Die FAS hat heute einen spannenden Dialog zwischen Clay Shirky und Evgeny Morozov über „Das Unbehagen an der digitalen Macht“ gedruckt. Da geht es ausführlich um die Rolle von sozialen Medien als neue Öffentlichkeiten – vor allem in repressiven Regimen. Sehr lesenswert!
Die Träume der Netz-Utopisten und die Wirklichkeit: Ist das Internet ein Medium der Emanzipation und des Umsturzes – oder ein Werkzeug der Kontrolle und der Unterdrückung? Haben Twitter und Facebook die Rebellion in Iran befeuert, oder halfen sie, die Rebellen zu enttarnen? Ein skeptischer Dialog
Evgeny Morozov wird auch am kommenden MIttwoch eine der Keynotes auf der re:publica 2010 halten. Er spricht über „A Twitter Revolution without revoluationaries? What we know and what we don’t know about the impact of the Internet on authoritarian states.“
Wenn nichts dazwischen kommt, mach ich heute noch en ausführliches Intervie wmit ihm für den Netzpolitik-Podcast. Wenn Ihr Fragen habt die ich stellen soll, dann postet sie in den Kommentaren.
Zur ersten Zeile: Du meintest wohl FAZ statt FAS?
@Gotan: Nö, ich meinte schon Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS).
Mich würde interessieren, was seiner Meinung nach der Grund für die Twitter-Rebellion im Iran war und weshalb man in anderen politisch instabilen Gegenden (aktuell z.B. Kirgisistan) scheinbar keine sozialen Medien nutzt. Liegt das vielleicht nur an unserer amerikanisierten Wahrnehmung?
Ich finde es lustig, wie unbekannt es anscheinend immer noch ist, dass besagte Neda nie gestorben ist.. (http://www.ruhrbarone.de/die-unglaubliche-geschichte-der-neda-soltani-vom-versagen-der-medien-und-der-social-networks/)
Gibt Morozov ja fast schon Recht, dass die Nutzung von sozialen Netzwerken zu politischen Zwecken eher hedonistisch ist.
@Tim (#4):
Fakt ist:
– Das Video der ermordeten Demonstrantin war echt
– Ihr Vorname war Neda
Lediglich ihr Nachname wurde falsch zirkuliert, und das hatte krasse Folgen für ihre (Vor-)Namensvetterin.
Wenn Clay Shirky also sagt:
„Oder denken Sie an Neda, die berühmtgewordene Märtyrerin der Protestwelle in Iran“
Dann ist diese Aussage 100% korrekt!
Leider weiß ich nicht besonders viel über Evgeny Morozov und habe auch nicht die FAS hier. Also bei Null angefangen:
Mr. Morozov, you are sceptical about the impact the web has in bringing about social or political change. (At least that’s what Wikipedia told me.)
In my opinion the internet brings knowledge to people. Over the years I’ve learned so much from Wikipedia, blogs, the famous CCC guys in Germany with their anual conference, to name a few. When politicians go crazy, people unite and achieve influence, at least in some european countries: take a look at the pirate party in Sweden and Germany.
So why is it not the case with people in authoritarian regimes, as you believe? As long as these people get internet access, I think they will get unfiltered informations, they will get in touch with each other, they will unite and they will rebel.
Achso, sehe gerade, dass der aus Weißrussland kommt. Am Ende spricht der sogar deutsch?
Na, die Frage, die in meinem kryptischen Englisch steckt ist im Wesentlichen: Warum glaubt er, dass das Netz keine positiven Auswirkungen auf authoritäre Regime hat.
Interessant. Schön auch mal was zu lesen, was das Internet nicht sofort als den ultimativen Heilsbringer darstellt. Ich denke man kann in solchen vernetzten Gesellschaften auch schnell Propaganda und Zweifel streuen, die den sinnvollen Dialog verhindern. Das mag zwar nicht zielgerichtet wirken, aber ein bisschen Sabotage reicht ja schon.
