Als Raphael in der Kobaltmine nahe Kolwezi zu arbeiten begann, war er zwölf Jahre alt. Wie die meisten Kinder aus seinem Dorf im Süden der Demokratischen Republik Kongo (DRK) brauchte er das Geld. Im Alter von 15 Jahren war Raphael stark genug, um tiefere Tunnel zu graben und tief unter der Erde in der Mine zu arbeiten. Zwei Jahre später, am 16. April 2018, starb er. Der Tunnel, in dem er arbeitete, war eingestürzt, so erzählt es seine Tante Bisette später dem Guardian. 63 Menschen wurden lebendig begraben. Keiner überlebte den Einsturz.
Es war nicht das erste Mal, dass Arbeiter beim Abbau von Kobalt starben, einem Rohstoff, der für das Funktionieren moderner Technologien unverzichtbar geworden ist. Tatsächlich warnen Menschenrechtsaktivisten seit Jahren vor den schrecklichen Arbeitsbedingungen und dem Einsatz von Kinderarbeit in den Kobaltminen des zentralafrikanischen Landes. Doch dieses Mal war es anders. Bisette, die Raphael seit dem Tod seiner Eltern aufgezogen hatte, beschloss, sich zu wehren. Die Menschenrechtsorganisation International Rights Advocates reichte Klage ein, in ihrem Namen und in dem von 13 weiteren Familien, deren Kinder bei Unfällen in kongolesischen Minen ums Leben kamen oder dort lebensverändernde Verletzungen erlitten.
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Diese Klage war anders als alle anderen. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde sie nicht in der Demokratischen Republik Kongo eingereicht, sondern in Washington DC, um US-Tech-Unternehmen vor Gericht zu bringen, weil sie Geschäftspartner in ihrer Lieferkette haben, die mutmaßlich für den Tod von Tausenden von Bergleuten verantwortlich sind. In der Sammelklage werden Google, Apple, Microsoft, Dell und Tesla beschuldigt, Beihilfe zum Tod und zur schweren Verletzung von Kindern geleistet zu haben, die in Kobaltminen arbeiten. Sie geht davon aus, dass die Beklagten „spezifische Kenntnisse“ darüber hatten, dass der Abbau von Kobalt mit Kinderarbeit verbunden ist.
Die Kläger forderten Schadensersatz für den Einsatz von Kinderarbeit und Entschädigungen für ungerechtfertigte Bereicherung. Das Verfahren sollte Technologieunternehmen für die in ihrer Lieferkette verborgenen Schrecken zur Rechenschaft ziehen. Es sollte Gerechtigkeit in eine globale Wirtschaftsordnung bringen, die Ressourcen aus Ländern des globalen Südens raubt und mit ihnen den Profit westlicher Unternehmen steigert. Ein Vorhaben, das gescheitert ist.
Das „schwarze Gold“ des Kongo
Kobalt ist ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung wiederaufladbarer Lithium-Ionen-Batterien, die für den Betrieb elektronischer Geräte benötigt werden. Seine Bedeutung für die materielle Basis der heutigen Informationsgesellschaft ist extrem hoch. Ohne Kobalt keine Lithium-Ionen-Batterien. Ohne Lithium-Ionen-Batterien keine Smartphones oder Laptops. [Korektur: In dieser Aufzählung standen ursprünglich auch Elektroautos. Allerdings gibt es hier mit Lithium-Eisenphosphat-Akkus inzwischen eine Alternative, die nach Herstellerangaben immer häufiger eingesetzt wird. Wir danken unseren Leser:innen für den Hinweis!]
In den letzten zehn Jahren hat sich die weltweite Nachfrage nach dieser Ressource verdreifacht und wird sich bis 2035 voraussichtlich verdoppeln. Für das Jahr 2021 wurde das Volumen des weltweiten Kobaltmarktes auf satte 8,572 Milliarden Dollar geschätzt. Mit der weltweiten Umstellung auf eine grünere Wirtschaft und dem zunehmenden Einsatz von Elektrofahrzeugen dürfte die Nachfrage noch stärker steigen.
