Was vom Tage übrig blieb: Politische Werbung in bad english und Plattformregulierung auf Russisch

Google und Facebook hosten trotz Transparenzgelöbnissen weiterhin dubiose politische Werbung, große Tech-Firmen setzen Open-Source-Software nicht aus Nächstenliebe ein und die russische Suchmaschine Yandex wehrt sich gegen Zugriff des russischen Staates. Die besten Reste des Tages.

Von der bevorstehenden Innenministerkonferenz gibt sich der Berliner Himmel demonstrativ unbeeindruckt und glänzt mit Sonnenschein.

Ad attacking EU presidential candidates beats Big Tech (Politico)
Google und Facebook haben sich im Kampf gegen Online-Desinformation (früher als „Fake News“ bekannt) selbst dazu verpflichtet, politische Werbung transparent zu machen. Dennoch schwirren auf beiden Werbeplattformen weiterhin Anzeigen herum, die unter unklarem Absender merkwürdige Behauptungen in schlechtem Englisch an Nutzer in Belgien verbreiten, wie Politico berichtet. Konkret im Visier: Der Sozialdemokrat Frans Timmermans und CSU-Politiker Manfred Weber, beide Kandidaten im Wettlauf um das Amt des EU-Kommissionspräsidenten, die in den Anzeigen als austauschbar und allein westeuropäischen Interessen verpflichtet dargestellt werden. Wer zieht da die Fäden? Der Fall zeigt, dass die Plattformen ihre Transparenzgelöbnisse bisher nur in Ansätzen erfüllt haben.

„Open Source wird dominanter, aber auch schwächer“ (BrandEins)
Der Unternehmer Rafael Laguna erklärt im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin BrandEins, wie große Techfirmen wie Microsoft, das früher freie Software als „Kommunismus“ verdammt hat, mittlerweile selbst auf Open Source setzen, dabei aber einige der Grundprinzipien äußerst eigennützig auslegen. Schon etwas älter, aber lesenswert.

Russia’s Yandex resists pressure to share encryption keys with state (Reuters)
Yandex in der Zwickmühle: Auf der einen Seite der Geheimdienst FSB, der Zugang zu den Mail- und Filehostingdiensten des russischen Internetkonzerns fordert, auf der anderen Seite die Privatsphäre der Benutzer. Yandex sagt selbst, dass sie zwar dem Gesetz folgen, aber auch ihre Benutzer schützen wollen. Ähnlich steht Tinder da, das nun zwar offiziell dem Teilen von Benutzerdaten zugestimmt, nach eigenen Angaben aber noch keine an die russischen Behörden übergeben hat.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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