Wikileaks verliert wöchentlich 480.000 Euro (Update)

Julian Assange hat der Schweizer Zeitung „24heures“ erklärt, dass das Wikileaks-Projekt momentan seit Veröffentlichung der US-Depeschen pro Woche 480.000 Euro Kosten verursacht. Unklar ist aber, wofür diese große Summe genutzt wird. Gut möglich, dass gleichzeitig das Gerichtsverfahren wegen sexueller Belästigung gegen Julian Assange da einberechnet wird und dann gibt es noch eine teure PR-Agentur, die gerade von Wikileaks beauftragt wurde, um das Image zu verbessern.

Ein bißchen mehr Transparenz würde Wikileaks in dieser Frage gut tun.

Update: Gut möglich, dass die Überschrift „Wikileaks kostet wöchentlich 480.000 Euro“ falsch ist, denn Assange spricht wohl von „Wir verlieren 480.000 Euro / Woche“, was dann nochmal mehr Kosten pro Woche bedeutet, denn einiges an Geld kommt ja rein. Ich hab „kostet“ mal durch „verliert“ ersetzt.

Update: Hier ist das französisch-sprachige Original-Interview.

Hier ist der Link zur Google-Übersetzung.

Kurze Einordnung der Gelder: Wikimedia braucht wohl 200.000 Euro pro Woche, um Wikipedia und die ganze Infrastruktur drumherum zu betreiben.

Eine Theorie, was konkret gemeint ist mit den 480.000 Euro / Woche verlieren, gibt es noch in den Kommentaren:

Es geht hier tatsächlich um den Betrag, der durch PayPal und die Kreditkartenzahlungen über Datacell (siehe http://www.heise.de/tp/blogs/8/148903) bei Wikileaks wöchentlich gespendet wurde, bevor auf Druck der US-Regierung PayPal und Visa / Mastercard die Konten gesperrt haben. In der Tat ist die jetzt verbliebene Möglichkeit der Banküberweisung offenbar eine deutlich höhere Hemmschwelle und das Spendenaufkommen entsprechend deutlich niedriger. Ob dieses “Mißverständniss” nun durch die Übersetzung des französischen Artikels in das deutsche, oder durch das ursprünglich in englisch geführte Interview (!) ins französische entstanden ist, kann ich nicht sagen.

30 Ergänzungen

  1. Hmm…mein Mirror hat noch nix abgeworfen. Vllt sollte ich dem Assange mal meine Kontonummer mailen.

    Nun mal ehrlich: Wikileaks will staatliche Transparenz, weigert sich aber, Quittungen auf den Tisch zu legen.

  2. In der originale Quelle ist von ‚Verlusten‘ die Rede. Kann man das mit ‚Kosten‘ gleichsetzen, oder kostet alles noch mehr und das ist nur die Differenz zu reinkommenden Geldern? Etwas mehr Transparenz wäre schon schön bei Wikileaks.

    1. @Lilian: Ich hab leider nur Agenturquellen und kein französisches Originalinterview gefunden. Meinst Du das oder die verlinkte AFP-Meldung? Ich gehe ansonsten von Kosten aus und nicht von Verlusten.

  3. Also in der verlinkten AFP Meldung steht tatsächlich Verluste. Darunter verstehe ich Kosten abzüglich Einnahmen. Demnach wären die Kosten noch höher… Tatsächlich eine heftige Nummer.
    Vielleicht wird jedoch auch nur so viel Gejammert, um mehr Spenden einzuholen, wäre ja nun auch keine vollkommen weltfremde Taktik. Aber es fällt schon auf, wie oft/häufig wikileaks auf Twitter etc. zu Spenden für sich aufruft, vor allem natürlich direkt nach Leaks.
    Wäre schön mal Bilanzen zu sehen.

  4. Wie viel kostet denn das Hosting eines Datenpakets wie der Cables bei Amazon. Dann müsste man die Serverkosten doch etwa ausrechnen können (wobei sie nun dank Mirrors doch geringer ausfallen dürften als als es noch nur eine WL-Seite gab)

  5. 500 000 Euro
    das können 500 freie Mitarbeiter weltweit mit 4000 Euro Lohn im Monat sein und dabei ist immer noch kein Server bezahlt.
    Aktuell ist die Mitarbeit bei wikileaks ja nun kein Wattepusten mehr.

    Bei Wikipedia arbeiten zumeist Ops und Admins für umme, soweit mir bekannt ist.
    Die Größenordnung ist doch nicht so exorbitant wie sie hier als Zahl verkauft wird.