Die Demokratische Republik Kongo verfügt über mehr als die Hälfte der weltweiten Kobaltvorkommen und beherbergt über 70 Prozent der weltweiten Kobaltförderung. Obwohl die DRK der größte Lieferant des „schwarzen Goldes“ ist, wie es genannt wird, gehört sie zu den ärmsten Ländern der Welt. Nach Schätzungen der Weltbank aus dem Jahr 2018 leben 73 % der kongolesischen Bevölkerung, also 60 Millionen Menschen, unterhalb der Armutsgrenze der Weltbank von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag. Ein Einwohner von sechs lebt sogar in extremer Armut.
In der Regel verdient ein Minenarbeiter weniger als zwei Dollar pro Tag. Ihr Neffe Raphael, der unter einer Kobaltmine verschüttet wurde, fing als Minenarbeiter an, weil sie sich die monatlichen Schulgebühren von sechs Dollar nicht leisten konnten, wie Bisette erzählt. Er war einer von 255.000 Menschen, die in den Kobaltminen im Kongo arbeiten. Nach Angaben des Internationalen Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) sind 40.000 von ihnen Kinder. Einige Kinderarbeiter sind laut Amnesty International erst sieben Jahre alt.
Diese Arbeiter verrichten die körperliche Arbeit, auf der sogenannte digitale Unternehmen wie Apple, Tesla und Microsoft ihre Imperien errichten. Doch die Milliardengewinne, die die globalen Tech-Giganten jährlich machen, führen nicht zu besseren Arbeitsbedingungen für die Arbeiter in den Minen.
Lebensbedrohliche Arbeitsbedingungen
Die Bergleute im Kongo arbeiten unter extrem gefährlichen und lebensbedrohlichen Arbeitsbedingungen. Teilweise verbringen die Arbeiter bis zu 24 Stunden ohne jegliche Schutzausrüstung in den Tunneln. Die Stollen sind so eng, dass jeweils nur eine Person hindurchpasst, und so klein, dass die Bergleute nicht einmal richtig stehen können. Ständig müssen sie mit einem Einsturz der Tunnel rechnen.
Doch das ist nicht die einzige Gefahr. Hinzu kommt der Mangel an Sauerstoff unter Tage. Manchmal arbeiten die Bergleute in einer Tiefe von bis zu 25 Metern, wobei die nächste Öffnung bis zu 100 Meter entfernt ist. Um zu der Kammer zu gelangen, in der sie mit dem Abbau beginnen, müssen sie extrem tückische Strecken überwinden, die nur schwer hinunter- und hinaufzuklettern sind. Die Temperatur, die an der Oberfläche bereits heiß ist, wird in der Tiefe zu einem Glutofen. In der untersten Kammer fangen die Arbeiter an, mit einer Brechstange Kobalt abzubauen. Aber sie müssen schnell arbeiten und zügig aufsteigen, denn in dieser Tiefe gibt es nur 20 Minuten lang Sauerstoff. Da sie in der kurzen Zeit aber nur eine Handvoll Kobalt sammeln können, steigen die Bergleute mehrmals am Tag in die Minen hinab. Jedes Mal ein Wettlauf auf Leben und Tod.
