Der internationale Drohnenkrieg: Previews des Dokumentarfilms „National Bird“ in Berlin
Wer bei der Berlinale oder beim #33c3 die nächtliche Sondervorstellung des Dokumentarfilms „National Bird“ versäumt hat, kann ihn sich dieser Tage in Berlin anschauen: Am 11. Januar wird der Film um 19:00 Uhr in der Akademie der Künste gezeigt. Anschließend diskutieren die Regisseurin Sonia Kennebeck mit Gästen.
Am 18. Januar laden die Grünen um 19 Uhr ins Eiszeit-Kino, um den Film zu schauen. Im Anschluss diskutieren die Mitglieder des Bundestags Hans-Christian Ströbele und Konstantin von Notz mit Andreas Schüller.
Im Zentrum des Films stehen drei Kriegsveteranen der US-Air-Force, die in unterschiedlichen Funktionen selbst am internationalen Drohnenkrieg beteiligt waren. Ihre Mitschuld an der Tötung Unbekannter – und möglicherweise Unschuldiger – auf weit entfernten Kriegsschauplätzen lässt sie zu Whistleblowern über diese Praxis werden. Im Verlauf des Films verlagert sich der Schwerpunkt von deren Geschichten nach Afghanistan, dem Ort des Geschehens. Nebenbei wird das DGS (deployable ground system) vorgestellt und eine Kill-Zone erklärt.
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Auf jeden Fall! So ein richtiger „feel good“-Film! – Doch einer mit Sinn für die leisen (und auch die sehr lauten) Untertöne.
impressive, aber was ich etwas vermisst habe ist die Darstellung die ich aus vielen Berichten kenne, wie die Menschen vor Ort sich tagtäglich vor den Vögeln die da sichtbar über ihren Köpfen kreisen fürchten.
Außerdem stellte mich, wie viele andere wahrscheinlich auch, in der Diskussion die Beantwortung der Frage „warum sind die Bilder so schlecht“ nicht zufrieden. Es kann eigentlich nicht wirklich einfach an der Bandweite liegen. Dann könnte man die Drohnenbilder, die gerade eine Gruppe Menschen beobachten priorisieren in der Übertragung. Oder man könnte Fotos machen. Ergo muss die Kamera „zu schlecht“ sein, oder sind die Geräte in einer so extremen Höhe aktiv das es tatsächlich noch nicht besser geht? Seltsam. Das Argument, dass die Bilder extra nicht zu menschlich erscheinen sollen hat zwar eine Logik, aber dafür eine präzisere Aufklärung verhindern? Kann ich mir nicht vorstellen.
Es tauchten Zahlen von über 200.000 menschlichen „targets“ im Zeitraum von zwei Jahren auf. Und die Reihe mit den Patientenordnern in der Klinik für Arm-und Beinprothesen war schier endlos. Doch das Wort „Krieg“ mit entsprechender Strafverfolgung der Täter und Schutz vor Bestrafung der Whistleblower nach Völkerrecht ist immer noch wenig präsent. Funktioniert also! Auch wenn ich mich frage, vor wessen Karren die Amerikaner da eigentlich gespannt werden.
Vielleicht interessiert sich ja auch jemand für das Thema Traumatherapie, das im Film gelegentlich anklingt:
Sensorische Deprivation ist eine typische Methode der weißen Folter und kann zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (Posttraumatic Stress Disorder) führen.
Die Behandlung ist sehr langwierig, weil der Grundsatz gilt: Stabilisieren, Stabilisieren, Stabilisieren. Und wieder stablisieren.
Eine mögliche Behandlung ist z.B. die Rekonstruktion des traumatischen Ablaufs anhand von kleinen Zeichnungen, wie in einem Comic. Dabei wird in der ersten Zeichnung eine Situation gemalt, in der alles noch in Ordnung war, also ein Ruhe- und Wohlfühlbild. Danach wird die letzte Zeichnung angefertigt, in der alles wieder in Ordnung ist. (Zwingend erforderlich, Traumatherapie geht erst, wenn die traumatische Situation eindeutig beendet ist!)
Die Zeichungen dazwischen werden nach und nach ergänzt, erst in Schwarz-Weiß, dann in Farbe, dann durch Gerüche, Töne, Gefühle. Dabei ist es wichtig, dass der vorher geübte entspannte Zustand immer wieder sicher hergestellt werden kann. Denn jeder Rückfall hat zur Folge, dass die entsprechenden neuronalen Nervenbahnen im Gehirn noch stärker und noch schneller aktiviert werden bei erneutem „Wiedererleben“ (Flashbacks) der traumatischen Situation.
