Eine Zeitung hatte mich für eine Kolumne angefragt und ich dachte, dass eine Annäherung an den Begriff „Internet-Community“ doch mal angebracht sei. Das fand die Redaktion leider anders. Und so erscheint dieser Text leider nicht auf Papier, dafür hier.
In Politik und veröffentlichter Meinung geistert seit einiger Zeit der Begriff „Internet-Community“ herum. Da heißt es, dass man mit der Internet-Gemeinde spricht. Ihre Forderungen aufnimmt. Sobald man sich eine Zeitungs-Gemeinde vorstellt, auf deren Forderungen man eingeht, wird klar, dass dieser Begriff nicht hilft.
Doch diese Gemeinde der Internetnutzer ist ein Symbol für stattfindende Veränderung. 67 Prozent der Bürger und Bürgerinnen sind im Netz angekommen. Ein Viertel der Bevölkerung soll schon Teil der sogenannten digitalen Gesellschaft sein und das Internet in das tagtägliche Leben integriert haben. Unter Politikern dürfte die Quote geringer sein. Es entstehen neue Öffentlichkeiten durch Blogs und Plattformen wie Twitter und Youtube, Facebook oder StudiVZ. Menschen nutzen diese Medien, um sich auszutauschen, zu kommunizieren und sich zu vernetzen. Für altgediente Politiker ist das neu, ungewohnt und irgendwie auch unangenehm. Die Zeitungs-Gemeinde, das politische Kommentariat, wie es eine Studie des Wissenschaftszentrum Berlin einst nannte, war für sie einfacher zu verstehen und zu handhaben. Die neuen Öffentlichkeiten im Netz, sich ad hoc rund um Themen und Kampagnen bildend, sind schwer konkret greifbar. Es gibt keine große Organisationen, die ihre Mitglieder vertreten. Hinter dem Browser wohnt sie, diese diffuse „Internet-Gemeinde“.
Am besten lässt sich das an der Netzpolitik selbst beobachten. Wie Internet und digitaler Raum ausgestaltet werden, rangierte in der Wahrnehmung von Politikern zwischen Gedöns und „interessiert nur Nerds. Netzpolitik selbst war so wenig greifbar wie die „Internet-Gemeinde“, für Politiker wie Zeitungs-Gemeinde. Die gesellschaftliche Bedeutung des Internets wurde schlicht verschlafen. Etwas Breitbandausbau hier, ein Überwachungsgesetz dort. Ein digitaler Sündenpfuhl, in dem man Recht und Ordnung schaffen müsse.
Der Weckruf für die Politik kam aus der Mitte eben dieser diffusen „Internet-Gemeinde“, und er kam vielstimmig. Gegen die Vorratsdatenspeicherung reichten mehr als 35.000 Bürger die größte Sammelklage in der Geschichte des Bundesverfassungsgericht gemeinsam ein. Möglich war dies nur durch das Netz. Im vergangenen Jahr unterzeichneten 135.000 Bürger eine Petition beim Bundestag, die sich gegen Pläne der Bundesregierung wandte, eine Internet-Zensurinfrastruktur einzuführen um Kinderpornografie zu verstecken statt zu bekämpfen. Zur Bundestagswahl trat erstmals in Deutschland die Piratenpartei an. Mit einem kurzen Programm zur Netzpolitik konnte sie fast 900.000 Wähler gewinnen. Piratenwähler sind jung, gebildet, politisch interessiert – und internetaffin. Ihre Bedürfnisse hatte die Politik schlicht vernachlässigt.
Nun ist Netzpolitik plötzlich ein Profilierungsthema. Die Parteien schaffen Diskussionsrunden und Arbeitsgruppen, junge Politiker reißen sich um Sprecher-Posten. Der Bundestag bildet die Enquete-Kommission für Netzpolitik und digitale Gesellschaft, der Bundesinnenminister lädt zum Dialog ein. Parteien und Politiker suchen plötzlich den Dialog mit Protagonisten der Internet-Gemeinde und wollen lernen – oder sich zumindest mit dem modernen Image schmücken.
Dieser Wandel war notwendig. Zu lange wurden in Deutschland nur Gefahren im Netz gesehen, auf Debatten wurde weitgehend verzichtet. Die Zeitungs-Gemeinde verstand so wenig, wie die Politiker, dass die Digitalisierung der Gesellschaft einen Spiegel vorhält und sie damit in bestimmten Punkten auch in Frage stellt. Diese echte Debatte beginnt jetzt. Sie führt hoffentlich zu mehr Verständnis für den Medienwandel und zu besseren Rahmenbedingungen für die digitale Gesellschaft. Nicht nur im Internet.
