Bundeswehr beschafft Nano-Drohnen

Zur „verdeckten Aufklärung im Ortsbereich“ will die Bundeswehr noch in diesem Jahr über ein Dutzend kleine Dröhnchen verfügen. Eingesetzt würden sie vom Heer. Für ähnliche Zwecke kauft die Marine handelsübliche Quadrokopter des Typs „Phantom 4“. Die Beschaffung der größeren Helikopter-Drohnen für die Korvetten der Marine verzögert sich weiter.

Die Nano-Drohne „Black Hornet“; zehnmal zwei Stück will die Bundeswehr für das Heer beschaffen. (Bild: Richard Watt/MOD. Open Government Licence v1.0)

In der Fragestunde des Bundestages beauskunftete das Bundesverteidigungsministerium (BMVg) vergangene Woche den Bestand seiner Drohnenflotte. Demnach betreibt die Bundeswehr 567 Drohnen in verschiedenen Bauweisen, Größen und Gewichtsklassen, weitere Beschaffungen sind geplant. Hierzu gehören beispielsweise die Riesendrohnen „Triton“ oder die (wenn der Kauf klappt) bald auf der israelischen Basis „Tel Nof“ stationierten fünf Kampfdrohnen des Typs „Heron TP“.

Der Fragesteller Alexander Neu hat diese Woche zur Gewichtsklasse bis fünf Kilogramm nachgehakt, denn nicht alle Angaben des BMVg waren präzise. So hatte der Staatssekretär Ralf Brauksiepe von „zehn Gesamtsysteme(n)“ der Nano-Drohne Black Hornet und „sechs Gesamtsysteme(n)“ für die „Sofortinitiative Seegestützte Aufklärung aus der Luft“ gesprochen. Ein solches Gesamtsystem besteht jedoch mitunter aus mehreren Drohnen samt Stationen zur Steuerung und zum Empfang der Daten.

Zwei Drohnen pro Gesamtsystem

Laut Braukspiepe enthält das System „PD-100 Black Hornet Personal Reconnaissance System“ „zwei Luftsegmente“, also jeweils zwei Nano-Drohnen. Hinzu kommen eine Basisstation, ein Steuergerät und ein Display. Das Mini-Fluggerät wiegt gerade einmal 18 Gramm, der Rotordurchmesser beträgt 120 Millimeter. Dennoch wird die maximale Flugzeit mit 25 Minuten angegeben. Das Dröhnchen mit einer Aufklärungsreichweite bis zu 500 Metern soll vom Heer beschafft werden, die SoldatInnen wollen damit die Fähigkeit zur „personengebundenen, geräuscharmen und verdeckten Aufklärung im Ortsbereich“ verbessern. Ab Ende diesen Jahres soll die „Black Hornet“ einsatzbereit sein.

Für einen ähnlichen Zweck hatte die Bundeswehr zuvor an schlangenförmigen Landrobotern auf Basis von Mikrohydraulik geforscht. Ein Drohnenwurm aus mehrgliedrigen Zellen, die mit unterschiedlich geladenen (sogenannten elektrorheologischen) Flüssigkeiten gefüllt sind, sollte Gebäude auskundschaften und dabei auch Treppen steigen können. Die Universität bewarb die Würmer als Mittel gegen „Guerillas, Rebellen, Partisanen und Terroristen“.

„Phantom 4“ für die seegestützte Aufklärung

Für die Marine sollen außerdem noch in diesem Jahr handelsübliche Drohnen des Typs „Phantom 4“ beschafft werden. Das Projekt firmiert unter dem Titel „Seegestützte Aufklärung aus der Luft“. Zu jeder Drohne gehört eine Basisstation mit Steuergerät und ein Display. Auch die „Phantom“ hat eine maximale Flugzeit von etwas mehr als 25 Minuten, die maximale Reichweite beträgt 3,5 Kilometer. Das Verteidigungsministerium nennt die „Phantom“ ein „fliegendes Auge“, das vor dem Betreten eines Schiffes durch die Marine einen Aufklärungsflug unternimmt. In der Antwort auf die mündliche Frage von Alexander Neu wird das Entern der Schiffe als „friendly approach“ bezeichnet.

