Netzneutralität: Was hat die FCC da eigentlich „geregelt?“

Abigail Phillips von der EFF hat sich durch die gerade von der FCC veröffentlichten 200 Seiten der „Regelung“ zur Netzneutralität gequält. Über viele Einzelheiten wurde im Voraus spekuliert, und die Spekulationen schienen auf den ersten Blick bestätigt.

Leider bestätigen sie sich auch auf den zweiten Blick.
Hier die Übersicht:

  1. Kabelloses Internet. Hier gelten kaum Einschränkungen: So lange die Anbieter den Zugriff auf alle legalen Inhalte und Apps zulassen, insbesondere auch auf die von Konkurrenten, ist alles okay. Noch nicht einmal die Regel gegen „unangemessene Diskriminierung“ greift – die Eingriffe müssen nur „transparent“ gemacht werden. Insbesondere im Hinblick darauf, dass kabellose Netzzugänge in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen werden, ist frustrierend, dass hier keinerlei Netzneutralität auch nur im Ansatz vorgeschrieben wird. Siehe auch: Verizon/Google und „Der Markt wird’s schon richten.“
  2. Illegale Inhalte. Alle Regeln gegen Blockaden beinhalten die Beschränkung auf „legale Inhalte.“ Sperren und Zensuren sind also weiterhin Tür und Tor geöffnet, sobald der Verdacht einer illegalen Aktivität wie Urheberrechtsverletzung im Raum steht. Siehe auch: Radikal/XS4all, Comcast oder zum Beispiel Wikileaks.
  3. Angemessenes Netzwerkmanagement. Wird zugelassen, so lange nicht blockiert oder unangemessen diskriminiert wird. Der Rest ist Auslegungssache. Die Gefahr, dass die Ausnahme zur Regel wird, besteht nicht nur, sie wird billigend in Kauf genommen. Siehe auch: Comcast oder iPlayer.
  4. Sonderdienste. Werden zugelassen, und zwar ohne Anti-Diskriminierungsregeln und ohne nähere Definition, was so ein Sonderdienst sein könnte. Siehe auch: Internet, Schminternet.
  5. Priorisierung gegen Bezahlung. Die FCC schreibt ausdrücklich, dass priorisierte Behandlung des Traffics eines (mehr) zahlenden Anbieters keine „unangemessene Diskriminierung“ des Traffics von nicht (oder weniger) zahlenden Anbietern darstellen würde. Selbst wenn, wären solche Absprachen schwer im Wirrwarr der Peering- und sonstigen Verträge der verschiedenen Provider festzustellen oder technisch nachzuweisen. Siehe auch: Comcast kürzlich.

Fazit: Die Regelung begegnet kaum dem Problemen der Netzneutralität, und erschwert durch ihre reine Existenz das Finden besserer Lösungen: Die Angelegenheit ist ja jetzt „geregelt“. Die traditionell (und auch aus guten Gründen) FCC-kritischen Amerikaner befürchten außerdem dass jetzt, da man die FCC einmal ans Internet herangelassen hat, mit weiteren unsinnigen und kontraproduktiven Regulierungen zu rechnen ist.

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16 Ergänzungen

  1. FCC-kritisch ist ja vor allem die EFF, die eber auch wiederum einen libertären Background hat. Andere Digital Rights Gruppen mit einem eher (links-)liberalen Hintergrund wie Public Knowledige oder Free Press wollen wiederum eine andere FCC mit anderen Regelungen.

  2. Warum ist es hier so, daß jeder verstehen muß, worum es geht? Seid Ihr zu abgehoben oder die Leute zu blöd?

    Kopie: „Abigail Phillips von der EFF hat sich durch die gerade von der FCC veröffentlichten 200 Seiten der “Regelung” zur Netzneutralität gequält. Über viele Einzelheiten wurde im Voraus spekuliert, und die Spekulationen schienen auf den ersten Blick bestätigt.“

    Toll. Jetzt lies das mal als User, der hier einfach mal vorbeisurft. Was denkst Du?? Kapiert man was? Ich nicht. Es geht mir auf die Eier, diese Kürzel, diese Links, die nicht jeder anklickt und die anscheinende Vorraussetzung von irgendwelchem Insiderwissen, wenn man hier durchblicken soll. Sind nicht alle so voll im BILD wie Ihr.