  6. „Wir verlieren über 600.000 Franc die Woche, seitdem wir angefangen haben, die US-Depeschen zu verbreiten. Um unsere Aktivitäten fortsetzen zu können,müssen wir einen anderen Weg oder eine andere Methode finden, diese Summe wieder einzuspielen.“ Ganz eindeutig ist von Verlusten die Rede, nicht von Kosten.

  7. Um den Wikimedia-Vergleich noch genauer einzuordnen, hier findet man den Annual Report 2010/2011 der Wikimedia Foundation:

    Auf Seite 21 gibt es eine kurze Aufschlüsselung des Gesamtbudgets von 20,4 Mio $ im laufenden Jahr. Das reine Internet Hosting kostet demnach gerade 1,837 Mio $ im Jahr, also etwa 35k pro Woche. Das meiste restliche Geld wandert in Gehälter und die Geschäftstelle in San Francisco. Wenn Wikileaks 500k ausgibt, dann wird also der allergrößte Teil ebenfalls Gehälter sein, sonst könnte man unmöglich auf solche Summen kommen.

  8. Ich finde den ganzen Hype um Wikileaks seltsam. Was steht das schon tolles drin. Der Politiker X ist inkompetent, die Politikerin Y ist arrogant. Meist sind das keine Neuigkeiten, sonder das, was ohnehin die Runde macht. Der einige „Skandal“ ist, wie sehr sowas aufgebauscht wird. In Zeiten des Internet und Verfall des Datenschutzen (bzw. Nichtvorhandensein von Datenschutz in manchen Ländern) werden solche Sachen noch häufig passieren. Warten wir mal auf den nächsten Coup. Sicher im Sommer, um das Sommerloch aufzufüllen.

  9. Das könnte auch ne Musikindsutrie-Style Rechnung sein, a la „die Bequemlichkeit vieler Menschen würde diese nur zu Spenden via Kreditkarte veranlassen, da dieses in 90% der fällen verhindert ist, gehen wir von dem Spendenaufkommen zwischen Cablegate-Start und Mastercard/Visa-Freeze aus und rechnen das hoch“.

  10. Da werden sich ein paar PRler schön auf die Schultern klopfen, die Anti-Wikileak-Spin-Kampagne ist ja richtig schön aufgegangen wenn ich die Kommentare hier so lese…

  11. @sonja (18):
    Du trollst. In den Depeschen steckt eine Menge an echten Enthüllungen (z.B. die zu beschaffenden DNA-Proben von UN-Offiziellen) und quasi-offiziellen Bestätigungen von dem, was vorher nur als Vermutung im Raum stand (z.B. die Vorbereitungen und potentiellen Unterstützer eines Iran-Krieges).

  12. Ola! Habe einen Rechtschreibfehler entdeckt ;)
    Auf der Zeile 4 hast du „Belöstigung“ anstatt „Belästigung“ geschrieben.
    Keine Kritik, sondern nur ein Tipp.
    Mache selber leider auch zu viele Rechtschreibfehler auf meinem blog :(
    LG Kurt

  13. Übersetzung, Teil 1 ( der wichtigste Teil):

    Die verschiedenen Drücke/Verfolgungen, denen sie grade ausgesetz sind, könnten die ihre Aktivitäten beeinflussen?

    Vom persönlichen Standpunkt: nein. Ich sage auch, dass die Drücke (die Verfolgung) meine Überzeugung bestärkt haben. Aber aus einem finanziellen Gesichtspunkt ist das eine andere Sache. Wir verlieren mehr als 600.000 Franc pro Woche seit dem Beginn der Depeschen-Veröffentlichungen. Um unsere Aktivitäten fortzusetzen, ist es auf die eine oder Art und Weise nötig, das Geld einzutreiben/zu erlangen.

    Der Rest sagt undgefähr aus, dass er, wenn er mit seinem Buch Erfolg hat, knapp 1,1 Millionen „berühren“/erreichen kann.
    „Livre sterling“ sind PFUND Sterling.

  14. Es geht hier tatsächlich um den Betrag, der durch PayPal und die Kreditkartenzahlungen über Datacell (siehe http://www.heise.de/tp/blogs/8/148903) bei Wikileaks wöchentlich gespendet wurde, bevor auf Druck der US-Regierung PayPal und Visa / Mastercard die Konten gesperrt haben. In der Tat ist die jetzt verbliebene Möglichkeit der Banküberweisung offenbar eine deutlich höhere Hemmschwelle und das Spendenaufkommen entsprechend deutlich niedriger.

