Rheinmetall zeigt Drohnenpanzer mit Kamikazedrohne

In Unterlüß haben 600 KriegsgegnerInnen gegen Rheinmetall demonstriert. Zur gleichen Zeit hat die Firma ein neues Waffensystem präsentiert. Die Kombination aus einer Flug- und Landdrohne soll gegnerische Ziele zukünftig im Schwarm bekämpfen. Ein Firmenchef lobt entsprechende Einsätze als „chirurgischen Angriff mit minimalen Kollateralschäden“.

Bild der Rheinmetall Warmate
Die panzerbrechende „Warmate“ der polnischen WB Group gilt als „herumlungernde Munition“. – Alle Rechte vorbehalten Rheinmetall

Rheinmetall will die moderne Kriegsführung mit unbemannten Landfahrzeugen erweitern. Der deutsche Rüstungskonzern hat einen Drohnenpanzer entwickelt, der kurz vor der Serienproduktion steht und weltweit verkauft werden soll. Der „Mission Master“ ist für die Überwachung, zum Truppentransport oder zur Bergung von Verwundeten hinter feindlichen Linien konzipiert. Für die Unterstützung von Gefechten kann der „Mission Master“ außerdem mit 70-mm-Raketenwerfern der französischen Firma Thales bewaffnet werden.

Der "Mission Master" mit einem Raketenwerfer.
Der „Mission Master“ mit einem Raketenwerfer. - Alle Rechte vorbehalten Rheinmetall

Als sogenanntes „Unmanned Ground Vehicle“ kann der Kampfroboter ferngesteuert, teilautomatisiert oder vollautonom mit einer programmierten Routine betrieben werden. Das System ist mit Elektroantrieb angetrieben, die Einsatzdauer beträgt bis zu acht Stunden. Der 750 Kilogramm schwere „Mission Master“ befördert bis zu 600 Kilogramm, bei geringer Zuladung kann das Fahrzeug angeblich auch schwimmen.

„Herumlungernde Munition“

Auf einer Rüstungsmesse im polnischen Kielce hat Rheinmetall den Drohnenpanzer diese Woche erstmals mit einem Werfer für Flugdrohnen des Typs „Warmate“ präsentiert. Dabei handelt sich um sogenannte „herumlungernde Munition“ (loitering munition), die zunächst über dem gegnerischen Gebiet kreist und Überwachungsbilder liefert. Anschließend wird die Drohne ins Ziel gelenkt, zündet ihre Sprengladung und wird dabei zerstört. Rheinmetall bezeichnet das Waffensystem aus Drohnenpanzer und Kamikazedrohne als „chirurgischen Angriff mit minimalen Kollateralschäden“.

Die panzerbrechende „Warmate“ wird von der polnischen WB Group hergestellt und hat eine Länge von etwa einem Meter, die Flügelspannweite beträgt 140 Zentimeter. Sie gehört damit zur Klasse der Mikrodrohnen. Laut dem Hersteller verfügt die „Warmate“ über eine Reichweite von rund 10 Kilometern und kann bis zu 30 Minuten in der Luft bleiben. Die polnische Armee hat einem Bericht zufolge bereits 1.000 Exemplare bestellt. Exporte sollen auch in die Ukraine und in die Vereinigten Arabischen Emirate erfolgt sein.

Steuerung mit Soldatensystem „Argus“

Die "Warmate" auf einer Militärmesse.
Die „Warmate“ auf einer Militärmesse. - CC-BY-SA 4.0 VoidWanderer

Die WB Group bewirbt die „Warmate“ als vollautonom. Einmal programmierte Angriffe können jedoch abgebrochen oder umgelenkt werden. Zur Sprengladung der Waffe macht der Hersteller keine Angaben. Die Ziele werden mithilfe von Laserbeleuchtung angeflogen. Auch Rheinmetall vertreibt solche Laserzielmarkierer, die auch die Bundeswehr gekauft hat. Mobil werden sie von SoldatInnen am Boden eingesetzt, können aber auch an Flugzeuge oder Drohnen montiert werden.

Angriffe mit der „Warmate“ können auch im Schwarm erfolgen, die Missionen werden dabei von einer Bodenstation koordiniert. Möglich ist auch die Steuerung mithilfe eines portablen Systems, das Rheinmetall als digitales Soldatensystem „Infanterist der Zukunft“ für die NATO unter dem Namen „Argus“ vermarktet.

