Verschärftes Vorgehen gegen Anonymous-Aktivisten

Seien wir doch mal ehrlich: DDoS-Attacken sind ziemlicher Pipifax im Vergleich zu Massenleaks, dem Hacken von Servern der Bundespolizei oder Playstation-Netzwerken. Sie erfordern keine besonderen Fähigkeiten und sind sogar eigentlich ziemlich ehrlich, weil sie von den meisten (nur) ohne Anonymisierung vorgenommen werden (können).

Vor allem in den letzten 12 Monaten hat sich die gemeinschaftliche DDoS-Attacke immer mehr als Protestform herauskristallisiert. Das lag vor allem an ihrer medialen Wirkung: „Anonyme Hacker attackieren Mastercard, Visa & Amazon“ landet unter Garantie auf Seite 1. Das ist der gewünschte Effekt einer Demonstration – auch wenn das nicht heißt, dass der Effekt auch unbedingt positiv sein muss.

Dabei wird von den Opfern der angebliche Schaden in Millionenhöhe beziffert. Auch wenn das der Fall wäre: Wenn einer Seite für ein paar Stunden Ausfall direkt ein paar Millionen entgehen, dann sollte das in Anbetracht der 364 anderen Tage, an denen sie erreichbar ist, nicht allzu sehr ins Gewicht fallen.

Aber wie das so ist mit politischen Ausdrucksformen: Allzu oft hat man es mit der Polizei zu tun – und am Ende zählt die öffentliche Darstellung auch für den Erfolg des Protests. Bei DDoS-Attacken ist diese Berichterstattung eher so heiter bis wolkig. So ganz ist in der breiten Öffentlichkeit noch nicht angekommen, „was die da eigentlich machen.“ Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung und wahrgenommene Fremdwahrnehmung scheinen bei Anonymous nicht auf einer Line zu sein.

Das war vor vielen Jahren mit Sitzblockaden nicht anders – und auch heute noch gibt es zu Genüge Menschen, die Sitzblockaden als aggressives Verhalten sehen [Hier gibt es zu dem Thema eine ausführliche Diskussionsrunde u.a. mit Anne Roth und André Meister].

Gestern nun wurden insgesamt 21 Personen in Holland, England und den USA verhaftet. Update: Bei Cryptome gibt es die Anklageschrift.

Es ist wohl auch im Rahmen eines gemäßigten Sachverstandes ziemlich offensichtlich, wie übertrieben und unsinnig das ist. Eine hilflose, überzogene Reaktion auf ungewohnte Protestformen, seien sie von mir aus auch etwas plump und bei großzügiger Interpretation einiger Gesetzestexte vielleicht am Rande der Legalität – ernsthaft bestraft oder verhaftet gehört dafür niemand.

Im Internet tauchte als Reaktion dieses Video auf:

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46 Ergänzungen

  1. Protestformen welche für unsere Eliten gefährlich sind werden eben aufs schärfste bekämpft, in die nähe von Terrorismus gerückt und kriminalisiert.

    Legal sind nur die Protestformen welche die Politik nicht stören, z.B. Demos oder Petitionen die man einfach ignorieren kann. Aber DDoS und Massenleaks sind nunmal unangenehm, vor allem diese Leaks. Wenn die Massenmedien sowas aufgreifen dann lässt sich nicht mehr alles so wie bisher unter den Teppich kehren.

  2. Es wird wirklich Zeit, dass die Herrschaftsstrukturen sich verändern. Das freie Internet hat das Potential für Transparenz und Partizipartion zu stehen. Die schreckliche Wahrheit, wie die Welt im Moment regiert wird, lässt sich an den berichteten Vorgängen in der Enquete-Komission gut verallgemeinern. Heute erschien die Nachrricht, dass Rötgen, der damalige Minister, als die FDP und die CDU die Atomlaufzeiten verlängert hat, an Rücktritt gedacht hat, weil massiv wirtschaftlich von den Konzernen Llobbyarbeit betrieben wurde…
    Es benötigt wohl immer erst ein Fukushima, bis der Druck der Öffentlichkeit groß genug ist.
    Was könnte unser Fukushima sein? Was muss geschehen, damit die breite Öffentlichkeit Stellung bezieht und Partizipation und Freiheit und echte Demokratie einfordert? Vielleicht die totale Überwachung, so wie es einst den totalen Krieg gab, um nun in einem friedlichen Europa zu leben?
    Vielleicht müssen die Menschen erst merken, wie weit ihre Freiheit eingeschränkt wurde, um sie sich zu erobern, doch wann wird der letzte Tropfen fallen, der das Fass zum Überlaufen bringt?

