Ein Artikel bei ZDNet beschreibt ausführlich, wie deutsche UMTS-Anbieter Deep-Packet-Inspection einsetzen und zum Bandbreitenmanagement in den Datenverkehr eingreifen : Internet per UMTS: So fälschen deutsche Provider Webinhalte. Das scheinen nicht nur Vodafone und T-Mobile so zu machen, auf Twitter gab es Hinweise, dass auch ePlus und o2 dabei sind. Dabei wird die Netzneutralität verletzt. Und so kann ich mich dem Fazit in dem Artikel nur anschließen:
Hier sind Gesetzgeber und Regulierungsbehörde gefordert, einzugreifen. Funkfrequenzen sind ein knappes öffentliches Gut. Man darf sie nicht in die Hände von Unternehmen legen, die nach Gutdünken selbst entscheiden, was sie ihren Kunden übermitteln und was nicht. Das Netz muss sich als Transportmedium neutral verhalten. Es muss sichergestellt sein, dass alle IP-Pakete in der Nutzlast unverändert beim Empfänger ankommen, es sei denn, der Kunde wünscht es ausdrücklich anders. […] Diesen Bestrebungen gilt es, einen Riegel vorzuschieben. Einen Internetprovider geht es schlicht und einfach nichts an, welche Inhalte in der Nutzlast von IP-Paketen übertragen werden. Jeglicher Einsatz von DPI-Technologie ohne ausdrücklichen Kundenwusch gehört geächtet und verboten. Von der Entwicklung neuer Anwendungen im Internet hängt der Fortschritt in der Gesellschaft entscheidend ab. Die Zugangsprovider müssen sich an Neutralitätsregeln halten.
Wir brauchen auch in Deutschland und der EU endlich strenge Regeln für Netzneutralität. Wie die aussehen müssen, haben wir hier formuliert.
Vielleicht können die mitlesenden Juristen mir mal die Frage beantworten, ob bei einem solchen DPI-Einsatz das Post- und Fernmeldegeheimnis verletzt wird?
Passend dazu ist auch NetzpolitikTV 045: David Reed über Deep Packet Inspection.
Hmm naja. Auch wenn ich mir mit dem Kommentar hier keine Freunde mache: Vielleicht sollte man auch manchmal den Teufel nicht an die Wand malen. Im Endeffekt ist doch wohl so, dass in der Regel nur Bilder komprimiert werden, was sich wohl zumindest bei T-Mobile abschalten lässt (wenn auch noch manuell Cookies gelöscht werden müssen).
Nicht schön, ja, aber da gibt es mMn heiklere Themen… Letztendlich ist es doch nur ein schlecht umgesetztes Tool um die Geschwindigkeit zu optimieren.
und von „Fälschung“ zu sprechen finde ich ehrlich gesagt ziemlich überzogen. Verändern ja, Manipulieren meinetwegen, aber hier und auch im Artikel wird ja gerade so getan, als ob euch aus böser Absicht gefälschte Inhalte untergeschoben würden. Das ist genauso überzogen und populistisch, wie wenn Politiker Egoshooter als böse Killerspiele, die Amokläufe verursachen, diffarmieren.
…und das ist nun nicht gerade neu. Diese Geschichte war bei E-Plus schon im Einsatz, als die Flatrate dort neu waren. Seither surfe ich in fremden Netzen grundsätzlich per ssh-Portforwarding auf einen Proxy meines Vertrauens.
@thomas: dann lies mal den ganzen artikel, dann reeden wir weitr…
@markus, du warst etwas schneller als ich. hast du auch den zweiten artikel gelesen: http://www.zdnet.de/news/wirtschaft_sicherheit_security_geheime_technische_details_zum_internetzensurgesetz_aufgetaucht_story-39001024-41515822-1.htm ?
auch sehr nett, da geht’s um zensur, bka und dfn, lies mal.
Nicht wirklich überzeugt, dass Netzneutralität nur durch die Regulierungskeule herzustellen ist.
