Interpol will globale Kinderporno-Sperrliste

Vom 10. bis 15. Oktober hat in Singapur die Generalversammlung von Interpol stattgefunden. Dabei wurde auch über eine Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit im Kampf gegen die Verbreitung von Kinderpornographie über das Internet diskutiert:

Delegates also endorsed a resolution calling for member countries to promote the use of technological tools such as access-blocking of websites containing child sexual abuse images. To support national units investigating these types of crime, the INTERPOL General Secretariat will also create and share with police worldwide a list of Internet addresses of sites identified as containing abusive images.

Diese globale Liste wurde – maßgeblich auf Betreiben des BKA – bereits beim Treffen der europäischen Interpol-Mitglieder im Mai vorgeschlagen. Dort wird deutlich, dass es sich explizit um eine Sperrliste handelt:

Die nationalen Zentralbüros der europäischen Interpol-Mitgliedsstaaten forcieren ihre Maßnahmen gegen die weltweite Verbreitung von Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern unter Einsatz aller verfügbaren technischen Mittel einschließlich Zugangssperrungen zu Webseiten mit kinderpornografischen Bildinhalten.

Christian Bahls von MOGiS weist daraufhin, dass es mit CSAADF, COSPOL und CIRCAMP bereits ein internationales System zum unbürokratischen Austausch von zu sperrenden Seiten gibt, dem sich bisher 13 Staaten angeschlossen haben. Acht davon nutzen die Informationen, um zu filtern:

Die Erfahrung zeigt nun aber, dass diese Länder einfach nur Listen austauschen und eben auch Inhalte aus anderen Mitgliedsländern sperren. In Holland werden sogar holländische Seiten gesperrt, anstatt die Inhalte strafrechtlich zu verfolgen.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

16 Ergänzungen

  1. Ich seh es schon kommen. *wikileaks.org tipp* *piep* => „Diese Seite wurde von (irgend)einem Mitgliedsland aufgrund von Kinderpornographie gesperrt“

    *youtube.com tipp* *piep* => „Diese Seite wurde von (irgend)einem Mitgliedsland aufgrund von Kinderpornographie gesperrt“

    Zumindest MOGIS kritisiert ja, dass die Sperren einfach übernommen würden ohne Eigenprüfung.

  2. Naja ..

    Eine Prüfung werden die schon vornehmen,
    nicht, dass sie eine Thailändische Schwulenrechtsbewegung mitsperren, wie in Skandinavien geschehen.

    Was wir verlangen ist eine Rechtstaatlichkeit.

    Genauso wie bei der Verfolgung krimineller Inhalte kann die Sperrung derselben nur von einem Richter angeordnet werden.

    Alles andere hebt die Gewaltenteilung auf und installiert das BKA als Zensurbehörde.

    Aber generell: Die Sperrinfrastruktur muss weg.

    Christian Bahls; MOGiS

  3. Wenn man es schon schafft die Daten auszutauschen, dann wird man sie doch bitte auch sinnvoll nutzen können!

    Laut Wikipedia sind nur folgende Staaten nicht dabei: Kiribati, Mikronesien, Palau, Salomonen, Tuvalu,Vanuatu und das Palästinensische Autonomiegebiet.

    Das dürften Länder sein, die auf Grund mangelnder Infrastruktur keine Problemländer beim Thema Kinderpornographie sind.

    Dann wird Interpol doch wohl ein schnelles Löschverfahren hinbekommen, dass Internetsperren noch unnötiger macht als sie bisher eh schon sind.

  4. Moment mal, der Wunsch nach Zensur in Deutschland wurde doch damit begründet, dass man im Ausland keine Mittel hat gegen diejenigen vorzugehen, die sowas ins Netz stellen.

    Nun möchte man das ändern, was ja gut ist. Aber warum braucht man dann immer noch Sperren? Das ist doch für einen vernünftigen Menschen überhaupt nicht nachvollziehbar. Interpol meldet das der lokalen Behörde und diese sorgt dafür, dass das Zeug gelöscht wird, fertig.

    Ich bin ja kein Anhänger von Verschwörungstheorien, aber das ist doch wirklich nur noch durch solche erklärbar.

  5. Ich denke dass wohl keiner mehr Jagd machen will auf die „Kinderschänder“, weil das Personal nicht reicht. Um den Druck vom Problem zu nehmen, sperrt man einfach wild durch die Gegend um zu dokumentieren dass man was tut.
    Ist schon mühselig dauernd die Hoster zu kontaktieren um den Dreck vom Netz zu nehmen. Da trinkt man lieber ne Tasse Kaffee und schreibt eine Sperrliste. Das kann ein Mann leisten ohne dass irgend jemand was merkt, ob oder ob nichts passiert.
    Sorry, aber anders kann ich mir das nicht mehr erklären. Der Rücktritt des „KiPo-Jägers“ aus Sachsen passt dazu.

  6. Komisch, dass sie es nicht schaffen manuell Daten zu löschen, aber manuell 50GB Kinderpornomaterial durch zu gehen. Sich jedes Bild, jeden Film einzeln anzusehen, um festzustellen ob es auch wirklich Kinderpornomaterial ist. Es liegt etwas im argen

  7. Wenn Interpol der Meinung ist, nach international einheitlichen Standards kinderpornographische Seiten sperren, warum können sie sich dann nicht auf darauf einigen, kinderpornographische Seiten nach einheitlichen Standards zu löschen?

  8. War doch vorher schon klar, dass die ganze Sperr- Infrastruktur ab Einführung von DNSSEC obsolet ist. Man bewegt sich von der Wahlkampfpolemik endlich wieder in Richtung Realität!

    Die ist aber noch grausamer, denn wenn alles gesperrt werden soll, was irgendwo verboten ist, schreibe ich meine Post künftig wieder mit Tinte.

    Was bleibt?
    L Ö S C H E N, S T A T T S P E R R E N !
    (Sowas muss man den Leuten mal gesperrt schreiben)
    /

  9. Gegen sowas sollte man schon viel imenser vorgehen wie ich finde, aber dennoch keine unschuldigen zuleide ziehen. :-)

    Überhaupt nun in der Wirtschaftskrise, wo man jeden Cent umdreht…
    Ob es da genügend Leute gibt, die sich mit der Materie beschäftigen? Hm…

  10. Alleine das Sperren dieser Seiten finde ich schon pervers. Übersetzt das doch mal ins RL.
    Dann klebe ich meinem Nachbarn, der die Kinder der Umgebung missbraucht, die Fenster zu, damit ich das nicht sehen muss.
    Das ist doch abartig!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.