Twitter schaltet politwoops ab und erntet breite Kritik.

politwoopsNachdem Twitter den Archiv-Dienst politwoops effektiv lahmgelegt hat, formiert sich Widerstand. Ein offener Brief von Digital-Rights-Gruppen fordert die Wiederherstellung des Zugangs zur Schnittstelle (API) von Twitter, über die die Tweets bislang abgeholt wurden. Die Initiative, zu der Human Rights Watch, die Electronic Frontier Foundation oder die Open State Foundation gehören, betonten, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf habe, über die Äußerungen von offiziellen Vertretern informiert zu werden.

Politwoops ermöglicht es bisher, gelöschte Tweets von PolitikerInnen wiederherzustellen und hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Schnellschüsse von gewählten VertreterInnen in 32 Ländern zu dokumentieren. Damit bot die Anwendung eine Möglichkeit, ein genaueres Verständnis von der Meinung und Haltung gewählter VertreterInnen zu erhalten. Twitter hatte die Abschaltung des Zugangs von politwoops damit begründet, dass das Löschen eines Tweets ebenso zum Akt freier Meinungsäußerung gehöre wie das Veröffentlichen. Dagegen argumentiert ein offener Brief der Digital-Rights-Gruppen, da es sich bei gewählten PolitikerInnen um Personen handele, die in der Öffentlichkeit stünden und ein besonderes öffentliches Interesse an ihren Äußerungen vorliege:

[…] Recognizing this public interest, courts have long held that public officials do not receive the same treatment for privacy. Further, when public officials use Twitter to amplify their political views, they invite greater scrutiny of their expression. Journalists and civil society utilize tools like Politwoops to understand the views and commitments of the people these politicians represent—and the politician or candidate’s own intents and perspective. In this case, the citizen’s right to freedom of expression —which includes access to information— outweighs the official’s right to a retroactive edit.

Mehr als 40 zivilgesellschaftliche Verbände riefen dazu auf, Twitter durch eine Online-Petition zum Handeln zu bewegen. Sie forderten unter anderem klare Regelungen der Twitter-Entwickler-Policy, um Schnittstellen für Projekte zuzulassen, die dem öffentlichen Interesse dienen und sich Transparenzprinzipien verschreiben.

Netzpolitik.org unterstützte die deutschsprachige Version des Projekts zusammen mit der Open State Foundation und hatte so 2013 das netzpolitische Interesse von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück dokumentiert.

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