Verpflichtung zur Transparanz, also der Zwang anzugeben was gemacht wird und was nicht verbunden mit Wettbewerb, wäre damit nicht schon viel gewonnen? Wenns dann noch nicht klappt, kann man ja immer noch über mehr Regulierung nachdenken.
@Thomas: Hast Du as schon mal life ausprobiert? Also bei meinem ersten UMTS-Surf-Versuch war ich geschockt:
1) … weil die Bildqualität beim Surfen dramatisch schlecht ist. Wenn ich nur mal eben die neuesten News herunterladen will wäre das zu verkraften, wenn man UMTS allerdings nutzen wollte um einem Kunden eine Webapplikation vorzustellen macht der Service von Vodafone & T-Mobile den Dienst unbrauchbar.
2) … als Webseitenbetreiber habe ich mich unweigerlich gefragt, wie ein UMTS-ISP meine Seiten ungefragt verhunzen kann. Das Recht habe ich den ISPs nicht eingeräumt.
3) … als Blog-Autor nutze ich das Open-Source-Tool WordPress und habe damit auch nichts dagegen, dass sich jemand meinen HTML- oder CSS-Code ansieht und sich von der Code-Struktur für seinen eigenen Blog inspirieren lässt. Ein Lesen des Codes ist aber über die UMTS-ISPs nicht mehr möglich – alle Zeilenumbrüche und Leerzeichen die zur besseren Lesbarkeit eingefügt wurden werden von den ISPs ungefragt entfernt. Auch dazu habe ich den ISPs nicht das Recht eingeräumt.
4) … dass nicht nur der Code unleserlich gemacht wird, sondern die ISPs auch noch fremden JavaScript-Code in meine eigenen Seiten injizieren ist noch unfassbarer. Schließlich werde ich für die übermittelten Inhalte in Haftung genommen. Doch die übermittelten Inhalte kenne ich bei der Code-Injection durch die ISPs gar nicht mehr.
Fazit: Das Vorgehen der UMTS-ISPs ist in meinen Augen völlig inakzeptabel. Der Nutzer hat nicht das vom Webseitenbetreiber gewünschte Surferlebnis und der Betreiber selbst verliert die Kontrolle über seine Inhalte.
All das mag von den UMTS-ISPs in guter Absicht eingeführt worden sein – doch die Infrastruktur eignet sich perfekt zur Manipulation von Inhalten. Es ist also nicht nur eine Zensur-Infrastruktur sondern, noch perfider, eine Struktur mit der sich Web-Inhalte beliebig verändern lassen. Die ISPs könnten ja auf die Idee kommen, dass sie die Code-Schnipsel mit AdSense-Werbeeinblendungen einfach durch ihren eigenen AdSense-Code ersetzen … für den User sieht alles gleich aus … doch mit der Werbung verdient nicht mehr der Seitenbetreiber sondern der ISP.
Übrigens ist das Verfälschen von Web-Inhalten nicht nur auf UMTS beschränkt: Wer einen T-Online-DSL Anschluss benutzt hat vielleicht schon mit der so genannten „Navigationshilfe“ Bekanntschaft gemacht. GIbt der Nutzer eine URL an, für den die T-Online keinen DNS-Eintrag findet, so gibt der ISP nicht die reguläre Fehlermeldung heraus sondern analysiert die eingegebene URL und gibt eine reguläre HTML-Seite an den Nutzer zurück auf der Yahoo-Suchergebnisse und ggf. Werbung zu den Begriffen in der URL angezeigt wird. Die Werbeeinnahmen der Domain webmail.google.com gehen damit nicht zu Google sondern über eine Yahoo-Tochert an T-Online. Siehe auch codedifferent-Blog
Zurecht wird in dem Artikel unterschieden, zwischen dem freiwilligen „Proxy“ und dem unfreiwilligen. Ich selbst nutze beim UMTS-Surfen meistens den „Speedmanager“ weil ich praktisch keine Unterschiede merke. Dass Manipulationen trotz ausgeschaltetem Speedmanager auftreten liegt m.E. an einer weit verbreiteten Technik im Internet: den Proxy-Servern. Das ist gängige Technik, um Netzauslastung einzusparen. Wer hier also einen „uneingeschränkten Zugang“ zu der Webseite seiner Wahl haben will, stellt damit Teile der Web-Praxis in Frage. Ohne die datenflussreduzierenden Proxies, wäre eine effiiziente und flexible Nutzung des Mediums Internet in vielen Bereichen nicht mehr so einwandfrei möglich.