  3. Netzpolitik verteidigt hier kriminelle Machenschaften gegen seriöse und wichtige Unternehmen wie PayPal und MasterCard. Ihr Webportal und seine Schreiberlinge gehören ebenso verhaftet und vor ein Gericht gestellt. Mit Politik hat das alles nichts mehr zu tun.

    1. Nennst du Unterschriftenaktionen von bspw. Greenpeace oder anderen Organisationen auch „kriminell“? Dabei wird auch der Betriebsfluss gestört, wenn tausende Briefe auf einmal im Büro landen. Sollen deshalb alle Greenpeaceler verhaftet werden? Eine DDOS-Attacke ist im Grunde das gleiche, bloß digital. Auf die ach so „seriösen“ Unternehmen möchte ich hier mal gar nicht weiter eingehen, denn wer einer Menschenrechts-/Enthüllungsorganisation die legalen Maßnahmen für Spenden streicht, der hat meines Erachtens den Protest verdient.

      Und zu guter Letzt: Ich hoffe für Sie, dass Sie bloß zufällig den gleichen Namen tragen, wie jener Professor der Universität Bayreuth, welcher sich erst kürzlich durch die Guttenberg-Affaire einen schlechten Namen gemacht hat. Dort sind bei weitem mehr „kriminelle Machenschaften“ vorzufinden, als in diesem gesamten Artikel. Und mit Politik hat das alles wohl sehr viel zutun!

  4. ….also wie soll man denn sowas kommentieren ohne wie ein Verschwörungstheoretiker zu klingen?
    „Hacker“ .. „Terroristen“.. ja gehts denn noch

  5. Seit wann legt eigentlich Linus Neumann fest, was eine erlaubte Form des Protests ist? Seit seine Hybris auf ungesundem Niveau angekommen ist vermutlich.

    Wenn man eine Sitzblockade macht, dann ist man genau eine Person. Damit so etwas Erfolg hat, müssen also tatsächlich Menschen da sein, die diese Ziele verfolgen und sie müssen auch bereit sein Zeit dafür zu investieren, sie müssen also Selbstüberwindung aufbringen und tatsächlich ein Anliegen haben.

    Das braucht es bei DDoS Attacken nicht. Man schmeißt eben ein paar Kinozitate auf Twitter umher und feiert sich als Held, während der Computer läuft und man selbst ebend mal Xbox spielt. Die große neue Protestform der ewig unterdrückten Nerds.

    Nur schade, dass sich abseits des eigenen Paralleluniversums kaum jemand dafür interessiert, wenn eine unbestimmte Anzahl Personen in ihrem Sandkasten Ankläger, Richter und Henker zugleich spielen wollen. In einem Sandkasten übrigens, der für die meisten Personen deutlich weniger existenziell ist, als die Sandkasten-Natives glauben.

    1. Nun diese „Sandkastenspiele“ haben jedenfalls ausgereicht um eine international koordinierte Aktion auszulösen. Die einzelne Aktion mag nicht wahrgenommen werden, doch ist es die Häufung dieser, welche irgendwann Aufmerksamkeit erregen. Selbst tagesschau.de geht mittlerweile sehr ins Detail.

    2. Das hört sich hier immer so an, als gäbe es vllt eine Hand voll Anons, die so tun als wären sie „Legion“. Tatsache ist jedoch, dass sich einige tausend Menschen weltweit zu Anonymous zählen, die Hacker nur ein kleiner Teil davon. Der Protest gegen Verblendung und Korruption fängt bei den Chanology-Anons an, die gegen Scientology auf die Straße gehen und geht über jene, die versuchen den Menschen zu zeigen, dass sie sich auf keine Obrigkeit mehr verlassen können – und zwar ganz legal auf der Straße und völlig ohne Hacks. Jeder ist Anonymous und soll den Protest mit eigenen Mitteln so fortführen, wie er es am Besten kann. Und einige können eben verdammt gut hacken.

