Lustige Idee des Pentagon-Sprechers: Pentagon fordert Dokumente zurück.
„Wir wollen alles, was Wikileaks hat, zurückhaben und wir wollen, dass Wikileaks alle Kopien löscht.“ Die Rede ist von den rund 76.000 größtenteils geheimen Dokumenten aus dem Afghanistankrieg, die Wikileaks vor knapp zwei Wochen veröffentlicht hat, sowie von den 15.000 weiteren Dokumenten, die die Whistleblower-Plattform noch zurückhält, weil deren Inhalt das Leben von Informanten gefährden könnte. „Wir verlangen, dass sie das Richtige tun“, so Morrell weiter. „Wenn das Richtige nicht gut genug für sie ist, werden wir uns überlegen, was für Alternativen wir haben, um sie dazu zu zwingen, das Richtige zu tun.“
Kann man ja mal fordern. Am besten ausdrucken und per Post zurückschicken.
Ein guter Artikel dazu ist dieser:
http://www.boingboing.net/2010/08/05/pentagon-orders-wiki.html
da wird auf das berühmte „Spinnenbild“ verlinkt:
http://www.27bslash6.com/overdue.html
Beim Ausdrucken aber bitte darauf achten, dass der Drucker nicht eine eindeutige Kennung mit auf das Papier druckt. Würde ansonsten womöglich die Identifizierung unschön vorantreiben…
Das Ausdrucken kann ja auch einfach irgendein Nutzer übernehmen. Es gibt ja mittlerweile zig Kopien der Warlogs :-)
Kann man eigentlich einen Link so an ein Faxgerät schicken das dieses die Seite hinter dem Link ausdruckt?
Dazu müsste das Faxgerät einen Browser eingebaut haben, um die Seite dann wie gewünscht darzustellen. Wäre mal eine Idee für ein Sondermodell.
„dass Wikileaks alle Kopien löscht.“
m( Was wollen die damit erreichen?? Die Dokumente bleiben trotzdem erreichbar und im Umlauf. Weil was einmal im Internet war, bleibt im Internet :) Oder wollen Sie alle jagen der im Besitz dieser Dokumente ist? Zutrauen würde ich denen das ja :P
Hier ist das Original-Video der Pressekonferenz:
http://www.c-span.org/Watch/Media/2010/08/05/HP/A/36637/Defense+Department+Press+Briefing.aspx
Die betreffende Passage kommt gleich in den ersten Minuten und wird in der nächsten halben Stunde gefühlt auf jede Frage 5mal wiederholt.
Das ganze Ding klingt wie eine zufallsgenerierte Endlosschleife aus den Bausteinen:
„do the right thing“
„property of the US government“
„return/give back all versions of the documents“
„delete from their website“
„minimize harm“
Besonderst lustig fand ich als irgendwann (ab 10:00 in dem vid) jemand fragt ob denen denn die Documente fehlen, wenn Wikileaks sie zurückgeben soll. Darauf er sichtlich irritiert „Nothing is missing as far as we can tell. But they do notbelong to anyonebut us. We want watever they have returned to us…“
*lach*
hat einer die Adresse? ;-)
All your log are belong to us.
„Wenn das Richtige nicht gut genug für sie ist, werden wir uns überlegen, was für Alternativen wir haben, um sie dazu zu zwingen, das Richtige zu tun.“
Achso, das Pentagon entscheidet also darüber was richtig und was falsch ist. Interessantes Demokratieverständnis.
