Hinweis: Dieser Beitrag thematisiert Essstörungen, Suizid, Selbstverletzung und sexualisierte Gewalt. Wir verzichten darauf, Beispiele zu verlinken und diese genauer als für das Verständnis notwendig zu beschreiben. Wenn ihr selbst Unterstützung benötigt, könnt ihr zum Beispiel die Telefonseelsorge im Internet oder über die kostenlosen Hotline 0800-111-0-111 kontaktieren.
„Nichts schmeckt so gut wie sich dünn sein anfühlt“ – dieses Kate Moss-Zitat erregte 2009 großes Aufsehen. Heute ist der Satz eines der bekanntesten Mantras einer Subkultur, in der eine oftmals tödliche Krankheit verherrlicht wird.
Diese Kultur nennt sich „Pro Ana“. Das bedeutet pro – also für – Anorexie (Magersucht). Ebenso gibt es Menschen, die sich als „Pro Mia“ – für Bulimie – bezeichnen. Der Kern beider Phänomene: Ihre Anhänger:innen verherrlichen Essstörungen, krankhaftes Untergewicht und krassen Gewichtsverlust. Anorexie gilt mit einer Mortalität von rund zehn Prozent als die tödlichste aller psychischen Erkrankungen. Etwa jeder fünfte Todesfall ist ein Suizid. Öffentliche Aufmerksamkeit erregte Pro Ana in den vergangenen Jahren vor allem als gefährliche Netzkultur.
In Gruppenchats tauschen sich die Ana-Anhänger:innen aus und kontrollieren sich gegenseitig, um ihre Essstörungen weiter zu verstärken. Auch pädosexuelle Täter:innen suchen in den Netzwerken vorrangig erkrankte Jugendliche, von denen sie sexualisiertes Bildmaterial erzwingen wollen.
Unter anderem motivieren sich die Betroffenen gegenseitig mit verstörendem Bildmaterial, strengen Regeln für schnelleren Gewichtsverlust und „Briefen der Ana“, also der Personifizierung der Anorexie selbst. Eine der verbreitetsten Motivationen ist die sogenannte „Thinspo“. Dabei handelt es sich um Bilder extrem magerer Körper, die die Betrachter:innen „inspirieren“ sollen, weiter abzunehmen. Immer wieder erscheinen in Medien Reportagen und Berichte über teils erschütternde Vorgänge in Online-Pro-Ana-Foren.
Welchen Anteil hat die Gesellschaft?
Auch ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit dem Phänomen Pro Ana im Internet. Vor gut zwei Wochen ist ein Feature über Pro Ana von meiner Kollegin Johanna Rubinroth und mir im Südwest-Rundfunk erschienen. In dem knapp einstündigen Beitrag beleuchten wir intensiv, welchen Einfluss die Gemeinschaft im Pro-Ana-Kult auf die Auslebung der Essstörung und die Aktivität in Pro Ana selbst hat.
Bei der Recherche trafen wir immer wieder auf die Frage, inwiefern der gesamtgesellschaftliche Umgang in unserem Kulturkreis mit Körpern, Schönheitsidealen und Diät Subkulturen wie Pro Ana befeuert. Daraus leitet sich die Frage ab: Ist Pro Ana tatsächlich hauptsächlich das Internet-Phänomen, als welches es so oft porträtiert wird? Leider gibt es wenig konkrete Forschung zu dem Phänomen Pro Ana im Speziellen, das keineswegs mit Anorexie oder Diätkultur gleichzusetzen ist.
Ich möchte versuchen, diese schwierige Frage aufgrund meiner Recherchen zu Pro Ana näher zu untersuchen. An dieser Stelle weise ich darauf hin, dass ich in dieser Kolumne das komplexe Thema Pro Ana nicht vollständig darstellen können werde. Für tiefergehende Informationen empfehle ich Beiträge von Safer Internet, jugendschutz.net und eine ausführliche Reportage von mir in der taz.