Als ob dies nicht schon genug wäre, wird der Kobaltabbau im Kongo mit Menschenrechtsverletzungen, einschließlich des sexuellen Missbrauchs von Kindern, in Verbindung gebracht. Der australische Fernsehsender ABC berichtet zum Beispiel über den Fall einer Kinderarbeiterin. Sie war elf Jahre alt, als sie aufgrund von Armut zur Arbeit in einer Mine gezwungen wurde. Im Alter von 15 Jahren hatte sie ein kleines Kind und gerade ihren Mann bei einem Autounfall verloren. Bald darauf begann ihr Chef in der Mine, Sex zu verlangen. Zunächst weigerte sie sich, aber das führte nur dazu, dass ihr Chef ihr die Arbeit erschwerte. Schließlich gab sie nach. „Ich wurde fast jede Woche von meinem Chef sexuell missbraucht“, sagt sie. „Ich konnte den Job nicht aufgeben, weil ich das Geld brauchte, um meine Kinder und meine Eltern zu unterstützen.“
Giftig für Arbeiter, Kinder und Anwohner
Jüngste Studien deuten zudem darauf hin, dass der Kontakt mit giftigen Stoffen in den Minen zu Geburtsfehlern bei den Kindern von Kobaltbergleuten führt. Die schädlichen Auswirkungen der toxischen Verschmutzung in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara sind noch nicht ausreichend untersucht worden, aber Ärzte und Forscher sehen einen Zusammenhang zwischen Geburtsfehlern und Metallverschmutzung. Der Guardian berichtet, dass eine im April 2020 in The Lancet Planetary Healthy veröffentlichte Studie ergab, dass das Risiko von Geburtsfehlern stark anstieg, wenn ein Elternteil in einer Kupfer- oder Kobaltmine arbeitete.
Die schädlichen Auswirkungen des Bergbaus beschränken sich jedoch nicht nur auf die Bergleute und ihre Kinder, sondern auch auf die Anwohner, die in der Nähe der Minen leben. Eine Studie ergab, dass Anwohner in der Nähe der Minen eine 43-mal höhere Kobaltkonzentration im Urin aufweisen als Nichtanwohner. Human Trafficking Search, eine globale Forschungsdatenbank zum Thema Menschenhandel, berichtet, dass „die Bleikonzentration fünfmal so hoch und die Kadmium- und Urankonzentration viermal so hoch ist“. Die Werte bei Kindern, die in der Nähe der Minen leben, waren sogar noch höher.
All diese Schrecken können die Bergleute nicht davon abhalten, in den Minen zu arbeiten. Manchmal bringen sie sogar ihre Kleinkinder mit. Siddharth Kara, ein Wirtschaftswissenschaftler, der sich mit der Bekämpfung der Sklaverei befasst und auf dessen Forschungen die Klage zurückgeht, erzählt von einem Mädchen namens Elodie. Sie ist 15 Jahre alt und Waise, weil ihre Eltern in den Kobaltminen starben. Sie hat ein zwei Monate altes Kind, das sie eng um ihren Rücken gewickelt trägt, während sie in einer der Kobaltminen arbeitet. Kara sagt, dass das Kind „bei jedem Atemzug tödlichen Mineralstaub einatmet“. Elodie verdient gerade einmal 65 Cent für ihre knochenharte Arbeit.
Kara zufolge sind Geschichten wie die von Elodie oder Raphael in den Kobaltminen des Kongo keine Ausnahmen, sondern die Regel. Die hier erwähnten schrecklichen Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen bildeten den Hintergrund für die Klage der kongolesischen Familien. Obwohl Berichte über Kinderarbeit in den Kobaltminen im Kongo nicht neu sind und die Verbindung zwischen den beklagten Tech-Giganten und dem Kobaltgeschäft mit der Kinderarbeit nicht schwer herzustellen ist, war es das erste Mal, dass westliche Tech-Unternehmen dafür vor Gericht gestellt wurden.
Mehr als ein Echo der kolonialen Praktiken
Den Angaben der Kläger zufolge kaufen Apple, Google, Tesla, Microsoft und Dell Kobalt in Batteriequalität von Umicore, einem in Brüssel ansässigen Metall- und Bergbauhändler, der den Rohstoff von Glencore bezieht. Diesem britischen Bergbauunternehmen gehören die Minen, in denen Raphael in den einstürzenden Tunneln starb, berichtet der Guardian. Apple, Dell und Microsoft haben zudem Kobalt von Zhejiang Huayou Cobalt gekauft, einem großen chinesischen Kobaltunternehmen, das offenbar ebenfalls Minen besitzt, in denen Kinderarbeit eingesetzt wird.