      Oben wurde es schon verlinkt, doch verweise auch ich noch einmal auf die Seite: http://www.whatis-theplan.org wo jeder, der des Englischen mächtig ist erfahren kann, worum es bei Anonymous eigentlich geht.

      1. Das ist aber keine passende Antwort auf das geschriebe. Neumann spricht ja explizit von den DDoS Aktivitäten.

        Und was die Anos wollen und was sie tun, sind nunmal zwei verschiedene Dinge. Was im Internet noch funktioniert, alberne, martialische Sprüche und Hollywoodeske Maskerade, wird in der Analogen Welt doch bestenfalls nach einem Kopfschütteln ignoriert. Nimmt man noch die Kommunikation dazu, wird dann schließlich auch deutlich, dass ausschließlich Digital Natives überhaupt als Zielgruppe in Frage kommen.

        Ob nun ausgerechnet die die Antworten auf dringende Probleme kennen oder überhaupt in der Lage sind diese Probleme zu erkennen, das ist doch zumindest fraglich. Und dann kann man definitiv feststellen, dass Anonymus selbstgerecht für sehr wenige spricht und aufgrund des Mediums nichts anderes als Erpressung betreibt.

  6. Nur weil eine Sitzblockade niemanden ernsthaften Schaden zufügt, muss sie ja nicht richtig oder ein Kavalierdelikt sein. Ob jetzt Digital oder physisch am Werkstor.

    Wie immer kommt es doch sehr auf die Umstände an. Bei den DDoS attacken auf Mastercard denke ich, ist ja nichst schlimmes passsiert und keine unbeteiligten Leute ernsthaft in Mitleidensch gezogen worden. So weit ich weiß konnte man auch weiter seine Karte nutzen, als einfacher Kunde.

    Attacke auf Amazon dagagen halte ich für rücksichtlos gegnüber den normalen Kunden, die dort vieleicht einfach nur mal was kaufen will und mit der ganzen Geschichte nichts zu tun hat.

    Es sollte auf jeden Fall Strafen dafür geben, die gibt es bei der „normalen“ Sitzblockade ja auch. Ich rede jetzt nicht von Gefägniss oder so, aber es muss sichergestellt sein, dass man da nur mitmacht, wenn es einem auch was wert ist. Ein paar Tagessätze sind denke ich schon angebracht.

    1. dontknowiftrollingorjustverystupid.jpg

      Es gibt auch so genannten „Demonstrationen“ im „echten“ Leben, hast du sicherlich auch schon einmal gehört. Da werden ganze Straßen oder Stadtzufahrten blockiert und die armen armen Kunden kommen auch nicht mit ihrem Auto zum Geschäft und können dort nicht einfach ihrem Hedonismus frönen. Also warum sollte das was auf der Straße erlaubt sein, im Internet illegal sein?

  7. Interessant finde ich dabei, wie energisch die Staaten auf diese mMn. relativ geringen Beeinträchtigungen von sehr großen Firmen reagieren.
    Wie viel Lobbyismus steckt nur in unserer heutigen Politik?

    Natürlich halte ich DDoS Attacken auch für zu einfach für die einzelnen Teinehmer. Würden sie hier auch Mühsal oder Einschränkungen hinnehmen müssen, würden sich manche Auswüchse sicherlich nicht ergeben und man könnte es als eine Art von Demonstration auch ernster nehmen.
    Ich hatte aber auf eine technische Lösung gehofft und nicht auf eine derart offensichtliche Lobbyistisch-Politische Peitsche.