Massenweise „Motivationsmaterial“
Bei Pro Ana geht es nicht darum, mit einer Essstörung zu leben, sondern darum, sie zu verherrlichen. Darum, sein gesamtes Leben nach ihr auszurichten. Das bedeutet, dass Betroffene Hunger und Diät, Selbstverletzung und gar Suizidgedanken romantisieren. Die Krankheit und das Leid, das die Betroffenen erfahren, werden zu einer Ästhetik: Es gibt Leitsätze, es gibt Guides und schier endlose Mengen an „Motivationsmaterial“.
Online häufen sich die Pro-Ana-Blogs und -Accounts auf Twitter, Instagram, TikTok – früher auch auf Tumblr und Pinterest. Dort werden Kalorienprotokolle, Hungerdiäten und Bodychecks gepostet; Bilder von Waagen und von den frischen Wunden der Selbstverletzung. Online finden Betroffene Gleichgesinnte, tauschen sich aus und treiben sich so weiter in die Krankheit hinein.
In den Zeiten, in denen ich in und über Pro Ana recherchiere, sind meine Social-Media-Feeds voll mit den Bildern viel zu dünner, junger Frauen. Alles dreht sich um gefährliche Diättips. Beinahe jede Unterhaltung handelt vom eigenen Abnehmfortschritt, von „Bodygoals“ oder „Goalweights“. Es werden Grafiken gepostet, die Kalorienmengen empfehlen, die nicht einmal einem Säugling reichen würden. Mehrere Tage in der Woche soll gefastet werden. „Tinkerbell Diet“ nennt sich das dann, „Hello Kitty Diet“ oder „Tiny Girl Diet“.
In der analogen Welt geht es weiter
Oft brauche ich bei den Recherchen in Pro Ana Pausen. Mal nicht mit Inhalten zugespammt werden, die mich dazu bringen wollen, meinen Körper zu hassen und hungern zu lassen.
Wenn ich dann das Handy beiseite lege und spazieren gehe, sehe ich Werbeplakate mit Models, deren Körper ebenso gut in einem „Thinspo“-Thread angehimmelt werden könnten. Wenn ich mir stattdessen einen Film anschaue, ist mindestens eine Figur darin auf Diät. Gehe ich danach zum Kiosk und kaufe mir eine „Frauenzeitschrift“, beschäftigt sich ein Großteils des Hefts damit, wie ich 2024 endlich meinen Traumkörper erreichen kann und wie wenig Kalorien ich noch essen muss, um nicht auf der Stelle umzukippen.
Wusstet ihr, dass weißer Zucker das neue Rauchen ist? Und dass Stangensellerie ganz prima Salzstangen ersetzen kann? Auf der nächsten Seite kann ich in einem Promi-Interview lesen, wie viel glücklicher die Stars sind, seitdem sie abgenommen haben – und dass sie dazu auch mal drei Tage am Stück nichts gegessen haben.
Immer unzufrieden mit dem eigenen Körper zu sein, immer dünner, immer „besser“ werden zu wollen und dafür auch Hunger in Kauf zu nehmen – das ist ein zentrales Motiv im Pro-Ana-Kult. Und auch im analogen Leben sind diese Elemente ständig präsent. Aber Moment: Ich hatte doch geschrieben, dass Pro Ana mehr als nur eine Diätkultur ist.
Was Pro Ana inhaltlich stark von der „bloßen“ Diätkultur unterscheidet: Hier werden die Essstörung und das Kranksein an sich glorifiziert. Viele Betroffene wollen nicht zwingend dem klassischen Schönheitsideal entsprechen, sondern krank aussehen: Eingefallene Wangen, knochige Glieder, Augenringe, dünnes Haar und bleiche Haut.
Erinnerung an den „Heroin-Chic“
Wer sich für Popkultur interessiert, dem kommt dieser Look bekannt vor. In den 90er Jahren erlangten genau jene Attribute Popularität als der „Heroin-Chic“ die Laufstege beherrschte. „Heroin-Chic“ bezeichnet ein Schönheitsideal, nach dem Frauen aussehen sollen als wären sie heroinabhängig. Vor allem von Models und Schauspieler:innen wurde dieses Aussehen Mitte der 90er Jahre erwartet. Als eine der Ikonen dieses Körperkults gilt das bekannte Calvin-Klein-Model Kate Moss. Auch im „Heroin-Chics“ werden Nicht-essen verherrlicht, gefährliche Abnehm-Praktiken propagiert und ein krankes Aussehen gefeiert.