Schon lange vor der Einreichung der Klage gab es Berichte über Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen in den kongolesischen Kobaltminen. Die Beklagten haben jedoch größtenteils behauptet, dass sie keine Kenntnis von Berichten über den Einsatz von Kinderarbeit für den Abbau im Kongo hatten. Dell zum Beispiel behauptete: „Wir haben niemals wissentlich Unternehmen beauftragt, die irgendeine Form von unfreiwilliger Arbeit, betrügerischen Rekrutierungspraktiken oder Kinderarbeit einsetzen“. Google seinerseits behauptete: „Kinderarbeit und -gefährdung sind inakzeptabel und unser Verhaltenskodex für Zulieferer verbietet diese Aktivitäten strikt.“
Wenn man sich die Klage ansieht, wird deutlich, dass es sich hierbei um mehr als nur ein Echo der kolonialen Praktiken handelt, fremde Rohstoffvorkommen und Arbeitskräfte auszubeuten. Ressourcen wie Kobalt werden im globalen Süden abgebaut und in die kapitalistischen Zentren im globalen Norden exportiert, wo sie zu Fertigprodukten verarbeitet werden. Die Endprodukte sind am Ende so teuer, dass die Menschen aus den Ländern, in denen diese Rohstoffe gewonnen werden, sie sich niemals leisten.
Jahrhundertelang war die ausländische Eigentümerschaft an den Minen und natürlichen Ressourcen unter Ausschluss der lokalen Bevölkerung ein zentrales Element von Kolonialherrschaft. Ein solches System führte zur Schaffung kolonialer Abhängigkeiten und Armut, die die Kolonisatoren ausnutzten, um Einheimische in Sklaverei oder sklavenähnliche Arbeitsbedingungen zu zwingen. Heute sind es ausländische Unternehmen, die die Kobalt-Minen im Kongo besitzen. Sie nutzen die extreme Armut aus, um Menschen zu zwingen, unter extrem gefährlichen Bedingungen zu Sklavenlöhnen zu arbeiten.
Und schließlich haben die Kolonialherren unermesslichen Reichtum für ihre Imperien geschaffen, während sie die lokale Wirtschaft ausbeuteten und ausplünderten, ohne jemals zur Rechenschaft gezogen zu werden. Das hat sich offenbar nie geändert.
„Reine Spekulation, kein nachweisbarer Schaden“
So klar der Zusammenhang zwischen den Tech-Unternehmen und der Kinderarbeit für die Angeklagten auch war – US-Bezirksrichter Carl J. Nichols sah ihn nicht. Im November 2021 wies er die Klage gegen Apple, Tesla und Co. mit der Begründung ab, es bestehe kein hinreichend starker kausaler Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Unternehmen und den Verletzungen der Bergleute. „Die einzige wirkliche Verbindung“, so Richter Nichols, „besteht darin, dass die Unternehmen veredeltes Kobalt kaufen“.
Der Richter bezeichnete den Tod der Kinderarbeiter als „tragisches Ereignis“ und sprach nicht nur den kongolesischen Familien das Recht ab, vor einem US-Gericht zu klagen, sondern auch die US-Unternehmen von jeglicher Verantwortung frei. „Es mag wahr sein, dass, wenn zum Beispiel Apple die Herstellung von Produkten, die Kobalt verwenden, eingestellt hätte, es weniger Kobalt von Umicore gekauft hätte, das wiederum weniger von Glencore gekauft hätte, das wiederum weniger von CMKK gekauft hätte, das wiederum Ismail angewiesen haben könnte, kein Kobalt mehr von Kinderschürfern zu kaufen, was dazu geführt hätte haben können, dass einige der Kläger nicht im Bergbau tätig waren, als sich ihre Verletzungen ereigneten“, sagte der Richter. „Aber diese lange Kette von Eventualitäten, in all ihrem Auf und Ab, ist reine Spekulation und kein nachweisbarer Schaden.“
Für alle, die gehofft hatten, dass dieser Fall dem globalen Wirtschaftssystem und den Familien der Verstorbenen etwas Gerechtigkeit bringen würde, endete der Prozess in einer Tragödie. Nach allem, was wir wissen, sind die Arbeitsbedingungen immer noch dieselben. Kinder sterben beim Abbau des Kobalts für unsere Geräte. Für Raphaels Tante Bisette und die anderen Familien bleibt nur ein schwacher Trost. „Es war das erste Mal“, so Siddharth Kara, „dass die Stimmen der Kinder, die in den dunklen Schattenseiten einer der wertvollsten Lieferketten der Welt leiden, vor Gericht gehört wurden.“.
