Taz.de berichtete am Wochenende über „Schäubles Abhörzentrale“. Dieser Text stand nicht lange online und erstmal wurde auf der Seite davon berichtet, dass der Artikel aus „rechtlichen Gründe“ runtergenommen wurde. Aus den „rechtlichen Gründen“ wurden dann bald „technische Gründe“. Schnell schossen Verschwörungstheorien aus dem Boden, dass dahinter Schäuble oder eine andere Institution stecken könnte, die unliebsame Berichterstattung verhindern will. Der Artikel stand bald auch dokumentiert auf Wikileaks.
Mittlerweile findet sich ein weiterer Hinweis auf Taz.de:
Dass wir den Text aus dem Netz genommen haben, ist nicht, wie irrtümlich geschrieben, aus rechtlichen Bedenken etc. geschehen und Herr Schäuble hat uns dazu auch nicht aufgefordert oder gezwungen. Wir wollen ihn inhaltlich nachbessern und veröffentlichen Anfang der kommenden Woche zum Thema eine aktualisierte Version des Textes.
Das sieht danach aus, dass der Artikel runter genommen wurde, weil das Qualitätsmanagement nicht klappte und einige inhaltliche Fehler in dem Artikel eingeflossen sind. Ist ja auch Sommerzeit und da sind viele im Urlaub. Wenn man sich den Artikel genauer durchliest, findet man auch einige Fehler, z.B. dass in der Abhörzentrale die Vorratsdatenspeicherung durchgeführt wird. Das stimmt natürlich nicht: Die Provider speichern die Daten der Vorratsdatenspeicherung, auf die dann die Sicherheitsbehörden zugreifen können. Ich bin mal gespannt, wie der neue angekündigte Text ausfallen wird. Etwas schade ist, dass die Krisenkommunikation durch taz.de nicht einwandfrei geklappt hat. Hier hätte man sofort transparent die Gründe offen legen sollen, um der Verbreitung von Gerüchten entgegen zu wirken.
Update:
Hier ist das Drama um den Taz.de Artikel zur Bundesabhörzentrale anschaulich dokumentiert.
Tja, das Internet vergisst nie.
Der Artikel ist sehr lesenswert, kein Wunder das er momentan nicht erwünscht ist (von den da oben).
@Paradiesstaub: Vielleicht hab ich mich oben falsch ausgedrückt: Der Artikel war fehlerhaft und es scheint, als ob die Taz ihn selbst aus Qualitätsgründen zurückgezogen hat.
Auch wenn der Artikel Inhaltliche Fehler enthält, die Zitate werden ja wohl stimmen. Interessant finde ich z.B das Zitat von Hans Christian Ströber auf Seite 3.
Ströber? Hat der neuerdings geheiratet und jetzt einen anderen Namen, oder wie darf man das verstehen? ;)
SCNR
Ist wirklich besser, den Artikel nochmal zu überarbeiten… z. B. auch „Bei E-Mails und Handys werden die Inhalte erfasst“.
Der Fehler mit der Vorratsdatenspeicherung in der Abhörzentrale kommt vielleicht durch die Verknüpfung im TKÜ-Gesetz.
Ansonsten gab’s auf SPon auch mal nen Artikel dazu:
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,640398,00.html
Eines muss man unserem heissgeliebten Terrorabwehrminister ja lassen, er geht konsequent seinen Weg.
Ich frage mich immer, aus einer echten Überzeugung heraus oder wegen der meinungsbildenden schwarzen Koffer.
Soll die taz doch einfach zugeben: Der Text ist inhaltlich schlecht und steckt derart voller Fehler, dass wir nicht anders konnten, als ihn einzustampfen. Dumm gelaufen.
Mir ist die nachträgliche Änderung von fehlerhaften Onlineartikeln bei taz.de schon vor einiger Zeit aufgefallen. Mein Kommentar, mit der bitte Änderungen zu dokumentieren z.B. in Form eines Updates, wurde nicht freigegeben. Der Fehler in der ersten Version des Artikels war nicht schwerwiegend, aber ich hatte mich über die undokumentierten Änderungen geärgert, da plötzlich einige Leserkommentare völlig sinnfrei waren und Leser der späteren Version nicht nachvollziehen konnten wovon überhaupt die Rede war. Ich habe mich damals schon gefragt wie die taz wohl mit schwerwiegenderen Fehlern umgeht, wenn sie schon so mit Kleinigkeiten verfährt. Das Ergebnis sieht man jetzt.
Habe gerade das PDF Dokument auf wikileaks durchgelesen und da hab ich mich an etwas erinnert über das Anne Roth auf ihrem Blog vor einigen Wochen berichtet hatte. http://bit.ly/LtXYJ
Das BVA hatte damals eine Stellenausschreibung als ObservantInnen online. Leider gibt es diese Seite nicht mehr und im Google-Cache hab ich es auch nicht gefunden. Jetzt wird mir aber klar wofür sie die Observanten brauchen. Auf Wiedersehen Freiheit, Hallo Stasi! Das macht mir Angst.
Das ist einer der (leider inzwischen üblich) schlecht recherschierten Artikeln zu Netzpolitik in der taz. Ich hoffe ja, daß mit der neuen Chefredaktion die Qualität wieder steigt…
Irgendwie lustig.. inzwischen scheint sich der herausgenommene fehlerhafte Originalartikel genauso im Netz zu verbreiten, als wäre er noch online bei der taz.
Bin mal gespannt, was in der korrigierten Fassung stehen wird, wobei ich etwas stutze, wie lange diese „inhaltliche Nachbesserung“ dauert. Na, vielleicht möchte man ja noch aktuelle Statements einbauen…
Der Artikel ist wieder Online