Was vom Tage übrig blieb: USA, OECD, TASS und KCNA – hahaha!

Adobe klemmt Kunden in Venezuela ab, die OECD will Ernst machen mit einer Digitalsteuer, Google trainiert seine Gesichtserkennung ungefragt mit Daten von Obdachlosen, und Russland will gemeinsam mit Nordkorea gegen Desinformation und „Fake News“ vorgehen. Die besten Reste des Tages.

Fernsehturm Berlin
Der Tränen lachende Berliner Himmel (Symbolbild)

Adobe cancels all user accounts in Venezuela to comply with Trump order (Ars Technica)
Die autoritäre Regierung von Venezuela soll nun offenbar durch schlechtes Grafikdesign in die Knie gezwungen werden: Die Softwareschmiede Adobe, Hersteller von Photoshop und InDesign, sperrt die Konten ihrer Kund:innen in Venezuela. Die Firma reagiert nach eigenen Angaben auf Sanktionen der US-Regierung gegen das Regime von Nicolas Maduro. Der Artikel von Ars Technica zitiert aber Zweifel an dem Schritt von Adobe, denn die Sanktionen zielen eigentlich nur auf die venezolanische Regierung ab, nicht aber auf Firmen und Privatpersonen. Der Fall wirft, wie bereits Googles Android-Sperre für Huawei, die Frage auf, inwiefern US-Konzerne zum verlängerten Arm der Washingtoner Außenpolitik werden können.

OECD leading multilateral efforts to address tax challenges from digitalisation of the economy (OECD)
Die Organisation für Wirtschaft und Zusammenarbeit, ein Klub der Industriestaaten, hat einen Vorschlag für eine gemeinsame Digitalsteuer vorgelegt. Die Steuer soll durchsetzen, dass Einnahmen aus digitalen Gütern und Dienstleistungen nicht nur am Steuersitz von Konzernen besteuert werden können, sondern auch in den Ländern, in denen die Wertschöpfung entsteht. Das würde Firmen wie Google, Facebook und Amazon treffen, aber auch Steueroasen wie Irland. Bemühungen um eine ähnliche Steuer im EU-Rahmen lagen zuletzt auf Eis, allerdings hat die neue EU-Kommission unter Ursula von der Leyen angekündigt, einen neuen Vorschlag vorzulegen, sollte es zu keiner Einigung innerhalb der OECD kommen.

North Korea’s KCNA, Russian TASS news agency hope to fight ‚fake news‘ (BBC Monitoring)
Die russische Staatsnachrichtenagentur TASS und das Sprachrohr der nordkoreanischen Regierung, die Agentur KCNA, haben eine Vereinbarung zur gemeinsamen Bekämpfung von Desinformation und „Fake News“ geschlossen. Die Agenturen wollen Material austauschen und „Journalisten unterstützen“. Näheres wurde nicht bekannt. Das Ganze klingt irgendwie nach einem Trollen der etwas hilflosen Bemühungen westlicher Staaten, die Verbreitung von Desinformation in sozialen Netzwerken zu bekämpfen.

Atlanta Asks Google Whether It Targeted Black Homeless People (New York Times)
Das hier ist schon aus der vergangenen Woche, aber zu schön, um es nicht aufzugreifen: In einem Paradebeispiel von „Gut gemeint, schlimm gemacht“ hat ein Subunternehmen von Google die Gesichter von Obdachlosen in Atlanta ohne deren Wissen gescannt, um damit die Gesichtserkennung für das neueste Google-Phone zu trainieren. Die Idee, als Trainingsdaten nicht nur die Gesichter weißer Männer zu verwenden, ist sicher gut. Die Lösung, dazu die Gesichter der sozial Schutzlosesten ohne deren Zustimmung abzugreifen: eher nicht. Google soll von all dem nichts gewusst haben. Der Fall zeigt aber: So lange keine eindeutige Gesetzgebung diese Biometriedaten-Sammelei unter saftige Strafe stellt, werden findige Unternehmen weiter auf genau solche Spitzenideen kommen.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

0 Ergänzungen

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.