Quarks & Co: GAU in Japan

Gestern Abend berichtete Quarks & Co im WDR über „GAU in Japan – Wie groß ist die Gefahr?“. Und das war bisher die beste Sendung zum Thema, um einen (technischen) Überblick zu erhalten, was da gerade in Japan passiert ist. Die Sendung gibt es auch als 145 MB große MP4 im Podcast.

Quarks & Co geht der Frage nach, was genau in den japanischen Unglücksreaktoren passiert ist. Ranga Yogeshwar beschreibt außerdem die technischen Szenarien, die in den nächsten Tagen passieren könnten. Außerdem erklären wir, was genau in einem atomaren Brennelement passiert, und wie sich das gefährliche Stoffgemisch darin zusammensetzt. Ein Ausblick darauf, was genau auf Japan zukommt, ist nur schwer möglich. Aber am Beispiel Tschernobyl lässt sich zumindest abschätzen, was im schlimmsten Falle geschehen könnte.

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21 Ergänzungen

  1. In diesem Zusammenhang empfehlenswert:

    Quarks & Co vom 09.11.2010, „Atommüll-Endlager verzweifelt gesucht“, ~ 150 MB

    http://medien.wdr.de/m/1289332800/quarks/wdr_fernsehen_quarks_und_co_20101109.mp4

    Drei interessante Zitate aus der Sendung:

    # „Erinnern Sie sich noch an Tschernobyl? Jod 131? Es regnete auch hier über Deutschland. Da wurde Salat, Gemüse entsorgt wegen Jod 131. Doch wenn man sich die Menge mal anschaut, die gesamte Menge an Jod 131, die über Deutschland herunter regnete, sie ist winzig, nämlich hier, etwa einmal dieser Fingerhut voll. Genau das kennzeichnet Radioaktivität: winzige Mengen mit katastrophalen Folgen“

    # (Yogeshwar steht vor einem Brennelement) „Wenn das hier ein abgebranntes Brennelement wäre, dann dürfte ich in einem Meter Abstand etwa eine Minute leben. Mehr nicht.“

    # „Wenigstens die nächsten 40.000 Generationen müssen wir [vor abgebrannten Brennelementen] schützen“

    „gerade mal 80 Generationen [zurück] und wir landen bei der Geburt Christi. (…) Wir müssen weiter zurück. Und zwar 400 Generationen in der Vergangenheit. Wir landen in der Phase, in der Menschen begannen, sesshaft zu werden und sich Landwirtschaft entwickelt. (…) 1.200 Generationen in der Vergangenheit: es ist der Beginn der Kultur, die ersten Höhlenmalereien entstehen. (…) Wir müssen zurück in eine Zeit, wo der Homo erectus lebte, also der Vorgänger des modernen Menschen. 40.000 Generationen zurück. (…) Vor eine Million Jahren.“

    „Wie kann man den hochradioaktiven Müll überhaupt über einen solch langen Zeitraum sicher verwahren?“

  2. @Tharben: Wie man den Müll sicher verwahren kann?

    (Mit an absoluter Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) gar nicht.
    ..zumindest nicht mit der Technologie, die uns zur Zeit zur Verfügung steht.

  3. @anon (8):
    Wenn du das Zeug zur Sonne schießt, kommt es vielleicht wieder zurück (wg. Sonnenwind)

  4. Mitgefühl, Hochachtung und verantwortliches Handeln

    Mein aufrichtiges MITGEFÜHL gilt all denen, die in Japan unverschuldet durch die Auswirkungen der beiden Naturkatastrophen ihre Angehörigen sowie ihre materielle und berufliche Existenz verloren haben.
    Ich wünsche allen Menschen, die sich in der Region befinden, dass sie keine weiteren Schäden erleiden mögen. Mögen die himmlischen Mächte mit Ihnen sein!
    Meine allergrößte HOCHACHTUNG gilt jedoch den Menschen, die in Fukushima I verzweifelt – und ohne Rücksicht auf ihre eigene körperliche Unversehrtheit – versuchen, den physikalisch unabwendbaren Super-Gau doch noch zu verhindern. Diese Menschen wissen besser als alle anderen, dass sie nach der Devise handeln: Du hast keine Chance, nutze Sie!
    Weshalb ist das so? Die Ursache liegt in der Thermodynamik des Siedens. Seit Einführung der Dampfkessels Anfangs des 19. Jahrhunderts fürchten die Techniker nichts mehr als den Fall des FILMSIEDENS (Googlen).
    Dieser physikalische Effekt ist IMMER die zwangsläufige Folge eines zu hohen Wärmeeintrags in die Wärmeerzeugeroberfläche und das diese umgebende Kühlmedium mit der Folge, dass durch den gasförmigen Film auf der Oberfläche die Wärmetransportfähigkeit um bis zu mehrere Zehnerpotenzen geringer wird. Bei der Überschreitung dieses Punktes kommt es aufgrund der entstehenden Dampfmengen zu einem enormen Druckanstieg. Kann dieser Druckanstieg nicht durch die sofortige Unterbrechung des Wärmeerzeugungsprozesses abgefangen werden, folgt daraus zwangsläufig der Kesselzerknall.