Welches Thema schwebte denn der Zeitung selber vor? Dass du etwas in diese Richtung schreiben würdest, war ja nicht ganz unwahrscheinlich.
@Teo: Die wollten wohl eher was konkretes Thema mit Kommentar haben und nicht eine allgemeine Ansprache. Wobei ich finde, dass ich hier ein konkretes Thema, nämlich die Verwendung des diffusen Begriffes „Internet-Community“ durch Medien und Politik, angesprochen habe.
Wie muss ich mir das jetzt vorstellen?
„Schreib mal über’s Internet!“
„Okay. Hier!“
„…aber doch nicht SO!“
O_o
Und ist die ganze Kolumne gestorben, oder nur dieser Text nicht veröffentlicht worden?
Ich finde der Begriff Internet-Community ist falsch, wenn dann müsste es schon Internet-Communites heissen. Das Internet ist nicht nur ein Netzwerk, sondern es gibt darin unendlich verschiedene, vom Fussballfanclub, über das Philatelistenforum, bis hin zur Facebookgruppe.
Ausserdem ist eine Internet-Community nicht eine Gruppe , die einfach nur im Internet existiert, sondern eine Kommunikations- und Organisationsplattform, die das reale Leben erleichtern soll.
Was mir in dem Artikel fehlt, ist eine Darstellung wie das Internet bisher unser Leben durchdrungen hat. Auf jeden Bundesbürger kommt bestimmt ein internetfähiges Gerät, viele davon haben mittlerweile mehrere (Notebook, ArbeitsPC, Smartphone, Netbook, Internetfähiger Fernseher, etc.). Das Internet ist nicht nur eine Informationsplattform wie vor 15 Jahren, in dem wir uns für ein paar Minuten per DFÜ eingewählt haben, sondern es ersetzt in unserem Alltag mindestens ein Dutzend anderer Geräte (MP3 statt Plattensammlung, Internet statt Telefonbuch, Festplatte statt Fotoalbum, Skype statt Telefon, Mediathek statt Fernsehen/Kino, Blog/Newsportal statt Zeitung, E-Mail/Soziales Netzwerk statt Brief, Blogkommentar statt Leserbrief, Link statt herausgeschnittenem Zeitungsausschnitt, E-Book statt Buch, etc.)
Hr. Hauser, Chefredakteur der Badischen Zeitung, der ja heute mit dir auf dem Panel bei der re:publica saß, hat auch keine Verwendung für das Thema?
Freiburg ist jetzt sicherlich nicht zu vergleichen mit Frankfurt, Hamburg oder München, wird aber dennoch sehr oft als intellektuelle Stadt verstanden.
Ausserdem wäre der Kommentar doch auch eine schöne Möglichkeit für die BZ, selbst etwas an Profil zu gewinnen.
Der Text ist zu schwärmerisch und zu Oberflächlich. Es wird nicht wirklich auf die Communnity eingegangen, sondern wie so häufig nur über das Internet geschwärmt. Das nächste mal, wenn du eine Kolumne schreibst, sollte diese einerseits stärker ins Detail gehen und andererseits dürfen Kolumnen meines Erachtens auch Umgangssprachlicher, zumindest lebendiger in der Sprache sein. Diese Kolumne hätte vermutlich genau so auch vom Generalsekretär einer Partei kommen können, der seine Partei hochlobt.
Ich als Zeitung hätte mich vermutlich daran gestört, dass du so tust, als ob meine LeserInnen nicht wüssten, was eine Internet-Community ist.
Wenn mit „eine Zeitung“ die Süddeutsche gemeint ist, so hat diese wohl lieber selber was schreiben wollen.
Die haben auf jeden Fall am 14. auf Seite 6 eine Spalte mit dem Title „Bürgerrechtler am Bildschirm“, geschrieben von Johannes Boie, gedruckt.