Man sollte hier mal die Kirche im Dorf im lassen und nicht bei jeder kleinen technischen Praxis, gleich den Beginn eines Zwei-Klassen/ oder zensierten Internets sehen.
Im Gegensatz zum Festnetz ist die Bandbreite im Mobilfunknetz sehr stark limitiert, so dass technische Vorkehrungen getroffen werden, um den Brutto-Datensatz so gering wie möglich zu halten. Würden wir all dies abschaffen, dann sinkt die Bruttodatenrate für alle Beteiligten, weil die Netznutzung ansteigt. Und dann gehen wieder die Beschwerden los, die Betreiber würden ihre Netz nicht ordentlich ausbauen.
Aus juristischer Sicht sind solche Zwangsproxies kaum sanktionierbar. Schon gar nicht aus strafrechtlicher Sicht, weil hier in der Regel automatische Routinen ablaufen, die – in der Regel – den Zweck haben das angebotene Produkt besser nutzen zu können.
Die große Netzneutralitätskeule würde solchen technisch diffizilen Sachverhalten wie Zwangsproxies bei Mobilnetzen überhaupt nicht gerecht werden. Dort sind die technischen Voraussetzungen ganz andere als beim Festnetz z.B. – Hier würde eher sowas wie ein Transparenz-Codex von eco oder so sinnvoll sein, indem offen gelegt wird, welche technischen Spezifikationen in diesem und jedem Fall vorgenommen werden und ob bzw. wie man ohne sie surfen kann.
Ich hab einen UMTS-Stick von einem T-Mobile-Reseller – dort wird mir angeboten diesen „Speedmanager“ auf speed.t-online.de zu deaktivieren. das scheint aber nicht zu klappen.
@vera: hab ich bereits vorm verfassen des ersten kommentars. und jetzt?
@christian: per umts surfen habe ich nur hier und da mal ausprobiert – und keine so schrecklich gravierenden einschränkungen feststellen können.
Und ganz ehrlich – multimilliardenschwere Mobilfunkbetreiber haben es nicht nötig – unter massivem Risiko, dabei entdeckt zu werden! – Dir Deine paar Euro Werbeeinnahmen aus Deinem Blog zu stehlen, dieser Gedankengang ist einfach absurd.
@torsten: versuch nach dem ausschalten mal deine cookies zu löschen, in den Kommentaren des ZD-Artikels steht, das helfe.
Wie gesagt – ja, ist keine schöne Sache, aber so kritisch ist es jetzt mMn auch wieder nicht. Im Grunde ist es nur ein unvorteilhaft umgesetztes Kompressionstool, dessen Notwendigkeit durchaus besteht, s. die Ausführungen von Blogfürst.
Grundsätzlich stimme ich ja zu, dass man diesen Service ausschalten können muss, aber hier von einer „Fälschung von Webinhalten“ zu reden, finde ich überzogen. Die Schlagzeile dieses Artikels und die Formulierung des ZD-Artikels erinnern mich an reisserische BILD-Reportagen.
@Blogfürst: Ja und was bitteschön haben Proxies mit DPI zu tun??! Meinetwegen darf die Seite ja auf dem Proxy des UMTS-ISPs gecachet werden – so wie sie ist! – das kann man größenabhängig mit allem http Content machen, keine Frage, ist ja schließlich für alle Beteiligten sinnvoll. Aber dafür braucht’s keine Komprimierung, Veränderung oder Bevorzugung von einzelnen Paketen!
Mich würde eher interessieren, ob die mitlesenden Juristen hier einen Verstoß gegen §303a StGB sehen (und falls nein, warum nicht).
