Wenn die Situation in China nicht so Ernst wäre, könnte man die folgende Meldung der chinesischen Botschaft in Deutschland glatt als Satiretext werten: „Projekt Sonniges und Grünes Internet“. Es geht um ein Programm für ein „sicheres Internet“ der chinesischen Regierung, welches heute mit blumigen Worten vorgestellt wurde. Darin finden sich Stilblüten wie:
Aber gleichzeitig sind die Internet-Surfer permanent mit schädlichen E-Mails, pornographischen oder anderen illegalen Informationen sowie Computer-Viren konfrontiert.
Was mit „anderen illegalen Informationen“ gemeint ist, dürfte den LeserInnen dieses Blogs vermutlich hinreichend bekannt sein. Für neue LeserInnen sei nur mal eine Ansammlung von Stichwörtern präsentiert: Menschenrechte, Dalai Lama, Proteste, Kritik an der Staatsführung oder schlechten Arbeitsbedingungen, Religionen, Ökologie, Freiheit…
Bei folgendem Abschnitt handelt es sich leider nicht um die Beschreibung einer Informationsökologie-Strategie, obwohl sie beinahe danach klingt:
Das chinesische Ministerium für Informationsindustrie als zuständige Behörde für die Internet-Branche in China hat nun eine neue Offensive zur Reinhaltung des Internets und Schaffung einer harmonischen Netzumwelt gestartet. Am Dienstag startete das Ministerium in Beijing das „Projekt Sonniges und Grünes Internet“.
Eine Weiterentwicklung der massiven Zensur-, Überwachungs- und Kontrollinfrastruktur wird gleich mit angekündigt:
„Das Ministerium für Informationsindustrie wird gemeinsam mit den Behörden bei der Entwicklung von IT-Produkten, der Verwaltung des Internetbetriebs sowie bei Informationsdienstleistungen eine Serie von reichhaltigen Aktivitäten in verschiedener Form entfalten. Ziel ist, das Internet sauber zu halten, eine vernünftige Internetanwendung für die Gesellschaft zu gewährleisten, schädlichen und illegale Informationen herauszufiltern und damit ein gesundes Aufwachsen der Jugendlichen zu garantieren.“
Aber irgendwie klingt das auch ein wenig nach deutscher Jugendschutz-Rhetorik.
Es klingt auch ein wenig nach dem frühen Versuch einer großen Firma aus Redmond, das „chaotische Internet“ zu sortieren, und genehme Informationen zu kanalisieren – das ist damals gescheitert, und so hat sich Microsoft dann dem großen bösen Internet geöffnet (so ca. 1996). Hoffen wir mal, dass das nicht länger hält, das neue elektronische Mauerwerk!