Krank sehen Frauen, die dem Heroin-Chic entsprechen, meist nicht nur aus – denn ohne Untergewicht ist diesem Körperbild kaum gerecht zu werden. Untergewicht zu erreichen ist wiederum ein Symptom von Essstörungen wie Anorexie und Bulimie – und eins der wichtigsten Ziele von Anhänger:innen des Pro-Ana-Kults.
Erst vor wenigen Tagen sah ich mir für diese Kolumne wieder Pro-Ana-Posts auf Twitter an – und stieß prompt auf einen Thread, in dem Bilder von 90er-Jahre-Models als „Thinspo“ gepostet wurden. Darunter auch Kate Moss. Seit einigen Monaten scheint der „Heroin-Chic“-Trend wieder aufzuflammen: Immer mehr Celebritys zeigen sich extrem dünn. Auch solche, die zuvor für ihre kurvigen Körper bekannt waren, etwa Kylie Jenner oder Kim Kardashian. Diese inhaltlichen Analogien zwischen digitalem und analogem Raum sprechen gegen die Charakterisierung von Pro Ana als reines Online-Phänomen.
Ich verstehe Pro Ana als eine Kultur, die Essstörungen mit dem Ziel der Gewichtsreduktion verherrlicht, die Untergewicht normalisiert und Selbstzerstörung glorifiziert. Dazu braucht es kein Internet und keine Computer. Vielmehr als ein Online-Phänomen ist Pro Ana ein Phänomen, das auch online ausgelebt wird. Diese Einsicht ist notwendig, um möglichst viele Menschen vor dem Einfluss von Pro Ana zu schützen. Pro Ana existiert schon lange unabhängig vom Netz – weil es eine Kultur ist, die gesellschaftlich begünstigt wird.
Verherrlichung von untergewichtigen Körpern ist überall
Das bedeutet nicht, dass nicht auch im Netz gegen Pro Ana vorgegangen werden sollte. So muss beispielsweise Grooming, das auch über Pro-Ana-Foren stattfindet, intensiver verfolgt werden. Ebenso der Besitz und die Verbreitung „kinder- und jugendpornographischer Inhalte“ durch Täter:innen.
Auch das verstärkte Löschen und Kennzeichnen von sogenannten jugendschutzgefährdenden und entwicklungsbeeinträchtigenden Inhalten kann den Zugang zu Pro-Ana-Inhalten im Netz erschweren. Dass diese Maßnahmen wirksam sind, wenn sich Essstörungs-verherrlichende Inhalte weiterhin auf tausenden Werbewänden, in hunderten Modemagazinen und Fernsehserien finden lassen, ist zweifelhaft. Denn auch Inhalte, die nicht als „jugendschutzgefährdend“ eingestuft werden, weil sie nicht beispielsweise unmittelbar zu Selbstverletzung, dem Erbrechen von Mahlzeiten oder Hungerdiäten aufrufen, können genau das zur Folge haben.
Begriffe wie „jugendschutzgefährdend“ oder „entwicklungsbeeinträchtigend“ immer weiter auszulegen, um der Pro-Ana-Mentalität Einhalt zu gebieten, würde Tür und Tor für Zensur öffnen. Hinzu kommt, dass es schlicht unmöglich ist, die schier endlose Menge an Pro-Ana-Inhalten mittels Einzelfallprüfung als gefährdend zu identifizieren und zu löschen oder zu kennzeichnen. Folglich können solche Maßnahmen allein das Problem nicht lösen.
Deswegen ist vor allem ein gesellschaftliches Umdenken notwendig. Das bedeutet zu erkennen, wie verbreitet Essstörungen-befürwortende Inhalte und Ansichten sind sowie ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie groß die Gefahr ist, die von ihnen ausgeht. In der Folge müssen Einzelne und die Öffentlichkeit gegen die Pro-Ana-Mentalität aktiv werden.
