NPP 191 Off The RecordDie TikTok-Recherche und ein neues Gesicht

Lustige Videos, heile Welt. Die Videoplattform TikTok ist das am schnellsten wachsende soziale Netzwerk. Wir haben seit August über Moderation und Inhaltskontrolle auf der chinesischen Plattform recherchiert – und geben im Podcast nun einen Blick hinter die Kulissen.

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Off The Record – Der Hintergrund-Podcast von netzpolitik.org


Mit in dieser Folge: Chris Köver, Daniel Laufer und Markus Reuter

In der 191. Ausgabe von NPP geben wir einen Einblick in die chinesische Videoplattform TikTok. Für diese umfassende Recherche hat netzpolitik.org mit einer Quelle bei TikTok gesprochen, Moderationskriterien und Kommunikationen eingesehen sowie mit eigens dafür erstellten Accounts ausgelotet, wie sichtbar Videos mit chinakritischen Inhalten auf der Plattform sind.

Die Recherche umfasst drei Themenkomplexe: Beleuchtet haben wir zunächst die Reichweitenbegrenzung politischer Inhalte und die Mechanismen der Moderation; im Folgeartikel haben wir uns den Umgang mit Kritik und der Konkurrenz angesehen; und schließlich haben wir aufgedeckt, wie TikTok mit Mobbing auf seiner Plattform umging – und dabei Menschen mit Behinderungen diskriminierte.

Neben der Recherche stellen wir unseren Neuzugang Daniel Laufer vor, der seit 1. Dezember für netzpolitik.org schreibt.

Shownotes

Der Podcast „Off The Record“ erscheint immer am ersten Samstag des Monats und gibt Einblicke in den Maschinenraum unserer Redaktion. Welche aktuellen Themen haben wir begleitet, wie lief die Recherche ab und warum schauen wir auf eben diese Geschichten? „Off The Record“ ist Teil des Netzpolitik-Podcasts NPP und ist auf dem gleichen Feed zu abonnieren. Ihr könnt den Podcast auch als OGG oder als MP3 herunterladen oder bei Spotify abonnieren.

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4 Ergänzungen

  1. Das ist ja mal echt bitter, was Ihr da zu TikTok rausgefunden habt. Grade vor ein paar Tagen wurde ich neugierig auf den Dienst, weil er am Rande in einer ZDF-Doku erwähnt / gezeigt wurde:

    https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/die-neureichen-von-san-francisco-amerikanischer-traum-oder-albtraum-102.html

    Das mit der Zensur / Reichweiteneinschränkung ist mir auch schon bei YouTube aufgefallen. Da gibt es bestimmte Channels, zum Beispiel vom Springer-Verlag, wo man seinen Kommentar unter dem Video zwar posten kann aber dieser wird nur einem selbst angezeigt, bis er von einem Moderator für die Öffentlichkeit freigeschaltet wird. Sprich: Man kann sich einen Wolf schreiben, ganz viel Mühe geben und mit Fakten darlegen, was Sache ist und hat erstmal sein „Geltungsdrang“ befriedigt aber es kommt und kommt kein Like, weil niemand ihn lesen kann.

    Yeahy. Artikel 5 GG: „Eine Zensur findet nicht statt.“

    Da stellt sich die rechtliche Frage: Inwieweit muss / kann der Staat hier gegen handeln?

  2. Hallo ihr Drei,
    vielen Dank für eure Recherche. Ich würde gern eine Ergänzung zu der Frage der Ausgrenzung von Menschen mit körperlichen Einschränkungen anbieten. Wie ihr festgestellt habt, setzt oder setzte tiktok chinesische Zensurvorgaben um. Overblocking ist in chinesischen sozialen Netzwerken die Regel. Es gibt keine klaren Vorgaben der Regierung, allerdings sanktioniert China chinesische Unternehmen, wenn auf Plattformen Informationen verbreitet wurden, die der KPCh nicht gefallen. Warum werden dann Menschen mit Behinderungen unsichtbar gemacht? Der nationalistische Gedanke ist in etwa so: der großartige chinesische Volkskörper hat keine Behinderungen. Das geht über den Wunsch nach einem fröhlichen Netzwerk hinaus, denn die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen ist fest verankert in der chinesischen Gesellschaft. Hinzu kommt die mangelnde Fürsorge und Absicherung für Menschen mit Behinderungen in China, die Anlass zu inländischer und ausländischer Kritik sein könnte. Wenn diese Inhalte nicht vorkommen, gibt es keinen Ärger.

    1. Danke für den Hinweis und den Kontext. Unser Eindruck war, dass das im internationalen Kontext eher als Kollateralschaden in Kauf genommen wurde, um Mobbing auf der Plattform einzugrenzen. Dass allerdings jemand in der Zentrale von TikTok überhaupt auf so eine Idee kommen konnte, ist vor diesem Hintergrund verständlicher.

  3. Sehr gut recherchierter Podcast, danke. Ich hätte mir allerdings eine noch etwas ausführlichere Betrachtung der äußerst prekären Datenschutzaspekte bei TikTok erhofft, v.a. wenn man bedenkt, dass die App hauptsächlich von jüngeren Nutzern (i.d.R. Teenagern) benutzt wird, deren Daten nun nicht mehr bei den üblichen US Amerikanischen Datenkraken landen, sondern in eher undurchsichtigen Chinesischen Händen.

    Und dass die Chinesische Staatsführung hier die Hände mit im Spiel hat, sieht man an der Zensuproblematik (Uiguren, Hong-Kong). Ich habe daher in meinem persönlichen Umfeld durchgesetzt, dass diese App von allen Geräten verschwindet.

    Siehe auch:
    https://www.sueddeutsche.de/digital/tiktok-ueberwachung-daten-kritik-1.4709779

    Noch ein Hinweis / Feedback:
    Bei eurer internen Sprachregelung (gendertechnisch) gewinnt man den Eindruck, dass es sich bei TikTok um ein Netzwerk ausschließlich von Frauen für Frauen handelt. Ständig ist nur von „Nutzerinnen“ und „Moderatorinnen“ die Rede. Die kleinen Gendersternchen kann man leider nicht raushören, daher finde ich das eher irritierend.

    Bei allem Verständnis für die Genderthematik, sollte das nicht zu „Sprachverfälschung“ führen. Vielleicht könnt ihr das ja irgendwie eleganter lösen (siehe z.B. Tagesschau).

    Danke und weiter so!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.