Netzneutralität: Alle Bits sind gleich?

Der Elektrische Reporter hat aktuell über „Netzneutralität: Alle Bits sind gleich?“ berichtet. Bei den Befürwortern der Netzneutralität sind dabei unser Ralf Bendrath, Lawrence Lessig und Jeremie Zimmermann von La Quadrature du Net:

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Elektrischer Reporter – Netzneutralität: Alle Bits sind gleich?

Ob E-Mail, Webseite oder Dateidownload – im Netz reist jedes Datenpäckchen gleich schnell. Egal, was der Inhalt ist – Knotenpunkte und Provider leiten alles unbesehen weiter. Diese Gleichbehandlung gehört zu den Grundprinzipien des Netzes. Befürworter der so genannten Netzneutralität möchten diese deshalb am liebsten gesetzlich festschreiben. Einige Telekommunikationsunternehmen pflegen dagegen eine gänzlich andere Weltanschauung: Sie würden am liebsten Expresschneisen durch das Netz schlagen, auf denen bestimmte Daten für ihre Kunden Vorfahrt hätten. „Daten-Diskriminierung“ ist das in den Augen der Neutralitätsverfechter. Sie befürchten, dass plötzlich die Provider massiv mitbestimmten könnten, wie die Verbraucher das Internet benutzen. Der Zugriff auf Websites der Konkurrenz könnte künstlich verlangsamt werden, unliebsame Anwendungen wie Internet-Telefonie oder Filesharing gleich ganz gesperrt werden. Ein weiteres Argument: Solche Hürden wären nicht nur lästig für die normalen Nutzer, sondern würden auch die Weiterentwicklung des Internets insgesamt hemmen. Der Elektrische Reporter über das Gezerre um die Neutralität des Netzes.


Hier ist die MP4

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Mehr Hintergrundinformation zum etwas komplizierten Themenkomplex Netzneutralität bietet der Netzpolitik-Podcast 074.

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5 Ergänzungen

  1. Schön, dass die Gebühren, die wir gewollt oder ungewollt zahlen müssen, ab und an doch für die Aufklärung des Bürgers verwendet werden. Aus meiner Sicht ein sehr guter Beitrag, der auch Laien das Thema verständlich macht und die Gefahren deutlich herausstellt.

  2. Hallo Markus,

    gerade erst zurück und schon wieder emsig an der Arbeit für den Erhalt und Ausbau unserer digitalen Freiheiten, great! :).

    Ich würde gerne noch auf zwei Punkte eingehen.

    Erstens: Zu deiner Frage, die du in deinem in diesem Beitrag verlinkten Beitrag zum Netzpolitik-Podcast mit Simon Schlauri gestellt hast, bzw. zu der Fragestellung, die du zur Diskussion gestellt hast:

    3. Netzwerkmanagement (Quality of Service). Hier geht es Gleichbehandlung von Datenströmen. Simon meint, diese Frage wäre eher ungefährlich für Innovation. Ich halte vor allem den Einsatz von Deep Packet Inspection als Technologie dafür sehr riskant. Insgesamt hab ich mir bei diesem Punkt noch keine abschließende Meinung gebildet. Das kann gerne in den Kommentaren diskutiert werden.