  8. Versteht mich nicht falsch: In gewisser Hinsicht sympathisiere ich durchaus mit den Anons. ABER:

    Würdet ihr wohl bitte endlich aufhören DDos-Attacken mit Sit-In´s zu vergleichen!? Ihr behauptet es wäre nur das digitale Pendant zu diese Methode sich Gehör zu verschaffen. Aber denkt das doch bitte mal weiter!
    Wenn eine einzelne Person ein Sit-In macht wird sie entfernt, weil sie schlecht behaupten kann für alle zu sprechen, schließlich sitzt sie ja alleine da. Also braucht es mehr. Würden die Attacken also von tausenden Personen AKTIV durchgeführt, könnte ich damit leben.
    Da fast alle DDos-Attacken aber über Botnetze laufen, ist das nach eurer Analogie dasselbe, wie sich tausend Menschen aus der Fußgängerzone zu krallen, und sie zu zwingen am Sit-In teilzunehmen, wodurch sie ihre gesamte Argumentation Ad Absurdum führen!

    1. Mal abgesehen davon, daß LOIC kein richtiges botnetz ist: Ich würde ja zu gern mal den traffic analysiert sehen, der die Webseiten der Kreditkartenfirmen down gebracht hat. (Hat dazu mal jemand einen Link?) Ich bin ja bereit zu glauben, daß es botnetze waren, denn die Webseiten liegen bestimmt nicht auf einem privaten NAS hinter einem DSL-Uplink. Aber Belege dafür hab ich noch nicht gesehen.

      Nochwas: ich lese immer wieder, auch hier, daß da Firmen geschädigt wurden. LMAO bei dem Argument. Der Zahlungsverkehr der Kreditkartenfirmen war ja wohl nicht betroffen, woll? Wenn wieder irgend ein Techniklegastheniker einen Artikel dazu schreibt, wie viel Schaden da entsteht, so möge er sich doch stehenden Fußes oder sitzenden Hinterns mal kurz die ZEIT nehmen, ein bisschen zur Kreditkartensicherheit zu lesen. :kicher: Klar, DDoS ist für die schlimmer. mD

      Oh, und nochwas: mir geht das geklapper von anon auch auf die Nerven, „we do not forgive“ ist mir sogar richtig zuwieder. LOIC nutz ich sicher nicht von meinem DSL-Account zu Hause, ich will ja keinen Ärger. Aber „we do not forget“ wird uns hoffentlich noch eine Weile begleiten. Linus, bitte richte dir mal einen daemon für die Suche ein und berichte mal weiter. Wichtig wäre u.A., was ihnen für strafbare Handlungen vorgeworfen werden, wie viele Verfahren daraus werden, nach welchem Recht sie angeklagt werden, ob Maulkörbe verhängt werden, ob es Solidaritätsadressen von ernstzunehmenden Bürgerrechtlern gibt… Du könntest daraus eine Serie machen. Dafür schaff ich mir glatt einen feed an.

    2. dDos Attacken sind mit SitIns zu vergleichen. Dein Argument, dass Botnetze mehr Demonstranten vortäuschen, als eigentlich da sind krankt an Unverständnis für die Analogie.

      Wenn 50 Personen vor einem Kaufhaus-Eingang rum sitzen um ihn aus Protest zu blockieren, dann spiegeln diese 50 Personen auch nicht unbedingt die Meinung der Mehrheit wieder. Aber das gehört nun mal zu einer Demokratie, dass man seiner Meinung auch Aufmerksamkeit verschaffen kann.

      Außerdem und was noch viel wichtiger ist: Der Kaufhauseingang lässt max. 10 Personen gleichzeitig durch. Diese 50 Personen können ihn ohne weiteres blockieren. Würden sie versuchen das Kaufhaus zu fluten und damit unzugänglich zu machen, wäre das wohl sinnlos. Also nutzen sie Hilfsmittel um ihrem Protest mehr Wirkung zu verleihen (=der Engpass den der Eingang darstellt).
      Ein hochfrequentiertes Onlineangebot ist dafür ausgelegt gleichzeitig sehr viele Personen zu bedienen. Selbst wenn also eine größere Anzahl Personen dort dDosd wird das in den meisten Fällen keine Wirkung haben. Also müssen sich die Demonstranten ein Hilfsmittel suchen… etc. Ich glaub ich brauch die Analogie nicht weiter ausführen.

