Das war ja nur eine Frage der Zeit: Die Jugendschützer fordern in Form der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) mehr Netzzensur. Darüber berichtet Heise: KJM drängt Provider zu freiwilligen Internetsperren.
Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) will sich für eine Verschärfung der Gesetze in Richtung auf Zugangssperren im Internet einsetzen, wenn Internet Service Provider (ISP) nicht freiwillig „unzulässige und jugendgefährdende Inhalte“ sperren. Das stellte die für den Jugendmedienschutz im Rundfunk und Internet zuständige Kommission in ihrem heute veröffentlichten Tätigkeitsbericht (PDF-Datei) für die Jahre 2007 und 2008 fest. Spätestens zum Frühjahr kommenden Jahres wird mit der Vorlage des Neuentwurfs für den auslaufenden Jugendmedienschutzstaatsvertrag (JMStV) gerechnet. Darin ließe sich etwa die Möglichkeit schaffen, dass die Behörde die Provider direkt in die Pflicht nimmt, ohne zuerst den eigentlichen Inhalteanbieter abzumahnen. Weitere Themen, denen sich die KJM künftig besonders intensiv widmen will, sind Online-Spiele, Chats und Casting-Shows.
Warum sollten das die ISP regeln? Illegale Inhalte (und NUR diese) sollten wohl viel eher von den jeweiligen Hostern bearbeitet werden. OMG, wie wenig Ahnung kann man denn vom Internet haben?
Das ist grad so, als wenn man vor einem Laden, der Hehlerware verkauft, n Schild hinstellt statt der Sache auf den Grund zu gehen.
Und was ist mit der Idee, dass die Eltern für die Erziehung verantwortlich sind? Dürfte ich bitte bitte selbst bestimmen, welche Inhalte meine Kinder sehen dürfen und welche nicht?
Sonst – so kommts mir langsam vor – wird das Internet bald zum Tummelplatz für entrückt-fundamentalistische Christen à la vdL.
Und DAS werde ich meinen Kindern auf jeden Fall verbieten!
:x:
PS: Stoppt die ausufernde Gewalt- und Todesverherrlichung in den Kirchen, somt der Tendenz zum Kannibalismus (im Falle des Katholizismus)! Warum wird Kindern und allen anderen Menschen sowas zugemutet?
Jaja, sollen sie nur machen, den Kampf gegen Pornoseiten haben sie wohl schon länger aufgegegen, nun geht´s an die Onlinegames *lol*.
Für den Seitenbetrieb gibt´s: Offshore & Ausland
Für die Internetuser gibt´s: Proxys, VPN-Server, Remote Desktop und das Freenet. Lächerlich…
Jugendschutz MUSS bei den Eltern stattfinden.
Lasst uns den Straßenbauer verklagen, der an einem Schaufenster eines Sex-Shops eine Straße gebaut hat, _ohne_ ein großes, weißes Laken mit der Aufschrift „Achtung! Jugendgefährdende Inhalte!“ davor zu hängen… Echt. Das Zukunftskonzept von Gestern!!!
Also sie fordern mehr Jugendschutz, okay…
Aber wer darf denn einen Internetanschluss ordern? Sind das nicht nur Menschen ab dem 18. Lebensjahr? Wie sieht das bei Prepaidkarten aus, mit denen man heute günstig ins Netz kann?
-> Scheint so dass man Prepaids schon ab 16 bekommt.
Also grob gesehen haben doch erwachsene Menschen Kontrolle über ihren Anschluss. Sie sollten doch selber entscheiden, was sie ihrem Kind zu muten wollen. Dann können sie immernoch Filter im Router kaufen/ aufm PC einrichten oder einfach ihr Kind ordentlich entziehen.
Damit werden auch Erwachsene „geschützt“, die definitiv alt, meistens auch reif genug für indizierte Spieleseiten/Pornographie dergleichen sind.
Wo kommen die ganzen Anfragen her? Frei nach dem Motto „Versuchen können wir es mal?“
Achtung, Scheingefecht #4711 droht. Bloß nicht drauf eingehen. Immer schön die verfassungsrelevanz der jeweiligen Unterdrückungs-/Zensurgesetze in den Mittelpunkt rücken. Dieses MG-artige eröffnen sämtlicher Kleinkriegsfeuersalven hat nur ein Ziel: Wir sollen uns komplett verheddern in der Reaktion auf die einzelnen Themen.