Digitaler Kolonialismus
Dieser Artikel ist Teil einer Reihe über digitalen Kolonialismus. Wir werden verschiedene Themen behandeln, die mit der Dominanz einer Handvoll mächtiger Länder und großer Technologieunternehmen im digitalen Raum des globalen Südens zusammenhängen. In den letzten Jahren haben Wissenschaftlerinnen und Aktivisten zunehmend darüber geschrieben, wie diese Handvoll Firmen digitale Technologien nutzen, um eine sozio-politische und wirtschaftliche Vorherrschaft zu erlangen, die die Souveränität und die lokale Regierungsführung in den Ländern des globalen Südens untergräbt.
Einige Wissenschaftler bezeichnen dieses Phänomen als digitalen Kolonialismus. Sie argumentieren, dass sich zwar die Art und Weise, das Ausmaß und die Kontexte geändert haben mögen, doch die dem Kolonialismus zugrunde liegende Funktion des Aufbaus von Imperien, der Wertschöpfung und der Ausbeutung von Arbeitskräften ist dieselbe geblieben. Weitere Artikel der Reihe:
Die umgangssprachliche Verwendung des Namens „Kongo“ führt immer wieder zu Missverständnissen, da es zwei Länder gibt:
1. die Republik Kongo (Kongo-Brazzaville), ehemalige französische Kolonie
2. die Demokratische Republik Kongo (Kongo-Kinshasa), ehemalige belgische Kolonie
Bezüglich der Coltan-Problematik handelt es sich um das Land Kongo-Kinshasa, die man besser mit Undemokratische Republik Kongo bezeichnen sollte, weil dies den Fakten näher kommt.
Kobalt bezeichnet das Element Cobalt (Co). https://de.wikipedia.org/wiki/Cobalt
Coltan (auch Koltan) ist ein Niob-Tantal-Erz. https://de.wikipedia.org/wiki/Coltan
Tantal wird zur Herstellung der in nahezu jedem elektronischen Gerät verwendeten Tantal-Elektrolytkondensatoren benötigt.
Das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt, ohne das bisher gehandelt wurde.
Das was mich dabei wesentlich mehr ärgert ist – das wir diese Geräte voll funktionsfähig schlicht in den Müll werfen, weil es keine Software mehr gibt, keine Updates, etc….
Das ist dann zynisch, wenn die Menschen nicht nur unter elendigsten Bedingungen arbeiten, sondern ihnen damit auch noch vermittelt wird, das das was sie machen für uns ohnedies nur Dreck ist.
So nebenbei ohne der wegschmeiß-Philosophie wäre das Problem sehr sicher nicht derart eklatant, Wenn die Geräte länger arbeite müsste weniger Produziert werden, weniger Produktion weniger Rohstoffe.
Und das Betrifft mich auch ganz Persönliche alte Programme die ich entwickelt habe, und dann auf neuen Geräten nicht mehr oder nur mehr sehr bedingt kompatibel sind, dahinter Steckt oft genug sehr viel Arbeit.
Es geht somit nicht nur um die Bergarbeiter in Afrika sondern auch um Menschen mitten in Europa, sie haben zwar bei wertem bessere Besinnung, gemeinsam ist beiden dennoch eines, beide Produzieren letztendlich für den Müll.
Ich hätte ja noch eine gewisses Verständnis dafür wenn das eine Mehrwert hätte, das Gegenteil ist der Fall, zum Teil kann gleiche (ähnliche) Software heute weit weniger als noch vor 10 Jahren, benötigt dafür allerdings 10 mal so viel Speyrischer und Rechenzeit…
Das alles müsste nicht sein, würde die Politik einmal das Hirn einschalten!
Und?
Es ist so von der Politik eines jeden Landes gewollt, das Ausbeutung groß geschrieben wird.