Mehr Hilfe für Betroffene
Das kann bedeuten, Produkte, die diese Inhalte propagieren zu boykottieren – beispielsweise die Zeitschrift, die mit 6-Wochen-Diäten Auflage macht oder die Kleidungsmarke, die mit „Heroin-Chic“-Models ihre Kollektionen bewirbt. Es kann bedeuten, in Schulen mehr über Diätkultur, Schönheitsideale und Ernährung aufzuklären. Es kann bedeuten, den Medienkonsum der eigenen Kinder – sowohl online als auch analog – stärker zu beobachten.
Es kann bedeuten, auf seine Freund:innen zu achten und diesen einen Kollegen zurechtzuweisen, der ständig das Mittagessen anderer kommentiert. Es kann bedeuten, jener Influencerin zu entfolgen, die mit ihrer Extremdiät Likes generiert. Und es muss bedeuten, Betroffenen von Essstörungen mehr Unterstützung bereitzustellen – mehr Kassensitze für Psychotherapeut:innen, mehr Personal in der Schulsozialarbeit, in der Seelsorge und in Hilfestellen.
Pro Ana darf nicht weiterhin vorrangig als Online-Problem betrachtet werden. Denn die Ursachen dieser so übergreifenden Kultur liegen nicht nur im Netz. Um Pro Ana zu bekämpfen, müssen wir gesellschaftlich gegen die normalisierte Verherrlichung von Essstörungen vorgehen, die tagtäglich stattfinden – analog und digital.
Danke für diesen erschütternden Beitrag!
Zwei kleine Hinweise. Hier ist die Prozentzahl verlorengegangen („Anorexie gilt mit einer Mortalität von rund Prozent als die tödlichste aller psychischen Erkrankungen.“) und hier vermutlich ein Teil des Satzes („[…], inwiefern der gesamtgesellschaftliche Umgang in unserem Kulturkreis mit Körpern, Schönheitsidealen und Diät-Subkulturen wie Pro Ana befeuert.“)
Da fehlt eine Zahl zwischen den Wörtern „Mortalität von rund Prozent als “ im Text
Dazu empfehlenswert: https://m.youtube.com/watch?v=81xt1IH0o2Q
Alles auf das Internet schieben ist so schön einfach. Lassen Sie die Leute doch machen.
Welche Leute? Die „Macher“ von Instagram etwa?
Fast den selben Artikel könnte man auch über Adipositas, morbides Übergewicht und die „fat acceptance“-Szene schreiben. Das ist wenigstens genauso schädlich und tödlich. Hier müsste man auch die Rolle der öffentlich rechtlichen Medien in der Förderung von „fat acceptance“, dem gezielten anheuern von „plus size“-Darstellern und der Bekämpfung von „fat shaming“ beleuchten.
Ich finde auch, der Artikel ist unglücklich. Es geht ausführlich über „Essstörungen“, aber _meine_ Essstörung, dass ich gesundheitsschädlich zu viel esse, wird mit keinem Wort erwähnt. Ich bin mittlerweile sogar soweit abzuwägen, ob die Nachteile einer Bulimie nicht vielleicht geringer sind als die gesundheitlichen Nachteile des Übergewichts.
Außerdem wird hier m.E. etwas grobschlächtig von „Verherrlichung des Untergewichts“ geschrieben, wobei ich der Meinung bin, dass es vielfach auch einfach „Verherrlichung des Normalgewichts“ sein könnte – und diese ist m.E. völlig in Ordnung und erstrebenswert.
Und hierbei geht es mir absolut nicht um irgendwelche sozialen Normen oder von den Medien verbreiteten Idealbildern. Versuchen Sie einfach mal von Ihrem Schreibtisch wegzugehen und Dinge in der Natur zu machen, da merken Sie gleich, dass es keine Frage von gesellschaftlichen Erwartungen ist, wenn Sie in unwegsamen Gelände nicht weiterkommen, weil Sie zu träge, unbeweglich und unfit sind.
Kurzgesagt, ich finde den Artikel zu einseitig.
Im zweiten Absatz fehlt die Prozentangabe zur Mortalität. »Anorexie gilt mit einer Mortalität von rund Prozent als…«.
„mit einer Mortalität von rund Prozent“ Wie viel denn?
> Anorexie gilt mit einer Mortalität von rund Prozent als die tödlichste aller psychischen Erkrankungen.
