Privacy? Ha! Lesenwerte Einordnung zum Microsoft-LinkedIn-Deal

LinkedIn Hauptquartier in Mountain View CC0 by https://en.wikipedia.org/wiki/LinkedIn#/media/File:LinkedIn_Headquarters_Mountain_View.jpg
LinkedIn Hauptquartier in Mountain View CC0 by https://en.wikipedia.org/wiki/LinkedIn#/media/File:LinkedIn_Headquarters_Mountain_View.jpg
LinkedIn Hauptquartier in Mountain View.
CC0 by LPS.1

Microsoft kauft LinkedIn – und viele fragen sich angesichts eines anhaltenden Abwärtstrends bei dem Karrierenetzwerk und des enormen Preises von 26 Millarden Dollar, was das soll. Gewinn hat LinkedIn wie so viele Netzwerkplattformen seit seiner Gründung 2002 jedenfalls noch nie gemacht. Microsoft-CEO Satya Nadella schreibt, es gehe darum, den größten Anbieter von Cloud-Diensten für den professionellen Kontext (Office 365, Outlook) mit dem größten Netzwerk für Business-Kontakte zusammenbringen. Durch die Verknüpfung ihrer Informationen und Dienste werde man professionellen Nutzern selbstverständlich großartige neue Angebote machen können.

Der Autor, Analyst und Berater Josh Bernoff hat dazu eine lesenswerte Einordnung geschrieben. Er argumentiert, dass die Entscheidung nicht nur strategisch konsequent ist, sondern auch mit erheblichen Auswirkungen auf die Nutzer einhergehen wird. Microsoft hat in erster Linie schließlich kein Soziales Netzwerk gekauft, sondern einen riesigen Datenschatz mit persönlichen Informationen über Arbeitnehmer und -geber, so Bernoff. Auch Nadela selbst benennt Targeted Advertising als zentrale Monetarisierungsmöglichkeit. Bernoff zufolge wird das dann so aussehen:

Nach dem Unternehmenserwerb wird Microsoft alles über Deine Arbeitswelt wissen. Es wird Deine Kollegen kennen, Deinen beruflichen Werdegang und Deine Fähigkeiten. Mit Office 365 wird es wissen, was Du in Powerpoint, Word und Excel bearbeitest. Wenn Du Outlook benutzt, wird Microsoft wissen, mit wem Du schreibst und worüber Ihr sprecht. Glaubst Du wirklich, dass es mit diesem Wissen nichts anfangen wird? Mit Hilfe von einem bisschen Künstlicher Intelligenz hat Microsoft die Möglichkeit, Dein komplettes Arbeitsleben zu kennen. (Ja, es mag ein oder zwei Jahre dauern, aber es wird kommen.) Was wird Microsoft mit diesem Wissen anfangen? Nadella sagt, es wird die Produkte, die Du nutzt, besser machen, weil es Deine Bedürfnisse kennt. Aber es wird Dich auch mit Werbung erreichen, die auf dem basiert, was Du auf der Arbeit gerade tust und was Du in deiner letzten Outlook-Mail geschrieben hast.

4 Ergänzungen

  1. Ja, das ist der erste Gedanke, dass sich da quasi 2 CRM-Datenberge verehelichen und damit künftig z.B. eine enorme Präzision in der „persönlichen Adressierung“ möglich ist. (Daneben kann man auch an durchaus spannende neue Funktionen denken …)
    Es gibt da wahrscheinlich nur einen kleinen Gedankenfehler bei MS: Bislang haben die Anwendungen von Microsoft im Enterprise-Bereich noch einen gewissen Privacy-Vorsprung vor Google for Work, die ja schon einen Profildatenfundus haben, wo es an nichts mangelt. Wenn Microsoft meint, da mithalten zu müssen, bleibt den Unternehmen, die halbwegs in Puncto Security bei Trost sind, eigentlich kaum etwas anderes übrig, als sich nach diskreteren Alternativen umzuschauen. Es gibt ja bspw. auch noch Open Office. Die Unternehmen dürften über kurz oder lang auf die Datenzentrallager von Googel und MS mit einer Dezentralisierungsstrategie antworten müssen. Eine gewisse Reaktanz ist ja schon bei Windows 10 zu beobachten. Die könnte sich verstärken.

  2. Und wenn MS alles über deine Arbeitswelt weiss, und über die Arbeitswelt deiner Kontakte, über eure Reisen, Meetings, Abrechnungen, ubnd Hotelbuchungen, dann ht die Musteranalyse längst eure Arbeitgeber profiliert.
    Macht nichts? Ist doch nur der Arbeitgeber?
    Macht doch was, denn wenn zum Beispiel das Angebot deines Arbeitgebers, den neuen Flughafen zu bauen unterboten wird, stecken dahinter dieselben Algorithmen, die auch der Polizei den nächsten Einbruch vorhersagen. Mit Hilfe aller Metadaten, die aus der VDS-Cloud noch zur Bekämpfung des Terrorismus zugeliegfert werden, wird die Profilbildung immer perfekter. Dann wird dein Arbeitgeber immer öfter unterboten, ist bald so pleite, wie die Subunternehmer und Linked in hat seine Schuldigkeit getan. Du auch.
    Switch…

  3. Hm, es war schon ein Segen für viele unvorsichtige Studenten und Schüler bei StudiVZ und anderen sozialen Netzwerken, als diese aufgekauft wurden. Schließlich kennt keiner die Betreiber.
    Warum ist es schlimm, wenn ein Microsoft nun LinkedIn aufkauft und die Daten nicht an jemand anderen verhökert werden?
    Warum ist das kritisch?
    Lieben Gruß SUSI

  4. MietOffice und Karriere-Netzwerk werden eins, das ist Kurz gesagt:

    SaaS meet’s AaaS (Advertising as a Service)
    (Orwell sollte sich im Grabe umdrehen!)

    Also mal ehrlich: Wenn man ein Office-Paket kauft/mietet das alles was man damit anfängt sofort an den Hersteller/dessen Web-Speicher weiter petzt – dann muss man eh schon eine Recht große Macke haben. Und wer da noch glaubt dieser Deal wird ihn beruflich nicht betreffen dessen Meise wohnt hinter’m Mond.

    Nur zur Klarstellung: „Cloud“ ist im kern doch nix weiter als „Alles Mögliche“ nur eben über HTTP(S) und damit Webbrowser-ähnlich. Das ist m.E. so weil die meisten Router/firewalls/paketfilter ausgehenden Datenverkehr der „wie ein Webbrowser“ ist durch lassen – was sie bei allen anderen Protokollen (SMB/CIFS z.B.) definitiv nicht tun, und auch nicht sollen.
    Kurz: Es ist eigentlich mehr ein Schmutziger Hack um der Mobilitätsgeilen Masse das zu geben wonach sie süchtet. Wie B.Gates früher sagte: „Information at your Fingertips“.

    „Mission Accomplished“ möchte man da fast sagen. Wer seine Daten durch die Luft schießt, muss sich nicht wundern wenn andere sie fangen – oder schneller schießen!

    Vielleicht bin ich altmodisch. Aber ein Textprogramm das nicht richtig funktioniert wenn keine Internet-Verbindung da ist – das ist ein Ding das ich nie brauchen werde. Es ist wie der versuch der Quadratur des Kreise – schlicht nutzlos!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.