]