    Ich sehe in der Tat schon in gewissem Sinne die Notwendigkeit für QoS gegeben, dessen Implementation ja der Netzneutralität in der aller radikalsten Denkweise entgegensteht. Aus dem einfachen Grund, dass immer mehr Dienste auf IP umgestellt werden und der Netzanschluss immer mehr zu dem zu werden scheint, wozu ursprünglich mal der Integrated-Service-Digital-Network-(ISDN)-Anschluss gedacht war: Der Anschluss an ein Netzwerk, dass alle Dienste in einem Netz integriert. Ob man diese Umstellung nun gut findet oder nicht, sei erst einmal dahingestellt. Ich persönlich finde es ein wenig bescheuert, dass die Provider immer mehr auf diese IP-basierten QoS-Dienste umsteigen, obwohl doch z.B. ISDN „Hard-Real-Time-Telefonie“, also Telefonie mit QoS bietet; aber nun gut: Eine IP-basierte Leitung bedeutet weniger technischen Aufwand als eine IP-basierten Leitung für das Internet + evtl. eine extra Leitung für Telefonie + eine für TV + X für whatsoever. In jedem Fall werden eben immer mehr Dienste auf IP umgestellt und in einen Anschluss integriert und einige dieser Dienste haben (harte) Echtzeitanforderungen. Um das klarzustellen: wenn ich mit dem SIP-Communicator, Skype, Qutecom, Ekiga und Co. über das Internet telefoniere oder ich mir Youtube-Videos im Netz anschaue, dann sehe ich diese Echzeitanforderungen nicht gegeben, da ich hier dediziert ein (hoffentlich neutrales!) Best-Effort-Netz nutze und das dann eben mein Pech ist, wenn die Verbindung abbricht oder nicht optimal ist. Wenn mir aber mein Provider einen Internet- und einen Telefonanschluss verkauft und er unbedingt das Telefon auch über die IP-Verbindung laufen lassen muss (da kommt man inzwischen ja leider kaum noch darum herum), dann hat er wenigstens gefälligst dafür zu sorgen, dass mein IP-basierter Telefonanschluss mindestens den gleichen qualitativen Standards genügt wie ein analoger Telefonanschluss oder ISDN.

    Das Angebot von IP-basierten QoS-Diensten ist meiner Meinung nach keine Verletzung der Netzneutralität, wenn der QoS-Dienst stets als eine vollkommen vom Internet getrennte Dienstleistung gedacht wird—also z.B. wie das analoge Telefonnetz, die nun nur auf IP umgestellt wurde und die sich einige Verbindungen mit dem Internet ggf. teilt. Dafür bedarf es, soweit ich gerade erkennen kann, zwei Bedingungen:

    1. Es handelt sich hierbei nur um die letzte Meile, in der die Interverbindung mit der QoS-Leitung geteilt wird, ab dann muss das getrennt werden. Ob nun mein Provider die Telefonströme zu den anderen Providern weiter auch immer über getrennte IP-basierte Verbindungen leitet oder mithilfe ganz anderer Technologie, ist dann nicht von Bedeutung.

    2. Meine Anbindung zum Internet ist auch ein Quality-of-Service-Dienst (obschon dann die Dienste da drinnen es natürlich nicht mehr sein können)—etwas in die Richtung klang ja in dem Interview schon an, also meiner Internetverbindung wird auch eine Mindestbandbreite garantiert. Das geht ja sehr schön, da alle dezidiert anderen Dienste, die über meine Verbindung laufen, ja QoS-Dienste sind.

    Es ist natürlich nun denkbar, auch 1. wiederrum insofern aufzuweichen, dass nun auch die Provider untereinander ihre QoS-Dienstverbindungen und die Internet-Verbindungen in eine IP-basierte-Leitung zusammenführen dürfen, solange sie der Internet-Verbindung eine Mindestqualität garantieren. Aber an dieser Stelle würde mir dann persönlich die Netzneutralität zu stark aufgeweicht, allein weil das dann alles sehr intransparent würde und deshalb würde ich schon die Grenze wie in 1. beschrieben ziehen. Außerdem wäre es imho natürlich wünschenswert, dass die Service-Provider ihre extra Angebote wie (IP-)Telefonie, (IP-)TV etc. über extra Verbindungen laufen lassen und das Netz neutral halten :).

    Zweitens möchte ich noch in die Runde fragen, wie sich eurer Meinung nach die Netzneutralität zum Ende-zu-Ende-Prinzip des Internets verhält (vgl. z.B. 2.4 in Die wunderbare Wissensvermehrung): Sind die beiden Dinge äquivalent oder nur verwandt miteinander? Und was haltet ihr von asymmetrischen Netzzugängen, wie sie seit ADSL ja Gang und Gäbe sind: Sind diese letztenendes nicht auch eine Verletzung der Netzneutralität? Schließlich begünstigen sie Client-Server-basierte Anwendungen des Internets wie das WWW gegenüber dezentralen P2P-Anwendungen wie z.B. Filesharing, Freenet, Tor-Server betreiben, usw. Was meint ihr dazu?

    Schöne Grüße, micu

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