Egal wenn man wählt, gemacht wird, was die Lobby sagt.
Ich habe es versucht, war auf Demos, habe „gute Parteien gewählt“ und am Ende machen alle das gleiche, das was die Lobby sagt.
An sich finde ich es richtig und wichtig das Thema Kobalt anzusprechen und Awareness zu schaffen.
Dabei sollte man aber korrekt recherchieren und nicht unsachlich werden oder die Realität vereinfachen.
„Weder Smartphones noch Elektroautos würden ohne Kobalt funktionieren.“
„Ohne Kobalt keine Lithium-Ionen-Batterien. Ohne Lithium-Ionen-Batterien keine Smartphones, Laptops oder Elektroautos. “
Diese pauschale Aussage ist de facto falsch.
Zwar gibt es viele Elektroautos die auf Lithium-Ionen-Batterien setzen, jedoch sind am Markt bereits kobaltfreie Alternativen verfügbar und haben schon einen beträchlichen Marktanteil.
https://www.golem.de/news/ohne-kobalt-und-nickel-fast-jeder-zweite-tesla-kommt-schon-mit-lfp-akku-2204-164801.html
„Der US-Autohersteller Tesla setzt inzwischen in großem Stil Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP) in seiner Produktion ein. Fast die Hälfte der im ersten Quartal produzierten Tesla-Fahrzeuge sei mit LFP-Batterien ausgestattet, die kein Nickel oder Kobalt enthielten, teilte das Unternehmen in seinem Quartalsbericht mit.“
Moin und danke für den Hinweis! Ich habe diesen Fehler beim Redigat in den Text geschrieben und nun eine Korrektur vorgenommen.
Einordnung/Ergänzung:
Zwar befinden sich fast alle Kobaltminen in Kongo, der größte Teil des weltweit produzierten Kobalts kommt aber gar nicht aus Kobaltminen, sondern als Nebenprodukt aus Nickel- und Kupferminen.
Laut dieser Studie vom Helmholtz-Institut in Ulm kommt nur 15% des Kobalts aus Kobaltminen: https://www.nature.com/articles/natrevmats201813
Korrektur:
„Ohne Kobalt keine Lithium-Ionen-Batterien. Ohne Lithium-Ionen-Batterien keine Smartphones, Laptops oder Elektroautos.“
Diese Aussage ist falsch. Es gibt mehrere marktübliche Typen von Lithium-Ionen-Batterien, die kein Kobalt enthalten. Einer dieser Typen ist die Batterie mit Lithium-Eisenphosphat-Kathode (LFP), die eine enorme Bedeutung in der Elektroautoproduktion hat. Ich erwarte, dass der Marktanteil von LFP in Neuwagen in den nächsten Jahren auf ca. 50% steigen wird. Aktuell wird LFP hauptsächlich von chinesischen Herstellern und von Tesla (hier nicht in allen Modellen) eingesetzt.
LFP ist auch die Speichertechnologie, die aktuell in über 90% aller (Photovoltaik-)Heimspeicher eingesetzt wird.
Korrekt ist die Aussage im Bezug auf Smartphones und Laptops. Deren Batterien enthalten anteilsmäßig besonders viel Kobalt und kobaltfreie Modelle sind mir nicht bekannt.
Moin und danke für den Hinweis! Ich habe diesen Fehler beim Redigat in den Text geschrieben und nun eine Korrektur vorgenommen.
Ein immer wieder erstaunlich gut funktionierender Trick zur Verschleierung von Verantwortung ist das Relativieren.
Was hilft der Menschheit die Aussage, dass fast 50% der von Tesla ausgelieferten Fahrzeuge inzwischen kobaltfreie LFP-Batterien haben?
Oder dass nur 15% des Kobalts aus Kobaltminen stammt.
Ein Technokrat mag sich da vielleicht trösten, dass es technisch immerhin schon möglich ist auf Kobalt zu verzichten.