@Rochus: IANAL, aber 303a StGB kann wahrscheinlich keine Anwendung finden, da er zwar die Unbrauchbarmachung und Veränderung von Daten unter Strafe stellt, dabei aber den Begriff „Daten“ auf 202a StGB bezieht, nach dem nur solche Daten erfasst werden, die „gegen unberechtigten Zugang besonders gesichert sind“. Das dürfte bei IP-Datagrammen wohl kaum der Fall sein. DPI ist keine „rocket science“.
@Thomas: Ich hab keine Angst dass mir ein“multimilliardenschwere Mobilfunkbetreiber“ meine Werbeeinnahmen aus dem Blog stiehlt – ich schalte kein AdSense Werbung. Mir geht es um das Prinzip, dass die Unternehmen da eingreifen können. Und ganz so absurd scheinen meine Befürchtungen nicht zu sein, wenn man sich die Praxis von T-Online mit der Navigationshilfe ansieht: Wie in meinem Blogbeitrag dargelegt, ist sich ein solcher „multimilliardenschwerer“ ISP wie T-Online ja nicht zu schade DNS-Hijacking zu betreiben und auf fremden Domains Werbung zu schalten.
Hm, ich finde es bei den Bildern nicht so dramatisch solange man entscheiden kann wann man ein Bild in welcher Qualli haben will.
Ich hat zZ nur umts mit einer 10gb flat, würde ich jedes popelbild wie zb hier aufm Blog in einer 100%`igen Qallität mitladen würde meine Flat nicht lange halten.
so long
In Betracht kommt nur die Alternative der Veränderung von Daten. Verändert werden Daten, wenn sie einen anderen Informationsgehalt (Aussagewert) erhalten und dadurch der ursprüngliche Verwendungszweck beeinträchtigt wird (Schönke/Schröder/Stree, StGB § 303a Rn. 4). Jedoch ändert sich nichts am Informationsgehalt der Daten, da diese – wenn auch komprimiert – so wie ich es verstanden habe vollständig übertragen werden. Andere Meinungen?
@thomas: ich habe den artikel bei zdnet anders verstanden. eingriffe aller art sind unakzeptabel, und es war wirklich nicht so zu verstehen, dass diese hier nur der bandbreiten-/geschwindigkeitsoptimierung dienen. dpi ohne sinn und ziel geht gar nicht. nach mit tk-unternehmen beruflich & privat gemachten erfahrungen bin ich allerdings auch bereit, alles schlechte anzunehmen, das mag man mir nachsehen.
wir haben es heute morgen mal mit einer ‚richtigen‘ (vodafone) umts-verbindung probiert und sind zu denselben ergebnissen wie christian unter 1) und 3) gekommen. was mich ärgert: ich habe zuhause eine absolut rottige gprs/edge-verbindung (provinz, keine netzabdeckung), die dadurch noch weiter in die knie geht. viele sachen kann ich gar nicht. der nette grafiker, der das heute morgen gemacht hat, sagt, das liege mit hoher wahrscheinlichkeit an diesen ‚voreinstellungen‘, aber darauf müsse man erst mal kommen. ich komme mir mal wieder vor wie die maus, die unterm tisch sitzt und nur die krümel abkriegt. ein anderer bekannter hat dsl. wir haben uns schon öfter gewundert, was als ’suchergebnis‘ zurückgegeben wird; jetzt wissen wir’s.
@christian: Nun, die Praxis 404s durch firmeneigene Suchdienste zu erstzen, ist nun schon lange usus, und das nicht nur bei der telekom – spontan weiss ich da noch von microsoft, die das mit dem IE machen und von alice, die das mit ihrer websuche machen. Im Normalfall kann man das aber umgehen, in dem man zB openDNS benutzt (hat zumindest bei mir geholfen).
Stehen kann man dazu wie man will, man kann es als dreiste Trafficzuführung auf die eigenen Suchmaschinen sehen, man kann es auch als Service sehen, wenn man eine URL mal nur ungefähr weiss oder sich vertippt hat, über die direkt aufgerufene Suche auf die richtige Seite zu kommen.