      Der Kern der Aussage ist also: Proteste und Demonstrationen zum öffentlichkeitswirksamen Verbreiten einer Meinung haben in einer Demokratie zulässig zu sein. Egal ob offline oder online. Wichtig ist nur, dass es gewaltfrei bleibt und keine Menschen zu schaden kommen. „Gestohlene Zeit“ (weil man das Kaufhaus / die Webseite nicht betreten kann,) zählt nicht zu dieser Art von Schaden.

  9. isch lach misch schiiiieeefffff und muß dabei heulen wie ein Schlosshund! Gibt es doch tatsächlich immer noch die Gutgläubigen, die sich garnicht mal trauen sich vorzustellen, dass es wahrhaftige Teufel gibt. Hups, ihr seid echt arme Teufel. Ihr werdet es erst dann euch selber zubilligen darüber nachzudenken, wenn sich die Schlinge derer, derer ihr euch verweigert dieselben vorzustellen, erkennen, wie schwach und ängstlich ihr ward um alleine nur die Vorstellung, dass es diese teufel gäbe, zu bekämpfen. Die Pest bekämpft man nicht mit Gebeten und den Teufel bekämpft man nicht mit Weihwasser, Kriminelle bekämpft man nicht mit guten Worten, Kriminelle macht man dingfest; Kinderschänder bekämpft man ja wohl auch nicht, indem man alle Kinder wegschließt oder gar darauf verzichtet und vergewaltiger bekämpft man auch nicht, indem man alle Frauen einsperrt und nicht mehr vor die Tür läßt. Armselige Gesellen, stellt euch eurer Angst und schreit sie heraus wenn ihr euch traut. Wenn ihr wo weit seid, dann solltet ihr euch alle verbeugen vor vroniplag, wikileaks, anonymous und wie die von den Staatsterrorristen alle der kriminellen Machenschaften bezichtigten Freischärler für die Demokratie heißen mögen. Es gibt nur einen Terror – Staatsterror und es gibt nur eine Form des Terrorrismus, Staatsterrorismus. Der Staat ist unser größter Feind!

    1. Oh nein, der Staat ist nicht unser Feind. Der Staat sind wir selber. Aber einige Organe des Staates werden genutzt, durch unseren größten Feind.
      Der Staat (und die Regierungen und deren Organe) sind ansich etwas gutes, nur hören sie auf die falschen Stimmen.

    2. Protest, auch lauter Protest, auch Zorn, meinetwegen, ok. Aber Leute als wahrhaftige Teufel und als Pest zu bezeichnen ist wirklich dämlich. Das ist Krieg, davon profitiert niemand. Da verkommt berechtigter und notwendiger Protest gegen Zensur zum persönlichen Vorwand, Feindseligkeit und Haß auszuagieren. Kein größeres Geschenk für die Mächtigen als blinde Wut.

  10. Ilse Aigners neues „Transparenzprojekt“ lebensmittelklarheit.de wird anhaltend von Bürgern geDDoSt.

    Verbraucheransturm legt „Lebensmittelklarheit.de“ lahm

    Das gestern freigeschaltete Internet-Portal „Lebensmittelklarheit.de“ wird wegen des unvorhergesehen großen Nutzer-Ansturms technisch aufgerüstet. Eine Sprecherin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen sagte dem Deutschlandfunk, es würden mehr Serverkapazitäten angemietet. Auch heute habe es unvermindert viele Aufrufe der Webseite gegeben, die dadurch erneut teilweise nicht zu erreichen war.

    http://www.dradio.de/nachrichten/

    Kommen jetzt diejenigen ins Gefägnis, die versucht haben sich auf lebensmittelklarheit.de zu informieren? Weia.

  11. Wird ein heißes Thema bleiben. Protest bleibt Protest und die Massen kann man nicht steuern. Wo es hinführt wird interessant. Mal sehen was da noch alles zur Protestform herankristallisiert.