    Ob dieses „Mißverständniss“ nun durch die Übersetzung des französischen Artikels in das deutsche, oder durch das ursprünglich in englisch geführte Interview (!) ins französische entstanden ist, kann ich nicht sagen.

  15. @Peter Meier: Also die Übersetzung ist gut aber würde das Wort „pressions“ in diesem Fall mit „Belastungen“ übersetzen anstelle von Drück/Verfolgung.

    Wichtige finde ich auch dass er in dem Interview nicht nur sagt er könne 1,1 Mio Pfund verdienen in ein paar Jahren wenn das Buch ein Erfolg wird sondern auch dass er anders als von einigen vermeldet keine 1,5 Mio Pfund schon bekommen hat für seine Autobiographie.

    Und das Missverständniss kommt durch die Übersetzung des Französichen ins Deutsche den der Assange segnet sicherlich kein Interview ab welches Fragen über die Transparenz bei Wikileaks aufkommen lassen würde.

    Schönen Gruss aus Luxemburg

  16. @netzpolitik vielen Dank für euer Kostenloses und informatives Blog. Aber solche Artikel braucht die Welt nicht, ein bisschen mehr Recherche und Hintergrundinfo wäre angebracht, oder wenigstens eine echte Übersetzung.

    1. @Stefan: Danke für den tollen und konstruktiven Kommentar. mal auf den Gedanken gekommen, dass Du woanders dieselben Ergebnisse zu lesen bekommst (siehe verlinkte Agenturmeldung) und die Kommentarfunktion auch gut dazu da ist, Dich selbst an diesem kostenlosen und informativen Blog zu beteiligen?

  17. @18 sonja: Ach doch, da sind schon interessante Dinge dabei. Wenn man die Sachen teilweise vorher behauptet hatte, wurde man schief angesehen oder galt als Verschwörungstheoretiker. Oder auch als Atisemit, wenn man die nun schwarz auf weiß vorliegenden Schandtaten der Israelis vor sich hat.

  18. Das bezieht sich imho wirklich auf die entgangenen Spenden (und damit ist nichts darüber gesagt, wieviel WL noch reinkriegt, kostet/ausgibt, oder an Plus/Minus macht): HIER nennt Asange noch einzelne Posten für Visa und Paypal.

    Ich habs umgerechnet und mit den hier genannten Zahlen verglichen, kommt grob hin, liegt nochmal bißchen drüber.
    Wenn er da lieber zu hoch als zu niedrig geschätzt hat, von mir aus, sollen sie Visa und Paypal ruhig maximal auf die Eier gehen.
    Und wenn es stimmt und sie sogar ein fantastisches Plus machen (was ich nicht glaube), ich würde es ihnen gönnen. Auch nur normal, wenn während medialer Hoch-Zeiten ein Plus entsteht, die hören ja nicht auf zu arbeiten sobald mal Release-Pause ist.
    Und ich möchte für ein Greenpeace-Chef-Gehalt auch nicht mit Assange tauschen. Nur in kühnen Träumen. ^^

    Warten wir doch einfach mal auf die angekündigten Zahlen der Wau Holland Stiftung und richten dieweil den kritischen Blick dahin wo er am dringendsten und berechtigsten ist.
    Niemand muss Steuern zahlen an WL. ;-)
    youtube: Debtris, UK
    youtube: Debtris, US

  19. Nun, bisher habe ich noch nie gehört, dass jemand in Sachen GEZ wissen wollte, WAS genau mit den Gebühreneinnahmen passiert…:-)

    Inzwischen gibt es laut wikileaks.ch auch wieder die Möglichkeit, via Paypal zu spenden: über das Konto der Anwälte http://www.fsilaw.com

    Krass finde ich, dass Visa und Mastercard beispielsweise Ku Klux Klan Supporter-Organisationen nicht zu blocken scheinen. Da zeigt sich eine Doppelmoral, die wohl Teil des menschlichen Daseins ist….

    Zitat aus der SZ vom 8.12.2010:
    Auf der Internetseite der Knights Party (The Knights of the Ku Klux Klan) heißt es: „Spenden Sie online mit Ihrer Visa/Mastercard“. Einzige Voraussetzung der Extremisten: Der Geldgeber möge „weiß und nicht von gemischtrassiger Abstammung sein.“ Auch ein „nicht weißer“ Ehepartner ist ein Ausschlussgrund.

    DAS verursacht bei mir mehr Bauchweh, als die Frage, wieviel Wikileaks kosten darf oder nicht.

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