US-Behörden stören sich an WhatsApp-Verschlüsselung

Während der Streit zwischen dem FBI und Apple weiter schwelt und die US-Regierung dem Unternehmen vorwirft (pdf), gezielt Sicherheitsbehörden aus ihren Geräten auszuschließen, geht es in einer weniger öffentlichen Diskussion derzeit um den Zugang zu Daten des beliebten Instant Messengers WhatsApp. Wie die New York Times am Wochenende berichtete, seien in einem Ermittlungsfall richterlich angeordnete Überwachungsmaßnahmen an der WhatsApp-Verschlüsselung gescheitert.

Über den Fall ist so gut wie nichts bekannt, außer dass es sich nicht um eine Terrorismus-Ermittlung handelt. Das Justizministerium wie auch WhatsApp verweigerten einen Kommentar, über das weitere Vorgehen werde noch beraten – es bleibt vorerst unklar, ob sich die Regierung auf einen Streit vor Gericht einlässt. Wie Peter Eckersley von der Electronic Frontier Foundation (EFF) gegenüber der NY Times angab, warten FBI und Justizministerium jedoch nur auf einen geeigneten Fall, der ihre Forderungen nach Zugang zu verschlüsselten Inhalten angemessen erscheinen lässt. Sollte der Rechtsstreit mit Apple zugunsten des FBI ausgehen, fürchten Expert_innen weitergehende Forderungen der US-Regierung an Unternehmen wie WhatsApp, ihre Software so umzuschreiben, dass die Verschlüsselung bestimmter Nutzer-Accounts deaktiviert werden kann.

Im Winter 2014 hatte WhatsApp Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eingeführt, wodurch im Idealfall nur Empfänger und Sender eine Nachricht im Klartext sehen können – das funktionierte auch, zumindest in der Android-Version. Whatsapp argumentiert demnach, ähnlich wie Apple, dass es keine Daten herausgeben kann, auf die das Unternehmen selbst keinen Zugriff hat. Mit dieser Begründung weigerte sich WhatsApp auch im Dezember in Brasilien, Gesprächsprotokolle an Drogenermittler weiterzugeben. Es folgte eine landesweite Sperrung des Messengers, die erst nach 14 Stunden von einem Gericht aufgehoben wurde. Anfang März nahm die brasilianische Polizei sogar den Facebook-Manager Diego Dzodan fest, weil dieser sich geweigert hatte, Daten an Ermittler zu übergeben.

US-Präsident Barack Obama warnte Unternehmen auf der Veranstaltung South by Southwest (SXSW) in Texas am Freitag, dass ein kompromissloser Kurs am Ende das Gegenteil bewirken könne.

Wenn etwas wirklich schlimmes geschieht, dreht sich die politische Situation, Dinge passieren überstürzt und Sachen gehen durch den Kongress in gefährlicher und undurchdachter Form […]. Die Lösung ist wohl eine so stark wie mögliche Verschlüsselung mit einer maximal sicheren Entschlüsselung, auf die eine kleinstmögliche Zahl von Menschen bei wenigen, wichtigen Anlässen Zugriff hat.

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5 Ergänzungen

  1. Einfach den Messenger wechseln. Wenn ich schon whatsapp lese wird mir schlecht. Vielleicht mal einen anderen nutzen z.b. Threema benutzen. Weil Whatsapp ist facebook!

    1. +1!

      WhatsApp hat 1 Milliarde User weltweit. Daran sieht man die Macht die User diesen Internet-Konzernen bescheren. Ich für meinen Teil vertraue diesen Mega-Konzernen meine Privatsphäre nicht an. Und ich bin nicht bereit Macht und Reichtum dieser Konzerne zu mehren.

  2. Die Behörden wollen wohl kein Geld mehr für ihren Direktzugang ausgeben? Schließlich war es bei Facebook nie ein Problem, sich in die „privaten“ Chats einzuklinken. Sogar beim Verändern von Whatsapp-Chatinhalten zu Auflösung von Occupy-Großdemos war FB immer skrupellos dabei.

  3. So ganz scheint Hilli den Behörden auch nicht zu trauen (Emailgate). Wie ist das, wenn man bei whatsapp mit dem Stift schreibt, wird das auch lokal umgewandelt und verschlüsselt? So oder so, fb kann anhand eines Handschriftschnipsels in Millisekunden den Schreiber identifizieren.

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