Habe mir Deinen Blogeintrag jetzt mal angesehen – offenbar funktioniert das doch super: Dir wird mitgeteilt, das die Seite nicht gefunden wurde und in den ersten beiden Suchergebnissen wird Dir direkt der korrekte Link angeboten. Für den durchschnittlichen, technisch unversierten Internetnutzer ist das jedenfalls viel hilfreicher als technische Fehlerbeschreibungen und kryptische Fehlercodes.
Ich kann übrigens auch keine Werbung auf Deinem Screenshot entdecken. Es wird nichtmal innerhalb des Suchergebnisses auf den Telekom-Freemail-Dienst hingewiesen. Wo siehst Du da Werbung?
Und hast Du mal rechts auf dem Screenshot die Hinweise gelesen? Du kannst die Navigationshilfe im Kundencenter ausschalten!
Ich bin ja im Normalfall sehr dafür, Geschäftspraktiken von Großkonzernen kritisch zu hinterleuchten, aber man kann es auch übertreiben… Du bekommst eine brauchbare Hilfestellung, keine Werbung und kannst es auch abschalten, wenn Du es nicht haben willst. Wo ist das Problem?
@vera: Ja, dpi ist grundsätzlich zu verachten – und wenn es doch angeboten wird (als Service), so muss es wenigstens abschaltbar sein. Man muss als Kunde die Wahl haben. Das anbieten dieses Services ist aber mMn erstmal okay – das dies tlw. zwangsweise und nicht abschaltbar ist, ist dagegen absolut nicht okay.
Die Verbindung von Zensur zu Netzneutralitaet wird viel zu selten geschlagen, ist doch erstere die beste Moeglichkeit, letztere endlich zu eliminieren, insbesonde fuer grosse Provider, zum Schaden von Kunden wie kleineren Konkurrenten:
a) Kunden an Manipulation und Diensteinschraenkungen gewoehnen und so Netzneutralitaet aushebeln.
b) Gewinnmaximierung durch Mehrfachverkauf derselben „Dienstleistung“ durch AGB-Verbote und „Zusatz“dienste:
wie laesst sich am einfachsten wohl VOIP und Tethering zu Geld machen: Richtig: der Kunde soll gefaelligst fuer N Dienste blechen, selbst wenn er mit der einfachen Bandbreite hinkaeme. Beispiel: T-Mobile – man frage nach Zusatzkarten fuer Zweitgeraete.
c) wenn technische Massnahmen wie inhaltliche Manipulation und protokollspezifische Abbrueche akzeptabel sind (UMTS, VOIP, nicht-pure-eMail/Web-Nutzung), weil zB der Staat diese „vorschreibt“ im Rahmen der Zensur, gibt es keinen Wettbewerbsgrund mehr, die Internetnutzung aufzusplittern in ein Internet der vielen langsamen Geschwindigkeiten und Regioenchen – im Zweifelsfall kann man ja Wuerfeln und mal als Verursacher einfach die Blackboxhardware der Behoerde N nennen – auch wenn’s die eigene Absicht war.
@Mark: Eine Strafbarkeit scheidet hier von vorn herein aus, weil es hier an jeglichem Vorsatz mangelt.
Kann jetzt nicht beurteilen was für Proxy-Typen es gibt, und wie die Header bzw. Antworten aussehen, wenn man über einen solchen eine Webseite aufrufen will. Aber man doch wohl nicht ernsthaft behaupten, dass eine Komprimierung von Bildern eine Verletzung von Netzneutralität darstellt. Meine Erfahrung ist, dass der Speedmanager das ein oder andere Mal weiter aktiv ist, auch wenn ich ihn nicht aktiviert habe. Liegt vielleicht daran, dass ich den Browser und die Verbindung schließen und neustarten müsste. Kann mir nicht vorstellen, dass da eine echte Absicht dahinter steckt.
Hinter dieser ganzen Diksussion wird eine Frage von allen Beteiligten völlig ausgeblendet: Soll zugunsten von \Netzneutralität\ sämtliche DPI und sonstiges \Datentraffic-Management\ verboten werden?