Untertitel: „Wie der Lobbyist Beckedahl die Internet-Politik beeinflusst“. Dafür ist der Artikel meiner Meinung nach allerdings doch noch ganz ok, auch wenn es ein paar unfeine Stiche gegen Markus als Person gibt.
ich kann’s nachvollziehen. es könnte ja sein, dass es nicht an der haltung zum thema lag, sondern schlicht am eher lauem inhalt der zeilen…
@supermann: Mal abgesehen davon, dass ich ja seit Jahren vergeblich versuche den Begriff „global villages“ zu installieren, …
… ich befürchte, du hast gerade den Witz gemeuchelt.
Um ehrlich zu sein: Ich finde den Kommentar auch nicht so pralle – inhaltlich nachvollziehbar, stilistisch aber ziemlich schwach. Das Thema „Internet-Gemeinde“ wird zu allumfassend angegangen und zum oberflächlichen Rundumschlag ausgeholt, eine wirkliche Begriffs(neu)definition finde ich in diesem Text aber leider nicht.
Auch ich halte den Begriff Internet-Community für falsch, oder allenfalls dafür geeignet, generelle Online- und Offline-Verhaltensweisen gegeineinander abzugrenzen. Jeder von uns hier ist die meiste Zeit des Tages eher offline, und zählt sich deshalb noch lange nicht zur Offline- oder Analogue-Community. Ebenso wenig, wie man sich in früheren Generationen zur Telephone- oder Television-Community gezählt hat.
Das Problem ist auf beiden Seiten:
Menschen ohne intensive Onlineerfahrung stehen der immer noch nicht intuitiv zu bedienenden Technik weitgehend hilflos gegenüber – die meisten User in meinem Umfeld haben schon Probleme, einen mail-Account einzurichten (wir alle hier haben schon mehrfach anderen dabei geholfen!). Was die meisten Menschen mit ihrem Rechner im Büro machen, hat mehr mit einer Schreibmaschine gemeinsam als mit der souveränen Nutzung einer sich flutartig ausbreitenden Technologie.
Erfahrene, langjährige Onliner haben oft einen Tunnelblick, aus dem heraus die Onlinewelt als omnipräsent und allseits etabliert erscheint. Das Unverständnis über die „Dummheit“ vieler anderer User (gern immer kritisiert bei Systempflege und -sicherheit, Datendisziplin, etc.) ist ein gutes Zeugnis für diese Sichtweise.
Und was alle Beteiligte vergessen, ist der erst kurze Zeitraum von etwa 20 Jahren, seit Digitale Kommunikation in sichtbarem Umfang überhaupt erst praktiziert wird. Einmal kurz nachdenken: wo waren die modernen Killer-Technologien Auto, Telefon, Fernsehen, Petrochemie nach 20 Jahren? Das Auto war etwa beimFord Modell T – und da sind wir heute mit dem Internet.
Tatsächlich angekommen wird die IT-Technik sein, beim – sagen wir mal – „Ford Escort“ ;-)
Wie die SZ richtig anmerkte, gibt es bisher zu wenig Dialog der Global Villages zum Rest der Gesellschaft. Eine genaue Begriffsabgrenzung kann hier aber doch bestenfalls der zweite Schritt sein.
Dennoch kann ich dem Kommentar einiges Gutes abgewinnen, weil er dabei helfen könnte die ersten Berührungsängste abzubauen, da er für mich zunächst einmal ein simples „Hello World!“ darstellt.
Die kritisierte Oberflächlichkeit kann auch dazu dienen, die Gesellschaft nicht gleich zu überfordern, da die digitale Revolution vielen bisher fremd erscheint, da man noch immer damit beschäftigt ist, seinen analogen Videorekorder endlich einmal richtig zu programmieren.
SZ-Artikel: http://www.sueddeutsche.de/computer/546/508688/text/
Leute,
diese Kolumne ist ein vielfaches besser, als der Schrott, der bei der Süddeutschen, Spiegel und sonst wo auf toten Bäumen und im Internet publiziert wird.
Die Redakteure, die bei der Zeitung saßen haben diesen Artikel nicht verstanden – deshalb wurde der Artikel abgelehnt.
Ehrlich gesagt, ich hätte den Text als Redakteur (der ich lange war) auch abglehnt bzw. mit der Bitte um Überarbeitung zurückgeschickt Die Text hakt einfach gewaltig: Der Begriff Internet-Community wird im ersten Absatz mit dem sehr treffenden Argument hinterfragt, es gebe ja auch keine fassbare Zeitungs-Gemeinde, um beide Begriffe dann im weiteren Verlauf als Inetrnet-Gemeinde weiter zu benutzen. Was will uns dieser Text denn sagen? Eher verhedeert sich ein wenig, in dem Versuch einerseits darzustellen, das es eine homogene Netzgemeinde nicht (mehr?) gibt, anderseits aber eine gemeinsame Erwartung dieser Netzgemeinde an eine (homogene) Netzpolitk und den Dialog darüber.
