Insider-BerichtWie Kund:innen in o2-Shops abgezockt werden

Um Erfolgsquoten des Konzerns zu erreichen, führen o2-Shops ihre Kund:innen offenbar regelmäßig hinters Licht. Das berichtet ein anonymer Insider in einem Branchen-Medium. o2 weist die Verantwortung von sich. Allerdings zeigt sich hier ein Muster, das wir bereits vor zwei Jahren aufgedeckt haben.

Das blaue Logo von o2 an der Außenwand eines Hauses
Um den Verbraucherschutz bei o2 steht es laut einem Shop-Betreiber schlecht – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / Michael Gstettenbauer

Mitarbeiter:innen von o2-Shops führen offenbar regelmäßig Kund:innen hinters Licht, um Provisionen von dem Telekommunikationskonzern zu kassieren. Das berichtet die Website inside-digital.de unter Berufung auf einen anonymen Betreiber eines o2-Shops. Eine weitere Quelle soll die Vorwürfe bestätigt haben.

Zu den windigen Methoden der o2-Shops gehört es demzufolge, neue SIM-Karten zur Aktivierung im Geschäft zunächst in ein betriebseigenes Handy einzulegen. „Sie nehmen die SIM-Karte des Kunden und sagen, sie müssen sie im Nebenzimmer aktivieren“, berichtet der anonyme Shop-Betreiber. Dort melden die Mitarbeiter:innen die Telefonnummer dann bei der „Mein o2″-App an, ohne dies den Kund:innen mitzuteilen. In der Anwendung können Kund:innen unter anderem ihren Vertragsdetails regeln, neue Produkte bestellen oder an Werbeaktionen teilnehmen.

Mitarbeiter:innen greifen Provisionen und Rabatt-Codes ab

Die Mitarbeiter:innen setzen hierbei offenbar immer das gleiche Standard-Passwort. Da die Kund:innen nichts von der Registrierung wissen, ändern sie das Passwort in der Regel nicht. Theoretisch könnten die Shop-Mitarbeiter:innen also auch später noch die Vertragsdaten der Kund:innen einsehen und verändern. Die einzelnen Shops und Mitarbeiter:innen werden von o2 mit Provisionen von bis zu 600 Euro pro Quartal belohnt, wenn sie eine hohe App-Registrierungsquote vorweisen können.

Dem Bericht zufolge nutzen die Mitarbeiter:innen die App auch, um heimlich „Family and Friends“-Rabatt-Codes ihrer Kund:innen abzugreifen. In einem ausgeklügelten System verwenden die Shops die Rabatt-Codes offenbar dafür, um bei anderen Vertragsabschlüssen Vergünstigungen zu erhalten. Diese Vergünstigungen reichen sie laut der Quelle jedoch nicht an die Kund:innen weiter, sondern nutzen diese stattdessen, um den Kund:innen ohne deren Wissen zusätzliche Dienste wie etwa o2 TV zu verkaufen. Bei hohen Abschlussquoten zahlt o2 den Shops hier ebenfalls Provisionen.

o2 weist Verantwortung von sich

Außerdem erschleichen sich viele Shops laut inside-digital positive Google-Bewertungen. So würden Rabatte beim Kauf von Zubehör oder bei der Erstattung verlorener SIM-Karten an Fünf-Sterne-Bewertungen geknüpft. Zudem nähmen die Shop-Mitarbeiter:innen ohne Wissen der Kund:innen positive Bewertungen mit deren Telefon vor. Dem Insider-Bericht zufolge setzt das o2-Management die Shop-Betreiber:innen unter großen Druck, damit diese gute Google-Bewertungen erhalten.

Der anonyme Shop-Betreiber macht deutlich, dass o2 die Mitarbeiter:innen durch unrealistische Quotenvorgaben zu dem Betrug an den Kund:innen geradezu anstachele. Gegenüber inside-digital weist der Konzern jedoch jegliche Verantwortung von sich. “Ein solches Vorgehen verstößt ganz klar gegen unsere Datenschutzbestimmungen, zu denen unsere Shop-Mitarbeiter:innen regelmäßig geschult werden“, zitiert das Magazin eine Unternehmenssprecherin. Dies gelte insbesondere bei einer Registrierung ohne das Wissen der Kund:innen.

Die Vorwürfe gegen o2 stehen allerdings in Einklang mit Recherchen von netzpolitik.org aus dem Jahr 2021. Damals hatten zahlreiche Shop-Betreiber:innen offengelegt, mit welchen Tricks sie ihren Kund:innen weitreichende Einwilligungen beim Datenschutz abluchsen. Auch damals verwiesen die Shop-Betreiber:innen auf Quotenvorgaben des Telekommunikationskonzerns, die ohne einen solchen Schwindel nicht zu erreichen seien.