Das Problem dabei ist die Drohung im letzten Satz „Wenn das Richtige nicht gut genug für sie ist, werden wir uns überlegen, was für Alternativen wir haben, um sie dazu zu zwingen, das Richtige zu tun“. Dieser Zwang kann z.B. auch die Verurteilung von Assange (je nach Bundesstaat oder angewandtem Recht/Kriegsrecht läuft das auch auf ein Todesurteil wegen Landesverrats hinaus) beinhalten und die Verschleppung von ihm durch FBI oder CIA in die Vereinigten Staaten um das Urteil zu vollstrecken. Nach dem Memorandum „Authority of the Federal Bureau of Investigation to Override International Law in Extraterritorial Law Enforcment Activities“ hat der FBI dazu das „Recht“, da Assange kein US-Bürger ist und somit nicht die Rechte eines US-Bürgers in Anspruch nehmen kann. Aufhalten würde sie jedenfalls vermutlich niemand. Man würde eine Weile im WWW rumheulen und danach wieder gegen die bösen „Schurkenstaaten“ Iran und Pakistan wettern. So lustig finde ich es daher nicht, was der Pentagon damit im Prinzip angekündigt hat. Die Aussage kann man auch leicht als „Wir ziehen die Wikileaks-Mitarbeiter, die wir kennen, aus dem Verkehr, wenn ihr die Dokumente nicht vom Netz nehmt“ interpretieren. Und jeder einigermaßen technisch Versierte weiss, dass man einmal veröffentlichte Sachen zumeist nur schlecht bis gar nicht aus dem Web nehmen kann. Das ist wie die damalige Drohung gegen den Irak: „Wir greifen euch an, wenn ihr eure Massenvernichtungswaffen (die ihr nicht habt) nicht rausrückt.“ Nun heisst es halt „Wir killen eure Wikileaks-Mitarbeiter, wenn ihr nicht die (unmöglich aus dem Web zu entfernenden) Dokumente aus dem Web entfernt.“
Ist Euch der Tonfall aufgefallen, den der Pressesprecher benutzt?
Nun, es geht hier eher um ein psychologisches Machtspiel, als dass wirklich irgendwas gelöscht wird. Man will testen inwieweit WL bereit wäre zu kooperieren. Denn jeder weiß ja, was mit denen passiert, die nicht mit den USA kooperieren wollen…
Nicht ohne Grund arbeiten alle Wikileaks-Leute – von Julian Assange und „Daniel Schmitt“ abgesehen, undercover.
Ich nehme nicht an, dass die amerikanische Regierung gegen Assange vorgeht.
Weder im Sinne eines „Kills“ – das traue ich denen zwar zu, aber Assange steht zu sehr im Rampenlicht – noch im Sinne eines Prozesses, denn den werden sie wohl verlieren.
Nur weil das Pentagon meint, Wikileaks habe nicht dieselben Rechte Dokumente zu leaken wie eine Zeitung, wird daraus kein Faktum.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das die obersten Richter anders sehen. Und selbst wenn nicht – ein Jahre andauernder, heiß diskutierter Prozess über mehrere Instanzen, mit Sachverstand geführt und medial begleitet, wäre PR-technisch ein Desaster und könnte unangenehme politische Diskussionen und Entwicklungen beschleunigen.
Hinzukommt noch die offene Drohung der Wikileaks-Leute – das 1,4GB-File – das ein Bluff sein kann, aber nicht muss.
Ich halte ein tatsächliches Vorgehen gegen einzelne Personen für unwahrscheinlich – sinnvollstes Vorgehen dürften eher Drohungen sein und der Versuch, per Zensur, Cyberwar und blockieren von Geldmitteln Wikileaks down zu bekommen.
@bitnetworx (11):
Stimmt, die unverholene Drohung die im Raum steht ist zwar im Detail unausgesprochen, aber doch recht eindeutig wenn man sich die Geschichte und neuere öffentliche Forderungen anschaut.
Allerdings ganz so dramatisch ist es nicht. Auf derselben Pressekonferenz wird er auch gefragt wie Wikileaks das denn anstellen soll, da das Zeug ja schon im Netz kursiert. Die Antwort ist das sie explizit die Daten von *ihrer* Website nehmen sollen und (nochmal die irrsinnige vorstellung) das Material in *ihrem* Besitz „dem rechtmässigen Besitzer zurückgeben sollen“. Was mit dem zeug passieren soll das sonstwo kursiert, das ist dann n anderes Thema.
Aber wie realitätsfern der Typ ist, zeigt sich als er drauf angesprochen wird das die NY Times ja zB auch das Material hat. Seine Antwort (sinngemäss): „Soweit ich weiss haben die Times das Material nur einsehen dürfen, sind aber nicht im Besitz davon“.
Der stellt sich das glaube ich wirklich so vor als hätte Wikileaks n paar Kartons mit den Akten bekommen und die Journalisten nurmal reingucken lassen und realisiert nicht das „Besitz“ und „Einsicht“ bei digitalen Daten ein und dasselbe ist…
„If we can get this off the Internet“
ROFL
Ausserdem sagen sie, sie wüssten nicht, ob die NJT die Daten als Kopie hat und dass es die Daten NUR bei Wikileaks gibt.
Dass es diese Daten auch zum Download gibt scheint keine Rolle zu spielen.