  12. „Wenn einer Seite für ein paar Stunden Ausfall direkt ein paar Millionen entgehen, dann sollte das in Anbetracht der 364 anderen Tage, an denen sie erreichbar ist, nicht allzu sehr ins Gewicht fallen.“

    Ein haarsträubendes Argument. Demzufolge könnte man jemandem, der 5.000 Euro auf seinem Konto hat auch 50 Euro betrügerisch abbuchen, ohne dass ein echter Schaden entsteht, da die Summe im Vergleich zum Kontostand ja ebenfalls „nicht allzu sehr ins Gewicht fällt“. Bevor man übrigens Straffreiheit für DDoS-Attacken fordert, sollte man auch ruhig mal drüber nachdenken, dass eine solche Straffreiheit dann universell gültig wäre – zum Beispiel auch für rechtsradikale „Aktivisten“, die die Webseite des Holocaust-Denkmal-Förderkreises in Berlin per DDoS lahmlegen…

    1. Rechtsradikale sehe ich ungerne protestieren, mir ist es allerdings fast lieber, wenn sie es bei einer virtuellen Gedenkstätten machen anstatt bei einer realen.
      Das Problem liegt doch velmehr darin, dass Programme „protestieren“ können, somit kann der geneigte Rechtsradikale seine(n) Rechner bei der virtuellen Gedenkstätte protestieren lassen wärend er sich selbt der realen annimt. Ich denke es muss leider teilweise milde Strafen (Geldstrafen, Sozialstunden) für solche Delikte geben, besser wäre selbstverständlich eine technische Lösung und am besten fänd ich es den Anons keinen Grund zum protestieren zu geben, das ist aber leider Wunschdenken.
      Wer tatsächlich nur auf den Refresh Button(/F5) haut sollte dies Straffrei tun können, aber Programme(LOIC) für sich protestieren lassen ist mir zu undemokratisch.

    2. Demzufolge könnte man jemandem, der 5.000 Euro auf seinem Konto hat auch 50 Euro betrügerisch abbuchen, ohne dass ein echter Schaden entsteht, da die Summe im Vergleich zum Kontostand ja ebenfalls “nicht allzu sehr ins Gewicht fällt”.

      1. Man könnte 13,69€ abbuchen
      2. man würde dafür warscheinlich nicht international gesucht werden

    3. ihnen wurde nichts weggenommen, die Webseite war kurzzeitig nicht erreichbar. Dein Vergleich ist .. nicht besonders passend.

      1. Ein besserer vergleich wäre, dass Du Deinen Zug verpasst weil jemand auf dem Gleis Sitzt und du deshalb 5 Minuten zu spät zur Arbeit kommst.

    4. Noch schlimmer: man stelle sich vor bei uns wäre es erlaubt, dass rechtsradikale „Aktivisten“ sogar in der Realität demonstrieren und das Alltagsleben mit ihrem Demonstrationszug blockieren. Man stelle sich das nur mal vor. Zum Glück verbieten wir denen das, nicht wahr?

    5. Ein haarsträubendes Argument.

      m(

      Muß man den Quatsch wiederholen und dazu auch noch seinen Sef abgeben? Wenn du http://www.visa.com lahmlegst, legst du keinen Zahlungsverkehr lahm. Auch nicht für „nur einen“ von 365 Tagen. Auch wenn Schlagzeilen es suggerieren.

      Ende der Debatte.

  13. In diesem Zusammenhang entsteht natürlich auch die abwegige Frage, wie zukünftig das Internet nach Vorstellungen unserer Regierung aussehen soll. Ein Musterbeispiel ist die seit gestern von Ilse aktivierte lebensmittelklarheit.de. Im Forum dürfen Fragen gestellt werden. Diese werden vermutlich von den Mods korrigiert und auch gleich beantwortet. Das ist ein mustergültiges und demokratisches Forum.

    Die Betreiber behaupteten heute morgen, gestern mehr als 80.000 Anfragen/sek an den Server beantwortet zu haben, dabei war die Adresse nirgends verlinkt. Erst heute tauchen die ersten Links auf.

    1. 1. Ilse subventioniert die Seite, gebastelt wurde sie von den Verbraucherzentralen. Rückschlüsse von einem(unter vielen) geförderten Internet Projekten darauf wie Frau Aigner das Netz gern hätte halte ich für sehr gewagt, ich glaube eher ihr ist es relativ egal wie das Netz bzw. diese Seite aussieht, solange sie keine Juristischen Probleme mit der Seite bekommt ihr dient das Portal lediglich als Feigenblatt um zu zu verdecken, dass Sie die Verbraucher als Verbraucherschutzministerin nicht (ausreichend) schützt.