Da fehlt die Zahl. Diese bitte mit Quellenangabe zitieren. Danke.
>> Mortalität von rund Prozent als die <<
Die Prozentzahl wäre schon wichtig ;-)
Ist ergänzt, danke für den Hinweis!
> Auf der nächsten Seite kann ich einem Promi-Interview lesen
kann ich in einem Promi-Interview lesen
Korrigiert, danke!
Mitte der 90er gab es keine Hypes aus dem Internet, wohl aber knall harte Mode-Erscheinungen, die schon damals bestens dazu geeignet waren den Konsum zu befeuern. Haute-Couture als Trendsetter benutzte immer wieder gesellschaftliche Aufreger-Themen um Aufmerksamkeit auf Produkte zu erreichen, die dann den „Massen“-Konsum beflügelten.
Vorsicht mit dem Begriff Popkultur und überhaupt mit der Verleihung des Begriffs „Kultur“. Was als „Popkultur“ bezeichnet wird ist letztlich Konsumverhalten, das Gruppen zu einer Identitätsbildung verhilft. Präziser wird im Englischen „cult“ anstatt „culture“ verwendet.
Klarer ist auch „promotion of anorexia“ es geht also um Promotion. Promotion ist ein Begriff aus dem Marketing. Mithin wäre zu untersuchen, wer betreibt Promotion, mit welchen Mitteln, mit welchem Ziel, zu wessen Nutzen. Daran anschließend, wer kann „Pro Ana/Mia“ für eigene Interessen instrumentalisieren?
Das ist wesentlich aelter und wird auch wesentlich genereller benutzt als ein reiner Marketingbegriff.
https://www.etymonline.com/word/promote
promote (v.)
late 14c., promoten, „to advance (someone) to a higher grade or office, exalt or raise to a higher post or position,“ from Old French promoter and directly from Latin promotus, past participle of promovere „move forward, advance; cause to advance, push onward; bring to light, reveal,“ from pro „forward“ (see pro-) + movere „to move“ (from PIE root *meue- „to push away“).
General sense of „to further the growth or progress of (anything)“ is from early 15c. In late Middle English and early Modern English also promove, from the Latin verb. Related: Promoted; promoting.
also from late 14c.
Da der Begriff Subkultur in dem Artikel zweimal benutzt wird, möchte ich darauf hinweisen:
„Heute wird der Begriff der „Subkultur“ in der Wissenschaft seltener verwendet. Dies ist hauptsächlich deshalb der Fall, weil die Definition einerseits unklar ist – zumeist ist davon die Rede, dass eine Gruppe „weitgehend“ andere Normen als die Hauptkultur aufweist –, andererseits die meisten so bezeichneten Gruppen sich selbst abweichend auffassen. Der Begriff kann gerade wegen seines populären Gebrauches oft nur schwerlich wertfrei verwendet werden.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Subkultur
> Pro Ana existiert schon lange unabhängig vom Netz – weil es eine Kultur ist, die gesellschaftlich begünstigt wird.
Zu: „Weil es eine Kultur ist“
Wie wird diese Behauptung begründet?
Ist diese Bezeichnung gerechtfertigt? Anhand welcher Kriterien?
Selbst die Bezeichnung Subkultur, ist umstritten und bringt nichts (außer Erregung von Aufmerksamkeit).
Zu „…, die gesellschaftlich begünstigt wird.“
Eine ziemlich steile These, um es noch freundlich zu kritisieren.
Wer oder was „begünstigt“ hier das Phänomen promotion of anorexia so, dass es eine gesellschaftliche Begünstigung wäre?
Wird eine non-konforme Gruppierung begünstigt, indem man sie als abweichend oder „krank“ bezeichnet? Bekommen sie Subventionen oder Steuervergünstigungen? Würde die Gesellschaft einer Begünstigung zustimmen?
Wenn es soziale Verhältnisse gibt, welche promotion of anorexia zulassen, dann wären diese zu benennen. Niemand käme auf die Idee zu behaupten, dass Alkoholismus „gesellschaftlich begünstigt“ wird, zumal Alkohol auch noch besteuert wird. Gleichwohl gibt es Promotion zur Steigerung des Alkoholkonsums, aber keinesfalls „gesellschaftlich begünstigt“.
