Was vom Tage übrig blieb: Spitzel-Apps, Parkplatzbüros und Putins Netz

Human Rights Watch beleuchtet chinesische Behördensoftware zur Überwachung von Uiguren, Mark Zuckerberg leistet Abbitte, Verbraucherschützer:innen warnen vor algorithmischer Diskriminierung und ein Programmierer in San Francisco holt sich den urbanen Raum, der ihm zusteht. Die besten Reste des Tages.

Berlin, Frühling 2019 (Symbolbild)

How Mass Surveillance Works in Xinjiang, China (Human Rights Watch)
Die NGO Human Rights Watch hat mit „Reverse-Engineering“-Techniken eine App untersucht, mit der Chinas Behörden Angehörige der muslimischen Minderheit in der Provinz Xinjiang überwachen. Über die App verbreitet der chinesische Staat umfassende Informationen über die Überwachten an seine Sicherheitskräfte. Gespeichert wird etwa, wer regelmäßig in die Moschee geht, ob ein Haushalt ungewöhnlich viel Strom verbraucht – oder ob jemand aufgehört hat, sein Smartphone zu benutzen. Die NGO fordert als Reaktion auf die Massenüberwachung in Xinjiang internationale Sanktionen gegen die Provinzbehörden.

The growing threat to Mark Zuckerberg’s power (BBC News)
Mark Zuckerberg versuchte es mit entwaffnendem Humor. „Ich weiß, dass wir derzeit nicht gerade den besten Ruf haben, was [unseren Umgang mit] Privatsphäre angeht“, sagte er bei der Entwicklerkonferenz F8. US-Behörden sehen das ähnlich. So könnte die Federal Trade Commission dem Unternehmen wegen Datenschutzverstößen nicht bloß eine Milliardenstrafe aufbrummen. Die Behörde verhandelt mit dem Konzern laut einem Bericht von Politico auch darüber, als Teil einer Einigung einen Datenschutzbeauftragten in die Konzernführung zu bestellen. Der Schritt könnte beitragen, die bisher uneingeschränkte Verfügungsgewalt Zuckerbergs über seinen Konzern deutlich zu schmälern, berichtet die BBC.

Wer haftet für die Fehler? (Die Zeit)
Immer öfter berechnen Algorithmen die Konditionen, zu denen eine Kundin einen Kredit oder eine Versicherung bekommt. Deswegen fordern Verbraucherverbände mehr Schutz für Kund:innen, berichtet Zeit Online. Denn oft sind maschinell getroffene Entscheidungen schwer nachvollziehbar und beziehen diskriminierende Kriterien wie Hautfarbe oder soziale Herkunft in ihre Entscheidung mit ein.

Oregon became a testing ground for Amazon’s facial-recognition policing. But what if Rekognition gets it wrong? (Washington Post)
Lokale Polizeibehörden in den USA setzen immer öfter auf Videoüberwachung mit Gesichtserkennung, insbesondere auf das „Rekognition“-Tool des Marktführers Amazon. In einem sorgfältig recherchierten Stück geht Drew Harwell der Frage nach, wie die Technik, die seit rund 18 Monaten getestet wird, den Alltag von Überwachern und Überwachten verändert hat.

Russian lawmakers have adopted the final version of new ‘Internet isolation’ legislation. Here’s how it’s supposed to work. (Meduza)
Gestern hat Russlands Präsident Vladimir Putin seine Unterschrift unter das „RuNet“-Gesetz gesetzt, in Kraft treten wird es im Herbst. Es gibt Behörden weitreichende Mittel in die Hand, etwa, um das digitale Russland komplett vom Rest der Welt zu trennen (oder umgekehrt). Das Exil-Nachrichtenportal Meduza beleuchtet Details des Gesetzes, Andrei Soldatov im Magazin Foreign Affairs die Hintergründe (Soft Paywall).

The newest hot coworking space costs just $2.25 an hour, because it is a parking spot (Fast Company)
In der Tech-Metropole San Francisco ist das Anmieten von Arbeitsplätzen bizarr teuer geworden. Die Gegenmaßnahme eines frustrierten Software-Entwicklers lautet, öffentlichen Raum in Beschlag zu nehmen. Recht so!

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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