In Diskussionen empfiehlt sich folgende Formel:
„Sie haben Recht, gegen [XYZ] müssen wir unbedingt vorgehen. Am besten machen wir das von Anfang an verfassungsfest, das ist das beste für den Schutz vor [XYZ]. Aber das ist genau das Problem: Das Gesetz gegen [XYZ] ist leider verfassungsfeindlich. Und DARÜBER reden wir hier ja heute.“
Prinzip „Recht-geben-mit-Gebetsmühle“. Einfach abzukucken bei vdl, Schäuble & Co.
Mit jeder neuen Meldung in der Richtung erhöht sich mein Brechreiz.
„Internetsperren nur für Kinderpornografie“… jaja. Haben wir eh nie geglaubt. Zwei Stunden hats gedauert, da war die nächste Forderung auf dem Tisch… und mittlerweile laufen sie Amok was Sperren betrifft.
Was kommt als nächstes?
Das Internet ist ein Kommunikationsmedium. Die gleichen Rechte, die woanders gelten, gelten auch dort. INKLUSIVE der Bürgerrechte. Das Zugangserschwerungsgesetz birgt das Potential diese einzuschränken und tut es auch in anderen Ländern.
Ich sag mal ganz provokativ: Die haben sie ja nicht mehr alle. Ist das völlige Merkbefreiung oder was?
Ich fass es nicht…
„…und Casting-Shows“? Hab ich das richtig verstanden?
Die wollen Netzsperren gegen den Dieter Bohlen?
Großartig! Bin dabei! Sofort her damit! Ich will eine! :)
„PS: Stoppt die ausufernde Gewalt- und Todesverherrlichung in den Kirchen, somt der Tendenz zum Kannibalismus (im Falle des Katholizismus)! Warum wird Kindern und allen anderen Menschen sowas zugemutet?“
Was bist du denn für ein Knilch?
– Gewaltverherrlichung? Wo? Meinst du die Beschreibungen in Buchform? Die Texte, die schon mehr als 2000 Jahre alt sind? Bist du so prüde?
Ich mein, Gewalt im Film kommt ja wohl ganz anders rüber als Gewalt in Buchform.
Vielleicht meinst du die Taten von früher, die mittlerweile schon Jahrhunderte und Jahrtausende zurückliegen. Man, bist du nachtragend.
– Todesverherrlichung? Wie jetzt? Meinst du den gekreuzigten Jesus? Oder meinst du, dass man den Leuten sagt, dass man nach dem Tod in den Himmel kommt und der Tod somit schön ist?
Was ist falsch daran? Darf man nicht mal träumen? Darf ich nicht von einem Leben nach dem Tod träumen?
Und seit wann ist Todesverherrlichung illegal? Überhaupt höre ich diesen Begriff heute zum ersten Mal. Ist wohl eine eigens von dir erdachte Wortschöpfung. Naja, wenn man sonst nichts mehr findet.
– ausufernd? Hmm! Wie meinst du das? Hat die Gewaltverherrlichung etwa in den letzten Jahren zugenommen? Oder wird dort mehr Gewalt verherrlicht als in GTA oder in den Saw-Filmen. Ich weiß echt nicht, was du geraucht hast. Ich rate dir aber: hör auf damit!
– Kannibalismus? Wo? Oder meinst du die Sequenz in der Bibel, in der Jesus sagt, dass das Brot sein Leib sei? Du solltest wissen, dass das nur Symbolik ist. Hast du bestimmt schon mal was von gehört, wenn du im Deutschunterricht aufgepasst hast. In der Kirche habe ich bis jetzt immer nur eine Oblate gegessen. Und an Fleisch kommt das noch lange nicht heran.
– Zugemutet wird einem keinen etwas. Jeder darf frei entscheiden, ob er in die Kirche geht oder nicht. Man kann jederzeit aus der Kirche austreten. Man kann jede Religion frei wählen.
