Alte Laptops, kaputte Smartphones, unbrauchbare Smart-Home-Geräte: Jahr für Jahr wächst weltweit die Menge an Elektroschrott. Ein internationales Bündnis aus Zivilgesellschaft und Unternehmen prangert jetzt eine wichtige Ursache für das Problem an: Zu viele Geräte seien nicht reparierbar und würden weggeschmissen, weil die zugehörige Software nicht mehr funktioniert oder nicht aktualisiert wird. In einem offenen Brief an die Europäische Union fordern die Organisationen eine politische Lösung.
„Nutzerinnen und Nutzer, die ihre Geräte länger benutzen oder ihre Hardware auf kreative Weise wiederverwenden möchten, werden heutzutage durch eine Vielzahl an Software-Barrieren daran gehindert“, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung der Free Software Foundation Europe. Sie gehört ebenso zu den Erstunterzeichner:innen des offenen Briefs wie Initiativen und Verbände der europäischen Reparaturbranche und Open-Source-Unternehmen. Unterzeichnet haben auch NGOs wie die Open Knowledge Foundation, der Naturschutzbund oder die Electronic Frontier Foundation Norwegen.
In dem offenen Brief kritisieren die 38 Organisationen unter anderem, dass Nutzer:innen vorinstallierte Software auf smarten Geräten häufig nicht löschen dürfen, um Alternativen zu nutzen. Denn nicht selten passiert es, dass eine Firma den Support einstellt oder bankrott geht, und die eigentlich noch funktionsfähige Hardware wegen dieser Software-Obsoleszenz nicht mehr zu benutzen ist. „Auf diese Weise verhindern Hersteller meist die Reparaturfähigkeit, sowie die Wiederverwendung und den Zugriff auf ihre Geräte“, heißt es in dem offenen Brief.
Was bei Smartphones schon problematisch ist, kann beim sogenannten Internet der Dinge noch drastischere Auswirkungen haben. Eindrücklich demonstriert hat das vor Kurzem ein Bericht über einen Hersteller vernetzter Retina-Implantate für Menschen mit Sehbehinderung. Wegen finanzieller Probleme stellte der Hersteller plötzlich den Support ein – und damit die Versorgung für Patient:innen, die essentiell auf die Implantate angewiesen sind.
„Eine Historische Chance“
Tatsächlich hat sich die Europäische Kommission viel vorgenommen, damit die Digitalisierung nicht mehr Brandbeschleuniger für die Klimakrise ist, sondern ein Gegenmittel. Es gibt mehrere Gesetzesvorhaben, die Ökodesign-Kriterien für Produkte innerhalb der EU neu definieren sollen.
So sollen neue Regulierungen etwa bewirken, dass Hardware länger im Einsatz sein kann und elektronische Geräte zirkulär genutzt werden. Das Bündnis sieht deshalb „eine historische Chance“ und verlangt von der EU „ein universelles Recht, jede Software auf jedem Gerät zu installieren und auszuführen“. Das könne eine nachhaltigere Nutzung elektronischer Produkte und Geräte möglich machen. Ohne restriktive Lizenzen müssten Nutzer:innen Geräte seltener wegschmeißen. Sie könnten Ersatz-Programme nutzen oder Geräte und Software eigenständig weiterentwickeln.
Konkret fordern die Organisationen, dass Nutzer:innen Betriebssysteme und Software immer frei wählen können. Die Verwendung eines bestimmten Gerätes sollte zudem nicht mehr an die Verwendung einzelner dazugehörender Online-Dienste geknüpft sein; Treiber und Schnittstellen sollten unter offenen Lizenzen veröffentlicht werden. Smarte Geräte sollten mit offenen Standards versehen und interoperabel gemacht werden.
Es ist tatsächlich oft die Software bzw. die Update-Politik der Hersteller, aber eben auch von Dienstleistern wie Banken.
Mein letztes Smartphone war hardware-technisch noch vollkommen in Ordnung, selbst der Akku hielt noch lange genug – aber erst kamen keine Android-Updates mehr, und dann fielen auch nach und nach die Apps aus (insbesondere die wichtige Banking-App), weil auch von den Apps nur noch neuere Android-Versionen unterstützt wurden.
Selbst ein „rooting“ und alternative ROMs für das Smartphone helfen dann nicht mehr, wenn die Banking-App aus „Sicherheitsgründen“ nicht auf gerooteten Smartphones starten will.
Und bei Dingen wie „smarten“ Glühbirnen ist es nochmal eine Stufe kritischer (ich habe übrigens bis heute nicht logisch nachvollziehen können warum die Glühbirne smart wurde und nicht die Lampe …).
Das Verbraucherschutzministerium und das Umweltministerium sollten dem App-Wahn mal entgegenwirken und zB Rabatte, die es nur noch durch Nutzung von firmeneigenen Apps gibt, verbieten. Schlimmstes Beispiel: Die Bahn: Ihre Bonusapp wird künftig Voraussetzung für die Nutzung der Lounges für Vielfahrer (mindest-Voraussetzung Android 9). Jede Bank, jeder Verkehrsbetrieb und jeder Supermarkt und Drogerie werben mit Rabatten für Nutzer ihrer Apps. So hält kein Smartphone länger als 2 Jahre, wenn es zwangsweise immer vollgemüllt wird.
Ich halte eine andere gegenteiligere Zielsetzung für viele Geräte besser. Hard- und Software sollte frei zugänglich dokumentiert sein, um Reparaturen nach Gewalteinwirkung und unsachgemäßen Gebrauch zu ermöglichen und eingebauten Missbrauch durch Hersteller und ihren Partnern präventiv und bei Missachtung nachträglich zu verhindern. Für mich müssen Geräte aber nur das tun wofür ich sie gekauft habe. Es muss ein fertiges Produkt sein, das bei Bedarf auch nach 200 Jahren noch so verwendet werden kann wie am ersten Tag. Softwareupdates zur Funktionsoptimierung („Beta-Testen nach Kauf“) und insbesondere Sicherheitsupdates sind nicht nötig und sogar im Design im Sinne der Sicherheit unmöglich gemacht. Offene Standarts für geschlossene Geräte. Flashen nicht nötig aber Ersatzspeicherträger im Baukastenprinzip tauschbar. (nur als Beispiel gedacht) Wer das nicht schafft, bekommt keine Zulassung. Der Gedanke muss bei Smart-Devices gewohnten Tamagotchi-Haltern sicher etwas sickern, bis man ihn versteht. Da stirbt halt nix, weniger ist mehr oder im Uni-Deutsch: fire and forget / keep it smart and simple.