Überwachung in VenedigSmart City auf dem Wasser

Um nicht von Tourist*innen überrannt zu werden, möchte Venedig in Zukunft Eintrittsgelder verlangen. Unter dem Titel „Smart Control Room“ betreibt die Stadt ein Projekt, um die Bewegung der Reisenden im Blick zu behalten.

Kanal und Häuserreihe in Venedig
Hunderte Überwachungskameras filmen die Straßen von Venedig (Symbolbild) – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Kit Suman

Venedig hat ein Tourismusproblem. Etwa 20 Millionen Menschen besuchen jedes Jahr die Lagunenstadt an der Adria – dabei hat das historische Zentrum Venedigs nur etwa 50.000 Einwohner*innen. Souvenirläden verdrängen die lokalen Geschäfte, Touristenunterkünfte treiben die Mieten in die Höhe. Besonders unbeliebt sind die Tagestourist*innen, die nur für ein paar Stunden in die Stadt kommen, aber kaum Geld dort lassen.

Um dem Ansturm etwas entgegenzusetzen, sollten Tagesbesucher*innen ursprünglich ab dem Sommer 2020 nur noch gegen eine Gebühr in die Stadt kommen dürfen. So wollte es Venedigs konservativer Bügermeister Luigi Brugnaro. Wegen der Coronapandemie wurden diese Pläne verschoben. Doch nächstes Jahr sollen die lang diskutierten Eintrittskontrollen nun schließlich kommen. Nur mit vorab gebuchten Tickets kommt man dann noch nach Venedig. Diese sollen bis zu 10 Euro kosten, an besonders stark besuchten Tagen mehr als an anderen.

Touristen-Tracking mit Kameras und Handydaten

Zusätzlich will die Stadt Muster im Tourismusverkehr erfassen. Hinter der simpel klingenden Idee steht ein System umfassender Überwachung. Hunderte Überwachungskameras beobachten die Bewegungen in der Stadt. Ursprünglich wurden sie mit der Begründung der Verfolgung von Kriminalität installiert. Heute verwenden die städtischen Behörden sie zusammen mit gekauften Mobilfunkdaten zur Kontrolle der Tourist*innen.

Auf Bildschirmen in einem Kontrollraum können sie so laut einem Bericht von CNN in Echtzeit genau nachverfolgen, wie viele Personen sich gerade wo in der Stadt aufhalten. Auch woher diese kommen, wie schnell sie sich bewegen und wie lange sie schon in Venedig sind, wird auf den Bildschirmen angezeigt – alles automatisch in Grafiken und Kartendarstellungen aufbereitet.

Für die Stadt sei das laut dem Bericht ein Meilenstein zur Erfassung der unliebsamen Tagestourist*innen. Anders als Übernachtungsgäste war deren Anzahl bisher nicht genau bekannt.

Telefonanbieter will Venedig zur „Smart City“ machen

„Smart Control Room“ nennt sich der Überwachungs-Knotenpunkt in der Tourismushochburg. Der italienische Telekommunikationsanbieter TIM, der auch die Handydaten für das System bereit stellt, will Venedig mit dem Projekt zu einer führenden „Smart City“ machen. Verbesserte Lebensqualität für die Bewohner*innen, nachhaltigeres Strom- und Wassermanagement, mehr Sicherheit und schnelleren Verkehr verspricht der Konzern auf seiner Webseite. Auch Verkehrsdaten und Wettervorhersagen werden offenbar von dem System, dessen Entwicklung laut CNN 3 Millionen Euro gekostet hat, erfasst. In Turin und Florenz arbeitet das Unternehmen nach eigenen Angaben an ähnlichen Projekten.

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Die Daten werden anonymisiert erhoben, trotzdem zeigen sich sowohl Einwohner*innen als auch Reisende gegenüber der New York Times besorgt über die ständige Beobachtung. Datenmanager Luca Corsato beschreibt das Projekt als „gefährlich“ und sagt, er kenne keine Stadt, die Mobilfunkdaten verwende, um Tourist*innen so „massiv und konstant“ zu beobachten.

1 Ergänzungen

  1. Venedig hat alles falsch gemacht was man falsch machen kann. Anstatt auf Qualität zu setzten hat man auf Maßen gesetzt, ein Fehler der so ziemlich überall gemacht wird, außer der Schweiz.

    Am Beispiel von Wien, es gibt unzählige Schwimmstrände an der alten und neuen Donau, die Donauinsel ist ein einziger Wildschwimmplatz. Es gibt kein einzigen Abschnitt dafür den gehobenen Tourismus, es ist nicht mal im touristischen Konzept das Wien auch eine Stadt der Bäder ist, dabei ist die Wasserqualität an der neuen Donau sogar besser als in den meisten Badeseen Österreichs.

    Dafür hat man sich die nächste Chance verbaut mit einer Donaubühne, die hätte 70.000.000 Gekostet weniger als 1% dessen was der U-Bahnausbau kostet, damit hat man sich gleichzeitig einmal mehr den Qualitätstourismus verbockt.

    Wien hat eine wunderbares Straßenbahnnetzt, auf die Idee das auch für den Qualitätstourismus zu nutzten das stellt eine Überforderung da.

    Dafür haben wir in Wien unzählige Busse die keiner will, die Straßen verstopfen, maßen an Touristen die alles verstopfen.

    Da fordert die Wirtschaftskammer immer wieder und Lauthals nach der Sonntagsöffnung, wer Choppern will fährt sowieso nach Mailand da kann Wien sowieso nicht mithalten, was der gehobene Tourist will, wenn er nach Wien kommt, die Beschaulichkeit, dafür müsste man genau das Gegenteil machen, Samstag Mittag alles zumachen.

    Genau der gleiche Unfug setzt sich fort in den Opernhäusern, so nebenbei könnte Wien durchaus noch 2 bis 3 Opern und Theater brauchen, alles zu teuer schließlich brauchen wir eine U-Bahnausbau wo der Millimeter Neubau 800 Euro kostet.

    Da hat man das Now-Ticket eingeführt für ganz Österreich um 1.095,- Euro/Jahr, allerdings übersehen das es es auch den Tourismus gibt, dafür wird weiterhin gejammert das Hallstatt ein einziger Busparkplatz ist.

    Was es bräuchte in Österreich eine Gesamtkonzept weg von der Quantität hin zur Qualität, den Massentourismus will keiner weder die Einheimischen noch die Touristen selbst, das gilt für Venedig genau so wie für ganz Europa.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.