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17 Ergänzungen

  1. Und genauso wie vor 2 Jahren gilt: o2 Shops sind scheinselbständig weil sie, de facto, von ihrer Vertragsfreiheit gegenüber o2 und ihren Kunden gar keinen Gebrauch machen können. Verkaufspreise, vorgegeben. Werbezyklen, vorgegeben. Einkaufspreise u. -bedinungen, de facto nicht verhandelbar. Das ist alles eine große Farce. Franchise gehört verboten. Das ist für die bürgerliche Gesellschaft einfach nutzloser Steuerbetrug, Arbeitsrechtsbruch und aus Sicht der Verbraucherschutzes ein Desaster. Das hat für alle Beteiligten (außer den Konzernen natürlich) nur Nachteile.

    1. Leider zutreffend. Aber die DRV Bund kriminalisiert lieber gut verdienende Soloselbständige, als sich um gewerbsmäßigen Sozialversicherungsbetrug zu kümmern. Wenn sie nicht grundsätzlich duch Untätigkeit glänzt.

  2. Die ganze Branche ist ein Teich voller Pirañas. Von Vodafone wurde ja auch schon häufiger ähnliches berichtet. Das Problem entsteht dadurch, dass die Verkäufer (‚Berater‘ mag ich hier nicht sagen) größtenteils per Provision bezahlt werden. Wie soll man davon einen Shop in teuer Innenstadtlage finanzieren und noch den eigenen Lebensunterhalt?
    Die Bezahlung (überwiegend oder ganz) durch Provisionen gehört verboten.

  3. SIM-Karten sind wie EC- und Kreditkarten Teil einer zwei Faktor Authentifizierung (2FA). D.h. die SIM, die PIN oder ein anderer Sicherheitscode stellen zwei Faktoren einer Authentifizerung da.

    Das beschriebene Vorgehen stellt je nach Auslegung einen Straftatbestand von Betrug, eines Betrugversuchs oder Erschleichung von Leistungen dar. Wäre schön wenn das jemand an prominenter Stelle in den Artikel einbetten könnte.

    Und man Menschen die diese Form des Produkt-Bundlings erklärt, das SIM Karten nicht »aktiviert« werden. Die jeweiligen Shops erfassen lediglich die Daten ihrer Kunden und übermitteln sie an die entsprechende Telefongeselltschaft, die nimmt lediglich die Zuweisung der SIM zu den Kundendaten vor um Partizipation am jeweiligen Mobilfunknetz zu gewährleisten.

    Am Zustand der SIM ändert sich während dieses Prozesses nichts.

    iese Erschleichung von Leistungen (Provisionen) fand bei nahezu jedem Shop von Mobilfunkanbietern oder deren outgesurcten Callcentern statt. Es spielt dabei keine Rolle ob es sich um einen Neuerwerb oder einen Tarifwechsel handelt. Wer seine Mitarbeitenden mit niedrigen Gehalt (Fixum) oder sonst irgendwie ausbeutet und solche Anreize schafft, handelt nicht im Interesse seiner Kunden.

    1. > Das beschriebene Vorgehen stellt je nach Auslegung einen Straftatbestand von Betrug, eines Betrugsversuchs oder Erschleichung von Leistungen dar.

      Das ist jahrelange geduldete Praxis. Doch warum findet keine Strafverfolgung statt? Woran liegt es?
      Wie viele Fälle wurden zur Anzeige gebracht? Wie ist der Stand? Haben Beschuldigte Strafbefehle akzeptiert und und sich so vor einem öffentlichen Prozess freigekauft?

      Wenn Straftatbestände es mehrfach in die Medien schaffen, sollte man doch annehmen, dass dies bei der einen oder anderen Staatsanwaltschaft zur Kenntnis gekommen worden ist. Jeder darf Staatsanwaltschaften fragen, ob sie tätig geworden sind oder warum nicht. Journalisten sollten das nicht versäumen, wenn sie sich mit dem Thema beschäftigen.

  4. an die Verfasser dieses Artikels:

    Wie blöd muss Mann denn sein?
    Gendern bis ins lächerliche.

    Was bitte sind Kund*innen?
    Was ist ein Kund?
    Was ist ein Kund?
    Was ist ein Kund?

    1. Für manche Menschen gibt es offenbar wirklich kein wichtigeres Thema als Gendern. Wie verblendet muss man sein, um sich gar nicht mehr um Inhalte zu kümmern, sondern nur noch um Kulturkampf? Unternehmen, die Menschen abzocken, wird es freuen. Die machen einfach weiter, während Sie sich in Kommentaspalten übers Gendern aufregen. Glückwunsch!

      1. Weil einem bei eurem beschissenem Gendern die Lust auf jegliches Weiterlesen vergeht.

        Hat seine Gründe, dass über 85% dagegen sind.

        Kulturkampf? Bissel abgehobene Ansicht für das Verbreiten von aufindoktriniertem Schwachsinn.

        Schreibt einfach normales Deutsch, und schon sind alle zufrieden. Also fast alle. Gibt ja diese sehr kleine und sehr laute Gruppe, die einen gleich zum Nazi erklären, wenn man nicht gendert.

        1. Klar. Du kommst auf unsere Website und willst mir erzählen, wie ich schreiben soll. Aber ich verbreite „aufindoktrinierten Schwachsinn“. Merkst du überhaupt noch was?