Schließlich erklärt sich das Verteidigungsministerium erneut zur Beschaffung sogenannter Drehflügler-Drohnen für die Korvetten der Marine („Befähigung zur automatischen luftgestützten Aufklärung für Korvetten K-130“). Ursprünglich war der Zuschlag für die senkrecht startenden Drohnen „Camcopter“ des österreichischen Herstellers Schiebel geplant, ab 2020 sollten die unbemannten Hubschrauber startklar sein. Das Verfahren ist mittlerweile auf 2023 vertagt. Zunächst soll eine „Ausschreibung im Wettbewerb“ vorgenommen werden, denn mittlerweile stehe der Marine „mehr als ein marktverfügbares Drehflügler-System“ zur Auswahl.

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15 Ergänzungen

  1. Was heißt denn hier: „Kein Anhänger von Verschwörungstheorien jeglicher Coleur.“? Wer erlaubt sich denn die Unterscheidung, was eigentlich eine solche Theorie ist und was nicht? Ist da nicht eine gehörige Portion Selbstgefälligkeit am Werke?

      1. @Habo
        Du Ketzer.
        Ksoll ist ein Erleuchteter,einer der schon höhere Weihen empfangen hat.
        Der Kanonisierungsvorgang zur Selig und Heiligsprechung ist quasi schon zu seiner Lebzeit kurz vor dem Abschluß.
        Ich verbitte mir jegliche Diffamierung des Herrn Ksoll,unser aller Herr und Meister.

    1. herr keller, der begriff ist doch gut definiert. wo sehen sie da selbstgefälligkeit?

      ich vermute, dass sie eine definition des begriffes grundsätzlich ablehnen und ihre sicht der dinge in frage gestellt sehen, sobald der begriff fällt. so könnte ich mir zumindest ihre äußerung oben erklären.

      da interessiert mich doch glatt, wie sie selbstgefälligkeit definieren…

      .~.

  2. Diese Drohen werden permanent weiterentwickelt und scheinbar immer kleiner. Erinnere mich daran, im Blog von Kai Raven mal von vogelähnlichen Fluggeräten gelesen zu haben, die sich per Flügelschlag fortbewegen und somit täuschend echt wirken können. Irgendwann werden wir wohl nicht mehr sicher sein können, ob der Mauersegler, der vorm Fenster seine Runden dreht, oder die lästige Stubenfliege im Wohnzimmer nicht doch in Wirklichkeit eine ferngesteuerte Überwachungsdrohne ist, die einen beim Popeln, auf der Toilette oder vorm Rechner bei der Eingabe von Passwörtern beobachtet.

  3. Wenn ich schon diesen Mist lese.. Sollten eurer Meinung nach Soldaten also blind ein „Boarding“ eines Piratenschiffs vornehmen, mit unbekanntem Risiko, anstatt diese Mikrodrohne zu nutzen? Was spricht denn bitte dagegen? Und warum zum Teufel sollte die Bundeswehr, euch auf der Toilette ausspionieren wollen? Glaubt ihr wirklich, man hätte so viel Personal über, um sich mit so einem Quatsch zu beschäftigen? Es interessiert sich niemand für euer Privatleben, seht es einfach ein. Der „Kunde“ für solche Entwicklungen sind ganz andere Menschen.

    Ist es so schwer, die Sache mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten?

    Der Artikel ist relativ neutral, jedoch lässt sich ein gewisser Unterton nicht leugnen.

    1. Gegen die Drohnen lässt sich an und für sich nicht viel sagen … auch beim Häuserkampf sind Drohnen für die Aufklärung das Mittel der Wahl!
      Ich finde es gut, das die Marine Drohnen des Typs Phantom einsetzt, die Dinger sind gut und Preiswert!
      Nanodrohnen … da kling hier doch etwas nach … „verdecktes Ermitteln“ ich denke, das hier der Argwohn zu finden ist!
      Für das Heer machen Drohnen, wie für die Marine, absolut Sinn … hier würde ich mal die Kirche im Dorfe lassen … man kann eine Drohne in unwegsames Gelände vorausschicken, evtl. Hinterhalte bzw. Scharfschützennester aufklären …
      Drohnen …ja … Nano?
      Naja gut … Nano Drohnen … die Phantom kann man ja auch als „Nano“ im Verhältnis zur Predator/Heron Drohne bezeichnen …

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.