Das ist eigentlich ein Aufruf zum DDOS.
Wenn die das wollen, sollten wir das eigentlich machen. Ich schick ihnen meine Kopie, du deine, etc…
;-)
Das wirklich krasse daran ist doch, dass die Reporter genauso bescheuert sind. Ich hab mir das auf C-Span komplett angeguckt und da fragen Reporter doch glatt ob Akten auf Papier weg sind, dabei stand doch von Anfang an fest, dass es sich um digitale Kopien handelt. Wie stellen die sich das auch vor? Wenn jemand Wikileaks 91.000 Akten (!) in Papierform übergeben hätte, wie hätte das unbemerkt bleiben können? Wie viele Laster wären das gewesen?!? Wieso hätte die US-Regierung in dem Fall nicht von Anfang an gewusst das was fehlt, wenn plötzlich ganze Aktenschränke leer wären…
Außerdem versäumen die Reporter es völlig, Geoff Morrell darauf anzusprechen, ob er etwa ein Zeitreisender aus der Vergangenheit ist, den niemand auf Entwicklungen der letzten 20 Jahre aufmerksam gemacht hat, bevor er auf diese Pressekonferenz geschickt wurde. Er hat ja wirklich mehr als betont, dass er alle Kopien als vernichtet betrachtet, wenn Wikileaks diese von der Website nimmt und das nur jeder Tag, den die Kopien DORT vorgehalten werden ein Problem ist. Es macht auch echt an keiner Stelle Sinn. Warum würde er wollen das Wikileaks die Sachen „zurück gibt“, wenn es doch schon reichen würde die Sachen auf der Website zu löschen – mehr können sie doch sowieso nicht mehr machen. Wenn sie die Daten außerdem haben wollen, können sie sie ja einfach von Wikileaks selbst herunterladen (haben die doch höchstwahrscheinlich sowieso sofort gemacht) und brauchen deren Hilfe nicht um etwas zu übergeben…
Es wird wirklich schwer sein das noch zu parodieren, ich fragte mich stellenweise ob das nicht bereits ein Komiker ist. Noch absurder wäre es schwerlich gegangen.
Fun Fact: An einer Stelle zitiert er grob (natürlich unbewusst) Darth Vader aus Empire Strikes Back, die Stelle wo Lando Calrissian zu ihm geht um sich über den Deal zu beschweren, und Darth Vader ihm drohend antwortet „bete lieber das wir nicht noch weitere Änderungen vornehmen“. :D
Wetten das 1,4 gig file enthält SWIFT, Passagierdaten usw.?! Sorry für offtopic. Fällt mir gerade so ein. Was sonst gibt es an großen Daten, die die USA für nicht so witzig halten
@flshmb:
Bei den 1,4 GB fallen mir da spontan die 240.000 (?) „diplomatic cables“ ein, die Manning angeblich auchnoch geleakt haben soll… Würde zumindest von der Dateigrösse grob passen. ;)
Können wir das Erfolgskonzept der Datenrückgabe eigentlich dann auch auf Urheberrechtsverstöße ausweiten? Also, dass die „geklauten“ mp3s dann den „Besitzern“ „zurückgegeben“ werden?
Glück für Wiki das es kein Land ist. Sonst würden nächste Woche die Bomber losfliegen…
@ElBarto
Vielleicht bombadieren sie Island – die hat ja schon jemand aufgefordert, die nicht-existenten Wikileaks-Server in ihrem Land abzuschalten.
Können sie gleich noch das Geld mitnehmen, das Island bei der Finanzkrise unterschlagen hat…
@rc das ist eine Pressekonferenz. Da fragen Agenturjournalisten, um Aussagen zu haben. Das heisst es wird ein Statement benötigt. Hier agiert auch der Pressesprecher immer im Hinblick auf die Verwertung der Aussage.
„Ich hab mir das auf C-Span komplett angeguckt und da fragen Reporter doch glatt ob Akten auf Papier weg sind,…“
Z.B. für einen fertigen Artikel:
* Morell sagt zurück mit den dokumenten
* Kritiker sagt, so ein Blödsinn
* Morell bestätigte, dass dem Pentagon keine Dokumente fehlen.
Um Baustein 3 zu bekommen, musst du diese Aussage provozieren.
Schmeißt einer das Sandkorn eines anderen in die Wüste Sahara, will der andere es wieder haben.