Bei der Angabe der Mortalität von Anorexie fehlt die Zahl. Danke für eure immer spannenden Artikel, weiter so.
> … dieser so übergreifenden Kultur …
Kultur? Übergreifend? Wer greift hier auf was über?
Phänomen! Eine Minderheit betreffend, die Aufmerksamkeit erregen will und sich dabei gut fühlen möchte.
> Um Pro Ana zu bekämpfen, müssen wir gesellschaftlich gegen die normalisierte Verherrlichung von Essstörungen vorgehen, …
Bekämpfen? Eine Minderheit, die ihre Identität mittels Essverhalten definiert?
Ich plädiere für Minderheitenschutz, und tolerieren eines anders Seins. Jeder hat das Recht sich selbst zu schädigen. Alkohol und Rauchen schädigen die Gesellschaft bei weitem mehr, und selbst da wird auf martialisches „Bekämpfen“ verzichtet, weil es die Reaktanz beflügelt.
Zum einen sollte man Rauchen und Alkohol wesentlich weiter aus der Normalität herausdrängen. Das sind abhängig machende Genussgifte, deren Konsum viel zu stark gefördert wird. Ersetzen sie „Alkohol“ mit „Kokain“, dann wird das klarer. Und ja, im Gegenzug sollten andere Drogen entkriminalisiert werden, der derzeitige Status ist auf beiden Seiten kontraproduktiv.
Zum anderen ist Anorexie mit schwerem Alkoholismus oder anderer zerstörenden Drogenabhängigkeit vergleichbar. Die Betroffenen, so noch Entscheidungsfähigkeit, können das prinzipiell entscheiden. Nur ist Entscheidungsfähigkeit in dem Zustand so eine Sache, und aus humanistischen Erwägungen wird man Leute möglichst per Reislienz davor bewahren und Ausstiegshilfen anbieten. Wer Anoxerie befördert ist hilfsbedürftig krank oder kriminell.
> aus humanistischen Erwägungen wird man Leute möglichst per Resilienz davor bewahren und Ausstiegshilfen anbieten.
Resilienz muss selbst erworben werden. Nicht jede/r kann das. Wenn geeignete Hilfsangebote Resilienz fördern, wäre das ein gutes nachhaltiges Ergebnis.
Doch Vorsicht beim Argumentieren mit Resilienz, denn es ist ein Modewort geworden beim Einfordern von Verhalten gegenüber anderen: „Sei doch resilient!“ Das hat Potential zu Schaden, auch wenn es (vielleicht) gut gemeint ist.
„Anorexie gilt mit einer Mortalität von rund Prozent“
Da fe lt doch was… :/
Im zweiten Absatz „rund Prozent“, da fehlt noch eine Zahl.
Ist ergänzt, danke für den Hinweis!
„Anorexie gilt mit einer Mortalität von rund Prozent als die tödlichste aller psychischen Erkrankungen.“
Da fehlt die Prozentangabe. So liest es sich sehr komisch.^^
Ist ergänzt, danke für den Hinweis!
„Heroin-Chic“
kommt nicht von „Heroin-Chique“, sondern von „Heroin-Chicken“
nur um das klar zumachen, wie Menschen verachtend der Begriff ist.
Nein, das wäre „Heroin Chick“. Übrigens ist „chick“ nicht zwingend abwertend und kommt auch nicht von „Chicken“ sondern eben „Chick“.
„Heroin Chic“ ist explizit ein style, eben „chic“. Wikipedia hat einen Ursprung dazu:
The term heroin chic itself was coined at Sorrenti’s wake by editor Ingrid Sischy, who commented: „This is heroin, this isn’t chic. This has got to stop, this heroin chic.“
Die Erklärung wage ich mal vorsichtig zu bezweifeln, denn das Wort, dass Sie suchen, wird im Französischen ‚chic‘ geschrieben. Eine ‚chique‘ ist etwas ganz anderes. Sie können mit der Wortherkunft im Englischen natürlich dennoch recht haben.
Hallo, im zweiten Absatz fehlt die Prozentzahl der Mortalität.
Danke, ist ergänzt!
die Prozentzahl fehlt nicht mehr!