In der ARTE-Mediathek finden sich wieder interessante TV-Dokumentationen rund um digitale Themen.
Die Dokumentation „Künstliche Intelligenz – schlauer als wir“ besucht Forschungszentren und zeigt anhand von verschiedenen Projekten, in welche Richtungen sich Künstliche Intelligenz entwickelt. Das ist manchmal etwas vereinfacht und populär ausgedrückt (beziehungsweise etwas ungenau). Manchmal hat man das Gefühl, dass die Filmemacher sich von Werbebotschaften haben blenden lassen und etwas unkritisch an die Sache ran gegangen sind. Beispielsweise ist IBM Watson im Gesundheitswesen und bei der Erkennung von Krebstumoren umstrittener, als es die Doku und die dort zu hörenden IBM-Vertreter kommunizieren. Trotzdem bietet die Dokumentation einen interessanten Ein- und Überblick in die Thematik.
Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass von ihr die Rede ist: Wir nennen sie KI, die Künstliche Intelligenz. Intelligente Autos, intelligente Telefone, intelligente Computer und intelligente Überwachungssysteme – sie bestimmen zunehmend unseren Alltag. Der Siegeszug intelligenter Geräte scheint unaufhaltbar. Werden sie bald schlauer sein als wir? Oder uns sogar ersetzen?
Etwas spannender fand ich die Dokumentation „Roboter – Noch Maschine oder schon Mensch?“, vor allem durch die etwas ungewöhnliche Aufmachung. Der Arzt und Fotograf Max Aguilera-Hellweg besucht als Protagonist Forschungszentren für humanoide Roboter und fotografiert sie. Das ist ästhetisch interessant und gibt einen guten Überblick über verschiedene Entwicklungswege und einen Einblick in den Stand der Technik.
Welchen Stellenwert sollen humanoide Roboter in Zukunft einnehmen? Wissenschaftler erforschen, ob sie bei Krankheiten oder Umweltkatastrophen auch sinnvolle Helfer sein könnten. Der amerikanische Arzt und Fotograf Max Aguilera-Hellweg trifft Forscherteams in den USA, Japan und Deutschland, um Antworten auf diese Fragen zu finden.
Wie immer gilt: Die Dokumentationen stehen bis zur Depublizierung online. In der Arte-Mediathek gibt es ein Feature über „Humanoide Roboter“ mit weiteren kürzeren Beiträgen.
Ich fand die Beiträge auf Arte sehr ärgerlich. Ohne vielleicht auch positive Aspekte zu beleuchten fehlte ihnen jede kritische Betrachtung. Weder in den Interview Passagen, noch in den Off-Moderation wurden wesentliche Ansatzpunkte zur Technologie- und Folgenbewertung benannt oder angesprochen.
Im Einzelnen wären das die grundsätzlichen Fragen zu:
Welche sozialen, ökonomischen, ökologischen Probleme können mit der Entwicklung dieser Technologie, in Abwägung zu eventuellen Nachteilen, besser behandelt werden als mit anderen möglichen Verfahren? Kurz, brauchen wir das wirklich? Ist der massive Einsatz das wert?
Wie verändert sich eine Gesellschaft sozial in ihren Entscheidungsstrukturen, wie werden Prozesse positiv oder negativ beeinflusst?
Was bedeutet der Einsatz kulturell. Wie verschieben sich hier Handlungs- und Wahrnehmungsmuster?
Was bedeutet der Einsatz in Bezug auf Verfestigung oder Lockerung von moralischen, phylosophischen, wissenschaftlichen, sozialen Maximen?
Was ist das gesellschaftliche Ideal-Abbild derer, die den Einsatz derartiger Technologien forcieren?
„Künstliche Intelligenz – schlauer als wir“
ist ein einziger Lobgesang, kein einziges Wort der Kritik, keine Erwähnung von Verfehlungen (wie Markus im Artikel schon ansprach bei Watson von IBM Beispielsweise).
Das ist keine Dokumentation, sondern ein Werbefilm!
Der Begriff „künstliche Intelligenz“ ist unseriös, und seine Verwendung in der Regel kein Indiz für Kompetenz. Das gilt leider auch für die etwas oberflächlichen Arte Beiträge. Der Begriff „Intelligenz“ ist zum Einen nicht wissenschaftlich definiert. Zum Anderen liegt der Ursprung des Begriffs in der Psychologie, auf Deutsch „Seelenkunde“. Einfach zu vermeiden ist die aktuell beliebte Verbreitung eines stark irreführenden Mißverständnisses einfach durch Weglassen oder Nutzung von Anführungszeichen, wahlweise künstliche „Intelligenz“, oder „künstliche Intelligenz“. Die Arte Beiträge verwechseln letztlich „Intelligenz“ mit der Anwendung von Mathematik bzw. „Rechnen“. Das ein automatisierter Rechenschieber so etwas wie eine Seele haben soll erscheint mir zumindest absurd.