Ein neues Dossier mit Aufsätzen zur „Piraterie“ gibt es von der Bundeszentrale für politische Bildung in ihrer Reihe „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (APuZ 48/2012):
„Piraten“ finden sich nicht nur auf hoher See, sondern unter anderem auch in verschlossenen Forschungslabors, in internationalen Wirtschaftsbeziehungen oder auf Tauschbörsen im Internet. Gemeinsam haben diese „Piraten“, dass ihnen – wie ihren frühneuzeitlichen Namensgebern – Diebstahl, ja Raub vorgeworfen wird: an geistigem Eigentum, an traditionellem Wissen oder an noch geheimen Produktinformationen.
In ihre Gesamtbetrachtung packt die Bundeszentrale u.a. Analysen über somalische Piraten, Verletzer von immateriellen Rechten und Flüssige Demokratie-Werkzeuge:
Der Begriff [Piraterie] birgt hohe Suggestionskraft und Emotionalität. Die Frage nach der Rechtfertigung dieser Bezeichnung steht häufig im Vordergrund.
Das Heft kann der/die Interessierte online anschauen oder findet das Heft als Beilage zur Zeitung „Das Parlament“.
Die Nachrichtenlage zum Thema ist auch interessant …
„Ein von Rechteinhabern beauftragtes, finnisches Privatunternehmen namens »Copyright Information and Anti Piracy Centre« (CIAPC) hatte den Inhaber eines Internet-Anschlusses darüber informiert, dass er durch Zahlung von 600 Euro und Stillschweigen über diese Vereinbarung ein Verfahren wegen Urheberrechtsverstößen vermeiden könne. Da der Finne dies ablehnte, fand am vergangenen Dienstag eine Hausdurchsuchung statt, um Beweise für illegales Filesharing sicherzustellen. Dabei handelte es sich um einen »Winnie the Pooh«-Laptop seiner neun Jahre alten Tochter, der umgehend beschlagnahmt wurde.“ [gamestar de] Winnie the Pooh.
„Filmumsätze seit Megaupload-Aus gesunken“ [sueddeutsche de] und der Umsatz der Abmahner, aber sie machen sich schon neue Quellen auf, nicht nur das Leistungsschutzrecht für Presseverleger sondern …
„Auch wer bei illegalem Filesharing Daten von anderen nur durchleitet, kann dafür verfolgt werden. Das hat das Landgericht Hamburg entschieden.“ [golem de] sowas fällt dann auch nicht mehr unter das jüngst ergangene Urteil mit dem 13-Jährigen, also wieder viele Jahre Abmahnvergnügen.
Geistiges Eigentum? Raub? OMG, beide Begriffe in einem Satz. Und dann noch dieser Kampfbegriff „geistiges Eigentum“.
Die somalischen Piraten werden ja jetzt auch als Räuber dargestellt. Klar, die kapern Schiffe und klauen die Ladung oder verlangen Lösegeld.
Kein Wort darüber, dass westliche Nationen den Fischgrund vor der somalischen Küste leer fischen und den somalischen Fischern nichts mehr übrig lassen. Ist doch klar, dass die somalischen Bürger dann was tun müssen oder sollen sie verhungern? Daher ist hier die Täter-Opfer-Rolle vertauscht. Die Somali sind die Opfer und die westlichen Nationen diejenigen, die den Somali die Fische rauben.
Ich musste letztens auch wieder das Wort „Raubkopieren“ von jemandem lesen… OMFG, was ist denn so schwer daran, den Unterschied zwischen Rauben (= Wegnehmen) und Kopieren (= Vervielfältigen) zu verstehen?!
Zum Thema: Um ehrlich zu sein, kann ich diese Leute doch gar nicht mehr ernst nehmen… Allein schon, dass sie die Piraten von Somalia da mit reinziehen, die siehe 2. Kommentar, vernichtet ihr ganze Glaubwürdigkeit. Oo