Und ich glaube kaum, dass etwas Religiosität den Kindern schaden könnte. Gehirnwäsche ist nicht ok, aber etwas Werte vermitteln kann doch gar nicht schaden.
Manchmal wird von Kritikern alles zu sehr übertrieben.
Viele Menschen sind religiös und sind dabei auch friedlich. Diese akzeptieren die anderen Menschen, so wie sie sind. Jedoch werden auch diese Menschen durch ungerechtfertigte Kritik in den Schmutz gezogen. Das ist echt Schade.
Ich bin gegen Verbote. Aber wenn man jetzt hier ankommt und quasi den Menschen indirekt Religionen verbieten will (wie in deinem Post), und im Gegenzug gegen Verbote von Gewaltspielen und Gewaltfilmen ist, dann ist das pure Heuchelei.
Freiheit für alle. Ich fordere ein Ende dieser unseligen Verbotsdebatte.
Ein guter und richtiger Schritt der KJM, denn am gefährdesten sind die Kinder und Jugendlichen. Und diese müssen geschützt werden.
Jugendschutz muss nicht nur bei den Eltern anfangen oder stattfinden. Es ist eine Aufgabe jeder Institution und jeden Bürger dieses Landes.
In der Religion wird viel zensiert und sehr auf die Auffassungsgabe der Kinder geachtet. Muss dich mal durch die ganze jugendgerechte und kindergerechte Literatur, Websites, Filme, Games etc. der Religionsgemeinschaften umsehen.
Ein System, ein friedliches Beisamen, ein sicheres Leben kann nur durch Regeln, Schutzmaßnahmen und Verbote aufrecht gehalten werden.
Stellt euch vor, wenn es überhaupt keine Verkehrsregeln gebe, keine Ampeln, keine Verkehrsschilder, keine Polizisten etc. – wie würde es wohl auf den Straßen aussehen?
Es würde das reinste Chaos herrschen. Unfälle am laufenden Band. Verletzte. Tote…
@millus:
„Ein System, ein friedliches Beisamen, ein sicheres Leben kann nur durch Regeln, Schutzmaßnahmen und Verbote aufrecht gehalten werden.“
da hat aber jemand im geschichtsunterricht nicht besonders gut aufgepasst, von aussen aufgezwungene regeln haben noch nie zum erfolg geführt. die überzeugung muss von jedem menschen persönlich kommen und zwar begründet auf verstehen und bewussheit, d.h. du musst die menschen dazu bringen, das sie den sinn und nutzen einer sache erkennen und verstehen und nicht einfach von aussen druck ausüben. na klar, ist dieser weg anstrengend und kostet viel energie, aber anderes geht es nicht. außerdem, was gibt dir das recht zu entscheiden und mir vorzuschreiben, was richtig und falsch ist. und zu deinem kleinen beispiel schau dir mal folgenden artikel an:
http://www.focus.de/auto/diverses/verkehr-erster-ort-ohne-verkehrsschilder-und-regeln_aid_313046.html
@Xiemeon
So etwas Bescheuertes habe ich selten gelesen.
Zu Deiner Info:
entrückt- fundamentalistische Christen haben vor drei Jahren das noch zuckende Hackfleisch, das bei einer Abtreibung rauskommt, hübsch- bildlich ins Netz gestellt. Schließlich ist Abtreibung eine gängige Verhütungsersatzmethode, auf 1000 Geburten kommt 300 mal zuckender Brei und derlei ist allgemein akzeptiert.
Von der FSK wurde sofort erfolgreich auf eine Entfernung der Seite gedrungen mit der Begründung sittlicher Gefährdung Jugendlicher.
Das müßte Schwachköpfen wie Dir doch eigentlich gefallen…
@J. S.
Ok, Du scheinst Weder Sarkasmus noch überspitzte Dartellung zu verstehen; Ich wollte auf den Umstand hinweisen, dass Gewaltdarstellungen alltäglich sind, auch, wenn nicht gerade bei der Subkultur, aus denen vdL und Co. stammen
Die von mir angeführten Elemente sind gängige Kritikpunkte am Chistentum resp. am Katholizismus.