Kein WABEP für die Bundeswehr

Bis 2011 hatte auch Rheinmetall ein System mit „herumlungernder Munition“ für die Bundeswehr entwickelt. Dieses „Wirkmittel zur abstandsfähigen Bekämpfung von Einzel- und Punktzielen“ (WABEP) besteht aus zwei verschiedenen Flugdrohnen. Das von Rheinmetall entwickelte „Kleinflugzeug Zielortung“ (KZO) übernimmt dabei militärische Aufklärung. Dabei markierte Ziele werden dann mit einer „Harop“ des israelischen Herstellers Israel Aerospace Industries (IAI) zerstört. Im Auftrag der Bundeswehr hatte Rheinmetall „praktische Tests und Flugversuche“ mit dem WABEP durchgeführt, darunter die Konvoibegleitung, das „Ausschalten“ gegnerischer Anlagen und Angriffe auf Fahrzeuge in Bewegung. Laut dem Verteidigungsministerium wurde auch die Bekämpfung von „besonders bedeutsamen Zielen“ geprobt.

Gemäß dem Bundeswehrplan 2009 wollte das Verteidigungsministerium zwei WABEP-Systeme mit jeweils 42 Drohnen plus Bodenstationen beschaffen, die Einsatzbereitschaft war ab 2013 vorgesehen. Am Ende entschied sich die Bundesregierung jedoch gegen das WABEP. Der israelische Rüstungskonzern IAI vertreibt seine „Harop“ hingegen weiterhin. Das Militär in Aserbaidschan bombardiert damit beispielsweise armenische Truppen.

Proteste in Unterlüß

Der "Mission Master" in der Version für den Truppentransport.
Der „Mission Master“ in der Version für den Truppentransport. - Alle Rechte vorbehalten Rheinmetall

Den Drohnenpanzer „Mission Master“ fertigt Rheinmetall in einem Werk in Kanada. Ein Militärmagazin berichtet von Bestellungen aus „Italien und dem Nahen Osten“. Auch die Bundeswehr hat ein Gerät für erste Tests beschafft. Das System basiert auf Technik des kanadischen Roboterherstellers Provectus, den Rheinmetall kürzlich komplett übernommen hat. Davon soll neben der Verteidigungs- auch die Automobilsparte von Rheinmetall profitieren.

Rheinmetall verfügt weltweit über 120 Standorte und meldet wachsende Gewinne. Am Firmensitz im niedersächsischen Unterlüß, wo der Konzern Munition und Militärfahrzeuge produziert, haben antimilitaristische AktivistInnen am Wochenende ein zehntägiges Camp beendet. Zu Gast waren auch ausländische KriegsgegnerInnen, darunter aus Sardinien und Südafrika, wo Rheinmetall Munition unter anderem für Saudi-Arabien produziert. An den mehrtägigen Blockaden beteiligten sich rund 250 Personen, zur bundesweiten Abschlussdemonstration kamen heute rund 600 nach Unterlüß.

8 Ergänzungen

  1. Sehr cool. Ich werde mir dann mal ein paar Aktien dieser Firma kaufen. Das wird bestimmt ein sehr gutes geschäft, das mit den Kampfrobotern. Gute für Deutschland, schafft viele Arbeitsplätze. Die Linken Demonstranten darf man gerne ignorieren, die Gutemenschen sind ja sowieso gegen alles was gut und profitabel ist.

  2. Genau: hochpräzise Steuerung über ein 7 Zoll Tablet :p.
    Ganz genau: plötzlich chirourgische Schläge, die gegenüber hochpräzisen chirourgischen Raketen, hochpräzise chirourgische Drohnen einsetzen.

    Gewinnt jetzt die Fraktion „200 km/h tötet auch“? Oder stapeln die noch KI drauf, so dass es todischer updatelos präzise wird?

    1. Man muss halt das Cappy von den Guten tragen, wenn der Raketenhanserl nur noch das Blickfeld eines Chirourgen während der Operation hat.

  3. Wobei… „Selbstmorddrohnen“ sich schon ein bischen wie „Rakete“ liest :p. Das gemeine ist, dass die so langsam fliegen, dass man noch kurz an was anderes denken kann, bevor die einen total präzise treffen.

    Deswegen ist Tarnung wichtig, da es sonst das Äquivalent dazu ist, ein Reh anzuschießen, um es eine Minute lang verbluten zu lassen. Wie sind da eigentlich die Maßstäbe im Militaria-Wald? Gilt „angeschossen“ erst ab Detonation/Impact? Je präziser das Zeug wird, desto eher kann man sich doch schon vor der Detonation als angeschossen betrachten.

  4. Wie soll man sich das in der Türkei jetzt vorstellen?
    – Milan gegen Leopard II?
    – Landmine gegen Splitterbombe?

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