Ein phantastisches Gespraech und Lichtjahre von dem CARTA Geschwafel entfernt. FAZ ueberrascht immer mehr.
Off-Topic. Gestern im Deutschlandradio, mithin ja die einzige mir Bekannte Mainstream-Institution, die regelmäßig über Netzpolitik berichtet.
1.
Amerikanische Provider dürfen fleißig Downloader sanktionieren.
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2010/04/10/dlf_20100410_1641_a0be56ef.mp3
Skript: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/computer/1160581/
2.
Dreifach-Internet-Sperren sollen nach dem Acta-Abkommen Urheberrechte stärken
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2010/04/10/dlf_20100410_1646_2132e158.mp3
Skript: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/computer/1160635/
3.
Privatsphäre = geistiges Eigentum = absurd?
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2010/04/10/drk_20100410_1408_0127758a.mp3
Die Berichte sind hörenswert.
@Blubb (#7)
Enno hat auf yuccatree.de einen Text geschrieben, der deine These stützt: Ignoranz 2.0 am Vorabend der viralen Kriegsführung
Andererseits kristallisieren sich Quellen heraus, die den Ruf haben, vertrauenswürdig zu sein. Wenn man Fakes nur tief genug ansetzt, fallen auch traditionelle Medien / Presse / klassischer Journalismus drauf rein. Insofern sehe ich keinen qualitativen Unterschied zur Netzwelt. Die Leute werden lernen, Informationen entsprechend zu filtern.
@ 8. Thomas: „CARTA-Geschwafel“?
Man muss ja nicht alle CARTA-Texte toll finden, genauso wie ich nicht alle Netzpolitik-Texte toll finde.
Findest Du etwa den Kappes-Text zu Google auf Carta Geschwafel? Das Westphal-Portrait?
Was soll diese bescheuerte Anmerkung? Was hat sie hier überhaupt zu suchen?
Tolles Gespräch. Und jetzt bitte da capo mit Shirky, Morozov und Peter Kruse.
@Andreas
Carta mit seinen vielen verschiedenen Autoren als ‚Geschwafel‘ zu pauschalisieren, spricht für sich. Don’t feed.
Och @Markus, könnt Ihr nicht mal ein Feld ‚Adresse merken‘ machen? #faulheit
Das Gespräch von Evgeny Morozov und Clay Shirky fand ich sehr lesenswert. Trotz der wenigen Worte konnte ich den Gedanken, Argumenten und Beispielen gut folgen und sie nachvollziehen.
Ein Beispiel finde ich allerdings etwas unglücklich gewählt.
„Wenn ich aber nach einem herausragenden Fall dafür suche, wie die digitale Koordination die Politik in der realen Welt verändert, dann denke ich an die Rolle der Frauen.“
Neda aus dem Iran wird als positives Beispiel für die Kommunikation genannt. Im 4. Kommentar wird bereits darauf hingewiesen, das Neda durchaus auch ein Beispiel für die schlechten Auswirkungen des Internets ist. Im Konkreten Fall musste eine Frau den Iran verlassen und in Deutschland Asyl beantragen, weil Medien sie mit der echten Neda verwechselt haben.
Die Süddeutsche Zeitung hat sich dem in einem Artikel angenommen. Ich empfehle allerdings einen Blogeintrag, der ausführlich darauf eingegangen. Thema des Blogs ist die Untersuchung der Kommunikation, Meinungsbildung und Selbstdarstellung von Islamkritikern in Deutschland.
Link zum Blog
http://kuebeline.wordpress.com/2010/02/16/nobody-expects-the-web2-0-inquisition/
Link zur Süddeutschen (Im Blog zitiert und verlinkt).
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/32571
Dies hätte man in dem Gespräch auf der FAS meiner Meinung nach mehr hervor heben müssen.