Aber selbst wenn einmal 100% der Fahrzeuge zu 100% kobaltfrei sein werden, ist es zynisch den Zusammenhang zwischen dem technologischen Fortschritt in der erste Welt und der ausbeuterischen Rohstoff-Gewinnung in der dritten Welt zu leugnen, ob in der DRC oder anderswo.
Als Augenzeuge kann ich z.B. bestätigen, dass in Kamituga exakt die geschilderten Verhältnisse auch bei der Gewinnung von Gold herrschen.
Diese immer wieder praktizierte Blindheit zeigt, wie wenig wir als Gesellschaft reif sind für den gegenwärtigen technologischen Wandel!
Glaubwürdig werden die angefochtenen Hightech-Firmen erst, wenn sich die Spanne zwischen ihrem Reichtum und der Armut der ausgebeuteten Menschen nicht mehr vergrößert, sondern auf 0 reduziert und die Umweltzersörung endlich ein Ende findet.
Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Technologischen Fortschritt wie Wandel hätten wir so oder so, uU etwas weniger konsumgetrieben.
Der Fortschritt ist doch aber einfacher, wenn Tech-Konzerne mehr Gewinn haben, um das Geld wieder in neue Technologie zu stecken. Also hat für mich der Konsum schon etwas mit dem rasanten Wandel zutun.
Warum ist der Fortschritt durch Tech-Konzerne einfacher? Und als was?
Prozessortechnik kann man staatlich fördern. Wäre das ganze etwas zukunftsgetriebener. Ansonsten kleistern die die Märkte mit unbrauchbarem Quatsch zu, und was brauchbar ist, wird im Zweifel einfach wieder eingestellt. Innovative Konkurrenz aufgekauft und plattgemacht, oder anderweitig behindert (Lobbyismus).
Die Bilanz ist nicht so einfach mit „Innovation“ oder „Erfindungen“ hinzumalen.
So schlimm und untragbar das ist, dass die Tech-Firmen hier nicht selbst endlich was unternehmen. Es sind auch die Regierungen und Unternehmer der Länder des globalen Südens, die diese Ausbeutung zulassen und ermöglichen. Sie hätten die viel besseren Möglichkeiten, der Ausbeutung ein Ende zu setzen. Bei so wichtigen Rohstoffen könnten sie die Bedingungen setzen und z.B. mal bei der Arbeitssicherheit anfangen…
Tatsächlich haben die grossen Namen der Tech-Firmen schon von Jahren angefangen „etwas“ zu tun, speziell die Lieferketten lückenlos nachzuverfolgen und bestimmte Lieferanten / Produzenten auszuschließen.
Allerdings gibt’s auch graue Märkte für Rohstoffe und die Billighersteller (No-name) und speziell OEM / Zulieferer sind durch Kostendruck dort die Hauptkunden. Kapitalismus funktioniert eben durch Ausbeutung.
Sind wir nicht Alle, mich eingechlossen, Schuld an dieser Misere/Ausbeutung? Als 1946 geborener kenne ich noch eine Zeit ohne beispielsweise den angeprangerten Kobaldverbrauch. Wir, die Gesellshaft allgemein suggerieren uns doch selbst, dass wir Computer, Smartphon, E-Auto und Co unbedingt brauchen. aber die Welt hat sich auch schon vorher, ohne die moderne Technik gedreht. Und vielleicht langsamer, aber schlechter?
Wesentlich schlechter.
Man führe sich nur die Fortschritte in Medizin, allgemeinem Bildungs- und Informationszugang und generell Wissenschaft vor Augen. Das gilt übrigens auch in der sogenannten 3.Welt.
Wir stuenden mit weniger Konsum und Verschwendung wesentlich besser da, von daher ist quantitativ weniger moderne Technik (global: eine bessere Verteilung der verfuegbaren Resourcen) absolut sinnvoll.
Aber qualitativ hat der technische Fortschritt fuer alle viel verbessert, und stellt eine unverzichtbare Basis fuer weitere Verbesserungen dar. Er darf dafuer halt nicht in die immer schneller immer groessere Privilegierung der bereits Hochprivilegierten fliessen, was zZt aber leider das offizielle Modell der „westlichen Welt“ ist.