Unweit der Sproul Hall, wo der Anführer des Berkeley Free Speech Movements Mario Savio 1964 eine berühmt gewordene Rede gehalten hatte, gab sich am Freitag Juraprofessor und Creative Commons Gründer Lawrence Lessig ebenfalls kämpferisch.
Vor dem Hintergrund seines Buches „Remix“ (das Piraterie nicht verteidigt) forderte er die über 230 Vertreter der Students for Free Culture auf, dafür zu kämpfen, nicht gegen das Gesetz leben zu müssen. Eine ganze Generation verliert Lessig zufolge ihr Vertrauen in das Recht, wenn bestimmte Formen sozialer Produktion kriminalisiert und verfolgt werden.
Mit großer Zustimmung wurden seine Einlassungen zu „zivilem Ungehorsam“ aufgenommen. So betonte er, Widerstand beinhalte die Bereitschaft Strafen zu zahlen oder ins Gefängnis zu gehen. Es gehe darum dem Druck der Großkonzerne nicht zu weichen, sondern einer größeren Öffentlichkeit die eigene Haltung plausibel zu machen.
Allerdings sollte man berücksichtigen (eigene Anm.), dass es in Deutschland (anders als in den USA) keine sog. Law Clinics gibt, die es erlauben Rechtsstreitigkeiten, die sich im Bereich Technologie & öffentliches Interesse bewegen, ohne Anwaltskosten zu führen (Bsp. Samuelson LawClinic Berkeley).
Nur mit Hilfe der EFF sowie der Stanford Cyberlaw Clinic war es aber den Studenten Nelson Pavlosky und Luke Smith gelungen, den Wahlmaschinenhersteller Diebold (nun Premier) erfolgreich wegen Missbrauch des Urheberrechts zu verklagen, was man heute mustergültig bei Google nachlesen kann:
Tatsächlich gab es kürzlich einen Fall (weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.onlinepolicy.org/action/legpolicy/opg_v_diebold/), bei dem ein Unternehmen, das eine Benachrichtigung über eine Urheberrechtsverletzung eingereicht hatte und die Entfernung solcher urheberrechtlich geschützter Online-Materialien erwirken wollte, dazu verurteilt wurde, diese Kosten und Anwaltshonorare zu übernehmen. Diese beliefen sich auf insgesamt 100.000 US-Dollar.
In der Folge entstand die Bewegung Students for Free Culture, die seitdem regen Zuspruch findet und mittlerweile auch Hochschulgruppen in Indonesien, Ägypten und Puerto Rico zählt.
Open University Kampagne
Nach zahlreichen Aktionen in der Vergangenheit (v.a. zum Thema DRM) einigten sich die Studenten im Rahmen der diesjährigen Konferenz auf eine Hochschulkampagne, die sowohl Open Access als auch OpenCourseWare nach dem Vorbild des MIT vorantreiben will:
Students for Free Culture’s Open University
Also known as „The Wheeler Declaration“
- Open Access
- The research a University produces is open access
- OpenCourseWare
- The course materials are open educational resources
- Free Software
- The University favors free software and open formats (wording)
- Patents
- University patents are used for the public interest
- Software
- Medicine
- Internet
- The University embraces the open nature of the Internet
—
Sehr gut gefallen hat mir die Idee eines Rankings, das Universitäten nach ihren Bemühungen und bisherigen Errungenschaften auflisten will. Zumindest was OpenCourseWare anbelangt, dürfte im deutschsprachigen Raum Klagenfurt sprichwörtlich einsame Spitze sein.
Nach meinem Gefühl wird die Unterstützung von freier Software vielerorts forciert, aber noch nicht in die Tat umgesetzt. Hier gibt es noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, wobei die Studierenden selbst bisweilen skeptischer scheinen, als die Verantwortlichen.
Der in der Konferenz heftig diskutierte Punkt 4 kann kaum angegangen werden, wenn wir nicht engangierte Mediziner und Informatiker finden.
Deshalb kann sich jeder, der helfen möchte oder eine eigene Gruppe gründen will, an uns wenden. Wir geben Tipps und helfen bei der Registrierung mit dem Vorstand in den USA (In Deutschland gibt es bislang Gruppen in Bamberg und Bremen).
Die Mailadresse versteht sich hinter einem kleinen Spamschutz (mindestens 1 Wort eingeben), da wir nicht von Spam überflutet werden wollen.
Danke für den Bericht.