    Ein wenig mehr Mühe kann man sich geben.

    MfG

    1. Das hier ist zumindest aus meiner Sicht schon ein Fachblog für Netzpolitik. Aber wer nicht weiss, dass die EFF die Electronic Frontier Foundation, die FCC die Federal Communications Commission, und nicht weiss, was Netzneutralität ist, der kann das mit wenigen Clicks bei wikipedia nachschauen. Aus meiner Sicht kein Verbesserungsbedarf.

  3. Info:

    Der H.P. von DSZ war jetzt auch voll tde auf InfoFD. Auch das ist von Interesse, weil bei OÜV der PV nicht vor Ort war, aber die HG in der KDF hat das Treffen dann noch organisiert. Die QE wird den Rest schaffen. Wir sehen uns auf der ZTERG. Bis dann auf der Plattform GHDLGIXL.org, die ja jeder kennt als FGDGS.inform, aber volle Kanne (v.K.).

  4. Das ist sicher richtig. Man kann alles nachschauen. Aber wenn es so ist, daß jeder Bock hat, selber zu schauen, dann würde es keine Hilfe im Netz mehr geben. Man könnte im Voraus schreiben: Schau doch selber nach.

    Klasse.

    Es ist aber vollständig anders. User/innen möchten sich aktuell austauschen. Deren Problem (z.B. mit dem Rechner), sind individuell zu beantworten.

    Meine preisgekrönten Plattformen sind nicht erfunden worden, damit man dort liest: Hilf Dir selber, oder klick mal den Link an.

    Nein, sie sind dafür vorhanden, damit Menschen immer wieder auf wiederholte Fragen ganz persönlich wiederholte Antworten erhalten. Jeder bekommt seine Antwort ohne kopierten Standard.

    Denn kein Besucher möchte auf Links verwiesen, sondern mit seinem aktuellen Problem ernstgenommen werden.

    Das ist ein Weihnachtswunder einer guten Plattform. Das macht Service aus. Das gibt den Traffic. Und nicht das: Klick mal hier, klick mal da. Das können Suchmaschinen leisten.

    Foren leben vom Austausch, von Menschen, die sich darauf befinden, nicht von Links und mechanischen Klicks.

    MfG

  5. Äh, ohne Witz, wie oft darf man denn antworten im Blog?? Ich werde mich selbstverständlich an Vorgaben halten.

    MfG

  6. …ich schaue mal am nächsten Freitag wieder rein. Ich hoffe, das ist dann ok bezüglich des Antwortvolumens.

    Schöne Feiertage allerseits. :-)

  7. > Fazit: Die Regelung begegnet kaum dem Problemen der Netzneutralität

    Das klingt ja schon fast euphemistisch. Vor allem der erste und der letzte Punkt machen mir ernsthaft Sorgen – das ist doch ’ne Einladung mit Gratis-Zutritt zum VIP-Catering für die ISP’s.

    @Dirk Volle Zustimmung! Hatte letztens meine Probleme mit dem Grafikkartentreiber auch auf diddl.de zur Debatte gestellt und neben \Ey hier im Fred geht’s aber um Nachwuchs für die JU!\ auch sonst keinerlei vernunftbasierte Antworten erhalten. Frustrierend. Dieses \wir sind ein Blog und kein Forum\ ist doch auch nur ein Herumlavieren um die Verantwortung gegenüber dem Besucher. Hast Du schon entdeckt, wo man hier neue Beiträge erstellt? Das hier scheint das OffTopic/Klatsch/Tratsch-Forum zu sein und meine GraKa will immer noch nicht!!!11

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.