      2. Ich möchte keine weitere (mehr oder weniger unergiebige) Grundsatzdiskussion zum Gendern/dem generischen Maskulinum starten, sondern nur zwei zumeist ignorierte Überlegungen anmerken:

        1. Die Vermutung, dass mangelnde feministische Repräsentation in einer Sprache ursächlich/wesentlich für die Benachteiligung von Frauen in der Gesellschaft ist, ist empirisch widerlegt: Da die türkische Sprache kein grammatikalisches Geschlecht kennt, müssten die türkischen Frauen die gleichgestelltesten Fauen der Welt sein. Das ist offensichtlich nicht der Fall.

        2. Gendern hat eine stark ausgrenzende Komponente: Funktionale Analphabet:inn*en wird das Leseverständnis erschwert, Migrierenden der Spracherwerb. Gendern übernimmt in diesem Kontext inhärent eine Schibboleth-Funktion, die historisch betrachtet der Abgrenzung dient (wir vs. ihr).

        Das bedeutet NICHT, auf die Einbeziehung weiblicher Formen zu verzichten. Aber m. E. sind Polizisten und Polizistinnen für ohnehin häufig benachteiligte Gruppen lesbarer/verständlicher als Polizist_innen oder gar Polizierende.

  5. Organisierte Urkundenfälschung, Betrug, Eindringen in Computersysteme, Erschleichen von Leistungen zum Nachteil Dritter, alles wiederholt und in großem Maßstab. Mmmh. Ob die hinterhältigen Arschloch-Kleinkriminellen in den Läden sich bewusst sind, dass sie und nicht 02/Telefonica die Strafen tragen werden? Wenn sie sich irgendwas zum Nachteil des Konzerns ausdächten, wäre geschenkt – keiner würde sich beschweren. Aber Kunden abzuziehen, die keinen Schnall haben, ist unterirdisch.

  6. Betrug gibt es leider nicht nur branchenweit in den Shops der Mobilfunk- und Telefonanbieter sondern durchaus auch bei den großen Elektromärkten (die ja auch Mobilfunk anbieten)

    Die Netzbetreiber unternehmen nur was dagegen, wenn es an’s eigene Fell geht.
    Provisionsbetrug, Bonitätsbetrug, und Fakeverträge wären solche Punkte.

    Wenn es „nur“ den Kunden schädigt (z.B. durch unerwähnte aber kostenpflichtige Sonderleistungen) oder Leistungen die völlig sinnlos sind (wie z.B. eine Erweiterung auf 6GB Datenvolumen bei einem 3G-Seniorenhandy das kein LTE unterstützt) interessiert es die Netzbetreiber überhaupt nicht.

  7. ein Aspekt zum Thema family und friends Codes wird übrigens in allen Artikeln ganz aus acht gelassen- da es bei Neukunden zwischen zwei und fünf werktagen dauert, bis die Codes überhaupt im kundenaccount sichtbar sind, ist es absolut notwendig, dass Passwort im Shop ohne das Wissen des Kunden auch Tage später noch zu benutzen, um sich einzuloggen und dem Kunden nicht direkt beim verlassen des Ladens darauf hinzuweisen, dass er es umgehend nach Registrierung ändern sollte, denn sonst würde man ja nicht mehr in den Account kommen, um die Codes zu ziehen….

    1. …..nicht zu vergessen daß man IN dem Account des Kunden nochmals Werbeeinwilligungen bestätigen muss, um am am Programm für die Codes überhaupt teilzunehmen…..

    2. Alte Dame geht in Telekom Shop.
      Will Telefonapparart mit Kabel, da sie nicht damit zurecht kommt, das Schnurlose auf die Ladeschale zurück zulegen und wenn leer normale AAA primär Zellen einlegt. Sie kommt mit einem weiteren schnurlosen Telefon mit einem weiteren Anrufbeantworter zurück nach Hause „Es gäbe die nicht mehr anders“. Am Dienstag kommt die Vertragsbestätigung der Telekom über 100MBit/s Internet. Man hat ihr den neuen Vertrag untergeschoben. Sie glaubte für den zusätzlichen Telefon Apparat unterschreiben zu müssen… Der Telekom-Franchise- Shop wollte den Apparat nicht zurück nehmen. Bei der weiteren Vertragsüberprüfung stellte sich heraus, dass sie seit mindestens 5 Jahren einen Telekom-Magenta-TV bezahlte, aber nicht nutzte, weil gar kein TV mehr guckte. Der Empfänger stand ungeöffnet in der Abstellkammer.

      Es sind nicht so sehr die paar Euro sondern dieses schlimme Gefühl, betrogen worden zu sein. Von einer Firma, der man vertraute. An den Namen des Shopbetreibers erinnerte sie sich nicht. Irgendwie ausländisch…
      eine alte, mit der Technik offensichtlich überforderten Frau so abzuzocken, und trotzdem Telekom am Laden stehen haben zu dürfen…

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.