Die Sache mit dem Kannibalismus (Brot=Leib)ist überigens die: Die protestantischen Konfessionen sehen das durchaus symbolisch, das ist mir klar; Wenn Du Dir aber die Mühe machst und Dich über die Dogmen (Hundemänner) der katholischen Kirche informierst, wirst Du feststellen, dass dieser Aspekt dort ganz und gar nicht „nur symbolisch“ gemeint ist – zumindest von Seiten der Institution Kirche.
Alles in allem: mag sein, dass ich Dir und evtl. anderen Christen ein bissel auf den Schlips getreten hab – was durchaus beabsichtigt war. Dennoch war ich der Meinung, die Überspitzung und der Sarkasmus in meinem vorigen Kommentar waren deutlich und zielte im Übrigen wirklich nicht darauf, Leser dieses Blogs zu nahe zu treten, sondern auf die fundamentalistisch-christliche Ecke, die bei einigen Zensurpolitikern als kultureller Hintergrund herhalten muss – in diese Richtung habe ich den Spiegel gehalten.
@Millus
Ich sehe keinerlei wirksamen Schutz für Kinder und Jugendliche, der durch die Sperren, so wie sie umgesetzt werden sollen, entstehen würden. Diese technisch unausgereiften und verfassungsrechtlich höchst bedenklichen Maßnahmen verschleiern nur real vorhandene Tatsachen. Es sollte darum gehen, Ursachen zu bekämpfen. Das Ausblenden von Symptomen alla „Aus den Augen, aus dem Sinn“ dient niemandem und ist einfach nur verlogen.
Jugendschutz findet natülich nicht nur im Elternhaus statt. Er muss überall nach den schon bestehenden Regelungen, Normen und Gesetzen, welche in unserer Gesellschaft sehr wohl präsent sind, durchgesetzt werden. Nur wird das niemals funktionieren, wenn Eltern dafür nicht die Grundlage schaffen, indem sie ihre Kinder zu mündigen, verantwortungsbewussten Menschen erziehen. Dazu gehört auch, darauf zu achten, mit welchen Medien und Inhalten Kinder in Kontakt kommen und sie beim Umgang mit diesen zu unterstützen.
Die Zensur von Inhalten, welche nur für den erwachsenen Teil unserer Gesellschaft gedacht sind, ist jedenfalls keine Lösung. Insofern begibt sich die KJM hier auf den völlig falschen Weg.
Jugendschutz – Der kleine Bruder der Zensur…
Den Vorhang vor der Realität zuzuziehen kann keine Lösung sein, in keinem Alter (jetzt ganz kleine Kinder mal ausgenommen, die noch nicht begreifen können, was sie sehen, aber die lässt man dann nicht allein im Netz).
Gerade dann wird es interessant mal heimlich und unbemerkt durch die ritzen zu spähen, es muss ja einen Grund haben, warum es verboten ist.
tja…war klar *koppschüttel* jetzt kommen sie alles aus ihren löchern….*nochmehrkoppschüttel*
NEIN ZU ZENSUR !
Nochmals zur Erinnerung:
Lügen- Limbo
http://blog.handelsblatt.de/indiskretion/eintrag.php?id=2161
thorsten kommentiert:
Lügen-Limbo – how low can you go?
Getanzt wird ja selten allein. Die Internet Watch Foundation beispielsweise erweist sich da als nachgerade vorzüglicher Lügen-Limbo-Partner.
Von Frau von der Leyen gerne als „wissenschaftliche“ Quelle zitiert, zeigt ein Vergleich der Jahresberichte 2007 und 2008 wie „low“ (im doppelten Sinne) man oder frau gehen kann.
Im mittlerweile erschienenen Jahresbericht 2008 hat sich gegenüber dem von 2007 wunderliches getan. Die Anzahl der „confirmed child sexual abuse domains“ ist auf unter 2000 domains weltweit „abgestürzt“. Und zwar nicht etwa nur für das Jahr 2008, sondern „rückwirkend“ für alle vergangenen Jahre.
hier ein Vergleich der Grafiken:
http://i335.photobucket.com/albums/m474/iamanon002/Unbenannt-1.jpg
Der Willkür scheinen wirklich keine Grenzen gesetzt.