Wer diese Frage mit ja beantwortet, sollte sich dessen bewußt sein, dass er damit einer Überlastung des mobilen Internets Tür und Tor öffnet. Man muss kein Techniker sein, um zu wissen wie schnell die Datenrate in die Knie gehen, wenn mehrere Nutzer in einer Funkzelle Bandbreite beanspruchen.
Diese Grundsatzdiskussionen um Netzneutralität lassen hier m.E. die Realität aussen vor. Das ist nicht sonderlich zielführend. Grundsätze aus dem \festen\ Netz lassen sich nicht ohne weiteres auf die des mobilen Internets übertragen – einfach wegen der großen Kapazitätsunterschiede.
@Blogfürst
Naja so leicht würde ich das nicht vom Tisch wischen mit dem Vorsatz. Zumindest Eventualvorsatz kommt schon in Betracht. Der Provider kann es schon für möglich halten, dass durch seine Manipulationen eine strafbare Datenveränderung vorliegt. Das ist ja schließlich ruckzuck passiert bei der Umwandlung der Seite. Da muss ein Wort verrutschen, durch ein Bild verdeckt sein oder einfach fehlen und schon ist der Informationsgehalt verändert.
Eine Strafbarkeit ist hier arg konstruiert und im Übrigen praktisch überhaupt nicht beweisbar, wenn man versucht auf die Vorhersehbarkeit ganz bestimmter fehlerhafter Konstellationen abzustellen.
Ansonsten müsste man alle Microsoft-Mitarbeiter verhaften, weil die ein Betriebssystem auf den Markt lassen, dass so ziemlich jedem Kriminellen Einfallstoren eröffnet….
@ Blogfürst Stimmt schon, insbesondere zweiteres.
Denkbar ist jedoch eine Strafbarkeit nach 202b und nach 206 Abs. 2 Nr. 2 StGB wenn der Kunde nicht eingewilligt hat. Problematisch bei 202a ist das Sichverschaffen. Die Ursprungsdaten der Ausgangswebseite werden im Proxy aber faktisch „einbehalten“ und durch komprimierte ersetzt. Der Provider (Mitarbeiter) hat auch die zusätzliche Möglichkeit der Kenntnisnahme der Daten durch den Zusatzproxy (fraglich ob das aber ausreicht). Ein Vorsatzproblem sehe ich auch nicht. Der Provider will die Daten schließlich gewollt abfangen.
Bei § 206 ist dann schon eher wieder ein Vorsatzproblem. Unterdrücken liegt auch nur vor wenn die Datei totkomprimiert wurde und deren Sinngehalt nicht mehr erkennbar ist. Und das ist auch nicht der Wille des Providers, womit iE auch kein Vorsatz gegeben ist.
@Thomas: Natürlich habe ich den Hinweis bei T-Online gelesen, dass ich die „Navigationshilfe“ ausschalten kann. Und mir ist leider auch bewusst, dass es in Deutschland wohl schon als selbstverständlich betrachtet wird, dass sich der Provider an den zu übermittelnden Inhalten zu schaffen macht. Das heisst aber noch lange nicht, dass ich das gut heißen kann. Wieso hat T-Online nicht vor der Einführung der Nutzer gefragt ob sie den Service aktivieren wollen und bei dieser Gelegenheit auch über die Folgen aufgeklärt?
Übringes ist im zweiten Screenshot Werbung eingeblendet: Da wirbt dann Comdirekt unter der Domain „online.deutschebank.com“. Das finde ich dreist, doch damit können sich die Firmenanwälte der Deutschen Bank rumschlagen. Problematisch für mich als Nutzer finde ich allerdings, dass ohne meine Einwilligung T-Online meine URL an eine Yahoo-Tochter Overture in UK weitergibt und dort meine Eingabe analysiert, Sucherergebnisse oder sogar Werbung heraussucht und JEDEN Klick auf die Suchergebnisse oder die Werbung trackt.