@Krahe: Für mich als alter Wolf Schneider Fan gilt grundsätzlich: Wenn der Leser einen Text nicht oder falsch versteht, liegt der Fehler beim Unvermögen des Autors, sein Anliegen deutlich zu machen, nicht in der Dummheit des Lesers. Es ist vielleicht das Grundproblem der Kommunikation, das jeder davon ausgeht, es werde gelesen, um Neues zu erfahren. Tatsächlich wird das meiste gelesen, um Bestätigung der eigenen Haltung zu finden. Entsprechend schreiben die meisten Autoren nicht, um neue Erkenntnise an davon bislang unberührte Leser zu transportieren (auch wenn Sie das glauben), sondern um Bestätigung in den jeweils eigenen Kommunikationszirkeln zu erhalten.
Den Text finde ich ganz okay. Es ging doch hier eher nicht darum, eine messerscharfe Definition abzuliefern oder ein ellenlanges Thesenpapier. JEDEN Text kann man auch anders schreiben – ob er dadurch besser wird, ist nun wirklich Ansichtssache.
Ein Punkt aber, der mich schon lange etwas beschäftigt hat und der vor kurzem m. W. erstmalig überhaupt klar benannt wurde (auch hier in den Kommentaren klingt das kurz an), ist, daß die sog. Internetgemeinschaft, die hier und anderswo auf 67 Prozent der deutschen Bevölkerung beziffert wird, alles andere als homogen ist.
Daß jemand \im Internet ist\, heißt also eigentlich nicht viel. Es gibt Leute – ich kenne welche davon -, die sind seit mehr als zehn Jahren privat im Internet, haben in der Zeit wahrscheinlich noch nie einen Blog gesehen, und ob sie den Ausdruck Web 2.0 kennen, ist mehr als fraglich. Insofern darf man dort auch keinerlei Affinität zu den hier so oft reflektierten Themen erwarten. Ich würde es so ausdrücken: Der gemeine Wald-und-Wiesen-Internetnutzer in Deutschland kennt das Internet, über das hier ständig diskutiert wird, vermutlich überhaupt nicht. Insofern ist die Prozentzahl der deutschen Nutzer alles andere als aussagefähig, eher irreführend.
@textkoch: Ganz aehnliches ging mir auch durch den Kopf.
@Markus: Wenn der Begriff der „Zeitungs-Gemeinde“ als Analogon zur „Internet-Community“ nicht hilft, warum wird er dann weiterhin verwendet und warum wird diese Gemeinde explizit angesprochen und kritisiert?
So treffend der erste Absatz einen der groessten Schwachpunkte der oeffentlichen Diskussion aufzeigt, so unangemessen wird der Text weitergefuehrt, indem er sich genau des eingangs kritisierten Lagerdenkens bedient. Damit wird der vielversprechende Ansatz leider nicht umgesetzt. Der Grossteil des Artikels bietet damit wenig neues und bedenkenswertes. In diesem Sinne kann ich die Ablehnung auch gut verstehen. Allerdings wuerde ich mich sehr ueber eine Ausarbeitung des Eingangsgedankens freuen, die aufzeigt, welche Akteure denn wie tatsaechlich in einen sinnvollen Dialog worueber eintreten koennten.
Ich persönlich war sehr positiv von dem Artikel der Berliner Zeitung über die re:publica überrascht: „Populäre Blogsphäre“ http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0415/tagesthema/0006/index.html Interessant ist hier übrigens der Seitenhieb zur FAZ, die den „deutschen Bloggern einen dreiseitigen Abgesang spendiert im Tonfall mitleidiger Überheblichkeit. Sie würden sich vor allem mit sich selbst beschäftigen, lautet der Vorwurf schon in der Unterzeile.“
Ein Interview mit Markus Beckedahl war übrigens auch dabei:
„Spiegelbild der Gesellschaft“ http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0415/tagesthema/0083/index.html
@ Markus
Auch ich hätte als Redakteur zumindest eine Überarbeitung des Textes angefordert. Tauschen wir einfach mal die Piraten- gegen die fiktive Lynchpartei aus: „Mit einem kurzen Programm zur Wiedereinführung der Todesstrafe konnte sie fast 900.000 Wähler gewinnen. … Ihre Bedürfnisse hatte die Politik schlicht vernachlässigt.“
Kommt rüber, wie dünn bis absurd solch eine Argumentation ist?
