Erinnert ihr euch an 2010, als Google für Street View 360-Grad-Panoramabilder mit speziell ausgerüsteten Fahrzeugen gemacht hat? Nach Google und Microsoft macht das jetzt auch Nokia für seinen Kartendienst Here. Laut offizieller Webseite werden im August 39 und im September 50 deutsche Städte fotografiert, inklusive Berlin.
In der dazugehörigen FAQ heißt es:
Wie kann ich ein Fahrzeug identifizieren und weitere Informationen finden?
Die Fahrzeuge werden deutlich mit unserem Firmennamen oder Logo gekennzeichnet sein. Fahrer haben Broschüren mit Details, warum wir Bilder sammeln und wo Fragen und Anliegen angesprochen werden können.
Auch das Bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht schreibt:
Die Aufnahmen werden in einzelnen Städten und Regionen in Bayern mit Hilfe von auf PKWs installierten Kameras durchgeführt. Die PKWs sind entsprechend mit dem HERE Logo gekennzeichnet.
Nun, wir haben soeben ein solches Auto bei uns in Berlin vorbei fahren sehen. Ohne Logo. Nur mit spanischem Kennzeichen.
Andreas Bogk, Hacker, Freund des Hauses und „Principal Security Architect bei Nokia HERE“, bestätigte auf Twitter:
Der Fahrer des Autos sagte aber nichts von „keine Echtdatenerfassung“, sondern „keine Angst, die Gesichter werden verpixelt.“
Wir haben mal den Datenschutzbeauftragten von Nokia Here angefragt. Sobald die Antwort da ist, werden wir sie hier ergänzen.
Im Gegensatz zu Google sammelt Nokia übrigens keine WLAN-Daten. Wer sein Haus verpixeln will, kann das per Mail an privacy@here.com tun.
Update: Der Datenschutzbeauftragte hat leider noch nicht geantwortet, dafür das Twitter-Team von Here:
Update 2: Jetzt (21:28) kam auch eine Antwort vom „Head of HERE Privacy“ per Mail:
Zunächst einmal bitten wir um Entschuldigung. Grundsätzlich haben wir strikte Regeln für unsere Aufnahmefahrten. Dazu gehört, dass alle unsere Autos klar mit dem Namen und Logo von HERE gekennzeichnet sind. Augenscheinlich ist dies hier nicht der Fall gewesen. Wir gehen der Sache nach um sicherzustellen, dass dies nicht erneut vorkommt.
Ja ne, „ungekennzeichnete Autos“, man sieht ja auch nicht das das Auto was aufnimmt oder was? Naja, selbe Panikmache wie bei Google Streetview damals.
Wir freuen uns gerne über einen Hinweis, wo auf dem Bild sich das „deutlich mit unserem Firmennamen oder Logo gekennzeichnet“ befindet.
Mich würde schon sehr interessieren, in wessen Auftrag das Auto mit spanischen Nummern da grad Fotos von mir gemacht hat. Nicht jeder springt sofort vor die Motorhaube, zieht den Fahrer am Kragen aus dem Sitz und stellt ihn zur Rede wie Andre ;)
Haha. Ganz so war’s nicht. Ich habe nur das oberste Foto geschossen. Das andere Bild und die Konversation mit dem Fahrer waren unsere Freunde Matthias und Erik von der FSFE.
Hab in Karlsruhe vor ein paar Tagen auch ein Kamera-Auto von Nokia gesehen. Das war aber mehr als deutlich durch Logos gekennzeichnet.
„Wir haben mal den Datenschutzbeauftragten von Nokia Here angefragt. “
Hier liegt ein falsches Verständnis der Funktion des betrieblichen Datenschutzbeauftragten vor. Ein nach §4f BDSG bestellter Datenschutzbeauftragter unterliegt i.d.R. einer Verschwiegenheitspflicht auch über interne Vorgänge im Unternehmen. Diese Verschwiegenheitspflicht resultiert aus seiner arbeitsrechtlichen oder einer dienstvertraglich vereinbarten Treuepflicht. Er dürfte auf Ihre Anfrage nur nach Genehmigung der „verantwortlichen Stelle“ (i.d.R vertreten durch die Geschäftsleitung) antworten, und dann könnte der Datenschutzverantwortliche aus der Geschäftsleitung auch gleich selber antworten. So ist das wohl hier geschehen.
Ich finde das ist zuviel Aufregung um zu wenig Inhalt. Warum soll Nokia (wie zuvor Google und Bing) nicht Aufnahmen von den Straßen machen. Das ist alles öffentlich einsehbar, jeder kann ein solches Foto machen und bei Webplattformen einstellen. Was man von der Straße sieht ist völlig öffentlich!!! Wenn ich auf der Straße langgehe, muß ich damit rechnen, fotografiert zu werden, denn es ist öffentlicher Raum.
Vor Allem finde ich die Forderung nicht OK, dass solche Aufnahmen auch intern nur verpixelt aufbewahrt werden sollen. Wenn die Gesichtserkennungsoftware aus Versehen das Gesicht des Engels verpixelt, muss man das auch rückgänig machen können. Das Gleiche gilt für die Fälle, wenn die Kennzeichenerkennungssoftware zufällige Sachen, z. B. Straßenschilder, Geschäftsnamen oder auch Ziegelsteine als mögliches Kennzeichen verpixelt. Das muss man doch auch rückgängig machen können.