StudiVZ gewinnt gegen Facebook (in Köln)

Das Landgericht Köln hat heute eine Klage von Facebook gegen StudiVZ abgewiesen . Facebook hatte das deutsche Copycat verklagt, weil die angeblich den Quellcode sowie das Design kopiert haben. Die Sache mit dem Quellcode war wohl so schlecht begründet, dass die Kölner Richter es nicht für nötig hielten, dafür überhaupt Sachverständige heranzuziehen. Zu der Design-Sache hatte ich schon früher hier kommentiert:

Wer sich über die Facebook-vs-StudiVZ-Klage freut, ist auch für Patente auf Software und Businessmodels. Wenn das Kopieren von “Look & Feel” satisfaktionsfähig wären, dann hätten wir heute weder Windows noch Mac OSX noch Linux, weil irgendwer bei XeroxParc mal die Idee mit Fenstern und Maussteuerung hatte. Und “Features & Services” (also: Freundeslisten, Profile, den ganzen Kram halt) von Social-Networking-Plattformen heute noch abzumahnen ist ungefähr so dreist wie eine Klage wegen Benutzung von HTML.

Auch wenn man StudiVZ nicht mögen muss: Die Entscheidung ist daher richtig.

Weitere Klagen sind noch in Kalifornien und in Stuttgart anhängig, die Sache ist also noch lange nicht ausgestanden. Mehr Hintergrund gibt es bei Web 2.0 & Recht (update:) und bei heise.

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9 Ergänzungen

  1. Ich halte die Entscheidung für falsch. StudiVZ hat nicht bloß „Look & Feel“ von Facebook übernommen, sondern Teile des Quellcodes. StudiVZ als Ganzes ist eine 1-zu-1 Kopie von Facebook. Und die Begründung der Richter, StudiVZ könne man nicht als Facebook-Plagiat betrachten, „weil zum Zeitpunkt der Markteinführung von StudiVZ in Deutschland im November 2005 der Konkurrent Facebook noch nicht den erforderlichen Bekanntheitsgrad auf dem deutschen Markt gehabt habe,“ ist in Zeiten des Internets gerade zu lächerlich.

  2. Stimme da bender zu. StudiVZ ist nicht nur an Facebook angelehnt, sondern in weiten Teilen eine Kopie. Es geht in dem konkreten Fall schon um mehr als „Look & Feel“. Das kann man von mir aus in Ordnung finden, aber es bleibt eine Kopie.

  3. Also eine Strafzahlung in Höhe von fünf Marions-Kochbuch-Streitwerten wäre IMHO mehr als angebracht gewesen. Aber das hat Facebook wohl selbst verbockt.

  4. @1&2
    Könnt ihr das auch beweisen? Das StudiVZ Facebook-Code geklaut hat? Gemeint ist nicht HTML oder CSS. Es geht um PHP-Code. Haben sich die Macher von StudiVZ in das Facebook-Rechenzentrum gehackt? Und wenn ja, warum gibt es dafür dann keine Beweise? Hätten die FB-Anwälte irgendetwas handfestes, dann hätten sie es doch sicher vor Gericht einmal erwähnt, oder nicht?

    Alle reden hier immer über Freiheit und dass es kein „geistiges Eigentum“ geben kann. Aber sobald von StudiVZ die Rede ist, dann verhaltet ihr euch nicht anders als unsere geliebten Internetausdrucker.

    Wenn es tatsächlich illegal wäre, das Look & Feel von Webseiten zu klauen, warum verklagt dann Spiegel Online nicht alle anderen deutschen Nachrichtenseiten. Denn die haben nichts anderes gemacht, als den Marktführer kopiert …

  5. @5

    Ich kenne keine Website, die SPIEGEL Online kopiert hat, du etwa? Vielleicht haben sich viele vom Seitenaufbau etc. inspirieren lassen, aber keiner war so dreist, dass Design 1-zu-1 zu übernehmen und lediglich die Farbe zu ändern.

    Im Übrigen: ich kann zwar hier nur für mich sprechen, aber ich habe „geistiges Eigentum“ nie in Frage gestellt.

  6. Ich rede nicht davon, dass es kein geistiges Eigentum geben kann. Es ist ein Konzept, das momentan Kreativen ermöglicht, von ihrer Arbeit zu leben. So lange es dazu keine Alternative gibt, müssen in meinen Augen auch Designentwürfe rechtlich geschützt werden.
    Dein Vergleich mit Spiegel Online hinkt, da StudiVZ seinerzeit das damalige Facebook bis auf die Farbe 1:1 nachprogrammiert hat.

  7. Das Inhalte, Designs und sogar Codes von Homepages, Shops oder Portalen- ja sogar gnaze Geschäftsmodelle im WWW „geklaut“ bzw. kopiert werden, ist nichts Neues.
    Facebook hat nicht allen Ernstes damit gerechnet, dass diese Klage durchgeht.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.