Politik, die der Bedürfnisbefriedigung von Zielgruppen dient, ist schlechte Politik. Eine Marketingpartei wie die Guido-FDP mag ja so funktionieren, aber das kann kein Maßstab sein. Es ist Pflicht der Politik, bestimmte Bedürfnisse nicht nur zu vernachlässigen, sondern ihnen entgegenzutreten: dem Bedürfnis von Spekulanten und Provisionsjägern, arglose Menschen übers Ohr zu hauen, beispielsweise. Dem Bedürfnis von Hooligans, Menschen zu verprügeln. Dem Bedürfnis von Nazis, Ausländer raus zu jagen. Dem Bedürfnis von Päderasten, Priester zu werden.
„Piratenwähler sind jung, gebildet, politisch interessiert – und internetaffin.“
Auch das trägt nicht, es ist ein billiges Klischee, das es mir – mit Verlaub, Euer Ehren – etwas schwer macht, mir seinen Autor mit politischen Schwergewichten auf Augenhöhe debattierend vorzustellen. Es ist doch schließlich so: Wer jung, aber nicht politisch interessiert ist, der wählt überhaupt nicht. Junge Wähler anderer Parteien sind wiederum nicht automatisch ungebildet oder internetphob.
A propos internetaffin: Der Begriff ist bestenfalls wertneutral. Jeder Troll, jeder Bild-Online-Fan liebt das Internet. Irgendwelchen Communities gehören auch diese Typen an.
Also bitte einen neuen Versuch zu diesem Thema.
P.S.
So üblich es auch webweit geworden ist, zwecks Selbstvergewisserung die Onlinekompetenz anders Denkender kleinzureden: Ich würde das Urteilsvermögen der Zeitungslesergemeinde in Bezug auf das Internet nicht unterschätzen.
Eine Community ist eine Gemeinschaft, die sich einem Interesse widmet. Somit widmet sich die Internet-Community dem Internet im Internet? So diffus dieser Begriff ist, so unsinnig ist er.
Leute tauschen sich aus und sammeln sich an Plätzen, wo was los ist, sei es zur Profilierung, Unterhaltung oder um Schutz / Sinn zu suchen. Mit ganz unterschiedlichen Interessen. Communitys suchen nicht nach Internetfreunden, sondern Interessenfreunden.
Und da dies im Internet äußerst schnell geschehen kann, sind diese Gemeinschaften zwar pfeilschnell am Ort und können kurzfristig als Meinungsmultiplikator gefährlich werden, aber sind genauso brüchig, da kein persönlicher Aufwand dahintersteht, in diese Themen-Kreise reinzurutschen und sich einfach mal zu äußern.
Die angeführten Beispiele haben die Politik vielleicht kurz kalt erwischt. Die Politik wird aber schnell merken, wie leicht sich oft (nicht immer) ein Thema aussitzen lässt, weil im Netz alles so schnell gehen kann, wie es kommt. Völlig beliebig.
Die Flexibilität des Webs ist nunmal Segen und Fluch zugleich.
> Eine Community ist eine Gemeinschaft, die sich einem Interesse widmet. Somit widmet sich die Internet-Community dem Internet im Internet? So diffus dieser Begriff ist, so unsinnig ist er.
Ganz unsinnig würde ich das nicht bezeichnen. Wie auch das Schlagwort „internetaffin“ aussagt – die meisten der bezeichneten Nutzer nutzen das Netz auch um seiner selbst willen, sind Webworker, Blogger oder Technikbegeisterte. Das Web ist nicht nur ein Kanal, es ist auch ein Thema, ein Medium das begeistert. Selbst wenn andere Medien einen ebenso leichten Zugang als Publikationsform böten, bin ich ziemlich sicher, dass das Internet trotzdem einen anderen Stellenwert einnehmen würde, als bspw. Radio, Zeitung oder Fernsehen. Ich habe jedenfalls zu diesem Medium ein anderes Verhältnis, als zu anderen Kommunikationsmitteln.
Kein Wunder, dass der Text abgelehnt wurde, da wurde nichts übers Berghain gesagt.