      2. ich lese „nur“ von bis zu 20.000/sek. Da muss nicht noch weiter übertrieben werden. ;)

  14. Es ist doch so logisch was zur Zeit passiert:

    Der islam-terror wird jetzt durch hacker-terror ersetzt. Beides gibt es nicht wirklich.

    Freuen wir uns auf das euro-net, denn das wird kommen wenn die deutschen michels weiter alles micht sich machen lassen bzw. sich jeden Bären aufbinden lassen.

    Habe wenig Hoffnung.

  15. Ich denke, in 10, 20 Jahren werden wir ganz anders über Anonymous oder Lulzsec sprechen. Eher so, wie wir heute über die Studenten und Künstler von 1968 sprechen. Die waren damals für Bildzeitung und konservativere Zeitgenossen der Untergang des Abendlandes, allesamt von „Moskau“ finanziert, und und bedrohten die heile Spießerwelt. Heute können wir Jeans tragen, siezen uns nicht mehr in Tanzschulen, und blicken kritischer auf die Welt als in den Heimatfilmen der 50er. Dabei kann man Anonymous noch nicht mal mit der Blockade des Eingangs in Mutlangen (oder gar den Protesten rund um die Startbahn West) vergleichen. Sie erinnern meist eher an Spontis, dich sich aus Protest gemeinsam vor ein Schaufenster stellen, damit niemand mehr reingucken kann, oder an Adbuster der 90er, die ein kommerzielles Werbeplakat so verändern, dass es eine neue, kritischere Botschaft transportiert. Niemand kommt dabei zu Schaden, ihre Kritik liegt meist richtig, sie haben Stil und Humor. Also einfach mal die Kirche im Dorf lassen, und lieber mal sagen: Danke, Anonymous, gut, dass es euch gibt.

    1. http://netzpolitik.org/2011/bundespolizei-server-geleakt/#comment-429074

      „Mit Provokationen können wir uns einen öffentlichen Raum schaffen, in den wir unsere Ideen, unsere Wünsche und unsere Bedürfnisse hineinlegen können. Ohne Provokationen werden wir überhaupt nicht wahrgenommen.” (Rudi Dutschke am 3. November 1967 in der ARD-Sendung Monitor) zitiert aus: http://www.bpb.de/themen/TS1R5B.html

      Aber so ganz passt der Vergleich für mich nicht. Momentan sind mir die meisten Aktionen zu hohl. Etwas wie Rechtfertigung wird hier versucht:

      http://pastebin.com/RA15ix7S

      Muss jeder selber wissen.

    2. Der eine nennt die 68’er gerechtfertigten, produktiven Protest, der andere nennt es Gesellschaftszerfall.

      1. Der eine nennt es Gesellschaftszerfall, der andere Evolution, Emanzipation, Demokratisierung, richtig.

        Was die Provokationen angeht: Mich provozieren Lobbyismus-Klüngel, Verflechtungen und Drehtüren zwischen Wirtschaft und Politik, dummdreiste Ansagen wie „hierzulande gibt es keine Armut“, „was ist schon gerecht“, „die Bürger mehr mitnehmen“, lügende PR-Agenturen, oder das Diktat der Banken und Ratingagenturen, arabische Gewaltherrscher und rechtspopulistische Hassprediger . DDOS-Attacken und rebellische youtube-Videos sind, verglichen mit all dem, vergleichsweise harmlos.

        Mir ist jeder Anonymous-Jünger, der sich Gedanken über den Zustand der Welt und wünschenswerte Änderungen macht, lieber als Iphone- und Playstation-süchtige Kommerzlemminge, die gerade noch einmal sehen, dass sie selbst irgendwie gut wegkommen. Was ist verkehrt an der Kritik, die Anonymous äußert? Wenig – manchmal ist sie etwas pauschal und grobschlächtig, manchmal ungestüm und schlecht durchdacht, aber das meiste stimmt ja grundsätzlich – leider. Man müsste sich mehr Sorgen um den Zustand der Jugend machen, wenn sie die Welt, die sie heute vorfindet, so widerspruchslos hinnähme.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.