Interessant auch, dass laut Jahresbericht 2007 „for most of 2007 the majority of child sexual abuse websites were apparently hosted on two countries networks.“ Um Indien und Kasachstan dürfte es sich dabei eher nicht gehandelt haben, namentlich genannt weden die Länder aber natürlich nicht.
Wens interessiert:
2007: http://www.iwf.org.uk/documents/20080417_iwf_annual_report_2007_(web).pdf
2008: http://www.iwf.org.uk/documents/20090423_iwf_ar_2008_pdf_version.pdf
thorsten | 10.07.2009 – 12:11
Wenn jugendgefährdende Inhalte gesperrt werden, bleibt ja nur die Frage: Wer entscheidet denn bitte, ob vor dem Rechner ein Jugendlicher sitzt?
Nun lasst mal die Kirche im Dorf. Die ganzen Zensurversuche sind doch eh nur was für die ganz Doofen. Ich sach nur FreeProxy! Die können hier in Deutschland zensieren was die wollen. Proxy Einstellung im Browser anpassen und schon is nix mehr zensiert. Ich habe über meine Firewall ja auch schon seit Schäubles Ankündigung eines Bundestrojaners unsere Behörden und Parteien zensiert. (Du kommst hier nit rein)
Wenn die beratungsresistenten Ignoranten im Bundestag sich Wichtig tun wollen …. lassen wir Ihnen den Spaß. Ich jedenfalls beobachte das Treiben der Parteien und deren Anhänger mit Argusaugen und werde jede weitere Lüge und jeden Versuch das Volk mit halbwahrheiten auf Ihre Seite zu ziehen mit allen legalen Mitteln bekämpfen.
Anmerkung zur Wahl:
Für mich und viele in meinem Alter haben sich die so genannten Volksparteien (eigentlich alle im Bundestag vertretenen Parteien) durch Ihr Verhalten bei Onlinedurchsuchungen, Zensurgesetz und dem hantieren mit nachweißlich falschen Zahlen unwählbar gemacht. An dieser Wahl werde ich mangels Alternative mit Sicherheit nicht teilnehmen. Von den angebotenen Parteien hat keine meine Stimme verdient.
@ wählt nicht (26): Jede Stimme, die nicht kommt, straft auch niemanden. Parteien machen sich erst dann wirklich Sorgen, wenn die anderen mehr Stimmen erhalten -.- Du machst es kleinen Gruppen nur leichter, ihre Interessen durchzusetzen. Damit ist nun wirklich nichts gewonnen. Ich sage nur 1933.
Süddeutsche Zeitung befürchtet, dass das Zensur-Gesetz vor dem Aus steht:
Guttenberg ärgert von der Leyen
»Urplötzlich kam aber dem Ministerium die Erkenntnis, dass nun Brüssel noch vom Gesetz Kenntnis nehmen müsse. Also schickte man es statt ins Bundespräsidialamt nach dort. Und mit diesem Schritt beginnen die Mühlen des Artikels 39 Grundgesetz zu mahlen: Gesetzesvorhaben, die innerhalb einer Legislaturperiode nicht abgeschlossen wurden, verfallen.
Viele Verfassungsrechtler meinen, dass das Gesetz vor Ablauf der Legislaturperiode im Herrschaftsbereich des Bundespräsidenten ankommen muss; dann sei es egal, ob er es vor oder nach dem Ende der Amtszeit des Bundestags unterschreibt. In den Herrschaftsbereich des Präsidenten wird das Gesetz aber nun nicht mehr rechtzeitig gelangen.
Unabhängig davon, wie man zum Inhalt des Gesetzes steht – die Vorgehensweise des Guttenberg-Ministeriums ist bedenklich: Wo ist die Kompetenz, ein von den Gesetzgebungsorganen beschlossenes Gesetz zu stoppen?
Die Meldung nach Brüssel hätte schon während des Gesetzgebungsverfahrens erfolgen können. Nach dessen Ende ist es nur noch Sache des Bundespräsidenten, das Gesetz zu prüfen.«