    Auf der Homepage des japanischen MIT (http://mitnse.com/) wird in dem Beitrag ’What is Desay Heat?’ auf die entstehenden Energien aus der nuklearen Zerfallswärme für die Blöcke 1 bis drei des KKW Fukushima I ab der NOT-Abschaltung verwiesen.
    Ich möchte hier niemandem mit so langweiligem ingenieurwissenschaftlichem Kram wie spezifische Wärme usw. auf den Keks gehen. Aber den aus den Angaben des MIT resultierenden Kühlwasserbedarf (1. Näherungsrechnung für ΔT = TAblauf – TZulauf ≤ 30 K ohne Berücksichtung der Wärmeleitungskoeffizienten usw., s. Wikipedia) möchte ich hier einmal kommunizieren:
    1. Zeitraum 11.03.2011 von 14:46 bis 15:30 – Generatorausfall > 2.700.000 m³
    2. Zeitraum 11.03.2011 von 15:31
    bis 12.03.2011, 08:00 – Notstrombatterien erschöpft > 5.200.000 m³
    3. Ungedeckter Kühlwasserbedarf
    vom 12.03., 08:01 bis 17:03.2011, 08:00 >. 78.000.000 m³
    4. Kühlwasserbedarf für ein Jahr bis zum 12.03.2012 > 4.400.000.000 m³
    Hierbei sind die durch die Dampf- und H2-Explosionen in den zerstörten Abklingbecken befindlichen Brennstäbe der Blöcke 1 bis 3 und die in dem Block 4 trocken gefallenen nicht erfasst! Diese benötigen mindestens noch einmal ebenso viel Kühlwasser.

    VERANTWORTLICHES HANDELN bedeutet daher, dass keine technischen Einrichtungen errichtet oder betrieben werden dürfen, bei denen nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei Eintreten des Filmsiedens die Wärmezuführung unverzüglich unterbunden werden kann. Das ist bei KKWs nie der Fall!

    Unsere KKWs sind sicher? Die Physik lässt sich keine Befehle erteilen. Von Niemandem!!! Schon gar nicht von interessengesteuerten Lobbyisten, Managern und Politikern.

    R. R. Volkmar

  5. Dass sie noch keinen Weg gefunden haben, das Zeug zur Sonne zu schießen …

    Gehen würde das. Da kommt auch nichts zurück bzw. könnte man es ja auch woanders hin schiessen, aber wie soll das gehen? Mit Raketen?

    Die aktuelle Ariane Rakete hat eine Tragfähigkeit von 10 Tonnen – wir haben in Deutschland etwa 12500 Tonnen hochradioaktiven Müll, also 1250 Raketenstarts allein für Deutschland? Und wenn nur eine „die Challenger“ macht, können wir einpacken.

  6. Interessant. Herr Yogeshwar hat wohl seine Meinung geändert, ich erinnere mich, ihn vor ein paar Jahren in Talkshows deutlich zu argumentieren, dass das Restrisiko beherrschbar sei. Leider fällt mir nicht mehr ein, wann & wo genau.

  7. Ich bin ja nur froh, dass die bisher Größten Anzunehmenden Unfälle (GAU) in Schwellenländern wie USA (Three Mile Island) Sowjetunion (Tschernobyl) und Japan (Fukushima) passierten. Unfälle, die eigentlich nach Risikoberechnungen extrem selten (einmal in tausend Jahren) auftreten dürften. Zur Erinnerung: Die Atomindustrie ist gerade mal ca. 50 Jahre alt. Ein Trost: In wirklich hochentwickelten Ländern wie Deutschland und Frankreich ist so ein GAU noch nicht passiert. Das lässt doch hoffen – oder???

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.