Was vom Tage übrig blieb: Spam-Hackback, Assange-Throwback und Terror-Tackle

Die neuseeländische Ministerpräsidentin will eine Allianz gegen Extremismus im Netz ausrufen, Bayern scannt eventuell Kennzeichen auf Vorrat und Schweden will ganz definitiv das Verfahren gegen Julian Assange wieder aufnehmen. Die besten Reste des Tages.

Ein Sonnenstrahl hier, ein Wölkchen da, ups, es regnet, aber gleich nicht mehr.

Kfz-Kennzeichen-Scanning: Bayern und Brandenburg speichern Fahrer auf Vorrat (heise online)
Die Piratenpartei berichtet von ihr zugespielten Informationen, nach denen die bayerische Polizei Daten über Autofahrer:innen anlasslos erhoben und auf Vorrat gespeichert haben soll. Eigentlich ist ein solches Vorgehen nur in Ausnahmefällen erlaubt, da es gegen das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung verstößt. Zudem hatten die Behörden eigentlich zugesagt, keine Kennzeichen auf Vorrat zu speichern.

Das Amt und meine Daten (Die Zeit)
Was die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung betrifft, ist Estland das große Vorbild. Denn in unseren Breitengraden ist es noch weit hin bis zu einer reibungslos funktionierenden digitalen Verwaltung. Eine Reportage der Zeit zeigt, wie sich Österreich an der Digitalisierung der Verwaltung versucht und dabei immer neue Probleme auftauchen: Diskriminierung, Datenschutzprobleme und Lücken in der Software.

Google Thought My Phone Number Was Facebook’s and It Ruined My Life (Motherboard / Vice)
Pech für Tech-Reporter Lorenzo Franceschi-Bicchierai. Weil er einen kritischen Beitrag über Facebooks Umgang mit den Telefonnummern seiner Nutzer*innen veröffentlicht hat, tauchte seine Telefonnummer auf, wenn Menschen auf Google nach „Facebook phone number“ suchten (was laut Google einige zehntausend Mal im Monat der Fall ist). Facebook selbst hat bekanntermaßen keine Kundenhotline. Stattdessen landeten wütende und planlose Nutzer*innen bei Franceschi-Bicchierai. Google hat das Problem inzwischen behoben. Zeigt aber mal wieder: Mit Intelligenz haben solche Algorithmen wenig zu tun.

Schweden nimmt Untersuchungen gegen Assange wieder auf (FAZ)
Die schwedische Staatsanwaltschaft hat angekündigt, die Ermittlungen gegen Julian Assange wegen Vergewaltigung wieder aufzunehmen. Assange war vor sieben Jahren wegen eben dieser Ermittlungen in die ecuadorianische Botschaft geflüchtet, weil er fürchtete, via Schweden an die USA ausgeliefert zu werden. Eine schwedische Frau hatte ihm vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben. Er bestreitet das und sagt, der Sex war einvernehmlich. Vor Gericht konnte das nie geklärt werden, da Assange sich entzog. Die Ermittlungen wurden 2017 eingestellt. Die Anwältin der betroffenen Frauen hat jetzt um die Wiederaufnahme gebeten.

Christchurch Call: details emerge of Ardern’s plan to tackle online extremism (Guardian)
Online-Dienste müssten mehr gegen terroristische und extremistische Inhalte auf ihren Plattformen unternehmen, fordert die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern und der französische Präsidenten Emmanuel Macron. Die beiden wollen am Mittwoch eine „Christchurch Call“ genannte Erklärung vorstellen. Mehrere Länder sowie Anbieter haben ihre Zustimmung signalisiert. Laut Guardian bleibt es vorerst bei einem Aufruf zu freiwilliger Selbstregulierung: So mögen die Anbieter etwa ihre Algorithmen re-evaluieren, die Nutzer zu womöglich extremistischem Material lenken. Welche Inhalte damit aber genau gemeint sind, soll die Erklärung den unterzeichnenden Ländern und Plattformen überlassen.

Facebook auto-generates videos celebrating extremist images (Associated Press)
Hier ein Beispiel, wo Plattformen im Kampf gegen terroristische Inhalte ansetzen könnten: Facebook etwa erstellt laut einer AP-Recherche automatisiert Werbe-Videos für Terrorgruppen wie ISIS oder generiert für sie Business-Fanpages, was Extremisten beim Vernetzen hilft. Facebook ist wirklich … beeindruckend.

Ein Spam-Opfer hackt zurück (c’t)
Woher kommen eigentlich diese ganzen skurrilen Nachrichten und Angebote, die den Spam-Ordner überquellen lassen? Ein anonymer Hacker hat sich auf die Suche nach dem Absender begeben und für die c’t seine (halb-legale) Schnitzeljagd dokumentiert.

Eine sehr freie Interpretation eines NYT-Artikels (@raeuberhose)
Auf Twitter nimmt die Journalistin Karolin Schwarz Artikel von Spiegel Online, T-Online und watson.de auseinander, denen zufolge Russland Antifa-Gruppen in Deutschland unterstützen soll. Tatsächlich beruht die Berichterstattung auf einem Artikel in der New York Times, die sich wiederum nur auf einen einzigen Experten beruft. Dessen Schlussfolgerung, die Gruppen seien russische Agenten, stützt sich offenbar im Wesentlichen auf die Tatsache, dass sie Anonymisierungsdienste nutzten, die auch von „russischen Hackern“ eingesetzt wurden.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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