Mich würde interessieren, was Morozov davon hält, dass „Twitter-Revolutionen“ ganz gezielt von der US-Regierung gefördert werden, um solche „Diktatoren“ wie Hugo Chavez zu stürzen.
Zitat: „In October 2009, the US State Department sponsored the 2nd Annual Summit of the Alliance of Youth Movements (AYM) in Mexico City, bringing together the founders and representatives of new media companies, such as Twitter, Facebook, Youtube, Myspace, Google, Meetup and others, along with a selection of handpicked student and youth leaders from around the world. Representatives from US government agencies, including the State Department, USAID, Freedom House, International Republican Institute (IRI), National Endowment for Democracy (NED), Cato Institute, Cuba Development Initiative, and others, were also present at the event, which included a welcome speech from Secretary of State Hillary Clinton.“
Quelle: http://venezuelanalysis.com/analysis/5221, Kapitel Twitter-Revolution
@vera: Wer es schafft in diesem Zusammenhang den PR Mann Kruse zu erwaehnen hat nichts, aber auch gar nichts begriffen. Das ist es ja gerade: amerika hat Shirky und Morozov, wir haben den Honorarprofessor Kruse, der davon lebt Unternehmen des Kaisers neue Kleider zu verkaufen. unterrscheidet sich kaum von einem Bankberater.
@Thomas: FAS und FAZ sind unterschiedliche Publikationen mit jeweils eigenen Redaktionen.
Was das Internet betrifft, gibt es selbst in den einzelnen Ressorts noch einmal recht unterschiedliche Ansichten.
Kurz: Verallgemeinern funktioniert bei FAZ/FAS noch deutlich schlechter als bei der SZ oder bei Spiegel/Spiegel Online.
Disclosure: Ich schreibe für die FAS (print only).
Ach, herrje, der FAS-Text ist ja sogar verlinkt. Seit wann stehen die Texte aus dem Print unverzüglich online? Sonst muss man bei der FAZ doch immer warten. Und dann übersehe ich den Link und wundere mich, wieso hier so viele die FAS haben. LOL
@markus Wie wäre es denn mit leutend orangen Links? So für kurzsichtig Menschen wie mich. ;) Ich geh mich jetzt schämen.
@joerg-olaf:das ist mir bekannt. Aber soweit ich weiss, haben die den gleichen Herausgeber,naemlich Frank Schirrmacher. Da er bei edge selbst veroeffentlicht,geht das wohl auf ihn zurueck. Ich muesste also sagen:schirrmacher ueberrascht mich immer wieder. Erst don alphonso, dann frank rieger und constanze kurz, gelernter als kolumnist, jetzt das. Glaub nicht, dass er schizophren ist.
@Thomas: Wie kommst du auf die Idee, dass Schirrmacher alle Autoren persönlich einstellt?
Die Sache ist einfach, dass ein allgemeingültige Aussage „FAZ ueberrascht immer mehr“ schwer möglich ist, auch unabhängig von der Frage, ob die FAZ zum „Zentralorgan der Hacker“ wird, wie auch Christoph Bieber beobachtet hat (Ähnliche Tendenzen könnte man ja auch der Zeit unterstellen, wenn Kai Biermann Vertreter der Netzszene zu Wort kommen lässt).
Was der im FAZ.net (Der Online-Ableger ist die Dritte Säule der FAZ, ebenfalls unabhängig) vor sich hinbloggende „Don Alphonso“ mit dem Thema Internet zu tun haben soll, ist mir nicht so recht klar. Aber gut, SpOn leistet sich Broder, die Bild FJ Wagner, sei’s drum.
@joerg-olaf: Weiss die FAZ, was Sie hier von sich geben?
lol.
Stichwort: Meinungspluralismus?
Denn nicht alle haben das Internet bereits zum Selbstzweck erklärt und dadurch einen Großteil ihrer vermeintlichen Objektivität verloren.
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/don-alphonso-will-kein-dreckschwein-sein/