„Über-influential“: Wie LobbyistInnen aus der Gig-Economy öffentliche Interessen untergraben (CEO)
Der Taxidienst Uber und die Nächtigungsplattform AirBnB können in Brüssel auf eine schlagkräftige Lobbypräsenz zählen. Die Firmen genießen mit ihrem Versprechen einer vorgeblich innovativen Transformation der Wirtschaft bei der EU-Kommission beträchtlichen Einfluss – und nutzen diesen, um etwa die Definition des Begriffs „Arbeitnehmer“ zu ihren Gunsten zu verändern. Dies zeichnet ein gemeinsamer Bericht der Lobbywächter von Corporate Europe Observatory und dem Europabüro der österreichischen Arbeiterkammer nach. Das Papier fasst zusammen, wie die „Gig Economy“ für Konzerne zum Mittel wird, um aus ihren rechtlich fragwürdigen Tricks eine neue Wirtschaftsordnung zu bauen.
Das netzpolitische Wahlbarometer (epicenter.works)
Das schöne Österreich wählt nach verpatztem Ibiza-Urlaub und heißem Skandal-Sommer bald ein neues Parlament. Natürlich: Es interessieren die Lieblingsurlaubsziele der Ösi-Politiker, ihre Spendenmoralvorstellungen oder ihr soziales Umfeld. Aber uns liegt naturgemäß auch die Netzpolitik am Herzen. Die Menschen von epicenter.works haben dankenswerterweise eine Übersicht erstellt, was die antretenden Parteien zu netzpolitischen Themen zu sagen haben. Die FPÖ hat indes ihre Position zu einer der Fragen, der geplanten Ausweispflicht im Netz, schwuppdiwupp mal wieder geändert und stellt sich nun laut dem Sender Ö1 dagegen. Die ÖVP von Sebastian Kurz ist inzwischen als einzige Partei dafür.
ÖVP ortet großangelegten Hackerangriff auf Parteizentrale (Der Standard)
Apropos Wahlkampf in Österreich: Durch den geistert gerade das Gespenst eines Hackerangriffs. Just ein paar Tage, nachdem die Wochenzeitung „Falter“ enthüllte, dass die ÖVP von Ex-Kanzler Sebastian Kurz heimlich und mit voller Absicht wesentlich mehr Spenden einnimmt als erlaubt, erklärte die konservative Partei, sie sei Opfer einer IT-Attacke geworden. Es handle sich um Täter mit politischen Motiven, so die ÖVP. Unabhängig überprüfen ließen sich die Behauptungen zunächst nicht, in den Erklärungen der Partei stecken aber gewisse Unstimmigkeiten. Die ÖVP verwehrte indes einer Journalistin des „Falter“ den Zutritt zu einem Pressegespräch über den mutmaßlichen Hack. Spitze Zungen auf Twitter orteten hinter dem „Hackerangriff“ eine Finte mit dem Ziel, Leaks über Gesetzesbrüche der ÖVP zu diskreditieren.
Der Trick mit der Telefonnummer – Konten leergeräumt (Sueddeutsche.de)
„Eigentlich ist der Stadtteil Vogelheim ein ruhiger Vorort im Norden Essens. Doch am frühen Mittwochmorgen wurden die Anwohner einer kleinen, verkehrsberuhigten Sackgasse in dem Wohngebiet plötzlich von einem lauten Knall geweckt“ – schon wegen dieser Einleitung sollte man den Text lesen. Von der Vorstadtidylle direkt ins Cyberland. Denn es geht nicht um ein Gewaltverbrechen, sondern um SIM-Swapping. Wer’s nicht kennt: Lesen! Wer’s kennt: Trotzdem lesen!
US plans for fake social media run afoul of Facebook rules (AP)
Letzte Woche hatten die US-Grenzbehörden angekündigt, Einreisende mit Fake-Profilen auf Social-Media-Plattformen überwachen zu wollen. Beamte sollen nur passiv überwachen können; Kommunikation, „Befreunden“ oder Gruppen beitreten ist verboten. Facebook antwortete nun prompt: Fake-Profile verstoßen immer gegen die Regeln, auch wenn die Fälschungen von Behörden stammen. Wenn das Unternehmen die Profile findet, will es sie sperren. Auch Twitter untersucht noch, ob die Behörde damit gegen seine Regeln verstößt.
Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.
Im Zusammenhang mit der Epstein-Affäre wurde in einigen investigativ-journalistischen Beiträgen (englischsprachige Medien, z.B. Whitney Webb) auch die PROMIS Software und die dazugehörige Inslaw-Affair erwähnt. PROMIS was wohl auch so eine Datenbank in welche Daten aus unterschiedlichen Quellen eingespeist, zusammengefasst und abrufbar gemacht werden konnten – vor allem von Strafverfolgungsbehörden und „Nachrichtendiensten“ eingesetzt. Der Skandal bestand u.a. darin, dass dem ursprünglichen Entwickler die Software geklaut wurde und nachträglich Hintertüren eingebaut wurden. Dann wurde die Software an alle möglichen Länder verkauft (inklusive der Hintertür). In deutschsprachigen Medien habe ich hierzu leider noch nichts lesen können. Wäre das nicht ein Thema für Netzpolitik.org?