Für eine erste Distanzierung hilft es oft, sich vorzustellen, alles Erlebte wie in einem Tresor fest wegzuschließen, etwas, was den oft auftretenden Schutzmechanismus des Gehirns, das sog. „Verdrängen“, plastischer werden lässt. Für Außenstehende kann es oft sehr irritierend sein, wie scheinbar teilnahmslos traumatisierte Menschen reagieren (frozen eyes). Sie müssten doch z.B. zutiefst erschrecken, wenn über ihnen ein Hubschrauber vorbei fliegt. Doch wie üben beschrieben ist es ein langer und sehr mühsamer Weg, bis diese Gefühle wieder angenommen und nach und nach losgelassen werden können.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.
Danke!
Empfehlenswert!
Auf jeden Fall! So ein richtiger „feel good“-Film! – Doch einer mit Sinn für die leisen (und auch die sehr lauten) Untertöne.
impressive, aber was ich etwas vermisst habe ist die Darstellung die ich aus vielen Berichten kenne, wie die Menschen vor Ort sich tagtäglich vor den Vögeln die da sichtbar über ihren Köpfen kreisen fürchten.
Außerdem stellte mich, wie viele andere wahrscheinlich auch, in der Diskussion die Beantwortung der Frage „warum sind die Bilder so schlecht“ nicht zufrieden. Es kann eigentlich nicht wirklich einfach an der Bandweite liegen. Dann könnte man die Drohnenbilder, die gerade eine Gruppe Menschen beobachten priorisieren in der Übertragung. Oder man könnte Fotos machen. Ergo muss die Kamera „zu schlecht“ sein, oder sind die Geräte in einer so extremen Höhe aktiv das es tatsächlich noch nicht besser geht? Seltsam. Das Argument, dass die Bilder extra nicht zu menschlich erscheinen sollen hat zwar eine Logik, aber dafür eine präzisere Aufklärung verhindern? Kann ich mir nicht vorstellen.
Es tauchten Zahlen von über 200.000 menschlichen „targets“ im Zeitraum von zwei Jahren auf. Und die Reihe mit den Patientenordnern in der Klinik für Arm-und Beinprothesen war schier endlos. Doch das Wort „Krieg“ mit entsprechender Strafverfolgung der Täter und Schutz vor Bestrafung der Whistleblower nach Völkerrecht ist immer noch wenig präsent. Funktioniert also! Auch wenn ich mich frage, vor wessen Karren die Amerikaner da eigentlich gespannt werden.
Vielleicht interessiert sich ja auch jemand für das Thema Traumatherapie, das im Film gelegentlich anklingt:
Sensorische Deprivation ist eine typische Methode der weißen Folter und kann zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (Posttraumatic Stress Disorder) führen.
Die Behandlung ist sehr langwierig, weil der Grundsatz gilt: Stabilisieren, Stabilisieren, Stabilisieren. Und wieder stablisieren.
Eine mögliche Behandlung ist z.B. die Rekonstruktion des traumatischen Ablaufs anhand von kleinen Zeichnungen, wie in einem Comic. Dabei wird in der ersten Zeichnung eine Situation gemalt, in der alles noch in Ordnung war, also ein Ruhe- und Wohlfühlbild. Danach wird die letzte Zeichnung angefertigt, in der alles wieder in Ordnung ist. (Zwingend erforderlich, Traumatherapie geht erst, wenn die traumatische Situation eindeutig beendet ist!)
Die Zeichungen dazwischen werden nach und nach ergänzt, erst in Schwarz-Weiß, dann in Farbe, dann durch Gerüche, Töne, Gefühle. Dabei ist es wichtig, dass der vorher geübte entspannte Zustand immer wieder sicher hergestellt werden kann. Denn jeder Rückfall hat zur Folge, dass die entsprechenden neuronalen Nervenbahnen im Gehirn noch stärker und noch schneller aktiviert werden bei erneutem „Wiedererleben“ (Flashbacks) der traumatischen Situation.
Für eine erste Distanzierung hilft es oft, sich vorzustellen, alles Erlebte wie in einem Tresor fest wegzuschließen, etwas, was den oft auftretenden Schutzmechanismus des Gehirns, das sog. „Verdrängen“, plastischer werden lässt. Für Außenstehende kann es oft sehr irritierend sein, wie scheinbar teilnahmslos traumatisierte Menschen reagieren (frozen eyes). Sie müssten doch z.B. zutiefst erschrecken, wenn über ihnen ein Hubschrauber vorbei fliegt. Doch wie üben beschrieben ist es ein langer und sehr mühsamer Weg, bis diese Gefühle wieder angenommen und nach und nach losgelassen werden können.