Was vom Tage übrig blieb: Pflockchain, Nullnummern und Fake-News-Überschätzung

Innen-Staatssekretär Krings fordert das Ende des Darknets, Zero Rating richtet Schaden an und Desinformation in sozialen Medien wird vielleicht überschätzt. Zudem schönt die Polizei Statistiken, Blockchain ist immer noch fragwürdig UND GEHACKTE SEXROBOTER WERDEN UNS ALLE TÖTEN. Die interessantesten Reste des Tages.

Nähert sich die Himmelsfarbe an unser Corporate-Identity-Blau™ an oder umgekehrt? Der Himmel war für eine Stellungnahme kurzfristig nicht erreichbar, es bleibt also unklar. Aber schön.

Innenministerium fordert schnellere Gerichtsverfahren (Tagesspiegel)
Hinter der unschuldig klingenden Überschrift versteckt sich einiges: Auf dem Europäischen Polizeikongress in Berlin hat der Innen-Staatssekretär Günther Krings (CDU) erklärt, dass es „in einer freien, offenen Demokratie“ seiner „Meinung nach keinen legitimen Nutzen“ für das „Darknet“ gebe: „Wer das Darknet nutzt, führt in der Regel nichts Gutes im Schilde. Diese einfache Erkenntnis sollte sich auch in unserer Rechtsordnung widerspiegeln.“ Wir hätten ihm ja dort gerne persönlich erklärt, dass wir als Journalisten alleine aus Quellenschutz-Gründen auf die Nutzung von Darknet-Technologien angewiesen sind, auch weil wir bereits kleine Probleme mit Sicherheitsbehörden hatten. Aber leider wurde uns keine Presse-Akkreditierung für den Polizeikongress gewährt, deswegen können wir hier nur über Bande antworten.

How ‚Zero-Rating‘ Offers Threaten Net-Neutrality In The Developing World (Forbes)
Zero-Rating-Angebote wie (bei uns StreamOn der Deutschen Telekom) Free Basics von Facebook richten vor allem in Ländern des globalen Südens noch mehr Schaden an als bei uns und zementieren Monopole. Darüber haben wir bereits vor zwei Jahren berichtet: Was Populismus und Zero-Rating gemeinsam haben: Zur Rolle Deutschlands in der Welt.

„Wir überschätzen Desinformation in sozialen Medien maßlos“ (SpOn)
Patrick Beuth hat für Spiegel-Online Thomas Rid über Geheimdienst-Operationen interviewt. Das ist im historischen Aufriss interessant. Rid findet, „dass wir Desinformation in sozialen Medien maßlos überschätzen. Gerade im Vergleich zu anderen Ansätzen wie dem Hacken von Politikern und der Veröffentlichung ihrer Daten und Dokumente, dem Hacken von Wahlinfrastruktur oder der Finanzierung von rechtsextremen Parteien.“

Pinkelpause als Polizeieinsatz (Taz)
Um die Aktionen zum Erhalt des Hambacher Forstes irgendwie als gewaltbereit darzustellen, hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) polizeiliche Statistiken geschönt. Das bietet ein schönes Beispiel für staatliche Desinformation (die eben nicht nur aus Russland kommt). Leider haben viele Medien die hohen Zahlen unkritisch übernommen und das Framing des Innenministeriums weiter verbreitet. Doch die Taz hat sich mal die Tabellen genauer angeschaut und festgestellt, dass von der These der gewaltbereiten Aktivisten kaum was übrig bleibt, wenn man die Zahlen mal genauer untersucht.

Die Blockchain-Revolution (3sat)
Bei 3sat gibt es eine neue Dokumentation über Blockchain-Technologien. Diese werden vor allem positiv dargestellt, aber in den meisten Fällen muss noch bewiesen werden, ob eine Blockchain gegenüber anderen Technologien tatsächlich so überlegen ist, wie die Befürworter hoffen.

HACKED SEX ROBOTS COULD MURDER PEOPLE, SECURITY EXPERT WARNS (Newsweek)
Knallige Überschriften können sie schon schreiben, die von Newsweek.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links & kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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Eine Ergänzung

  1. Die Blockchain ist gerade wegen ihrer Funktionsweise nicht manipulierbar und damit unzensierbar, da ein Block in der Blockchain immer auch den Hash-Wert des vorangegangenen Blocks enthält. Ändert man einen Eintrag in der Blockchain, werden alle nachfolgenden Blöcke ungültig und müssten neu berechnet werden. Da die Blockchain dezentral verteilt ist, müssten 51% oder besser noch mehr aller, die eine Kopie einer Blockchain besitzen, damit einverstanden sein.
    Natürlich gibt es immer auch die Kehrseite einer Medaille. Da auf einer Blockchain gespeicherten Datej dort auch für immer sind, wäre es z.B. sehr problematisch, wenn jemand private Daten eines anderen dort ablegt. Auf einer Blockchain lassen sich alle Arten von Daten speichern.Verschlüsselte wie unverschlüsselte, Transaktionen (z.B. Bitcoin), ganze Programme (z.B. Ethereum, dort heißen diese Smart Contracts), Dokumente, die so wichtig sind, dass sie niemals verloren gehen dürfen, aber dann auch eben Daten, die dort nicht hingehören.
    Als Hash-Algorithmus wird meistens auch SHA256 benutzt, das meines Wissens bisher nicht geknackt wurde.

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