Was vom Tage übrig blieb: Anwaltsbriefe von Facebook, Internet-Blackout und die offene Gesellschaft der KI

„Openbook“ benennt sich nach einem Anwaltsbrief von Facebook in „Openspace“ um, im Sudan gibt es ein Netz-Blackout, die CDU erntet Kritik für Guerilla-PR und Sicherheitsforscher sehen in massiver Datensammlung wenig Vorteile für die KI-Forschung. Die besten Reste des Tages.

Der Himmel über Berlin: Nie gedacht, dass Wim Wenders so langweilige Filme macht. CC-BY 4.0 netzpolitik.org

Openbook gegen Facebook: Wem gehört das Wort «Buch»? (NZZ)
Die Gründer des neuen sozialen Netzwerks haben ihr Projekt von „Openbook“ in „Openspace“ umbenannt, um einer juristische Auseinandersetzung mit Facebook aus dem Weg zu gehen. Das neue Netzwerk soll eine privatsphärefreundliche Alternative zu Facebook sein, allerdings störte schon die angebliche namentliche Ähnlichkeit den Konzern, berichteten die Aktivisten hinter der Neugründung. Der Fall gibt zu denken. Immerhin ist dann selbst die Bibel, unter englischsprachigen Gläubigen auch „The Good Book“ genannt, wohl nicht mehr lange vor Facebooks Rechtsabteilung gefeit.

Internet blackouts: The rise of government-imposed shutdowns (Aljazeera.com)
Im Sudan hat der herrschende Militärrat das Internet seit einer Woche abgeschaltet, aber auch in Äthiopien, Algerien, Venezuela, Liberia und Kasachstan gab es in den letzten Tagen von Regierungen intendierte Internetabschaltungen und -störungen. Aljazeera.com gibt mit dem Artikel einen Überblick zu den Blackouts und ihren Folgen für Politik und Gesellschaft.

Lyrics Site Accuses Google of Lifting Its Content (The Wall Street Journal)
Die lange Geschichte der Vorwürfe gegen Google, die Inhalte anderer zu monetarisieren, ist um ein Kapitel reicher: Die Lyrics-Dienst Genius beschuldigt Google, unerlaubt auf die Liedtexte zurückzugreifen, die er auf seiner Seite zur Verfügung stellt. Viele Menschen nutzen Suchmaschinen, um auf die Liedtexte von Musikstücken zu kommen oder einzelne Songs anhand von Textzeilen zu erkennen. Denen hilft genius.com. Inzwischen bietet allerdings auch Google die Vervollständigung von Liedtexten auf der eigenen Seite an und hat dafür offenbar ohne Lizenzierung die Texte von genius.com genutzt. Um den Digitalkonzern zu überführen, wurden die Texte auf genius.com seit 2016 mit speziellen Apostrophen versehen, eine Art handgemachtes Wasserzeichen.

Marketing-Gag: Wahlplakate verärgern in Lage andere Fraktionen (LZ.de)
Wahlplakate fälschen und verändern ist ein beliebter Sport bei Kommunikationsguerilleras und Adbustern. Wenn Parteien allerdings selbst Plakate ihrer Konkurrenten fälschen, verlassen sie das Spielfeld der Aktionskunst. Und so musste sich die CDU im nordrhein-westfälischen Lage viel Kritik anhören für den Versuch, mit FDP und Grünen-Plakaten Werbung für ihren Bürgermeisterkandidaten zu machen. Geholfen hat es übrigens nichts: Die SPD gewann die Stichwahl.

AI Can Thrive in Open Societies (Foreign Policy)
Erfolgreiche Forschung an künstlicher Intelligenz braucht keine grenzenlose Datensammlung, argumentierten die Sicherheitsforscher Bruce Schneier und James Waldo. Entscheidender sei vielmehr die eigentliche Forschung. China würde durch die flächendeckende Überwachung seiner Bürgerinnen keinen Vorteil in einem von Überwachungs-Befürwortern heraufbeschworenen neuen KI-Wettrüsten bekommen.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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Eine Ergänzung

  1. [Openbook gegen Facebook]
    >Immerhin ist dann selbst die Bibel, unter englischsprachigen Gläubigen
    >auch „The Good Book“ genannt, wohl nicht mehr lange vor Facebooks
    >Rechtsabteilung gefeit.
    Eher nicht, weil die Wirtschaftssektoren von Facebook (Werbung) und Kirche (Spendensammlung) völlig verschiedene sind ;-)

    [Marketing-Gag]
    > Wenn Parteien allerdings selbst Plakate ihrer Konkurrenten
    > fälschen, verlassen sie das Spielfeld der Aktionskunst.
    Als Die PARTEI CDU-ähnliche Plakate klebte, hat es weniger Kritik gegeben. Die Intention war sicher eine etwas andere, das Mittel aber ähnlich.

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