Das ist – zumindest bei T-Mobile – schon lange so, ist allerdings einstellbar. Man kann dies bei langsamen Verbindungen (z. B. Edge oder GPRS) auch als Vorteil sehen, weil Bilder eben schneller übertragen werden. Der mobile Opera-Browser macht auch nichts anderes. Im Kontext Netzneutralität mag dies betrachtenswert sein, da ich aber selbst auswählen kann, ob ich dieses „Feature“ nutze, habe ich keine Bedenken.
die Erfahrung habe ich auch schon gemacht.
Ein Kunde von mir nutzt inzwischen nur noch UMTS Internet bei T-Mobile, da in seiner Ortschaft kein DSL angeboten wird.
Ich habe für ihn eine Website eingerichtet mit diversen Javascripts, welche bei ihm gefiltert wurden und somit außer Funktion gewesen sind. Inzwischen hat aber T-Mobile diese Javascript-Filterung wieder abgeschafft.
„…ist heutzutage längst Usus…“
Sorry, das ist aus der „wenn wir es nicht machen, tuts ein anderer“-Ecke. In Hauseingängen Pipi machen ist in einigen Stadtteilen mit hoher Amüsierbetriebdichte auch „Usus“. Trotzdem ist es weder die feine englische noch erlaubt.
Außerdem: Schön für die, die es „nicht so schlimm finden“. Heißt das, daß es jetzt gefälligst auch die „nicht so schlimm finden“ sollen, die es aber nun mal schlimm finden?
Wirklich großartige Argumentationen. Ich hatte indes in den Kommentaren vor allem auf sachlich-wertfreie Antworten zu Markus‘ Frage (rechtliche Würdigung) gehofft. Da sieht’s hier leider vergleichsweise mau aus bisher, schade. Hoffen wir mal weiter.
Als Webseiten-Betreiber ist’s mir ziemlich egal, ob Provider meinen, ihren Kunden durch verlustbehaftete Daten-Komprimierung einen Mehrwert zu liefern.
Bei zdnet ist zu lesen, dass auch Javascript an die Seiten angehangen wird – und zwar an’s Dateiende. Überprüfen kann ich das in Ermangelung eines Sticks nicht – jedenfalls ziert ein schönes „XHTML 1.0 Strict“ jede unserer Seiten. Und sollte es tatsächlich durch „untergeschobenen“ Code seitens der Provider dazu kommen, dass diese unsere Aussage nicht mehr der Wahrheit entspricht, beschädigt das unsere Glaubwürdigkeit als Agentur.
Das interessiert mich dann doch eher.
Darüber hinaus untersagen wir die Reproduktion unseres Bildmaterials zu gewerblichen Zwecken. Also auch auf gewerblich genutzten Proxy-Servern. Das geschilderte Vorgehen ist gewerblicher Natur und somit ein klarer Verstoß gegen das Urheberrecht und gegen die Nutzungsbedingungen jeder unserer Websites.
Und schlussendlich werden Rechte Dritter verletzt. Mit der Erlaubnis der Rechteinhaber dürfen wir deren geistiges Eigentum auf unseren Servern verbreiten. Selbstverständlich wollen wir, dass ein Provider diese Daten zu seinem Kunden transportiert. Es ist aber etwas völlig anderes, wenn diese Daten dann zwecks Weiterverwertung auf fremden Servern abgelegt werden – seien es Proxys der Provider oder (noch schlimmer) von Providern beauftragten Dienstleistern.
Würde mich interessieren, ob schon mal jemand versucht hat, dem Kompressionswahn auf diesem Weg den Garaus zu machen.
Gruß,
Carsten
Hier eine Lösung für einige potentielle Probleme (z.B. mit JavaScript / CSS und auch XHTML), diese Verrücktheit der UMTS-Provider auslösen können: http://cymaphore.net/j/e/47
Es werden hier leider nicht nur Bilder Komprimiert. Es werden auch Javascripts eingeschleust die Teilweise dafür sorgen das unser Seite nicht mehr läuft, wenn diese viel Web 2.0 verwendet. Wir bekommen selbst immer Anfragen im Support, und wir können den Leuten dann nur Raten STRG+F5 zu drücken wenn Sie z.B. ihr Postfach sehen möchten.
Das ganze ist eine grosse Sauerei.